Category: November

Ein Aktivposten der Nachbarschaft

Ein Aktivposten der Nachbarschaft

Caritas Stadt zeichnet den „Frischhalteclub“ aus – Seniorinnen organisieren viele Angebote

Der „Frischhalteclub“ ist eins der Vorzeigeprojekte der Caritas im Programm „Aktive Nachbarschaft“. Das sieht auch die Stadt Frankfurt so. Sie zeichnete die Sindlinger Gruppe jüngst mit dem „Nachbarschaftspreis“ für Initiativen aus, die sich um das Zusammenleben verdient machen.

Entstanden ist der „Frischhalteclub“ 2011 im Nachbarschaftsbüro des Quartiersmanagements Hermann-Brill-Straße. Ältere Frauen trafen sich regelmäßig zum Gedächtnistraining – daher der Bezug zum Frischhalten. Christa Sepe (75 Jahre), die in der Pfingstbornstraße wohnt, kam eigentlich ins Quartiersbüro, um eine Hilfe für Zuhause zu organisieren. „Da habe ich einen Hinweis auf die Treffen gesehen und bin hingegangen“, berichtet sie. Ihre Schwester Monika Calzolari (73) nahm sie gleich mit. Doch nach nur zwei Terminen hörte die Leiterin auf und die Gruppe drohte auseinanderzufallen. „Da sind wir selbst eingesprungen“, sagen die beiden.

In die Hand genommen haben sie auch die Organisation des Internationalen Frauenfrühstücks. Das drohte ebenfalls einzuschlafen. Heute ist das vierzehntägige gemeinsame Frühstück von Frauen jeden Alters und jeder Herkunft ein beliebter und immer gut besuchter Termin. „Montags kaufen wir ein, am Dienstag früh beginnt meine Schwester um 8 Uhr mit den Vorbereitungen, und dann sind wir den ganzen Tag hier“, schildert Christa Sepe den Ablauf. Das Frühstück zieht sich meist bis gegen Mittag. Am Nachmittag geht es mit Spielen weiter. „Das habe ich angeregt, weil ich selbst so gerne spiele“, sagt Christa Sepe. An den Dienstagen zwischen den Frühstücken treffen sich Frauen zum gemeinsamen Handarbeiten – ebenfalls eine gesellige Runde, aus der schon manche Idee für weitere Unternehmungen entstanden ist. Christa Sepe, die früher als technische Zeichnerin arbeitete, kümmert sich dann um die Umsetzung: eine Schifffahrt nach Miltenberg, Besuche in der Oper und im Theater, eine Fahrt zu den Bad Hersfelder Festspielen oder zuletzt ein Grillfest an der Lochmühle. Bis zu 60 Teilnehmer zählen diese Ausflüge.

Die viele Arbeit, die mit dem Ehrenamt verbunden ist, leisten die Schwestern gerne. „Besser, als allein zu Hause zu sitzen“, sagen sie und sprechen damit vielen aus der Seele: „Wir freuen uns jede Woche auf unsere gemeinsamen Treffen“.

In den vergangenen beiden Jahren unterstützte die Stadt Frankfurt die Seniorenveranstaltungen mit jeweils 3500 Euro. Die Caritas förderte ihrerseits die aktive Nachbarschaft nicht nur durch die Bereitstellung der Räume und das Quartiersmanagement, sondern auch durch viele kleinere Hilfen. Beispielsweise finanzierte sie Christa Sepe zwei Busfahrstunden. Nun fährt die agile Seniorin kleinere Gruppen mit dem Sozialmobil des Quartiersmanagements zu Veranstaltungen oder Bedürftige einmal alle drei Wochen zur Tafel nach Höchst. Aus dem Frischhalteclub hat sich zwischenzeitlich eine weitere Gruppe herausgebildet. Jeden Montag Vormittag halten sich Frauen mit Chi-Gong fit. „Unsere Nachbarschaft ist multikulturell. Hier leben marokkanische, türkische, eriträische und deutsche Familien und Senioren“, sagt Christa Sepe: „Jeder ist bei uns willkommen. Wir laden alle ein. Es macht Spaß, sich näher kennenzulernen und sich zu unterstützen“. Etwa 70 bis 80 mehr oder weniger regelmäßige Teilnehmer stehen auf ihren Listen, mit deren Hilfe sie plant und auch darauf achtet, dass kein Geburtstag vergessen wird.

