Schule wächst wie im Zeitraffer

Ludwig-Weber-Schule

Schule wächst wie im Zeitraffer

Holzmodulbauweise erlaubt rekordverdächtige Bauzeit für das Ersatzgebäude

Auf dem Dach der Schulturnhalle steht eine Kamera und hält den Baufortschritt fest. Aber auch ohne Zeitraffer können Grundschüler, Lehrer und Nachbarn zusehen, wie das Behelfsgebäude der Ludwig-Weber-Schule Tag um Tag wächst. Die innovative Holzmodulbauweise sorgt dafür, dass die Arbeiter vorgefertigte Bauteile aus Holz wie beim Lego einfach nur aufeinandersetzen und fixieren.
Überhaupt geht jetzt, nachdem das Stadtschulamt dem Drängen der Grundschule im Sindlinger Norden nachgegeben hat, alles recht flott. Wie mehrfach berichtet ist der nur 41 Jahre alte Betonkomplex völlig hinüber. Es regnet rein, es zieht, Pflanzen wachsen durch die Ritzen, Deckenplatten fallen herab und die mögliche Schadstoffbelastung durch die damals verwandten Baustoffe sorgte immer wieder für Unruhe. Deshalb kam die Ludwig-Weber-Schule auf der Prioritätenliste für Sanierungen an die erste Stelle, sagt Frank Groos vom Stadtschulamt. Erst Maßnahme ist die Auslagerung in einen Behelfsbau. Dann soll die alte Schule abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden.
Als das erst mal klar war, ging es schnell. Nur 13 Monate dauert es von der Idee bis zur Fertigstellung, sagt Harald Heußer, Leiter des städtischen Hochbauamts. Arbeiter sperrten im September einen Teil des Schulhofs ab, gruben ihn auf, versenkten Pfähle vier Meter tief in den Boden und legten Versorgungsleitungen. Ende November begannen die Hochbauarbeiten. In der Edenkobener Straße und am Paul-Kirchhof-Platz wurde Halte- und Parkverbot verhängt, damit die Lastwagen mit den sperrigen Holzbauteilen überhaupt eine Chance hatten, die engen Wohnstraßen zu passieren. „Das war und ist schwierig“, sagen Heußer und Roland Hatz, Abteilungsleiter im Hochbauamt.
Zunächst verlegten die Arbeiter einer mittelständischen Firma aus der Nähe von Fulda die Bodenplatten auf den Stützpfosten, die einen knappen halben Meter aus dem Boden ragen. „Der Boden muss exakt ausgerichtet sein“, erläutert Architekt Erhard Botta. Die Bauteile sind alle mit Computertechnik gezeichnet und mit Computerhilfe geschnitten worden. Die Bodenplatten enthalten Schlitze für Leitungen und Löcher für Dübel. Dann wurden ganze Wände geliefert, ebenfalls gelöchert. Dicke Dübel verbinden die Wände mit den Böden. Die Außenwände wurden komplett mit der Fassade aus witterungsbeständigem Lärchenholz, mit Dämmung und fertig eingebauten Fenstern geliefert. So wuchs der hölzerne Bau rasch in die Höhe. Zunächst entstanden die drei Stockwerke des mittleren Teils, anschließend die beiden Stirnseiten, an denen sich je ein Treppenhaus befindet.
Der dreigeschossige Bau enthält alles, was die Schule braucht, von der Mensa im Erdgeschoss über Lehrerzimmer und Hausmeisterraum, Werkräume, Musik-, EDV-Raum und Räume für die Nachmittagsbetreuung bis hin zur Bibliothek im Oberstock und, als Dreingabe im Sinne des barrierefreien Bauens, einen einfachen Aufzug. Das Holz schafft schon im Rohbau eine angenehme Atmosphäre. Probleme mit dem Schallschutz seien auch nicht zu erwarten, sagen die Fachleute. „Man hat nicht das Gefühl, in einem Provisorium zu sitzen“, lobt Frank Groos vom Stadtschulamt.
Bis Weihnachten sollte der Rohbau stehen. Sechs Wochen sind für den Innenausbau angesetzt, Mitte Februar soll die Schule umziehen können. Insgesamt kostet das Projekt 3,4 Millionen Euro.
Längstens bis 2018/19 soll die Grundschule den Ersatzbau nutzen. Dann wird er abgebaut und an anderer Stelle neu errichtet. Bis dahin soll das alte Schulgebäude abgerissen und durch einen Neubau ersetzt sein. Details dazu sind jedoch noch nicht bekannt. hn

Dicke Dinger: Diese Dübel halten den hölzernen Bau zusammen, erklären Architekt Erhard Botta (links) und Harald Heußer vom Frankfurter Hochbauamt.

Dicke Dinger: Diese Dübel halten den hölzernen Bau zusammen, erklären Architekt Erhard Botta (links) und Harald Heußer vom Frankfurter Hochbauamt.

Heimelige Atmosphäre: Blick in einen der zukünftigen Klassenräume.

Heimelige Atmosphäre: Blick in einen der zukünftigen Klassenräume.

Nicht Stein auf Stein, sondern Wand auf Wand wuchs der Ersatzbau der Ludwig-Weber-Schule im Dezember in die Höhe.

Nicht Stein auf Stein, sondern Wand auf Wand wuchs der Ersatzbau der Ludwig-Weber-Schule im Dezember in die Höhe.

Behutsam liften die Arbeiter die Fertigteile in die Höhe.

Behutsam liften die Arbeiter die Fertigteile in die Höhe.