Musik uff de Gass: Musikalische Reise von Nord nach Süd

Musik uff de Gass

Musikalische Reise von Nord nach Süd

Fantastische Premiere eines ungewöhnlichen Festivals

Von Denise Best und Elke Lamprecht (Fotos)

„Musik uff de Gass“ – das war das Motto am letzten Samstag im Mai in ganz Sindlingen. Mit Pauken und Trompeten eröffneten die „Frankfurter Herolde“ die Premiere dieses Musikfestes. Bei schönstem Sonnenschein spielte der Fanfarenzug an der ersten Station, dem Parkplatz des Bauvereins in Sindlingen-Nord, vor knapp 120 neugierigen Zuschauern.
Im Anschluss begrüßte Organisatorin Inge Gesiarz das Publikum. Sie erzählte, dass nach monatelangen Vorbereitungen nun 14 Gruppen mit insgesamt 120 Akteuren den musikalischen Spaziergang durch Sindlingen mit 20 Konzerten gestalteten – und das ganz ohne Gage. „Alle Gruppen haben auf irgendeine Weise etwas mit Sindlingen zu tun, entweder wohnen sie in hier, stammen ursprünglich von hier oder proben hier“, erklärte Inge Gesiarz. Außerdem bedankte sie sich bei den Gastgebern, die den jeweiligen Austragungsort zur Verfügung stellten, sowie den ehrenamtlichen Helfern, die das Fest erst ermöglicht hätten.
Anschließend war die Gruppe „Fellblech“ an der Reihe, ein buntes Ensemble an Instrumenten aus Fell (Trommeln) und Blech (Blasinstrumente), das die Zuschauer mit einer guten Mischung aus afrikanischen und rockigen Klängen sowie dem Jazz-Klassiker „Fever“ begeisterte. Wer mehr hören möchte: Das Ensemble spielt am 27. Juni im Rahmen des Kultursommers Main-Kinzig-Fulda einen ganzen Abend lang im Schloss Philippsruhe in Hanau. Nach einer Zugabe ging es mit Akustik-Gitarre und souligen Stimmen weiter mit der Band „Cantabulous“, die es erst seit Oktober letzten Jahres gibt und die erst ihren zweiten Auftritt hatte, was das Publikum überhaupt nicht merkte und begeistert bei den bekannten Popsongs mitklatschte. Ein Nachbar mit angrenzendem Garten machte es sich mit zwei Freunden kurzerhand mit ein paar Stühlen auf dem Rasen gemütlich und genoss somit beste Sicht auf das Geschehen auf dem Bauvereins-Parkplatz. „Ich hätte nicht gedacht, dass in Sindlingen so etwas los ist“, sagte Ingrid Hampl, die im Dezember letzten Jahres von Rheinland-Pfalz nach Sindlingen zog. „Die Sindlinger sind wirklich nette Leute und das Musikfest ist eine gute Idee und für mich eine super Möglichkeit, die Menschen und den Ort kennenzulernen“, erklärte sie begeistert.
Bei der nächsten Station wurde es fetzig. Die Hip-Hop-Tanzgruppe „Hinnerhaus Crew“ zeigte erst ihr tänzerisches Können auf dem Hof der katholischen Kita St. Kilian, bevor Trainer und Tanzlehrer Hicham Mohib das Publikum aufforderte mitzutanzen. Mehr als 20 Frauen und Männer jeden Alters machten die einfachen Schrittkombinationen nach und tanzten mit. Im Anschluss schlugen „Freylax“ ruhigere, dennoch lebhafte Töne an. Mit Klarinette, Keyboard und Akkordeon spielten Daniel Bauer und Xaver Ludewig Klezmer-Musik, eine Art jüdischer Volksmusik.
Die restlichen Spielorte lagen im Sindlinger Süden. Ein Großteil der Besucher spazierte oder radelte gemütlich zu den nächsten Schauplätzen, für alle anderen, die nicht so mobil waren, bot Quartiersmanagerin Marja Glage ein Bus-Shuttle an.