Höhepunkt ist jedes Jahr das Nachbarschaftsfest. Diesmal baten die Organisatorinnen um Spenden für eine Einrichtung für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Unterliederbach. 1140 Euro kamen zusammen. Viele Nachbarn beteiligten sich an dem Fest, sagen die Schwestern, jeder nach seinem Vermögen: durch Kuchenspenden, durch Hilfe beim Aufbau oder Mitarbeit an einem Stand. „Auch die Männer und Familienväter zeigen sich mittlerweile auf unseren Festen und helfen mit. Das ist keinesfalls selbstverständlich, feiern doch muslimische Männer und Frauen eher getrennt voneinander“, wissen sie.

Berührungsängste gibt es nicht. Nach der Weihnachtsfeier für Kinder, die der Frischhalteclub vergangenes Jahr organisierte, blieben auch Muslime dabei, als das christliche Adventsfenster geöffnet wurde. „Wir haben es unter das Motto „Frieden“ gestellt“, sagt Christa Sepe. Dieses Jahr finden die Kinderweihnachtsfeier und die kleine Feier am Adventsfenster am Montag, 14. Dezember, statt. So ist aus der ursprünglich kleinen Seniorengruppe ein beliebter Anlaufpunkt geworden. „Wunderbare Freundschaften und Kontakte zwischen Alten und Jungen, Einheimischen und Zugereisten sind entstanden, die wir nicht mehr missen wollen“, betonen Christa Sepe und Monika Calzolari. Das honorierte die Stadt mit dem Nachbarschaftspreis der Kategorie „Alt und Jung“. Mit dem Preisgeld von 1000 Euro will der Frischhalteclub weitere Ausflüge finanzieren. hn

Chi-Gong, wann immer möglich an der frischen Luft, ist eins der Angebote, die der Frischhalteclub auf die Beine stellt. Fotos: Michael Sittig

Chi-Gong, wann immer möglich an der frischen Luft, ist eins der Angebote, die der Frischhalteclub auf die Beine stellt. Fotos: Michael Sittig

 

Das Ehrenamt ist ihr vertraut

Das Ehrenamt ist ihr vertraut

Quartiersmanagement Sandra Herbener kümmert sich um die Brill-Straße und den Norden

Sandra Herbener ist die neue Quartiersmanagerin für die Hermann-Brill-Straße und Sindlingen-Nord. Die Achtundvierzigjährige wird wie ihre Vorgängerin Marja Glage versuchen, Nachbarschaft und ehrenamtliches Engagement zu fördern. Dabei kommt ihr zupass, dass sie selbst schon oft ehrenamtlich aktiv war.

Das begann schon in jungen Jahren. Sandra Herbener kam in Frankfurt zur Welt, wuchs aber in Ludwigsburg auf. Dort engagierte sie sich in der katholischen Jugendarbeit. Sie betreute Jugendgruppen, arbeitete schließlich in der Dekanatsleitung mit und lernte in einem freiwilligen sozialen Jahr an einer staatlichen Schule für Körperbehinderte Möglichkeiten und Grenzen einer klassischen Betreuungseinrichtung kennen. Trotzdem entschied sie sich nicht für eine sozialwissenschaftliche Laufbahn, sondern für ein Studium der Volkswirtschaftslehre. Sie heiratete, erwarb ihr Diplom und fing 1994 im Finanzministerium in Dresden an. Zwei beruflich interessante Jahre folgten. Privat war es schwieriger, denn ihr Mann fand im Osten keine adäquate Arbeit. Als das erste Kind unterwegs war, gab sie die Stelle auf und zog zu ihm nach Düsseldorf.

