Der letzte Marsch der „Firestars“

Der letzte Marsch der „Firestars“

Karnevalverein Bei der Prunksitzung verabschiedet sich die große Garde aus dem Turniertanz – Bunte Bühnenschau

Das Paris an der Seine brachte das Männerballett „Schoppedales“ nach Sindlingen am Main: Mit ihrem Tanz „Moulin Rouge“ versetzten die Recken des Ersten Sindlinger Karnevalsvereins das Publikum schier in Rage. Ihr Auftritt war einer der Höhepunkte der fröhlichen, bunten Prunksitzung unter dem Motto „Vorhang auf beim SKV für die bunte Bühnenschau“.

Bunt und vielfältig war sie, bot reichlich Anlass zum Lachen und Klatschen und für anerkennende Bermerkungen. Denn was die Garden des Vereins auf der Bühne zeigten, wurde durch die Bank weg gelobt. Das galt für die Kleinsten, die Purzel (vier bis sieben Jahre) in ihren Pippi-Langstrumpf-Kleidchen ebenso wie für die „Tanzkäfer“ (sieben bis zehn) bei ihrem ersten Marsch. Die „Giants“ (zehn bis 15) sind bereits auf gutem Weg, zur „großen Garde“ zu werden. Vielleicht ersetzen sie in einigen Jahren die „Firestars“. Denn diese Garde, seit über zwei Jahrzehnten aktiv, zieht sich aus dem Turniertanz zurück. „Heute geht eine Ära zu Ende. Das war unser letzter Marsch“, sagte Trainerin Andrea Schröder nach dem wie immer souveränen Auftritt. „Mit einigen von Euch tanze ich schon seit über 25 Jahren zusammen. Das verbindet. Wir haben zusammen die Pubertät überstanden, viele aufregende, lustige und schöne Dinge erlebt“, sagte Andrea Schröder und erinnerte daran, dass es die „Firestars“ einst unter die acht besten Gruppen Deutschlands gebracht haben. „Hier stehen 151 Jahre getanzter Marsch“, rief sie in den Saal. Das ist allerdings auch einer der Gründe dafür, dass die Frauen nun kürzertreten wollen. „Wir stehen für zackige Märsche mit hohen Schwierigkeitsanforderungen“, erläutert die Gardebetreuerin. Den hohen Trainingsaufwand dafür können die Tänzerinnen aus beruflichen und familiären Gründen nicht mehr leisten. Deshalb zogen sie nun den Schlussstrich. Schautänze wollen sie aber weiter einüben und aufführen, und auch als Trainerinnen der Nachwuchsgarden und unentbehrliche Helferinnen im Verein stehen sie weiter zur Verfügung, sagte Sitzungspräsident Peter Thalau. Mit stehendem Applaus dankten die Zuschauer den „Firestars“ für viele schöne Auftritte, und manche Tänzerin wischte sich ein Tränchen aus den Augen.

Lange Zeit blieb aber nicht für Rührseligkeit. Kaum ausmarschiert, ging es in der Umkleide wieder hoch her. Die Firestars machten sich für ihren Schautanz „Ladies Night“ zurecht und halfen den Kindern der „Giants“ und „Tanzkäfer“ beim Anziehen und Schminken für den gemeinsamen Schautanz „Alice im Wunderland“. Im Saal ging derweil das bunte Programm weiter. Für Tanzmariechen Jana Schröders Auftritt schien die Bühne fast zu klein zu sein, so lebhaft und raumgreifend wirbelte die Elfjährige bei ihrer Solo-Polka hin und her. Sie wird von Jahr zu Jahr besser, das erkannten sogar die Laien unter den Zuschauern.

Hänschen Preissl als „En echte Frankforder“, Sabrina Rother als „Eine Weinkönigin“, der Präsident des Großen Rates Axel Heilmann als „Ein Mann im Smoking“ und Stefan Orf als „Fußballer Rudi Rottweiler“ standen als Gastredner in der Bütt‘. Die SKV-Eigengewächse Rosi Adler und Renate Metz lieferten sich ein Zwiegespräch als „Zwei Damen im Café“. „Dummfrager“ Boris Meinzer amüsierte zum dritten Mal mit Antworten auf Fragen, die er Passanten in Fußgängerzonen stellt. „Knorrfix“ als Hund von Obelix, „Der Zwerg heiligt die Kittel“ statt „Der Zweck heiligt die Mittel“, „Veronika, der Jens ist da“ oder Lothar Matthäus als Autor der Weihnachtsgeschichte – viele lustige Hörbeispiele brachte er vor. Das hatte Auswirkungen auf den Elferrat. „Hier, nehmen Sie mein Mikroskop“, sagte Peter Thalau zu Oberbürgermeister Peter Feldmann – und meinte das Mikrofon. Feldmann grüßte die Sindlinger Narren und nahm sich anschließend Zeit für Gespräche und Fotos. Die „Frankfurter Herolde“ eröffneten den zweiten Teil des Programms, bei dem die „Schlottergockels“ von den Eckenheimer „Krätschern“ die Zuschauer mit Fastnachtsliedern in Schunkellaune versetzten. Zu Beginn des Abends hatten das die „Hofheimer Zigeuner“ getan. Mit ihrer glamourösen Show zu internationalen Filmhits heizten sie den bunt kostümierten Besuchern im voll besetzten Saal des Bürgerhauses gleich richtig ein.

Nach dem großen Finale spielte die Band „Déjà vu“ noch zum Tanz auf. Erst nach 2 Uhr früh gingen die letzten nach Hause – und am nächsten Vormittag um halbelf standen sie schon wieder im Saal, um abzubauen. Anderthalb Tage hatte das Männerballett im Vorfeld für Aufbau, Technik und Dekoration gebraucht, innerhalb eines Tages musste alles wieder abgeräumt und weggeschafft werden. hn

„Ladies Night“ hieß der Schautanz der „Firestars“.

„Ladies Night“ hieß der Schautanz der „Firestars“.

Schwur: Den närrischen Eid leisteten die Besucher der Prunksitzung gerne.

Schwur: Den närrischen Eid leisteten die Besucher der Prunksitzung gerne.

Tolle Show: Die Garden „Tanzkäfer“ und „Giants“ präsentierten „Alice im Wunderland“ in einem gemeinsamen Schautanz.

Tolle Show: Die Garden „Tanzkäfer“ und „Giants“ präsentierten „Alice im Wunderland“ in einem gemeinsamen Schautanz.

Was Fiona „Dummfrager“ Boris Meinzer wohl gefragt hat?

Was Fiona „Dummfrager“ Boris Meinzer wohl gefragt hat?

Auch in Frankfurt sind die Narren los: Oberbürgermeister Peter Feldmann.

Auch in Frankfurt sind die Narren los: Oberbürgermeister Peter Feldmann.

Die „Hofheimer Zigeuner“ tanzten zu Filmmusik.

Die „Hofheimer Zigeuner“ tanzten zu Filmmusik.

Tanzmariechen Jana Schröder wirbelte solo über die Bühne.

Tanzmariechen Jana Schröder wirbelte solo über die Bühne.

Mitglieder des Turnvereins leisteten den Service.

Mitglieder des Turnvereins leisteten den Service.

Frankfurter Herolde vor Frankfurter Skyline.

Frankfurter Herolde vor Frankfurter Skyline.