Klärschlamm für die EBS-Anlage

Klärschlamm für die EBS-Anlage

Industriepark Betreiber der Verbrennungsanlage will nicht nur Müll verfeuern

In der so genannten Ersatzbrennstoff-Anlage (EBS) im Industriepark Höchst sollen in Zukunft auch Klärschlämme sowie gefährliche Abfälle verbrannt werden. Das kündigte Wolfgang Keßler im November im Gesprächskreis der Nachbarn des Industrieparks an. Der Geschäftsführer der Betreiberfirma Thermal Conversation Compound GmbH (T2C) berichtete, dass sein Unternehmen bereits einen entsprechenden Antrag bei der Genehmigungsbehörde gestellt habe.

Bislang werden in der Anlage mit den vier hohen, blauen Schornsteinen, die auf der südlichen Mainseite quasi direkt gegenüber von Sindlingen steht, Siedlungs- und Gewerbeabfälle verbrannt. Dabei werden Strom und Dampf für den Industriepark erzeugt. Den Nachbarn war die Anlage von Anfang an ein Dorn im Auge. In Sindlingen bildete sich sogar die „Bürgerinitiative Menschenrecht Gesunde Umwelt“, um sie zu verhindern. Das gelang ihr aber ebenso wenig wie der Umweltorganisation BUND, die gegen die Anlage klagte und unterlag.

Gegner warnen vor vielen Belastungen

Befürchtungen der Gegner galten dem möglichen Ausstoß von Feinstaub, Dioxin, Schwermetallen und Stickoxiden. Gerade im Ballungsraum Rhein-Main mit seinen vielen Industrieanlagen, Autobahnen und mehr als 40 Verbrennungsanlagen allein in Frankfurt sei das der Gesundheit kaum zuträglich, meinten sie. Die BI hielt die Anlage generell für technisch wie wirtschaftlich nicht überzeugend, überdimensioniert und warnte vor Belastungen durch den Anlieferverkehr.

Nach etlichen Anlaufschwierigkeiten ist die EBS-Anlage seit längerem im Regelbetrieb. Er erlaubt die Verbrennung von 700 000 Tonnen Ersatzbrennstoffen, das sind Abfälle aus Haushalten und Gewerbebetrieben. Künftig sollen davon bis zu 210 000 Tonnen Klärschlämme und andere wasserhaltige Abfälle sein dürfen, sowie 50 000 Tonnen als gefährlich bewertete Abfälle wie etwa Dämmstoffe auf Polystyrol-Basis, die im Hausbau verwendet werden.

Was die Klärschlämme angeht, erhofft sich T2C technische Vorteile. „Wir versprechen uns von dem Einsatz von Klärschlämmen eine Vergleichmäßigung der Verbrennungsprozesse in der Anlage“, erklärt Wolfgang Keßler.

Gegenwärtig sei der Heizwert der Ersatzbrennstoffe teilweise unterschiedlich, weshalb die Energie „nicht immer optimal“ ausgenutzt werden könne. „Durch die Vermischung mit Klärschlämmen wird der Heizwert einheitlicher und wir können den Verbrennungsprozess optimieren“, so Wolfgang Keßler.

Anlage verarbeitet bereits Klärschlamm

Betriebsversuche hätten gezeigt, dass die Klärschlammverbrennung in der EBS-Anlage ohne Weiteres möglich sei, teilt Infraserv in einer Pressemitteilung mit. Auf der Grundlage dieser Versuche habe die Genehmigungsbehörde, das Regierungspräsidium Darmstadt, bereits die Mitverbrennung von 70.000 Tonnen Klärschlamm pro Jahr erlaubt. Industrielle Klärschlämme sind aufgrund ihrer Herkunft grundsätzlich als „gefährlich“ eingestuft. In der EBS-Anlage sollten vor allem kommunale Klärschlämme mitverbrannt werden, die als „ungefährlich“ deklariert seien. Trotzdem beantrage die Firma die Genehmigung, auch „gefährliche“ Schlämme verbrennen zu dürfen, wie es in der von Infraserv betriebenen Klärschlammverbrennungsanlage (KVA) in der Nähe des Tors West geschieht. Dadurch solle es möglich sein, auch die im Industriepark Höchst anfallenden Klärschlämme mit zu verbrennen, wenn beispielsweise die KVA wegen Instandhaltungs- oder Revisionsarbeiten außer Betrieb genommen wird.

In Sindlingen hat die KVA in den vergangenen Jahren bei Ostwind häufig üble Gerüche verbreitet. Droht das nun auch von der EBS-Anlage? „Klare Antwort: Nein“, sagt Wolfgang Keßler. Der Klärschlamm werde in geschlossenen Lastwagen angeliefert und in einer geschlossenen Halle entladen, deren Abluft abgesaugt und behandelt werde. „Von der EBS-Anlage, die im Südwesten des Industrieparks steht, gehen heute keine Geruchsemissionen für das Umfeld aus, und das wird auch so bleiben“, betont Keßler.

Anlieferung nur über die Südseite

Die Anlieferung erfolge ausschließlich über die Industriepark-Tore Süd und Südwest, die direkt an das Fernstraßennetz angebunden sind. Auch in Bezug auf die Emissionen der EBS-Anlage ergäben sich durch die Mitverbrennung der Klärschlämme keine relevanten Änderungen. Dies hätten die bereits durchgeführten Versuche eindeutig bewiesen.

Die Genehmigungsunterlagen werden voraussichtlich Anfang nächsten Jahres im Rahmen der vorgeschriebenen Öffentlichkeitsbeteiligung offengelegt und können von interessierten Bürgern eingesehen werden. Die genauen Termine stehen noch nicht fest. hn/simobla

In der Müllerverbrennungsanlage EBS auf der südlichen Mainseite, direkt gegenüber von Sindlingen, sollen demnächst auch größere Mengen Klärschlamm verbrannt werden. Foto: Michael Sittig

In der Müllerverbrennungsanlage EBS auf der südlichen Mainseite, direkt gegenüber von Sindlingen, sollen demnächst auch größere Mengen Klärschlamm verbrannt werden. Foto: Michael Sittig