„Nur zuhause sitzen war mir aber ein bisschen langweilig“, sagt Sandra Herbener. So gab sie in einem Institut für die Qualifizierung Langzeitarbeitsloser Unterricht in Mathematik und Lagerwirtschaft. Beruflich bedingt zog die Familie Ende der 90-er Jahre nach Eschborn. „Hier sind wir sesshaft geworden“, berichtet die neue Quartiersmanagerin. Herbeners bekamen noch drei weitere Kinder, der jüngste Sohn ist zwölf Jahre alt. „Mit der Entscheidung für vier Kinder war klar, dass das mit der Berufstätigkeit nicht zu vereinbaren ist“, sagt Sandra Herbener. Ihr Mann wurde Hauptverdiener. Sie blieb zuhause und übernahm Ehrenämter in der Kirchengemeinde. „Ich brauchte auch immer noch etwas anderes“, schildert sie, warum für sie zwar eine Auszeit vom Beruf, aber kein Ende der Berufstätigkeit in Frage kam.

Beim Caritasverband Hochtaunus begann sie den beruflichen Wiedereinstieg, den Wechsel vom Ehrenamt in eine halbe hauptamtliche Stelle als Leiterin eines Sozialkaufhauses. „Dort wie auch im Zusammenspiel von Familie und Beruf wurden häufig originelle und kreative Lösungen gesucht und gefunden“, sagt sie: „Das wuchs und gedieht und war toll“. Trotzdem wechselte sie auf Bitten der Caritas in die Gemeindearbeit. „Dort habe ich das Ehrenamt in den Kirchengemeinden betreut“, berichtet Sandra Herbener.

Auf Dauer war ihr das allerdings zu wenig. „Ich wollte wieder mehr Kontakte zu den Menschen“, erklärt sie, warum sie sich beim Caritasverband Frankfurt auf die Stelle des Quartiersmanagements in Sindlingen bewarb. „Ich möchte bürgerschaftliches Engagement fördern und mag die große Bandbreite, die mit der Aktiven Nachbarschaft verbunden ist“, sagt sie. Ihr Lebenslauf beeindruckte Rudolf Fleckenstein, Referatsleiter der Abteilung Soziale Stadt und Ehrenamt bei der Caritas. „Ihre Erfahrung im Umgang mit Ehrenamtlichen und Projektarbeit überzeugten ebenso wie die Erziehung von vier Kindern“, führt er aus, weshalb Sandra Herbener die Nachfolge von Marja Glage antrat. „Uns ist es wichtig, Menschen fürs Ehrenamt zu qualifizieren. Dafür steht die Caritas“, betont er. „Ich kenne das Ehrenamt aus eigenem Engagement und weiß, wo es knirscht“, sieht sich Sandra Herbener gut für die vielfältige Aufgabe gerüstet.

Noch ist sie damit beschäftigt, ihr neues Umfeld kennen zu lernen. Sie macht sich mit der Lage der Einrichtungen vertraut, spricht mit Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren, die in Sindlingen leben oder beruflich zu tun haben. Jedes Mosaiksteinchen trägt dazu bei, ein Gefühl für den Ort und seine Bedürfnisse zu entwickeln. „Ich versuche, wertfrei viele Perspektiven zu erkennen und damit Bedarfslagen, Konflikte und unterschiedliche Sichtweisen“, erläutert sie. Die Menschen machen es ihr leicht. „Der Empfang war offen und herzlich“, sagt Sandra Herbener. Dass es in Sindlingen viel Grün gibt, gefällt ihr auch.

Das Nachbarschaftsbüro in der Hermann-Brill-Straße 3 bleibt wie bisher Anlaufstelle für Gruppen und Beratungen. Sandra Herbener will fürs erste versuchen, eine feste Sprechzeit am Montag Vormittag von 10 bis 12 Uhr beizubehalten.

Andere Termine können unter der Telefonnummer 37 56 39 72 0 vereinbart werden. hn

Sandra Herbener ist Sindlingens neue Quartiersmanagerin.

Sandra Herbener ist Sindlingens neue Quartiersmanagerin.

