Category: 2016

Folk-Matinee am Sonntag – 1225 Jahre Sindlingen: Frühschoppen auf dem Kirchplatz

Folk-Matinee am Sonntag

1225 Jahre Sindlingen: Frühschoppen auf dem Kirchplatz

Aus Anlass des Ortsjubiläums „1225 Jahre Sindlingen“ wird das Ranzenbrunnenfest in diesem Jahr um einen musikalischen Frühschoppen erweitert. Am Sonntag, 4. September, findet zunächst von 9.15 bis 10 Uhr ein ökumenischer Gottesdienst in der katholischen Kirche St. Dionysius statt, den der Frauenchor Germania musikalisch begleitet. Ab etwa 10.30 Uhr geht es dann bei hoffentlich gutem Wetter im Freien mit einer Folk-Musik-Matinee weiter.

Auf dem Platz vor der Kirche in der Huthmacher Straße spielen „Ar Log“ aus Wales (10.30 bis 11.15 Uhr), „Calon Lân“ aus Schwanheim (11.30 bis 12 Uhr) und „Rovin‘ Folk“ aus Oberursel (circa 12.30 bis 13 Uhr). Außerdem tritt ab etwa 13.30 Uhr der „Frankfurt Scottisch Country Dance Club“ auf und animiert alle, die wollen, zum mittanzen. Vereine sorgen für Speisen und Getränke, der Eintritt ist frei.

Organisiert hat den musikalischen Folk-Frühschoppen Inge Gesiarz, Gründerin von „Musik uff de Gass“. Veranstalter ist die Arbeitsgemeinschaft Sindlinger Ortsvereine (ArgeSov).

Bücherei – Termine

Bücherei – Termine

Der erste Schultag

Kurz vor Schulbeginn lädt die Stadtteilbücherei Kinder ab vier Jahre am Mittwoch, 24. August, zu einem passenden Buchkino-Nachmittag ein. Lesefreundin Renate Donges-Kaveh stellt das Buch „Kater Kamillo kommt in die Schule“ von Rob Scotton vor: Weil der erste Schultag so aufregend ist, will Kater Kamillo seinen besten Freund, Maus Hugo, mitnehmen. Keine gute Idee … Das Lesekino beginnt um 15.30 Uhr in der Bücherei, Sindlinger Bahnstraße 124.

Bo zieht aus

In der ersten Septemberwoche folgt ein weiteres Buchkino. Am Mittwoch, 7. September, 15.30 Uhr, geht es um Bo, der die Nase so richtig voll hat. Erst reißt ein Schnürsenkel, dann verliert er eine Spielfigur. Als es auch noch Brokkoli gibt, beschließt er auszuziehen. „Bo zieht aus“ heißt daher das Buch von Bern Kohlhepp.

Stille Helfer in Sindlingen – Ellen Lenz betreut seit über 20 Jahren Pflegekinder

Stille Helfer in Sindlingen

Ellen Lenz betreut seit über 20 Jahren Pflegekinder

Es gibt Menschen, die im Stillen wirken. Sie legen keinen Wert auf öffentliches Erscheinen und Belobigung. Nichts desto trotz sind sie für das individuelle Schicksal von anderen, insbesondere von Kindern, von mitentscheidender Prägung. Auch Sindlingen kennt solche Personen, eine davon wohnt in der Hermann-Brill-Straße und heißt Ellen Lenz.

„Mit Kindern arbeiten – das war mein Lebenswunsch“. So beschreibt Frau Lenz ihr Lebensmotto. Seit über 20 Jahren betreut sie Klein- und Kleinstkinder in ihrer Wohnung. Ellen Lenz selbst entstammt einer Familie, die sieben Kinder umfasste. Da hieß es nach dem Schulabschluss: „Schnell Geld verdienen“, denn neun Personen wollten versorgt sein. „Da zählte jede Mark!“, sagt sie. So begann Ellen Lenz eine Lehre als Floristin, die sie aber aus gesundheitlichen Gründen bald aufgeben musste. Bei der Post in Frankfurt fand sie eine neue Beschäftigung.

