Liebe auf den ersten Blick

Diamanthochzeit

Liebe auf den ersten Blick

Elsa und Kurt Henrich sind auch nach 60 Jahren noch ein glückliches Paar

„Es heißt ja, dass es Liebe auf den ersten Blick nicht gibt. Aber bei uns war das so“, sagen Elsa und Kurt Henrich. Er sah die junge Krankenschwester, als er als achtzehnjähriger Elektriker in einem Krankenhaus Leitungen verlegte. „Mir ist er auch gleich aufgefallen“, sagt sie. Schon bald nach einem ersten gemeinsamen Kinobesuch begannen die beiden jungen Leute aus der Nähe von Kirchheim-Bolanden, ihre gemeinsame Zukunft zu planen.
Gut zwei Jahre später, am 5. März 1955, heirateten Elsa Dietz und Kurt Henrich. Er lieh einen guten Anzug von seinem älteren Bruder, sie einen Schleier von der Schwester zum eigens genähten Brautkleid. „Wir hatten ja nicht viel“, sagt Elsa Henrich. Auf eine schöne Feier wollten sie aber nicht verzichten. Die richtete ihre Mutter aus, und das Brautpaar tanzte einem glücklichen Eheleben entgegen. „Wir haben zeitlebens gerne getanzt, tun es heute noch“, berichten sie.
Nach der Heirat zogen Elsa und Kurt Henrich bei der Mutter des Ehemanns ein. „So brauchten wir keine Möbel zu kaufen. Es war eine arme Zeit“, sagt Elsa Henrich. Es gab keine Hochzeitsreise, keinen Urlaub. „Wir haben gearbeitet und gespart“, sagt Kurt Henrich. Eigentlich wollten die beiden in der Pfalz bauen. Doch Kurts älterer Bruder Karl arbeitete in Höchst und hatte die Möglichkeit, einen Bauplatz im Lachgraben zu bekommen. „Dort durften aber nur Zweifamilienhäuser gebaut werden. Da bat er uns mitzumachen“, berichtet Kurt Henrich. Die Schwägerinnen waren einverstanden. „Wir haben uns gut verstanden und ich wollte gerne in die Stadt“, sagt Elsa Henrich. 1957 begann der Hausbau, 1958 zogen sie ein. „Es war toll, eine Villengegend. Rundum alles grün und man konnte die Schiffe auf dem Main sehen“, schildern sie die ersten Jahre, in denen noch die „Villenkolonie“ der Farbwerke in der verlängerten Gustavsallee bestand. Die Industrie war noch mehr als einen Kilometer entfernt. „Wir hätten nie gedacht, dass sie uns einmal so nah kommt“, sagt Kurt Henrich mit Blick auf die Werksmauer, die die kahlen Bäume im Winter nicht verdecken.
Beide fanden Arbeit bei Firmen, die für die Farbwerke Hoechst AG arbeiteten. 1962 kam Tochter Monika zur Welt, 1965 Sohn Dirk. Elsa Henrich hörte auf zu arbeiten und kümmerte sich um die Kinder. „Erst dann habe ich Sindlingen und die Sindlinger kennen gelernt“, erzählt sie. Kurt Henrich besuchte zwei Jahre lang die Abendschule, machte seinen Meister, und arbeitete Ende der 60-er Jahre eine Zeitlang nebenher als Versicherungsvertreter. „Da bin ich viel herumgekommen und habe ebenfalls Sindlingen kennengelernt“, sagt er.
Als der Junge zehn Jahre alt war und Fußball spielen wollte, engagierte sich Vater Kurt zwei Jahre lang als Co-Jugendtrainer in der Viktoria und trat dem Verein 1977 bei. Er hatte selbst bis zur Hochzeit Fußball gespielt. 1984 übernahm er das Amt des Platzkassierers und behielt es 25 Jahre lang. Außerdem kümmert er sich seither um die Plakatwerbung. Ferner trat er dem VdK und dem Germania-Männerchor als passives Mitglied bei, zusammen mit seiner Frau auch dem Heimat- und Geschichtsverein. Elsa Henrichs Hobby ist der Garten. Außerdem „sind wir immer gerne gewandert. Unsere große Leidenschaft ist noch immer das Tanzen“, führt sie aus. Genauso wichtig sind den beiden die wöchentlichen Stammtische, einmal mit befreundeten Eltern früherer Fußballkinder und einmal mit der Soma. Gerade feierte Kurt Henrich seinen 81. Geburtstag, Elsa Henrich folgt im Lauf des Jahres. Beide machen Krafttraining und gehen viel spazieren, um sich fit zu halten. „Quäle Deinen Körper, sonst quält er Dich“, lachen sie: „Man muss halt was tun“, findet Elsa Henrich. Dann machen auch die Urlaube mehr Spaß, sei es das Wandern oder eine Flusskreuzfahrt, die die beiden als besonders schönes Erlebnis empfanden. Sie erfreuen sich beide guter Gesundheit. „Das liegt an der pharmazeutischen Industrie. Wenn die Düfte herüberwehen, sind schon alle Medikamente drin“, scherzt Kurt Henrich. Vielleicht liegt es auch am glücklichen Eheleben. „Hauptsache, ich habe das letzte Wort, und das heißt: Ja, Du hast recht, mein Schatz“, zwinkert der Ehemann. „Ja, wir sind glückliche Menschen zusammen“, nickt Elsa Henrich und hofft, dass ihnen noch viele gemeinsame Jahre bleiben. hn

Seit 60 Jahren sind Elsa und Kurt Henrich glücklich verheiratet. Foto: Michael Sittig

Seit 60 Jahren sind Elsa und Kurt Henrich glücklich verheiratet. Foto: Michael Sittig