Für Wohnungen, gegen Verlagerung
Für Wohnungen, gegen Verlagerung
Baugebiet – SPD-Stadtverordnete besichtigen Sindlingen-Nord
„Es ist immer gut, sich die Dinge vor Ort anzusehen“, sagt Klaus Österling. Er ist Vorsitzender der SPD-Fraktion im Stadtparlament und kam kürzlich mit weiteren Fraktionsmitgliedern nach Sindlingen, um das mögliche Baugebiet westlich der Hermann-Küster-Straße zu besichtigen.
Auf den hochwertigen Böden wächst Getreide. Vollerwerbslandwirt Patrick Stappert und zwei weitere Bauern bestellen die Felder und beobachten die Diskussion mit Sorge. „Wenn hier gebaut wird, würde ich meine Existenz verlieren“, erklärte Stappert den Besuchern aus Frankfurt.
Trotzdem befürwortet die SPD die Wohnbebauung, sagte Sieghard Pawlik. Der Sindlinger SPD-Stadtverordnete, der auch Vorsitzender des Höchster Mietervereins ist, weiß um die Suche vieler Menschen nach bezahlbarem Wohnraum im Ballungsgebiet Rhein-Main. 2000 neue Wohnungen am Sindlinger Ortsrand wären da willkommen. Der Magistrat schlägt vor, nicht nur die Äcker zwischen den Bahnlinien zu bebauen, sondern auch Sportplatz und Kleingartenanlage zu verlagern, um zusätzlich entlang der Farbenstraße Wohnungen zu errichten.
Letzteres trägt sie SPD nicht mit. Sie fordert, „dass auf die Verlagerung von Sportanlage und Kleingärten verzichtet wird“, sagte Pawlik. Es gebe dafür keine Akzeptanz im Stadtteil und es mache auch keinen Sinn. Die dafür veranschlagen Kosten von rund 10 Millionen Euro könnten sinnvoller ausgegeben werden, findet er.
Außerdem fordert die SPD eine „vernünftige Erschließung“. Ein neues Wohngebiet müsse durch eine Unter- oder Überführung der Wiesbadener Bahnstrecke an die Farbenstraße angebunden werden. Die Straßen im benachbarten Wohngebiet seien dafür ungeeignet. Damit seine Fraktionskollegen ein Gefühl für die Verkehrssituation bekommen, führte er sie von der S-Bahnstation Zeilsheim quer durch die Wohnsiedlung. Er wies auf die engen, dicht mit parkenden Autos bestandenen Straßen hin und schilderte die Probleme mit dem Baustellenverkehr, als kürzlich die Ludwig-Weber-Schule einen Ersatzbau bekam. „Zu glauben, man könne hierdurch ein Wohngebiet mit 2000 Wohnungen erschließen, ist blanker Unsinn“, sagte Pawlik. In der ganzen Siedlung komme es schon jetzt jeden Morgen und Nachmittag zum Kollaps, wenn der Schleichverkehr zur und von der Internationalen Schule sowie der Verkehr zu den privaten Kinderbetreuungseinrichtungen Fluggi-Land und Kinder-Arche die Straßen verstopft. Die Verkehrsfrage ist der Knackpunkt. Sollte es keine Erschließungsstraße geben, sei massiver Widerstand aus der Ferdinand-Hofmann-Siedlung zu erwarten.
Pawlik kündigte an, in dem Moment aktiv zu werden, in dem klar sei, ob überhaupt gebaut werden darf. Noch immer gebe es kein Gutachten zur Seveso-Richtlinie. Sie regelt die Mindestabstände zu Industrieanlagen. Bislang verhinderte die Richtlinie großflächige Neubauten im Umkreis von 1,5 Kilometern um den Industriepark. Nun sollen die Regeln verändert und an technische Neuerungen angepasst werden. In der Folge könnte der Schutzabstand auf 500 Metern sinken. Dann wäre der Weg frei für das Baugebiet.