1979 heiratete sie und bekam ihr erstes Kind. Das zweite folgte 1983. Da waren ihre Fähigkeiten als Hausfrau gefragt. Kleinere Tätigkeiten nebenbei entsprachen aber nicht ihren Lebensvorstellungen, sodass sie sich 1984 in Frankfurt um eine Beschäftigung zur Betreuung von „Pflegekindern“ bewarb. Diesem Wunsch konnte das Frankfurter Jugendamt schnell entsprechen. So bot Ellen Lenz zunächst stundenweise ihre Unterstützung an, wenn zum Beispiel ausländische Kinder betreut werden mussten, um den Eltern Entlastung etwa beim Spracherwerb zu bieten. Ihre eigenen Kinder freuten sich jeweils über den Zuwachs und unterstützten und förderten das Tun ihrer Mutter.

Im Laufe der Jahre erweiterte sie dieses Angebot bis zur täglichen „Rundumversorgung“ der Kleinkinder, das heißt inklusive Essenszubereitung. Die Altersgruppe schwankte vom Säuglings- bis zum Kindergartenalter. Mehr als vier Personen gleichzeitig konnte und wollte sie aber nicht betreuen, schließlich waren ihre eigenen Kinder ja auch zu versorgen. „Man lebt mit seinen Aufgaben!“ Dieser Ausspruch kennzeichnet die Einstellung von Ellen Lenz: Sie wird der „gute Geist“ für ihre Zöglinge. Insgesamt 22 Kinder hat sie in den letzten 20 Jahren „gepflegt“: Kinder aus Ghana, Polen, Bosnien, Spanien, Deutsch-Amerikaner und viele mehr. Derzeit leben noch zwei fast erwachsene Jugendliche fest in ihrer Wohnung. Zu ihnen hat Ellen Lenz ein besonders ausgeprägtes Verhältnis: Selbst die Taufe in der evangelischen Kirche hatte sie initiiert und organisiert.

Ganz stolz betont sie noch, dass sie es als große Belohnung empfindet, dass sie von ihren Ehemaligen nicht vergessen wird. So wurde Ellen Lenz die „Patenoma“ eines Mädchens, dessen Mutter sie vor gut 20 Jahren als Säugling betreute. „Ein schöneres Dankeschön kann ich mir nicht vorstellen“, sagt sie. df

Ein großes Herz für Kinder: Ellen Lenz. Foto: Michael Sittig

Ein großes Herz für Kinder: Ellen Lenz. Foto: Michael Sittig

AWO – Termine und Kurzmeldungen

AWO – Termine und Kurzmeldungen

Tagsausflug in die Rhön

Die Arbeiterwohlfahrt lädt am 20. August zu einer Tagesfahrt ein. Ziel ist zunächst die Gedenkstätte Point Alpha in der Rhön. Bei einer Führung entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenzanlagen erfahren die Teilnehmer, wie es dort in den Jahren des Kalten Krieges zuging. Zum Mittagessen geht es zum Berghof Almendorf, für den Nachmittag ist ein Besuch des Barockviertels in Fulda vorgesehen. Abfahrt ist um 7.45 Uhr in Zeilsheim an der Haltestelle bei der Volksbank, um 8 Uhr am Richard-Weidlich-Platz in Sindlingen-Nord und um 8.15 Uhr an der Haltestelle Westenberger Straße vor der Bäckerei Schäfer in Sindlingen-Süd. „Wir freuen uns über viele Mitfahrgäste“, ermutigt Vorsitzende Friedel Frankenberger auch Nicht-Awo-Mitglieder, sich anzuschließen. Die Fahrt kostet 22 Euro pro Person. Information und Anmeldung bei Friedel Frankenberger, Telefon 37 31 10.

Schulranzen verschenkt

Wie in den vergangenen Jahren hat die Sindlinger Arbeiterwohlfahrt wieder 30 nagelneue Schulranzen mitsamt Inhalt und Turnbeuteln verschenkt. Darüber freuten sich Kinder, deren Eltern finanziell nicht gut gestellt sind, berichtet Vorsitzende Friedel Frankenberger. Unterstützt wurde sie dabei von den Kindergärten St. Dionysius, St. Kilian und vom Quartiersmanagement. hn

VdK – Termine

VdK – Termine

Sozialrechtliche Sprechstunden

Rat und Hilfe in Sachen Sozialrecht erteilt der Sindlinger VdK zweimal im Monat. Nächste Möglichkeit, sich zu Fragen des Schwerbhindertenrechts zu informieren oder bei Ausfüllen von Kur- und Wohngeldanträgen helfen zu lassen, ist am Freitag, 26. August. Die Berater des VdK sind von 16 bis 18 Uhr in den Räumen des Frankfurter Verbands, Edenkobener Straße 20a, anzutreffen. Eine Anmeldung ist nicht nötig. Im September finden die Sprechstunden am 2. und 23. des Monats statt.