 

Aktiv auch ohne Vorsitzenden

Aktiv auch ohne Vorsitzenden

VdK Hilfe und Geselligheit werden groß geschrieben

Der VdK Sindlingen ist ein aktiver Ortsverband. Das zeigte sich einmal mehr in der herbstlichen Mitgliederversammlung. Die zweite Vorsitzende Edeltraud Strassenmeyer gab einen Überblick über die Angebote und Unternehmungen der vergangenen sechs Monate. Dazu zählen die gut besuchten Busausflüge, der monatliche Stammtisch, der monatliche Rundbrief an die 418 Mitglieder und die Sozialberatungen. Helmut Dörnbach und Renate Fröhlich bieten diese offene Sprechstunde nicht nur zweimal im Monat im Seniorentreff in der Edenkobener Straße an, sondern helfen auch außerhalb der Sprechstunden telefonisch weiter oder kommen sogar zu Ratsuchenden nach Hause. Außerdem leisten VdK-Mitglieder ehrenamtlich den Fahrdienst, der Senioren die Teilnahme an der wöchentlichen Turnstunde „Fit bis 100“ im Turnerheim ermöglicht.

Das alles leistet das eingespielte Vorstandsteam ganz ohne Vorsitzenden. Der fehlt nach wie vor, und noch immer ist es nicht gelungen, einen Kandidaten zu finden, bedauert Edeltraud Strassenmeyer.

Neben ihrem Bericht hörten die Mitglieder nach dem gemeinsamen Kaffeetrinken zu Beginn der Versammlung noch zwei weitere Beiträge. Marita Seaton vom Pflegedienst „Sonnenstrahl“ stellte Tätigkeiten und Möglichkeiten der ambulanten Pflege vor Ort vor und der SPD-Stadtverordnete Sieghard Pawlik berichtete kurz über die bevorstehenden Kommunalwahlen und wies auf Probleme in Sindlingen hin, berichtet Edeltraud Strassenmeyer. Wie üblich rief der Vorstand anschließend langjährige Mitglieder nach vorn, um ihnen für die Treue zum VdK zu danken. Geehrt wurden Anneliese Kessler, Helmut Dörnbach, Kurt Henrich, Otto Mauer, Artur Reiter und Hans-Jürgen Schlegel für jeweils zehn Jahre Mitgliedschaft sowie Renate Ofer, Anneliese Kruppa und Walter Kruppa für jeweils 25 Jahre. simobla

Langjährige Mitglieder zeichete Edeltraud Strassenmeyer (Dritte von links) aus: (von links) Helmut Dörnbach, Kurt Henrich, Anneliese Kessler, Otto Mauer, Anneliese Kruppa, Hans-Jürgen Schlegel, Walter Kruppa (im Rollstuhl), Renate Ofer und Artur Reiter. Foto: Michael Sittig

Langjährige Mitglieder zeichete Edeltraud Strassenmeyer (Dritte von links) aus: (von links) Helmut Dörnbach, Kurt Henrich, Anneliese Kessler, Otto Mauer, Anneliese Kruppa, Hans-Jürgen Schlegel, Walter Kruppa (im Rollstuhl), Renate Ofer und Artur Reiter. Foto: Michael Sittig

Eine „Halbjüdin“ erzählt

Eine „Halbjüdin“ erzählt

Geschichtsverein Lilo Günzlers Erlebnisse

Der Sindlinger Heimat- und Geschichtsverein freut sich auf einen ganz speziellen Gast: Am Montag, 16. November, ab 19.30 Uhr, wird die langjährige Vorsitzende des Schwanheimer Geschichtsvereins, Lilo Günzler, im evangelischen Gemeindehaus über ihre Kindheitserlebnisse in Frankfurt erzählen.

