Gude Petrus! Hessisch zum Doodlache

Evangelische Gemeinde

Gude Petrus! Hessisch zum Doodlache

Mundart-Abend mit Rainer Weisbecker

„Ich babbel von der Lebber weg wie mer mei Schlappmaul gewachse is“! Fröhlich grinst Rainer Weisbecker in die Runde. Der Niederräder erzählt Geschichten und singt Lieder im schönsten Frankfurter Dialekt und bringt die Zuhörer ein ums andere Mal zum Lachen. Irgendwie passend, dass er sein Programm „Gude Petrus“ auf Einladung der evangelischen Gemeinde im gut besetzten evangelischen Gemeindehaus vorträgt. Und kein Wunder, dass dauernd jemand lacht. „Himmlisch Hessisch zum Doodlache“ lautet schließlich der Untertitel.
„Wir hatten 2012 schon einmal einen Frankfurter Abend“, sagt Pfarrer Ulrich Vorländer: „Das wollten wir auch dieses Jahr wieder machen. Hauptzweck ist, Menschen zusammenzubringen. Dazu ist die Pause genauso wichtig wie das Programm“, sagt er und blickt in Runde. Während Rainer Weisbecker mit Zuhörern plaudert oder eins seiner Mundart-Bücher verkauft, stehen die Besucher in Grüppchen beisammen, unterhalten sich, gönnen sich einen königlichen Schoppen. Die drei Erstplatzierten der Wahl zum Sindlinger Apfelweinkönig, nämlich Stefan Daube/Jörg Peters, Jochen Dollase und Markus Krämer/Wolfgang Scheh haben den Apfelwein gespendet, der jetzt ausgeschenkt wird.
Der Schoppen, das Stöffche, der Ebbelwoi spielt auch bei Rainer Weisbecker häufig eine Rolle. Wie könnte es anders sein in einem frankfurterischen Programm. Unter anderem erklärt der 60-Jährige, wie die Frankfurter „trotz ihrer Lahmarschigkeit zu ihrer Mundart kamen“. Als der liebe Gott die Dialekte vergab, ließen sich die Frankfurter Zeit. Während sie ihren Schoppen genossen, Grie Soß und Handkäs mit Musik erfanden, holten sich Berliner, Bayern, Sachsen und alle anderen ihre Dialekte ab. Als die Frankfurter endlich auch nachfragten, war keiner mehr übrig. Bedröppelt fragten sie: Wie sollen wir denn nun die Frau Rauscher besingen? Da sagte der liebe Gott: „Geht ham, trinkt en Schoppe und babbelt halt so wie ich…“
Ja, „voller Witz und voller Schneid, so babbele bei uns die Leut“, sang Weisbecker zur Gitarre. Die Mundart wurde ihm in die Wiege gelegt. „Sie wurde bei uns zu Hause bewußt gepflegt“, berichtet er. Stoltze war Pflichtlektüre, daneben fing er schon als Jugendlicher mit Akkordeon und Gitarre an. Er spielte Blues im Sinkkasten, blieb der Musik auch später, neben seiner Tätigkeit als Diplompädagoge in der Flüchtlingsbetreuung des Landes, treu. Seit Anfang der 70-er Jahre schreibt er selbst Gedichte, Geschichten, Lieder und Blues in Frankfurter Mundart. Seit zwölf Jahren ist das Hobby sein Brotberuf; überwiegend solo unterwegs, tritt er auch mehrmals im Jahr mit dem Sindlinger Mario Gesiarz als Frankfurter Mundart-Rezitations-Theater „Rezibabbel“ auf. Etliche Bücher hat er mittlerweile verfasst, abendfüllende Soloprogramme erstellt und CDs bespielt. Nächste Gelegenheit, ihn live zu erleben, ist am Samstag, 7. Dezember, 20 Uhr, in Dietzenbach mit dem hessisch-schrägen Weihnachtsprogramm „De perforierte Nickeloos“. Mehr zu Rainer Weisbecker im Internet unter www.mundartprojekte.de. hn

Mal mit Gitarre, mal ohne unterhielt Rainer Weisbecker die Besucher des Mundartabends. Foto: Hans-Joachim Schulz

Mal mit Gitarre, mal ohne unterhielt Rainer Weisbecker die Besucher des Mundartabends. Foto: Hans-Joachim Schulz