Marsch durch alle Sphären

Marsch durch alle Sphären

Männerchor Germania Überwältigendes Klangerlebnis im Konzertchor

Lange haben sie geübt. Meist jeder Chor für sich, manchmal nur einzelne Stimmen. Nur wenige Male kamen GV Germania Sindlingen, MGV Wiesbaden Kloppenheim, Sängervereinigung Bleidenstadt und Sängervereinigung Hausen zur großen gemeinsamen Probe zusammen. Doch am Ende wirkte ihr Auftritt im Friedrich-von-Thiersch-Saal im Wiesbadener Kurhaus wie aus einem Guss.

Kein Wunder. Alle vier Chöre stehen seit vielen Jahrzehnten unter dem Dirigat von Altmeister Hans Schlaud. Als „Konzertchor Hans Schlaud“ überzeugen die über 200 Stimmen mit einem einzigartigen, überragenden Klangerlebnis.

Verstärkt wurde der Auswahlchor von Pianistin Julia Palmova und dem an der Berliner Staatsoper gastierenden Tenor Marco Jentzsch.

Der Chor bot zu Beginn „Dir Seele des Weltalls“, eine selten zu hörende Kantate von Wolfgang Amadeus Mozart, danach die tongewaltige Ballade „Landerkennung“ von Edvard Grieg. Das Konzert war aufgeteilt in Klassik, Romantik und „Lieder der Völker“, dabei inhaltlich hochkarätig gestaltet. So erklangen unter anderem der Chor der Gefangenen aus Beethovens „Fidelio“, der Chor der Matrosen aus dem „Fliegenden Holländer“ von Richard Wagner und der Chor der Jäger aus Webers „Freischütz“. Julia Palmova begleitete die Sänger souverän am Flügel und setzte mit ihrem virtuosen Spiel eigene Akzente.

Der gefeierte Solist Marco Jentzsch überzeugte unter anderem mit zwei Szenen aus Verdis „Troubadour“ und Franz Lehars „Giuditta“. Kräftigen Beifall erhielten aber auch die Vereinssolisten Stefan Emsermann, Rüdiger Fahrenbach, Willi Stappert, Horst Bierwag und Horst Fink, die ihre Passagen fast semiprofessionell meisterten.

Im zweiten Teil ließ Schlaud internationale Volkslieder intonieren. Imponierend wirkten das kroatische „Gürtel und Tüchlein“ und die russisch romantische Weise „Wolga“ von Siegler-Legel. Gerade hier wurde klar, worin das Geheimnis der vielen Stimmen liegt. Nämlich nicht in der Masse, dem vollen Klangkörper, nein, im „piano“, im Leisen, liegt es, wenn 200 Stimmen sich auf ein „pp“ reduzieren, kaum hörbar, gehaucht, um dann wieder auf ein „forte“ zu steigen, kontrolliert und musikalisch rein.

Hans Schlaud, schon als Chorleiterlegende bezeichnet, ließ seinen Großchor durch alle Sphären marschieren und zeigte einmal mehr, wie Chorgesang klingen kann, klingen sollte.

Nach Ende des zweiten Teils überschüttete das dankbare Publikum Chor und Meister mit minutenlangem, frenetischen, stehenden Applaus, der nicht enden wollte und drei Zugaben zur Folge hatte – ein Meilenstein des Chorgesangs und ein wertvoller Nachmittag.

Für die Germania-Sänger war der Höhepunkt zugleich ein Ende. Vier Tage später verabschiedeten sie sich von Hans Schlaud (Siehe Bericht oben). jodo

200 Sänger, ein Dirigent: der Konzertchor Hans Schlaud im Wiesbadener Kurhaus. Foto: Andrea Schwarz

200 Sänger, ein Dirigent: der Konzertchor Hans Schlaud im Wiesbadener Kurhaus. Foto: Andrea Schwarz