Lilo Günzler, geborene Wessler, kam am 11. Januar 1933, also kurz vor der Machtergreifung Hitlers, als Kind einer jüdischen Mutter und eines sogenannten „arischen“ Vaters in Frankfurt am Main zur Welt. Später wurden sie, ihr Bruder und ihre Mutter katholisch getauft: Ein hilfloser Versuch, dem drohenden Antisemitismus in Deutschland zu entkommen. Die ersten fünf Jahre ihres Lebens hielt sie in guter Erinnerung. Doch dieser Zeit setzte die Reichspogromnacht am 9. November 1938 ein jähes Ende. Noch im gleichen Jahr wurde ihr Halbbruder, der im Gegensatz zu ihr in der damaligen NS-Sprache ein so genannter „Volljude“ war, zunächst in eine jüdische Sonderklasse eingeschult und später in einem jüdischen Kinderheim interniert. 1939 fand ihre eigene Einschulung statt, als „Geltungsjude oder Mischling ersten Grades“ – die entwürdigende Bezeichnung für Halbjuden. 1943 musste die Familie in ein sogenanntes „Judenhaus“ in Frankfurts Innenstadt umziehen, da eine Nachbarin nicht mehr „mit einer Jüdin unter einem Dach wohnen wollte.“ Die Angst war von nun an ihr ständiger Begleiter. Sie und ihre Familie haben diese Zeit überlebt, beziehungsweise überstanden. Welche zum Teil glücklichen Zufälle dies ermöglichten, darüber wird Lilo Günzler am 16. November erzählen. df

Der mühsame Weg zur Anerkennung

Der mühsame Weg zur Anerkennung

Geschichtsverein 50 Jahre Kinderbetreuung in der Pfingstbornstraße – Karin Ebert berichtet

Die Kinder der „eingeborenen“ Sindlinger gingen üblicherweise in die konfessionellen Kindergärten. Die städtischen Einrichtungen dagegen nahmen alle Kinder auf – die von Zugezogenen und auch von „erziehungsunfähigen Eltern“, wie das damals hieß, die vom Jugendamt zugeteilt wurden. „Unser Einzugsgebiet war vor allem die Hermann-Brill-Straße. In den großen Wohnungen lebten häufig kinderreiche Familien, deren Kinder zu uns kamen“, berichtete Karin Ebert beim Heimat- und Geschichtsverein.

Der hatte die ehemalige Leiterin der Kita Pfingstbornstraße in der Reihe „Zeitzeugen erzählen“ um einen Beitrag gebeten. Die städtische Kindertagesstätte, früher KT 31, heute Kinderzentrum Pfingstbornstraße genannt, besteht seit genau 50 Jahren. Ein Gutteil der Zeit, nämlich von 1972 bis 2013, erlebte Karin Ebert als stellvertretende Leiterin und Leiterin viele Aspekte des gesellschaftlichen Wandels mit.

Manches blieb ihr erspart – zum Beispiel die Anfangsjahre der KT 31 in Behelfsunterkünften. 1948 nämlich begann der Betrieb zunächst in Zeilsheim in der Käthe-Kollwitz-Schule, wechselte anschließend in den Sindlinger Bunker und danach in den Keller der Meister-Schule. 1954 bezog sie den Neubau in der Pfingstbornstraße, den die Stadt von einer Wohnungsgesellschaft gemietet hatte. „Aufgrund unseres Einzugsgebiets hatten wir nicht den besten Ruf“, sagte Karin Ebert. Manches unschöne Wort bekam sie zu hören, außerdem wurde die am Ortsrand im Grünen gelegenen Einrichtung nahezu monatlich von Einbrechern heimgesucht. Sogar zwei Brandstiftungen gab es. „Kinder sind Kinder. Jedes soll die bestmögliche Betreuung und Bildung erhalten“, beschrieb Karin Ebert das Credo. Um das publik zu machen, öffnete sich die Kita. „Alle sollen kommen und sehen, wie es bei uns zugeht“, schilderte sie die Bemühungen um eine bessere Akzeptanz. Gleichzeitig betrieb sie die Vernetzung mit Ämtern, Schulen und weitern Institutionen im Ort wie dem Kinder- und Jugendhaus und den konfessionellen Einrichtungen. Sie war mit der Kita bei allen Festen dabei: „Es ist wichtig, am Ortsleben teilzunehmen“, findet Karin Ebert. „Im Lauf der Zeit schließlich wurden wir als ’gute’ Einrichtung anerkannt“, berichtete sie: „Die Pionierarbeit hat sich gelohnt“.

