1050 Meter: Ist die Kuh vom Eis?

1050 Meter: Ist die Kuh vom Eis?

Kleingärtnerverein Sieghard Pawlik informiert über Baugebiet und Seveso-Richtlinie

Rot und gelb blühen die Tulpen, weiß die Obstbäume: Mit dem Frühling ist es bunt geworden auf dem Gelände des Kleingärtnervereins Sindlingen. Dessen Zukunftsaussichten waren bislang düster. Er fürchtete, von seiner Anlage vertrieben zu werden. Nun zeichnet sich ein Silberstreif ab.

Das erfuhren mehr als 30 Gartenpächter in der Jahreshauptversammlung. Nachdem Vorsitzender Wolfgang Müller die Mitglieder begrüßt hatte, informierte SPD-Stadtverordneter Sieghard Pawlik über den neusten Stand in Sachen Baugebiet.

Wie mehrfach berichtet, möchte die Stadt ein Neubaugebiet nicht nur westlich der Straße zur Internationalen Schule, sondern auch entlang der Farbenstraße bis hin zum Kreisel schaffen. Dafür müssten Sportgelände und Kleingartenanlage verlegt werden. Bislang verhinderte das die Seveso-Richtlinie. Sie untersagt Wohnungsneubau in Gebieten, die bei einem Störfall in einem naheliegenden, potenziell gefährlichen Betriebwie dem Industriepark betroffen wären. Nach der dritten Neufassung der Richtlinie war lange unklar, wie weit sie reicht: drei Kilometer, anderthalb oder weniger in einem Radius rund um die Chemie? Das sei zwischenzeitlich geklärt, berichtete Pawlik. Gutachter hätten für den Bereich westlich des Industrieparks „angemessene Abstände“ von 1050 Metern ermittelt habe der Magistrat mitgeteilt.

„Damit liegen die gesamte Ortslage Sindlingens und der südliche Bereich von Zeilsheim innerhalb angemessener Abstände zu Störfallbetrieben des Industrieparks. Auch wesentliche Teile des Plangebietes westlich der Ferdinand-Hofmann-Siedlung liegen in diesem Bereich“, erklärte der Magistrat. Damit wären die Kleingärtner auf der sicheren Seite.

Entwarnung gibt es trotzdem nicht. Die Seveso-Richtliniemüsse nicht automatisch einen Stopp aller Planungen nach sich ziehen. Es gebe einen Abwägungsspielraum. Die Sicherheit könnte gegen dringenden Wohnbedarf abgewogen werden. Diesen Spielraum sieht der Magistrat zumindest für das Gebiet westlich der Ferdinand-Hofmann-Siedlung. Allerdings dürfe die Industrie durch neue Wohnungen nicht in ihrer künftigen Entwicklung behindert werden. Darüber verhandle die Stadt derzeit mit den Betreibern des Industrieparks.

„Die Unsicherheit bleibt bestehen“, bilanzierte Pawlik. Er betonte, dass er für neue Wohnungen sei, aber nur, wenn das Baugebiet mit einer eigenen Straße erschlossen werde und Sportplatz und Kleingärten unangetastet blieben. „Meine Intention ist, den Magistrat so schnell wie möglich zu einer Erklärung in diesen beiden Punkten zu bringen“, kündigte er an. Außerdem will er eine Arbeitsgruppe gründen, die auf „vernünftige Lösungen“ für den Stadtteil dringt.

Anschließend gingen die Kleingärtner zur Tagesordnung über. Sie sah die Ehrung dreier Mitglieder vor, die ihre Gärten bereits seit 40 Jahren bewirtschaften. Werner Sommer und Gerd Blöhdorn waren verhindert. Erhard Gross (81 Jahre) jedoch nahm an der Versammlung teil und freute sich über Urkunde, Ehrennadel und den freundlichen Applaus, als ihm Wolfgang Müller gratulierte. hn

Seit 40 Jahren ist Erhard Gross (links) Mitglied im Kleingärtnerverein. Dazu gratulierte ihm Wolfgang Müller. Foto: Michael Sittig

Seit 40 Jahren ist Erhard Gross (links) Mitglied im Kleingärtnerverein. Dazu gratulierte ihm Wolfgang Müller. Foto: Michael Sittig

 

 

Termine 2016

Samstag, 2. Juli: Gartenfest (jeder im eigenen Garten)

Samstag, 30. Juli, Sommerfest

Samstag, 27. August, Busfahrt

Samstag, 3. September, Teilnahme am Ranzenbrunnenfest

Samstag, 15. Oktober, Erntedankfest

Sonntag, 27. November, Teilnahme am Weihnachtsmarkt