Raritäten aus den Hallen der Feuerwehren

Raritäten aus den Hallen der Feuerwehren

Jubiläum Fahrzeugschau der Superlative auf der Hoechster Farbenstraße

Eine Ölspur, ein Schwelbrand in einer Schaltanlage, eine verqualmte Lagerhalle, ein mit giftigem Staub bedeckter Mensch oder ein brennendes Flugzeug: Für alles gibt es Spezialisten bei der Feuerwehr. Und die haben Spezialfahrzeuge.

Wie die aussehen, konnte jeder am letzten August-Wochenende beim Bummel über die Hoechster Farbenstraße aus der Nähe sehen. Die Freiwillige Feuerwehr Sindlingen organisierte zu ihrem 125-jährigen Bestehen sowie dem 30-jährigen Bestehen ihrer Jugendfeuerwehr eine Fahrzeugschau der Superlative.

„Wir sind überall auf große Bereitschaft gestoßen“, freut sich Sascha Fölsing, Vorsitzender des Sindlinger Feuerwehr-Fördervereins. Befreundete Wehren, die Berufsfeuerwehr und die großen Nachbarn Industriepark und Flughafen schickten Personal und Fahrzeuge. Auch der Arbeiter-Samariter-Bund, das Technische Hilfswerk und die Autobahnpolizei mit ihrem unauffälligen, aber 300-PS-starken Auto beteiligten sich.

Ingesamt 32 Fahrzeuge, vom kleinen Feuerwehr-Quad für Einsätze in Parkhäusern und Wäldern bis zu riesigen Spezialfahrzeugen von Flughafen und Industriepark lockten viele Hundert Besucher auf die Festmeile. Die meisten fotografierten fleißig. „Wir hatten Anfragen aus Köln, Münster und Mannheim“, berichtet Wehrführer Sven Sommerschuh von großem Interesse bundesweit.

„Das ist der Hammer“

Kein Wunder. „Es ist der Hammer, was die Sindlinger hier auf die Beine gestellt haben“, anerkannte Daniel Volk von der Freiwilligen Feuerwehr Hattersheim, die mit ihrer 30 Meter hoch reichenden Drehleiter einen Blickfang setzte. „Hier stehen viele schöne und interessante Fahrzeuge“, urteilte Karl Sommerschuh, Ehrenmitglied der Sindlinger Feuerwehr, während er sich auf ein Schwätzchen zu Ralf Keine setzte, Vorsitzender des Feuerwehr-Geschichts- und Museumsvereins. Der steuerte den kastenartigen Prototyp eines Löschfahrzeugs Baujahr 1987 bei, der sich nicht bewährt hat und erst als Wasserspielfahrzeug, dann im Museum endete.

Technikfreunde und Feuerwehrbegeisterte wussten kaum, wo sie anfangen sollten. Da baute die Freiwillige Feuerwehr Praunheim ein Dekontaminationszelt auf, stellte die Berufsfeuerwehr Wiesbaden ihr Ölspurbeseitigungsfahrzeug vor, die „Taucherwache“ aus dem Frankfurter Osten ein Fahrzeug mit einem Boot auf dem Dach und die Frankfurter Berufsfeuerwehr neben anderem ein Riesen-Gebläse, mit dem sich Rauch wahlweise absaugen oder ausblasen lässt und das sogar für U-Bahn-Schächte geeignet ist.

Zwei echte Raritäten bildeten die Höhepunkte am ortsauswärtigen Ende der Ausstellung. Das Flugfeldlöschfahrzeug des Flughafens muss „sehr schnell sehr viel Wasser, Schaum und Pulver transportieren und löschen“ können, sagt Manfred Gundel, Hauptbrandmeister bei der Flughafenfeuerwehr. Zwölf dieser 12 Meter langen Riesenautos stehen in den vier Wachen des Flughafens. Im Notfall müssen sie innerhalb von drei Minuten am Einsatzort sein, und im Normalfall verlassen sie das Gelände nicht.

Das gilt auch für das Universallöschfahrzeug des Industrieparks Hoechst (Siehe Bericht auf Seite 4). Im Fall eines großen Brandes käme dazu der nagelneue „Abrollbehälter“, ein mobiler Besprechungsraum für die Einsatzleitung, zum Zug. „Eins von vielen Fahrzeugen, die man vorhalten muss und hoffentlich nie braucht“, sagt Jürgen Gottschalk, Ausbildungsleiter der Werksfeuerwehr. Er warb, ebenso wie die Flughafenfeuerwehr, um Auszubildende: „Im nächsten Jahr haben wir sechs Ausbildungsplätze bei der Werksfeuerwehr zu vergeben“, sagte er.

„Beeindruckend, was es alles gibt“, fand Heike Jost aus Nied. „Die Jungs sind hin und weg“, sagte Barbara Schaffrath aus dem Nordend. Sie war eigens der Kinder zuliebe zu der Fahrzeugschau gekommen. Selbst Feuerwehrleute waren beeindruckt. „Es ist immer spannend, Fahrzeuge zu sehen, die nicht alltäglich sind“, drückte Normann Kämper von der Feuerwehr Lippstadt aus, was viele zu einem Ausflug nach Sindlingen bewogen hat. Insgesamt dürften rund 2000 Menschen die Ausstellung besucht haben, schätzt Wehrführer Sven Sommerschuh. „Es war ein voller Erfolg. Für uns war es anstrengend, aber es war wunderschön“, bilanziert er. hn

Blick über die Ausstellung: 32 Feuerwehrfahrzeuge lockten rund 2000 Besucher an. Fotos: Heide Noll

Blick über die Ausstellung: 32 Feuerwehrfahrzeuge lockten rund 2000 Besucher an. Fotos: Heide Noll

Klein, aber oho: Das Feuerwehr-Quad der Freiwilligen Feuerwehr Weiterstadt kommt hin, wo größere Löschwagen passen müssen.

Klein, aber oho: Das Feuerwehr-Quad der Freiwilligen Feuerwehr Weiterstadt kommt hin, wo größere Löschwagen passen müssen.