Gleichzeitig haben sich die Rahmenbedingungen geändert. Heute ist die Nachmittagsbetreuung stärker gefragt denn je. Nach der Schule in den Hort, das ist für viele Kinder berufstätiger Eltern selbstverständlich. „In meiner eigenen Kindheit ging es nach den Hausaufgaben raus zum Spielen. Die ganze Siedlung traf sich da, wir waren, oft 15, 20 Kinder“, beschrieb Karin Ebert, was in den 60-er und 70-er Jahren üblich war. Heute dagegen blieben viele Mädchen und Jungen allein mit ihren Smartphones zuhause im Zimmer. „Das geht bei uns in der Kita nicht“, sagte sie: Nach den Hausaufgaben müssen die Kinder Freizeit haben und spielen. Von daher sei das Kinderzentrum auch wichtig, um Gemeinschaft nahezubringen. Zugleich übernimmt die Einrichtung immer mehr Aufgaben, die ursprünglich in den Familien angesiedelt waren. „Wir erleben heute, dass viele Kinder ohne Basiswissen kommen. Sie können keinen Stift und keine Schere halten, keine Jacke anziehen – das müssen die Erzieher leisten“, schilderte Karin Ebert das umfangreiche Tätigkeitsfeld. Nicht zuletzt sollen den Kindern durch Ausflüge und Museumsbesuche Impulse gegeben werden, sollen sie sehen, was es alles gibt. „So entsteht Interesse“, weiß die Erzieherin: „Viele Eltern können das nicht leisten, weil Zeit und Geld fehlen und sie abends zu müde sind“.

So ist der Beruf heute wesentlich umfangreicher als in den 70-er Jahren. Hinzu kommen aufwendige Dokumentationspflichten, Berichte und Büroarbeit. Das Kinderzentrum ist täglich von 7.30 bis 17 Uhr geöffnet. 95 Kinder aus 25 Nationen bilden zwei Kindergarten- und drei Hortgruppen. hn

Karin Ebert arbeitete viele Jahre als Leiterin der KT 31, heute Kinderzentrum Pfingstbornstraße.  Foto: Michael Sittig

Karin Ebert arbeitete viele Jahre als Leiterin der KT 31, heute Kinderzentrum Pfingstbornstraße.
Foto: Michael Sittig

Zur Person

Karin Ebert wollte eigentlich Säuglingskrankenschwester werden. Doch nach einem Kurzschuljahr und der mittleren Reife war sie erst 16 Jahre alt und damit zu jung für diese Ausbildung. Sie musste zwei Jahre überbrücken. Das tat sie als Vorpraktikantin für den Erzieherberuf in Griesheim, wo sie eine kleine Hortgruppe leitete. Sie fand daran so viel Gefallen, dass sie den Beruf erlernen wollte. Sie absolvierte von 1968 bis 1970 eine zweijährige theoretische Ausbildung an der Fachschule für Pädagogik und war damit Kindergärtnerin. Anschließend erwarb sie durch ein Anerkennungsjahr in der KT 31 in Sindlingen und die abschließende Prüfung die Qualifikation einer staatlich anerkannten Erzieherin. Sie blieb in Sindlingen, zunächst als Leiterin einer Hortgruppe mit 25 Kindern zwischen sieben und 14 Jahren, ab 1972 als stellvertretende Leiterin und ab 1983 als Leiterin. 2013 verließ sie das Haus offiziell, um in die Freizeitphase der Altersteilzeit zu wechseln. Inoffiziell blieb sie noch, bis im Februar 2014 eine neue Leiterin kam.

