Seit 65 Jahren ein Paar

Ehejubiläum

Seit 65 Jahren ein Paar

Karola und Karl-Heinz Mast feiern Eiserne Hochzeit

„65 Jahre verheiratet, und immer mit der selben Frau“, witzelt Karl-Heinz Mast (87). „Du wolltest ihn, jetzt hast Du ihn, hat meine Mutter immer gesagt“, seufzt Karola Mast (84) in gespielter Verzweiflung. Keine Frage: Die beiden necken sich ganz gern. Und sie kennen sich gut: Am 13. Mai feierte das Paar Eiserne Hochzeit.
65 Jahre Ehe, das ist schon etwas Besonderes. „Heute lassen sich die Leute viel zu schnell scheiden“, finden die beiden. Natürlich gebe es Höhen und Tiefen. „Bei uns war immer was los, aber wir haben uns auch immer wieder vertragen“, blicken sie auf bewegte Zeiten zurück.
Beide stammen aus Sindlingen. Karola Mast, geborene Frohnapfel, half ihren Eltern im Lebensmittelgeschäft am heutigen Kreisel. In der Freizeit vergnügte sie sich beim Kerwetanz, beim Zuschauen, wenn die Fußballer der Viktoria spielten, bei den Tanzabenden in den Saalwirtschaften oder im Kino. Karl-Heinz Mast, ebenfalls in Sindlingen geboren, als Zweijähriger aber mit seiner Familie nach Bockenheim übersiedelt, fiel ihr nach dem Krieg auf dem Fußballplatz ins Auge. Er hatte bei Hartmann und Braun Feinmechaniker gelernt. Als die Firma, die kriegswichtiges Gerät produzierte, 1944 bei einem Bombenangriff weitgehend zerstört wurde, lag er acht Stunden verschüttet unter den Trümmern. 166 Arbeiter starben, Karl-Heinz Mast überlebte als einer von wenigen. Da auch die Wohnung ausgebombt war, zog die Mutter mit ihm und seinen Geschwistern zurück ins Elternhaus nach Sindlingen. Dort lernten sich die achtzehnjährige Karola und der zweiundzwanzigjährige junge Mann kennen.
Nach der Hochzeit bezogen sie eine Wohnung im Elternhaus in der Bahnstraße. Bald kam Sohn Klaus Peter zur Welt. Karola Mast führte den Haushalt und half weiter im elterlichen Geschäft, bis es 1963 geschlossen wurde. Sie wechselte nahtlos in die Werkstatt ihres Mannes. Er hatte zunächst als Fahrer für die US-Armee gearbeitet und sich 1960 mit einer Werkstatt für Feinmechanik und Gravuren selbständig gemacht. „Sie war eine wundervolle Mechanikerin“, schwärmt er von der Mitarbeit seiner Frau. Für feinste Gravuren hatte sie ein gutes Händchen, und der Betrieb florierte. „Ich hatte sieben Mitarbeiter und wir hatten unheimlich viel zu tun“, berichtet Karl-Heinz Mast. Die Firma fertigte allein 250000 Schilder für die unzähligen Rohrleitungen im chemischen Werk an, aber auch Dentalapparaturen und Sportpokale.
Nach einem Herzinfarkt musste Mast langsamer treten. Er gab die Mechanik auf und betrieb fortan nur noch eine Gravierwerkstatt. In der führt er noch heute, mit 87 Jahren, Gravuren für Vereine und Privatleute aus. Andere Beschäftigungen musste er zwischenzeitlich aufgeben. Mast spielte bis 1950 Fußball bei der Viktoria, Indiaka im Turnverein und Tennis im Tennisclub. Ferner sang er als erster Bass im Männergesangverein Arion. „Wer rastet, rostet“, ist seine Devise seit jeher.
Karola Mast begnügte sich damit, ihrem Mann zuzuschauen oder zuzuhören. „Wir waren ja immer zusammen“, sagt sie. Wenn er heute zum Treffen mit den Freunden vom Indiaka oder vom Arion geht, geht sie mit Hund Lissy spazieren oder setzt sich an den Küchentisch, um dem Treiben im Kreisverkehr zuzusehen. Das große Gartengrundstück im Vogelsberg haben die beiden vor einem Jahr verpachtet. „Das wurde uns zuviel“, sagen sie. Sonst aber sind die beiden fit und optimistisch, in fünf Jahren das nächste Ehejubiläum zu begehen, die Gnadenhochzeit. hn

Sie halten eisern zusammen: Karola und Karl-Heinz Mast. Am 13. Mai feierten sie ihr 65-jähriges Ehejubiläum. Foto: Michael Sittig

Sie halten eisern zusammen: Karola und Karl-Heinz Mast. Am 13. Mai feierten sie ihr 65-jähriges Ehejubiläum. Foto: Michael Sittig