Die „Bierlandschrummler“ spielten im Hof der Elektrobaufirma Schmitt eine bunte Mischung aus Rock- und Countrymusik, die das Publikum motivierte, bei den bekannten Hits, wie zum Beispiel dem Bob Dylan-Klassiker „Mighty Quinn“, mitzuklatschen und zu singen. Auch hier zeigte die „Hinnerhaus Crew“ nochmal ihre tänzerische Vielfalt. „Ich finde die super“, sagte Jolanda Schütz über die Tanzgruppe. „Die Idee dieses Festes ist toll. Endlich kommen die Leute mal raus. Es ist ja sonst so selten etwas in Sindlingen“, freute sie sich über den erlebnisreichen Tag. Martina Grünsfelder pflichtete ihr bei und lobte: „Hier ist für jeden etwas dabei“.
Nur ein paar hundert Meter, weiter im Hof der Vorsitzenden der Arbeiterwohlfahrt, Friedel Frankenberger, saßen die Gästen gemütlich bei Kaffee und Kuchen unter Pavillons und hörten den Country- und Schlager-Klängen des „Himmelblau Duos“ zu. Im Anschluss gab es etwas klassischere Töne von dem Duo „Das Musikpräsent“. Die klare Stimme der Sängerin bei „Somewhere over the rainbow“ hörte man schon von der Straße aus.
Mit Blues, Pop und Rock ging es währenddessen in der Hermann Brill-Straße mit der „Downstairs Rockband“ weiter. Sie präsentierte mit verschiedenen Gitarrenklängen, Bass, Saxophon, Blues-Harp, Drums und Sängerin Melli unter anderem Hits wie „Valerie“ von Amy Winehouse. In einer kurzen Pause zeigte die „Hip Hop Dance Crew“ des evangelischen Jugendclubs ihren einstudierten Tanz, von dem auch gleich eine Zugabe gefordert wurde. Im Anschluss gab Trainer Jhon ein Breakdance-Solo.
Dicht gedrängt standen die Zuschauer später auf dem Platz vor der katholischen Kirche St. Dionysius, als das „Harmonika-Orchester“ eine Kostprobe aus seinem breiten Repertoire bot. Abgelöst wurde das Orchester von dem Duo „Rovin‘ Folk“ (Ali und Claudia Schmidt), das Folksongs zum Besten gab – bis es das laute Läuten der Kirchenglocken um 18 Uhr alles übertönten. Im Anschluss formierte sich der Frauenchor Germania Frauenchor auf den Stufen der Kirche. Vorsitzende Traulinde Peters begrüßte das Publikum und stellte den neuen Chorleiter Michael H. Kuhn vor. „Es ist der erste Auftritt seit dem Chorleiterwechsel“, erzählte sie. Der Chorleiter selbst moderierte und ermunterte interessierte Zuhörerinnen, gerne dem Chor beizutreten. Das Publikum war begeistert von der Darbietung und spendete großen Applaus.
Zum krönenden Abschluss fanden sich die Zuschauer im Hof der Kita St. Dionysius ein, wo das Rockorchester der Heinrich-Böll-Schule spielte. Mit dem Sindlinger Viktor Gesiarz und dem Musiklehrer Michael Moje spielte die Band einen guten Mix aus den Hits der letzten Jahre sowie einige Eigenkompositionen. Bei guter Stimmung, Würstchen vom Grill und Getränken fand das Musikfest ein schönes, spätes Ende. Der Hof war so voll, dass die Zuschauer zum Teil bis auf die Straße standen. Niemand wollte nach Hause. Am Ende löste ein Teil der „Bierlandschrummler“ spontan das Rockorchester ab und es wurde noch bis weit nach 22 Uhr gefeiert.
Das Publikum war rundum begeistert: „Wirklich eine tolle Idee“, „Endlich mal was los in Sindlingen“, „Das wird es hoffentlich jetzt jedes Jahr geben“ lauteten Kommentare. An Inge Gesiarz soll es nicht liegen: „Wir wollen es auf alle Fälle wieder machen“, sagt sie. Bleibt zu hoffen, dass auch dann wieder viele freiwillige Helfer, Musikgruppen und Gastgeber finden, um den schönen Tag in Sindlingen zu wiederholen.