 

Gottesdienst mit Krankensalbung

Gottesdienst mit Krankensalbung

„Ist jemand unter euch krank? Er soll die Presbyter der Gemeinde zu sich rufen lassen. Die sollen über ihn beten, in dem sie ihn mit Öl salben im Namen des Herrn.“ (Jak.5,14). Daraus entstand die Krankensalbung, die Gläubige noch heute erhalten können. Sie soll Menschen stärken, die krank sind, vom Alter gezeichnet oder etwa vor einer schwierigen Operation stehen. Alle, die für sich die Stärkung der Krankensalbung erbitten, sind zu einer Messe mit Spendung dieses Sakramentes am Donnerstag, 19. November, um 15 Uhr in der Pfarrkirche St. Dionysius eingeladen. Im Anschluss ist gemeinsames Kaffeetrinken im Gemeindehaus. Wer Fragen zur Krankensalbung hat oder Zweifel, ob das das richtige für ihn ist, kann sich ans Pfarrbüro wenden (Telefon 37 34 39). Gleiches gilt für alle, die einen Fahrdienst benötigen.

Drei neue Messdiener

Drei neue Messdiener

Emma Wolter, Paul Franken und Ryan Höntsch sind neu im Messdienerteam der katholischen Gemeinde St. Dionysius/St. Kilian. Sie wurden während des Erntedank-Gottesdienstes eingeführt. Foto: Michael Sittig

Emma Wolter, Paul Franken und Ryan Höntsch sind neu im Messdienerteam der katholischen Gemeinde St. Dionysius/St. Kilian. Sie wurden während des Erntedank-Gottesdienstes eingeführt. Foto: Michael Sittig

Termine in der Bücherei

Bücher-Essen

Am Mittwoch, 11. November, 19 Uhr, lädt der Förderverein Buchstütze zum zwölften Sindlinger Bücher-Essen ein. Wer mag, bringt eins seiner Lieblingsbücher mit und liest daraus vor oder lässt vorlesen. Alternativ können Besucher etwas zu essen mitbringen. Wer nur zum Zuhören kommt, ist ebenfalls in der Stadtteilbibliothek Sindlingen, Sindlinger Bahnstraße 124, willkommen. Der Eintritt ist frei.

 

Für Computer-Anfänger

Einsteigern in die Welt des Computers hilft das Bibliotheksteam am Donnerstag, 26. November, bei den ersten Schritten. Von 9 bis 10.45 Uhr werden an den PCs in der Bücherei die Grundlagen vermittelt, von 11 bis 12.45 Uhr das Thema E-Mails behandelt. Interessenten können sich unter der Nummer 37 27 24 anmelden.

 

Von Drachen und Tigern

Der kleine Drache Kokosnuss und Fressdrache Oskar möchten im Dschungel übernachten. Aber was ist, wenn sie dem Tiger begegnen? Darum geht es im Buch „Der kleine Drache Kokosnuss: Die Mutprobe“ von Ingo Siegner. Lese-Minis ab vier Jahren erzählt Renate Donges-Kaveh am Mittwoch, 18. November, die Geschichte und lädt sie anschließend zu einer Kreativaktion ein. Beginn ist um 15.30 Uhr in der Bücherei, Sindlinger Bahnstraße 124.

Fribolin, Stappert und Ilg wollen in den Beirat

Fribolin, Stappert und Ilg wollen in den Beirat

Kommunalwahl CDU nominiert Kandidaten

Die CDU im Frankfurter Westen hat ihre Kandidaten für den Ortsbeirat 6 zur Kommunalwahl im März des kommenden Jahres nominiert. Auf der Liste finden sich auch drei Bewerber aus Sindlingen. Albrecht Fribolin als dienstältestes Ortsbeiratsmitglied folgt hinter der Sossenheimerin Susanne Ronneburg und dem Fraktionsvorsitzenden Markus Wagner (Griesheim) auf Platz Drei. Platz Elf nimmt Patrick Stappert von der Jungen Union ein, Platz 16 der frühere Vorsitzende des Vereinsrings, Franz Ilg,

Weitere Kandidaten sind Hans-Christoph Weibler (Höchst/Unterliederbach), Bernd Bauschmann (Zeilsheim), Ilona Klimroth (Sossenheim), Peter Klonecki (Nied), Markus Wolle (Höchst/Unterliederbach), Manuel Tiedemann (Sossenheim), Marita Schäfer (Nied), Sven Kleinschmidt (Schwanheim/Goldstein), Matthias Wild (Griesheim), Kevin Bornath (Zeilsheim), Mona Morgenstern (Höchst/Unterliederbach), Angelika Ochs (Zeilsheim), Tobias Fechler (Nied), Dr. Rainer Kowalkowski (Höchst/Unterliederbach), Hans Georg von Freyberg (Höchst/Unterliederbach) und Stefan Mack (Nied).

