Category: Juni

Lieber drinnen als draußen

Kinder- und Jugendhaus

Lieber drinnen als draußen

Familienfest leidet unter dem Wetter

Die Spiele mussten schnell wieder eingepackt werden, und die Bankreihen vorm Kinder- und Jugendhaus blieben weitgehend leer: Das Wetter spielte nicht mit beim Familienfest zum Internationalen Tag der Familie.
Unverdrossen hielt Michael Konstantinou vom Präventionsrat die Stellung in seinem Stand vorm Eingang. Allerdings interessierten sich die Kinder eher für die Gummibärchen als für die angebotenen Informationen über Gewaltverhinderung oder das richtige Gassigehen mit dem vierbeinigen Freund. „Wir werden häufig auf das Thema Hundekot angesprochen“, sagt Konstantinou, deshalb legte er ein Faltblatt mit Informationen dazu aus. Ein wenig abseits parkte ein Wagen der Stadtpolizei, die ebenfalls über ihre Arbeit informierte.
Eindeutig im Vorteil waren Angebote im Innern des Kinder- und Jugendhaus und der benachbarten Bücherei. In der Bibliothek gab es Gelegenheit zum Malen und Buttonherstellen. Lesefreundin Renate Donges-Kaveh schlug das Bilderbuchkino auf und las vor. An Stellwänden hingen 40 Bilder, die Kinder zum Thema „Sindlingen, wie ich es seh“ gemalt hatten. Jeder durfte sich an der Abstimmung beteiligen, welches davon den neuen Stadtteilführer als Titelblatt zieren soll. Am Ausgang warteten zudem Gedichte „to go“, also zum Mitnehmen, auf Interessierte. Auf kleinen Karten standen Reime wie … und weckten den Appetit auf mehr.
Kaffee, Kuchen und Kinderschminken gab es im Kinder- und Jugendhaus. „Schade, dass das Wetter nicht mitspielt und deshalb nicht so viele Besucher kommen“, fand Leiterin Iris Korkus. Die Einrichtung nutzt das Fest nämlich auch, um auf ihre vielen Angebote hinzuweisen. Für Kinder von sechs bis zwölf Jahren sind das neben dem offenen Kindertreff montags bis mittwochs von 14.30 bis 17 Uhr außerschulische Bildungsangebote, Mädchen- und Jungentag (Donnerstag Nachmittag) und der Projekt- und Ausflugstag (Freitag). Am 22. Juni ist von 14 bis 18 Uhr „Open Abi“, Familienfest auf dem Abenteuerspielplatz. Dabei sollen die Hütten für die Sommerferienspiele vorbereitet werden.
Jugendliche von 11 bis 27 Jahren finden nicht nur Kontakt zu Gleichaltrigen in Teenie- (montags 15.30 bis 18.30 Uhr) und Jugendclub (mittwochs 16 bis 20 Uhr plus Fitness und freitags von 17 bis 21 Uhr), sondern auch Hilfe in Beratungsstunden und Raum für Projekte. Jeden Freitag von 15 bis 17 Uhr ist zudem Fußball in der Ludwig-Weber-Schule, jeden zweiten Freitag im Monat Mitternachtsfußball. Demnächst kommt noch ein Außengelände hinzu. Am Donnerstag, 13. Juni, 15 Uhr, wird der „Strand 931“ eröffnet. Aktuelle Infos stehen auf facebook unter Kinder- und Jugendhaus Sindlingen. hn

Sindlingen, wie ich es seh‘

Präventionsrat

Sindlingen, wie ich es seh‘

Siegerehrung: Bilder für den Stadtteilführer

„Sindlingen, wie ich es seh“ brachten 40 Kinder zu Papier. Die Kleinen aus dem katholischen Kindergarten St. Dionysius und die Klasse 4a der Meisterschule beteiligten sich mit ingesamt 40 Bildern am Wettbewerb des Regionalrats.
Die Werke waren gut zwei Wochen in der Stadtteilbücherei ausgestellt. Dort fand sich auch eine Box, in der jeder Besucher einen Zettel mit der Nummer seines Favoriten stecken konnte. Rund 260 Stimmen zählten die Mitglieder des Regionalrats aus. Ergebnis: Die Bilder von Amjad El Umari und Edin Nukovic, beide zehn Jahre alt, fanden die meisten Fans. Sie werden nun das Titelblatt des neuen Stadtteilführer zieren.
Edin Nukovic hat die Fassade eines Malergeschäfts gemalt. „Mein Papa arbeitet da“, erklärt er. Amjad El Umari brachte den Eingang zum Sportplatz am Kreisel aufs Papier. „Ich spiele in der E-Jugend der Viktoria“, sagt er zu seiner Motivwahl. Die Viertklässler haben die Bilder am Tag der offenen Tür rund um Fotos gemalt, die Teile ihres Motivs zeigen. „Wir sind durch Sindlingen gezogen, jeder durfte etwas fotografieren, was ihm gefallen hat“, berichtet Lehrerin Claudia Teubner. Die Schüler brachten Fachwerkhäuser, die Kirchen, einen Brunnen und die Meister-Villa zu Papier. Die Kindergartenkinder zeichneten Strichmännchen, Kinder auf einer Rutsche oder Szenen aus Geschichten. Auch diese Bilder werden gedruckt. Sie sollen als Mosaik die Rückseite des Stadtteilführers bilden.
Der Präventionsrat als Dachverband, der Regionalrat als lokaler Teil davon und die Arbeitsgemeinschaft Sindlinger Ortsvereine geben den Wegbegleiter durch den Stadtteil nach 2003 und 2008 zum dritten Mal heraus. Darin finden sich allerlei nützliche Informationen für Alteingesessene wie neu Zugezogene: Adressen und Öffnungszeiten städtischer Einrichtungen, Angebote der Vereine, Infos zu Schulen, Kindergärten, Dienstleistungen, Mandatsträgern und Beratungsstellen, erklärt Dagmer Buchwald, Geschäftsführerin des Präventionsrats. Gewerbetreibende werben für sich, es gibt eine Liste der Ärzte im Ort und Hinweise zur Sicherheit.
Zur Siegerehrung begrüßte Leiterin Vera Dopichaj Kinder und Erwachsene in er Bücherei. Nach einführenden Worten von Albrecht Fribolin rief Michael Konstantinou (beide sind Mitglieder des Regionalrats) die beiden Viertklässler nach vorn, deren Bilder gewählt wurden. Sie erhielten jeweils einen Gutschein für den Zoo. Der neue Stadtteilführer soll nach Möglichkeit bis zum Ranzenbrunnenfest am Samstag, 7. September, fertig sein. hn

