Zum Abschied ein Rückblick

Kinder- und Jugendforum

Zum Abschied ein Rückblick

Eine Institution löst sich auf – Größter Erfolg: Erhalt der Bücherei

„Nach fast 25-jähriger Tätigkeit haben wir beschlossen, unsere Arbeit zu beenden und unser verbleibendes Geld dem neugegründeten Verein „Buchstütze“, den wir mit gegründet haben, zur Verfügung zu stellen“, erklärt Ute Acker-Wild vom Kinder- und Jugendforum: „Da der Erhalt der Stadtteilbücherei der größte Erfolg des Forums war, halten wir dies für folgerichtig“, sagt die 64-Jährige.
Mit einem kleinen feierlichen Akt soll das Ende der Einrichtung beim Ranzenbrunnenfest am 7. September begangen werden. Dabei sollen an einem „Erinnerungsparcours“ die einzelnen Stationen des Forums nachgezeichnet werden.
Seinen Anfang nahm der Zusammenschluss im Januar 1990. Frauke Schneider (Leiterin der Meister-Schule), Elisabeth Schmitt, Ute Flegel und Ute Acker-Wild waren besorgt über den hohen Anteil an Stimmen für rechtsextreme Parteien im Frankfurter Westen bei der Kommunalwahl 1989 sowie Probleme mit Jugendlichen im Stadtteil. „Wir haben uns gefragt: Was können wir machen?“, erinnert sich Ute Acker-Wild. Zunächst einmal sollte versucht werden, alle, die im Stadtteil mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben, an einen Tisch zu bekommen. Unparteiisch, effektiv und kontinuierlich sollten Lösungen gesucht und gefunden werden. Das Forum gründete beispielsweise eine Eltern-Hortinitiative, die dazu führte, dass an der Ludwig-Weber-Schule ein Hort mit 20 Plätzen eingerichtet wurde. Es formulierte Eingaben für die Verkehrsplanung am Sindlinger Kreisel (an dem sich bis heute allerdings nichts getan hat) und wirkte bei der Neugestaltung des Spielplatzes in der Hermann-Brill-Straße mit. In der Zusammenarbeit mit Kindern, Anwohnern und verschiedenen Sindlinger Gruppierungen nahm das Forum in ehrenamtlicher Arbeit vorweg, was seit 2008 das Quartiersmanagement auf professioneller Basis unter dem Begriff der „Aktiven Nachbarschaft“ leistet.
Für ihre Aktionen suchten die Mitglieder stets Partner aus Parteien, Vereinen oder Institutionen. Zur Anlage eines Streetballplatzes zum Beispiel holten sie neben den Jugendlichen den örtlichen Bauverein, Jugendeinrichtungen, den TV Sindlingen und das Sport- und Badeamt ins Boot. „Auch die Skateboardbahn am Sportplatz ist unser Kind“, sagt Ute Acker- Wild. Als größten Erfolg betrachten die Mitglieder jedoch den Erhalt der Stadtteilbücherei.
Sie stand 2002 auf der Kippe. Die Stadt wollte Stadtteilbibliotheken schließen, um zu sparen. Die Sindlinger befürchteten, dass es auch ihre Einrichtung treffen könnte. Der Leiter der Bücherei hatte gekündigt, lediglich zwei Teilzeitkräfte hielten den Betrieb aufrecht. Dabei lägen die Ausleihzahlen dauerhaft an der Spitze aller städtischen Büchereien, werde die Zweigstelle intensiv von Sindlingern und Zeilsheimer genutzt, argumentierten die Forumsmitglieder. Sie schalteten den Ortsbeirat ein, schrieben an die Stadt, sprachen bei der Oberbürgermeisterin und in der Stadtverordnetenversammlung vor und organisierten einen Aktionstag vor der Bücherei und eine Demo. Sie wiesen utner anderem darauf hin, dass gerade Sindlingen etliche Probleme habe: Der Jugendtreff „Arche“ sollte verkauft werden, die Mädchenmedienarbeit war gefährdet, Vereine bekamen weniger Geld, soziale Unruhen durch männliche Jugendliche nahmen zu. „Wir fürchten um den sozialen Frieden, da auf der anderen Seite die Internationale Schule exzellente Bildungschancen für Kinder aus gut situierten Elternhäusern ermöglicht, während etablierte und sehr effiziente Angebote wie die Stadtteilbücherei gefährdet sind“, erklärten sie. Der Einsatz hatte Erfolg. Die Bücherei blieb.
Auch als es darum ging, die dioxinbelastete Sportanlage am Kreisel zu sanieren, engagierte sich das Forum. Weitsprunganlage und Laufbahn waren schon fünf Jahre gesperrt, die Sanierung sollte 20000 Mark kosten. Sindlingen stand aber erst auf Platz Zwölf der Prioritätenliste. „Wir haben beim Ranzenbrunnenfest ein Gewinnspiel organisiert und damit einen Grundstock gelegt“, sagt Ute Acker-Wild. Die Aktion führte dazu, dass der Sindlinger Sportplatz vorgezogen und noch im gleichen Jahr saniert wurde.
Mit dem Geld unterstützte das Forum daraufhin andere Projekte. Was davon noch übrig ist, soll dem neuen Förderverein der Stadtteilbücherei übergeben werden. Die derzeitigen Mitglieder Ute Flegel, Alexandra Olah (Leiterin der Kita 31), Kinderbeauftragte Claudia Ilg, Karin Ebert und Ute Acker-Wild wollen sich „richtig öffentlich verabschieden“, sagt Ute Acker-Wild: „Wir sind in die Jahre gekommen. Heute hat man andere Lebensinhalte, andere Anliegen“. Sie sei stolz auf das Erreichte, aber nun sei es gut. Es werde heute eine gute, professionelle Kinder- und Jugendarbeit im Stadtteil geleistet, mit guten Kooperationen, und der Regionalrat wirke sich positiv aus. Und deshalb löst sich das rein ehrenamtliche Kinder- und Jugendforum nun auf. hn

 

Stellwände gesucht

Mit Hilfe alter Plakate möchte das Kinder- und Jugendforum beim Ranzenbrunnenfest an seine Arbeit erinnern. „Dafür suchen wir Stellwände“, sagt Sprecherin Ute Acker-Wild. Wer dem Forum welche leihen kann, wird gebeten, sich mit ihr unter der Nummer 0151 212 55 249 in Verbindung zu setzen.