Drinnen Tanz und draußen Nähstube

Drinnen Tanz und draußen Nähstube

SINDLINGER kARNEVALVEREIN Viele helfen, damit die Nachwuchsgarden glänzen können

Drinnen probieren sieben- bis zehnjährigen Mädchen der Garde „Tanzkäfer“ rote Bodies an. Sie werden sie bei ihrem Schautanz in der Prunksitzung des Ersten Sindlinger Karnevalvereins (SKV) tragen. Draußen zeichnen Mütter die Umrisse von Vorlagen auf roten Filz und weißen Glitzerstoff und schneiden sie aus. „Sie sind für die Haarteile“, erklärt Nadine Winkler: Die Kinder werden sie bei ihrem Auftritt mit Clips an den Frisuren feststecken.

Drinnen, im Mehrzweckraum der TVS-Halle, beginnt nun das Tanztraining. Saskia Eichhorn und Gardebetreuerin Andrea Schröder leiten es. Beide sind Mitglieder der „großen Garde“ Firestars. Noch weitere der Tänzerinnen haben Nachwuchs unter ihre Fittiche genommen. Denise Laub und Lisa Wehner bringen den „Purzeln“ (vier bis sieben Jahre) die Grundlagen des Gardetanzes bei. Saskia Eichhorn betreut außerdem die „Giants“ (10 bis 15), Andrea Schröder die „Firestars“.

„Ich hatte schon immer Spaß am Tanzen und daran, das an andere weiterzugeben“, erzählt sie. Sie fing mit sechs Jahren an, beim SKV zu tanzen und war sogar Solistin des Vereins – so wie heute ihre ältere Tochter Jana. Die Elfjährige bestreitet gerade ihre dritte Saison als Tanzmariechen und wird dabei von „Firestar“ Bianca Seelmann angeleitet. Außerdem gehört sie zu den „Giants“. Andrea Schröders jüngere Tochter Lara (acht Jahre) tanzt bei den „Käfern“. Ehemann Marcus tanzt zwar nicht, unterstützt Familie und Verein aber nach Kräften, zum Beispiel, indem er beim Kinderumzug am Rosenmontag einen Traktor steuert.

„Überhaupt helfen alle“, ist Andrea Schröder dankbar. Diejenigen ihrer zwölf Firestar-Kolleginnen, die keine Kindergruppe betreuen, machen sich anderweitig nützlich. Sie helfen beim Umziehen, Frisieren oder Schminken der Mädchen oder indem sie ein Kind auf die Toilette begleiten. „Es ist ein schönes Miteinander“, sagt Andrea Schröder. Da gilt auch für die Mütter. In diesem Jahr sind die Mütter der „Tanzkäfer“ besonders gefordert. „Wir brauchen diesmal drei Kostüme, für Schautanz, Marsch und den Umzug“, erklärt die Gardebetreuerin. Lediglich Bodies und Rock-Rohlinge werden gekauft. Alles andere schneidern die Mütter zurecht und verzieren es mit Schnörkeln und Pailletten. „Ich habe mir sogar extra eine Nähmaschine gekauft“, sagt Nicole Höft aus Zeilsheim. Ihre Tochter Emily tanzt jetzt im zweiten Jahr bei den „Käfern“. Sie ändert einen Rock, Nadine Winkler breitet auf dem Boden roten Stoff aus und schneidet dünne Bänder ab: „Das ist für die Schnürsenkel“, erklärt sie. „Das Kind nur bei uns abgeben, das funktioniert nicht“, nickt Andrea Schröder lachend. Die Mütter wachsen sozusagen mit den Kindern an den Aufgaben. Sie fangen klein an mit den „Purzeln“, steigern sich über die „Käfer“ und bekommen spätestens bei den „Giants“ Hilfe durch Mütter, die Schneiderin oder Friseurin sind oder sich, wie Heike Eichhorn, aufs Schminken verstehen. „Normalerweise hilft sie uns Firestars, aber dieses Jahr haben wir sie an die „Käfer“ ausgeliehen“, sagt Andrea Schröder.

Die elf „Purzel“ erarbeiten sich zunächst Grundlagen, zum Beispiel Taktübungen mit Tamburin und Eierrassel. Sie üben Marschieren und tasten sich an die klassischen Disziplinen des Gardetanzes heran. Sie üben außerdem einen Schautanz ein. Die zwölf „Käfer“ sind schon einen Schritt weiter, werden dieses Jahr ihren ersten Marsch vorführen. Außerdem treten sie erstmals gemeinsam mit den älteren „Giants“ auf. Der Schautanz „Alice im Wunderland“ enthält leichtere Passagen für die Kleineren, anspruchsvollere für die Größeren und wiederum einfachere für die gemeinsamen Teile. „Das klappt ganz gut und sieht sehr schön aus, wenn so viele auf der Bühne stehen“, sagt Andrea Schröder.

Die Besucher der Prunksitzung am Samstag, 23. Januar, dürfen sich also wieder auf eine bunte Tanzschau freuen. Die Nachwuchsgarden werden in der Faschingszeit auch bei anderen Vereinen auftreten. Danach aber hört das schlagartig auf, und das ist schade, findet Andrea Schröder: „Ein paar mehr Auftritte für die Kinder, auch im Sommer, wären schön“, meint sie. Schließlich sind gerade die Schautänze auch außerhalb der fünften Jahreszeit attraktiv. Das bewiesen zuletzt die „Firestars“ bei „Musik uff de Gass“ und die „Purzel“ beim Ranzenbrunnenfest. hn

Die „Tanzkäfer“ haben schon einige Grundlagen des Gardetanzes gelernt, darunter ein schönes Schlussbild für den Schautanz. Fotos: Michael Sittig

Die „Tanzkäfer“ haben schon einige Grundlagen des Gardetanzes gelernt, darunter ein schönes Schlussbild für den Schautanz. Fotos: Michael Sittig

Haarschmuck für die Tanzkäfer basteln die Mütter (von links) Nadine Fischer, Barbara Wydra und Annika Göbel.

Haarschmuck für die Tanzkäfer basteln die Mütter (von links) Nadine Fischer, Barbara Wydra und Annika Göbel.