Siegerehrung: Mit Edin (vorne mit Bild links) und Amjad (rechts) freuten sich die Kinder der 4a sowie (hinten, von rechts) Büchereileiterin Vera Dopichaj, Lehrerin Claudia Teubner und Michael Konstantinou und Albrecht Fribolin vom Präventionsrat. Foto: Michael Sittig

Siegerehrung: Mit Edin (vorne mit Bild links) und Amjad (rechts) freuten sich die Kinder der 4a sowie (hinten, von rechts) Büchereileiterin Vera Dopichaj, Lehrerin Claudia Teubner und Michael Konstantinou und Albrecht Fribolin vom Präventionsrat. Foto: Michael Sittig

Ein heißer Ort im kalten Krieg

Heimat- und Geschichtsverein

Ein heißer Ort im kalten Krieg

Sindlinger am „Point Alpha“ – Militärstützpunkt an der DDR-Grenze

Tief gebeugt über eine große Vitrine folgten die Mitglieder des Sindlinger Heimat- und Geschichtsvereins konzentriert den Ausführungen der Referentinnen über die wahrscheinliche Einmarschroute der Roten Armee nach Westen. Das „Fulda Gap“ bot den Militärs das geeignete Durchmarschgebiet, um auf dem schnellsten Weg Frankfurt und damit den wichtigsten Flughafen zu erreichen. Diese Information bildete den Abschluss einer zweistündigen Erkundung der Mahnstätte „Point Alpha“ zwischen Hünfeld und Geisa (Thüringen), unmittelbar an der ehemaligen Grenze zwischen der DDR und der BRD. Fast 40 Sindlinger waren mit dem Bus angereist, um sich ein Bild von der jüngeren Vergangenheit der Nahtstelle zwischen Ost und West zu machen.
Zunächst ließen sich die Besucher im „Haus auf der Grenze“ über das ehemalige DDR-Grenzsicherungssystem informieren. Zwar kennt jeder die Mauer in Berlin, aber die übrigen 1400 Kilometer Grenze waren nicht weniger beeindruckend: Stacheldraht, Selbstschussanlagen mit Trichtern voller Metallsplitter, Minenfelder, all das konnten die Sindlinger hautnah in Augenschein nehmen.
Beim anschließenden Spaziergang auf dem Kolonnenweg zum US-Beobachtungspunkt „Point Alpha“ erhielten die Besucher weitere Informationen und Beispiele „in natura“: Die Weiterentwicklung des Grenzzaunes vom einfachen Stacheldraht zum über der Meter hohen, scharfkantigen Stahlgitterzaun mit Signaldrähten; Hundelaufanlagen, wo äußerst scharfe Hunde jede Bewegung melden und Fluchtversuche verhindern sollten. Übrigens mussten etwa 1000 dieser Hunde nach der Wiedervereinigung wegen ihrer Gefährlichkeit eingeschläfert werden! Kurzum: Die Sindlinger Besucher waren zutiefst beeindruckt von den Auswüchsen dieses perfiden Staatssystems.
Stand im ersten Teil eher die unmenschliche Grenze im Vordergrund, so beschäftigten sich die Besucher anschließend mit dem amerikanischen Beobachtungsstützpunkt „Point Alpha“. Die Gästebegleiter erläuterten das amerikanische Leben vor Ort, das damals total abgeschlossen von der Umgebung stattfand. Eine eigene Wasser- und Energieversorgung, Sportfeld, Spiel- und Unterhaltungsmöglichkeiten machten das Leben der GIs, die in der Regel vier Wochen hier stationiert waren, erträglicher. Zunächst nur in Zelten untergebracht, versahen sie später in Holzbaracken ihren Dienst, auch wenn das Beobachten auf dem Turm im Winter sehr hart gewesen sein muss.
Zahlreiche Dokumente und Uniformen, Einblicke in das tägliche Lagerleben ermöglichten es den Sindlingern, sich ein Bild vom damaligen Leben zu verschaffen. Der schneidende Ostwind, der am Besuchstag unablässig über die Höhen der Rhön blies, tat ein Übriges, um die unangenehme Seite dieser Epoche zu vermitteln.
Alle Heimathistoriker waren froh, in einer Baracke windgeschützt bei Kaffee und Kuchen neue Stärkung zu erhalten. Schließlich kehrte die Gruppe nach einer schönen Rundfahrt rund um die Wasserkuppe und einer Abendrast in Wächtersbach-Aufenau wohlbehalten nach Sindlingen zurück. Die gewonnen Eindrücke boten genügend Gesprächsstoff, sodass die Zeit wie im Fluge verging. DF