„Auf den ersten elf Plätzen stehen sechs bewährte Ortsbeiräte und fünf neue Kandidaten. Damit enthält die Liste eine gelungene Mischung aus erfahrenen und jungen Kräften“, findet der Vorsitzende der CDU-Arbeitsgemeinschaft West, Uwe Serke. Er hofft, dass es gelingen möge, das Wahlergebnis der Kommunalwahl von 2011 im Frankfurter Westen zu wiederholen und möglichst noch zu steigern, als die CDU mit 35,4 Prozent deutlich besser abschnitt als die SPD mit 27,6 Prozent.simobla

CDU Ortsbeiratkandidat Albrecht Fribolin

CDU Ortsbeirat Kandidat Albrecht Fribolin

CDU Ortsbeirat Kandidat Franz Ilg

CDU Ortsbeirat Kandidat Franz Ilg

CDU Ortsbeirat Kandidat Patrick Stappert

CDU Ortsbeirat Kandidat Patrick Stappert

Kooscher für den guten Zweck

Kooscher für den guten Zweck

Rezi*Babbel Mundart in der Orangerie

Zum zweiten Mal lädt Mario Gesiarz zu einem Mundart-Nachmittag zu Gunsten der Orangerie im Park der Villa Meister ein. Diesmal unterstützt ihn Viktor Gesiarz am Sonntag, 8. November, ab 15 Uhr. Als „Rezi-Babbel“ geben die beiden immer im November Benefizveranstaltungen. Anlass ist der Geburtstag von Friedrich Stoltze am 21. November, in diesem Jahr der 199.

In dem Programm „Kooscher hie un kooscher her“ geht es um Friedrich Stoltzes jüdische Nachbarn im alten Frankfurt. Zu hören sind witzige, zutiefst menschliche Anekdoten aus dem lokalen jüdischen Milieu, aber auch engagierte politisch-satirische Texte gegen den neu aufkeimenden Antisemitismus der 1880er Jahre.

In Frankfurt gab es im 19. Jahrhundert eine der bedeutendsten jüdischen Gemeinden in Europa, durch Stoltze ist ein kleines Stück davon lebendig geblieben. Texte von Heinrich Heine, Ludwig Börne, Meyer Amschel Rothschild kommen ebenso vor. Viktor Gesiarz spielt dazu Klezmer-Lieder auf dem Knopfakkordeon und erklärt deren Herkunft. Ganz nebenbei: Vater und Sohn Gesiarz treten an diesem Tag just zum 400. Mal gemeinsam auf.

Die Orangerie im Park der Villa Meister ist ein drogen- und alkoholfreies Café. Seit vielen Jahren werden hier von montags bis freitags zwei leckere und kostengünstige Mittagessen und selbstgebackener Kuchen angeboten. Immer am ersten Sonntag im Monat bereiten zwei Spitzenköche sogar ein mehrgängiges Menü. Da das Glasdach des Cafés dringend repariert werden muss, veranstaltete Viktor Gesiarz schon im letzten Jahr einen Benefiz-Nachmittag. Die Veranstaltung ist Teil des Programms der „Interkulturellen Wochen“ der Stadt Frankfurt. Der Eintritt ist frei, um kräftige Spenden wird gebeten. Es gibt Kaffee, Kuchen und alkoholfreie Getränke.

Alles kooscher: „Rezi-Babbel“ Mario und Viktor Gesiarz.  Foto: Wolfram Breitkreuz

Alles kooscher: „Rezi-Babbel“ Mario und Viktor Gesiarz.
Foto: Wolfram Breitkreuz