Schöne Stunden im Garten und an der Trompete

90. Geburtstag

Schöne Stunden im Garten und an der Trompete

Franz Huthmacher ist der letzte lebende Enkel des Bürgermeisters Huthmacher

Seit 90 Jahren lebt Franz Huthmacher in Sindlingen. Er ist der letzte lebende Enkel des früheren Bürgermeisters Huthmacher. Dadurch ist er mit dem halben Ort verwandt. Sein Großvater Franz-Joseph Huthmacher (1850 bis 1925) und dessen Frau Elisabeth, geborene Nix, hatten 13 Kinder und 40 Enkel.
Zehn Enkel stammen aus der Verbindung von Andreas Huthmacher und seiner Frau Katharina. Franz war der jüngste davon. Sein Vater starb nur fünf Jahre nach seiner Geburt. Die Mutter führte ein Haushaltswarengeschäft in der Farbenstraße. „Es hieß allgemein nur „Dibbe-Huthmacher“, erzählt der Jubilar. Als Kind half er in der kleinen Landwirtschaft, die die Familie zusätzlich betrieb.
Nach der Schulzeit in der Meister-Schule lernte er ab 1939 bei der Firma Biriniger in Höchst Schlosser. Mit 17 Jahren erhielt er den Gesellenbrief, arbeitete aber nicht weiter, sondern wurde Soldat. Arbeitsdienst, dann die Panzernachrichtenabteilung in Weimar, schließlich die Front in Bessarabien im heutigen Rumänien führten ihn weit weg von der Heimat. Mit 19 Jahren geriet er in russische Gefangenschaft. „Hunger und Elend – Das war keine schöne Jugendzeit“, sagt er und schaudert noch heute, wenn er daran zurückdenkt.
1948 durfte er heimkehren. Franz Huthmacher arbeitete als Schlossergeselle und machte den Meisterbrief. Schließlich wechselte er in die wieder aufblühenden Farbwerke. „Das war ein schönes Arbeiten dort“, sagt er. Abends stand er häufig in seiner eigenen Werkstatt und betrieb ein Nebengeschäft. „Viele Sindlinger Tore habe ich gemacht“, sagt er; Beispiele seines Könnens zieren auch sein eigenes Haus in der Zehnthofgasse. 1953 heiratete er Marianne Fischer in der nur wenige Meter entfernten Kirche St. Dionysius. 1955 kam der erste Sohn Hubert zur Welt, 1956 Tochter Gertrud, 1961 Sohn Berthold. Der Jüngste war auch der Anlass dafür, dass Franz Huthmacher in den 70-er Jahren ein altes Hobby wieder aufgriff. „Ich habe als Kind gern und gut Trompete gespielt“, berichtet er. Nach dem Krieg war das Instrument weg. Doch als Sohn Berthold Interesse äußerte, bekam er eine Trompete geschenkt. Als das Interesse später nachließ, „erbte“ Franz Huthmacher das gute Stück und fing wieder an zu spielen. „Es war alles noch da“, erinnert er sich an die ersten Versuche. Bald schon fand er Mitstreiter und gründete mit ihnen das Kolping-Blasorchester, das er 30 Jahre lang leitete.
Als fördernde Mitglieder unterstützen Huthmachers die Sängerlust und die Freiwillige Feuerwehr. In guter Erinnerung geblieben sind ihre „Scheunenfeste“: Zu besonderen Anlässen verhängte Franz Huthmacher die Wände seiner Arbeitsscheune mit Vorhängen, stellte Tische und Bänke auf, und schon fanden große Festgesellschaften Platz – sei es die Familie (etwa beim „Fischerfest“ 2011 – alle Mitglieder der Familie Fischer) oder der Verein (die Kolping-Musiker). Heute ist er 90, sie 85 und die Vorbereitung für solche Großveranstaltungen fällt schwerer. „Ich bin nicht mehr so gut zu Fuß“, bedauert Franz Huthmacher. Radfahren will er aber auch nicht, das ist ihm zu gefährlich. Deshalb hat er einen Kleinwagen gekauft, mit dem er nahezu täglich zum Garten in den Wingerten zu seiner „Datscha“ fährt. „Der Garten ist mein A und O. Da bin ich aber erst nach der Pensionierung vor 30 Jahren drauf gekommen“, erzählt er. Die körperliche Arbeit kann er nach wie vor gut bewältigen. „Es geht alles gut. Bis auf die Knie ist alles bestens“, sagt er. Luft hat er auch noch genügend, um fast jeden Tag Trompete zu spielen. Zum Geburtstag gratulierten drei Kinder, sieben Enkel und vier Urenkel, dazu viele Freunde, Bekannte und entfernte Verwandte aus der Bürgermeisterlinie. hn

Franz Huthmacher spielt auch mit 90 Jahren noch Trompete. Er war Gründer und Leiter des Kolping-Blasorchesters. Foto: Michael Sittig

Franz Huthmacher spielt auch mit 90 Jahren noch Trompete. Er war Gründer und Leiter des Kolping-Blasorchesters. Foto: Michael Sittig

Großfamilie: Bürgermeister Franz Joseph Huthmacher und seine Frau Elisabeth in der Bildmitte, umgeben von Kindern, Enkeln und Urenkeln.

Großfamilie: Bürgermeister Franz Joseph Huthmacher und seine Frau Elisabeth in der Bildmitte, umgeben von Kindern, Enkeln und Urenkeln.