Stillstand an allen Ecken

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Bürgergespräch SPD beklagt, dass es nicht voran geht

Nichts Neues. „Gerade das ist die Nachricht“, sagt SPD-Stadtverordneter Sieghard Pawlik. Kommt das Neubaugebiet oder nicht? Greift die Seveso-Richtlinie oder nicht? Drei Monate vor der Kommunalwahl sind die Sindlinger genauso schlau wie vor zwei Jahren, als erstmals Pläne für den Bau von 2000 Wohneinheiten am westlichen Ortsrand auf den Tisch kamen. Damals besuchten rund 100 Bürger ein von der SPD initiiertes „Sindlinger Gespräch“, an dem auch Vertreter der Stadt teilnahmen.

Diesmal kamen nur zwölf Besucher zu einem Bürgergespräch, zu dem Pawlik und SPD-Ortsbeirat Claus Lünzer eingeladen hatten. Ihnen versicherten die Mandatsträger, dass sie auf Antworten noch vor der Kommunalwahl am 6. März drängen wollen. „Meine Sorge ist, dass uns nach der Wahl eine Planung ohne Straßenanbindung und mit Verlagerung der Sport- und Kleingartenanlage vorgelegt wird“, sagte Pawlik. Beides sei mit der SPD nicht zu machen. Sie stehe zwar für den Bau von Wohnungen, lehne aber die in den Plänen vorgesehene Verlagerung von Sportplatz und Kleingärten ab. Außerdem bestehe sie auf einer vernünftigen Anbindung des neuen Wohngebiets von der Farbenstraße her. „Es geht nicht, dass der ganze Verkehr durch die Siedlung läuft und der beschrankte Bahnübergang geht auch nicht“, sagte Pawlik. Bevor er Initiativen vor Ort ergreife, wolle er wissen, ob überhaupt gebaut werden darf. Auch das ist nach wie vor unklar. Bislang verhinderte die so genannte Seveso-Richtlinie großflächigen Neubau. Sie regelt den Abstand zu potenziell gefährlichen Industrieanlagen, wie sie im Industriepark stehen.

Oder standen? Die Chlorchemie sei seinen Informationen nach mittlerweile komplett aus dem Nordwerk verschwunden, sagte Pawlik. Außerdem sei der vorgeschriebene Mindestabstand zu Neubaugebieten aufgrund neuer Technologien von 1,5 Kilometern auf 500 Meter geschrumpft. Doch vom Magistrat gebe es nach wie vor keine Aussage dazu.

Fragen zum Neubau der Ludwig-Weber-Schule seien bislang ebenfalls unbeantwortet. Der Altbau solle ab August 2016 abgerissen werden, sagte Claus Lünzer. Die Schule soll ihr Provisorium schon 2018 verlassen können, um in den Neubau umzuziehen. Diesen Zeitplan bezweifelte Brigitte Erbe aus Sindlingen-Nord. „Angesichts der Größe des Bauvorhabens müssten die Arbeiten europaweit ausgeschrieben werden“, sagte sie. Es sei weltfremd zu glauben, dass der Zeitplan eingehalten werden könne. Claus Lünzer ärgert sich vor allem darüber, dass sich bislang seitens der Stadt niemand zur Verkehrsführung geäußert habe. Es sei nicht klar, wie Lastwagen die Baustelle erreichen können. „Der Schwerverkehr darf nicht mehr durch die Wohnstraßen der Siedlung gehen“, waren sich Lünzer, Pawlik und die Zuhörer einig. Einzige Alternative sei eine Stichstraße über das Gelände der Internationalen Schule. „Mit ihr hat aber noch niemand gesprochen“, bedauerte Lünzer. Die SPD überlegt nun, selbst aktiv zu werden und Vertreter der Schule wie der städtischen Ämter zu einem klärenden Gespräch einzuladen. hn