Zu den Fotos von Elke Lamprecht

Fast überall stand das Publikum bei "Musik uff de Bass" dicht gedrängt, so wie hier vor der katholischen Kirche St.Dionysius

Fast überall stand das Publikum bei „Musik uff de Bass“ dicht gedrängt, so wie hier vor der katholischen Kirche St.Dionysius

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Ist doch gar nicht so schwer: Hicham Mohib (links), Trainer der „Hinnerhaus Crew“, animierte das Publikum zum Mittanzen.

Ist doch gar nicht so schwer: Hicham Mohib (links), Trainer der „Hinnerhaus Crew“, animierte das Publikum zum Mittanzen.

Rovin’ Folk alias Ali und Claudia Schmidt spielten Folkmusik aus eigener und fremder Feder.

Rovin’ Folk alias Ali und Claudia Schmidt spielten Folkmusik aus eigener und fremder Feder.

Die „Frankfurter Herolde“ eröffneten die „Musik uff de Gass“ auf dem Parkplatz des Bauvereins. Zwischendurch begrüßte Initiatorin Inge Gesiarz die Zuhörer.

Die „Frankfurter Herolde“ eröffneten die „Musik uff de Gass“ auf dem Parkplatz des Bauvereins. Zwischendurch begrüßte Initiatorin Inge Gesiarz die Zuhörer.

m Wortsinn „Zaungäste“: Vom Garten aus erlebten diese Zuschauer den Auftakt des Musikreigens

m Wortsinn „Zaungäste“: Vom Garten aus erlebten diese Zuschauer den Auftakt des Musikreigens

Rebecca Junghans von der Hiphop-Gruppe „Hinnerhaus Crew“.

Rebecca Junghans von der Hiphop-Gruppe „Hinnerhaus Crew“.

Wetter schön, Musik gut, Stimmung super: Zuschauer bei Musik uff de Gass.

Wetter schön, Musik gut, Stimmung super: Zuschauer bei Musik uff de Gass.

Das Harmonika-Orchester spielte diesmal in reduzierter Besetzung als Quartett.

Das Harmonika-Orchester spielte diesmal in reduzierter Besetzung als Quartett.

Blechblasinstrumente und Trommeln, damit spielt die Gruppe „Fellblech“ beschwingte Rhythmen.

Blechblasinstrumente und Trommeln, damit spielt die Gruppe „Fellblech“ beschwingte Rhythmen.

Rock vor bemalter Hauswand: die Rockband „Downstairs“ in der Hermann- Brill-Straße.

Rock vor bemalter Hauswand: die Rockband „Downstairs“ in der Hermann- Brill-Straße.

„Freylax“ besteht aus Xaver Ludewig (vorn) und Daniel Bauer. Die beiden haben sich der jiddischen Klemzer- Musik verschrieben

„Freylax“ besteht aus Xaver Ludewig (vorn) und Daniel Bauer. Die beiden haben sich der jiddischen Klemzer- Musik verschrieben

Hier lässt sich’s aushalten: Publikum im Hof der Awo-Vorsitzenden Friedel Frankenberger.

Hier lässt sich’s aushalten: Publikum im Hof der Awo-Vorsitzenden Friedel Frankenberger.

Premiere für die Hiphop-Gruppe des evangelischen Jugendclubs.

Premiere für die Hiphop-Gruppe des evangelischen Jugendclubs.

Sorgen immer für Stimmung: die „Bierlandschrummler“, hier im Hof von Elektrobau Schmitt.

Sorgen immer für Stimmung: die „Bierlandschrummler“, hier im Hof von Elektrobau Schmitt.

Zum ersten Mal öffentlich mit Dirigente Kuhn: der Frauenchor Germania.

Zum ersten Mal öffentlich mit Dirigente Kuhn: der Frauenchor Germania.