Stammtisch

Wie war‘s im Urlaub? Oder wann geht’s los? Was gibt es Neues in der Nachbarschaft, was tut sich im Verein? Eine Gelegenheit, darüber zu plaudern, besteht am Donnerstag, 18. August, ab 18 Uhr beim monatlichen Stammtisch in der Gaststätte „Zur Mainlust“ (Loch).

Rund um die „Luisa“ spazieren Mitglieder von Touristenclub und VdK am Sonntag, 21. August. Abfahrt ist um 9.15 Uhr mit dem Bus ab Westenberger Straße (Rewe) und um 9.34 Uhr mit der S-Bahn ab dem Sindlinger Bahnhof. Anmeldung bis 15. August unter der Telefonnummer 37 32 67.

Zweck erfüllt: Stütze für Bücherei

Zweck erfüllt: Stütze für Bücherei

Auch in diesem Jahr konnte der Förderverein Buchstütze wieder seinem Vereinszweck nachkommen und überwies im Juli zum zweiten Mal 500 Euro für den Etat der Stadtteilbücherei. Bibliotheksleiterin Annette Moschner freut sich über diesen Betrag sehr, ermöglicht er es doch, weitere Medien vor allem für den stark frequentierten Kinder- und Jugendbuchbereich anzuschaffen.

Vor allem die Bücherflohmärkte beim Hermann-Brill-Straßenfest und beim Zeilsheimer Froschbrunnenfest brachten fast doppelt so viel Erlöse wie im letzten Jahr. Die Buchstütze ist als einziger Verein laut Satzung ein Sindlinger und Zeilsheimer Verein und in beiden Vereinsringen vertreten.

Sollten die kommenden Veranstaltungen (unter anderem das Ranzenbrunnenfest, der Stadtteilsonntag und die Lesung im September) auch so erfolgreich verlaufen, ist eventuell eine weitere Überweisung in diesem Jahr möglich. rz

Folk vom Feinsten – Matinee: Vier Gruppen machen mit

Folk vom Feinsten

Matinee: Vier Gruppen machen mit

Folgende drei Musikgruppen und eine Tanzgruppe treten bei der musikalischen Matinee am Sonntag, 4. September, auf dem Kirchplatz auf:

Ar Log

„Ar Log“ war die erste professionelle Folkgruppe aus Wales, die keltisch-walisische Volksmusik einem breiteren internationalen Publikum näher gebracht hat. Ihr Musikstil ist geprägt durch Folksongs in walisischer Sprache unter Verwendung traditioneller Saiteninstrumente einschließlich der dreireihigen „Welsh Triple Harp“. Der Name der Gruppe geht zurück aufs Jahr 1976, als sich Dave Burns (Gesang, Gitarre), Iolo Jones (Geige) und Dafydd Roberts mit seinem Bruder Gwyndaf (Harfe, Flöte) zusammen taten und Wales beim traditionsreichen interkeltischen Folkfestival von Lorient in der Bretagne repräsentierten. Als sie dort erschienen, wurden sie vom Festivalkomitee gebeten, sich einen Gruppennamen auszudenken, der auf walisisch „Miete dir eine Gruppe“ bedeuten sollte. Das Ergebnis dieser Übersetzung war ein rechter Zungenbrecher und deshalb nicht zu verwenden. Man blieb jedoch beim Thema und wählte „ar log“, das übersetzt „zu mieten“ bedeutet. Im Laufe der Zeit kamen mit Geraint Glynne Davies (Gitarre), Graham Pritchard (Geige, Mandoline) und Stephen Rees (Akkordeon, Geige und Keyboards) weitere Musiker hinzu, so dass die Gruppe heute aus sieben Mitgliedern besteht. Schon seit Jahrzehnten gibt es freundschaftliche Kontakte zum „Folkclub Taunusstein“, wo Ar Log schon öfter zu Gast waren. Die Jubiläumstour anlässlich ihres 40jährigen Bestehens führt Ar Log nun wieder ins Rhein-Main-Gebiet. Auf dem Tourneeplan stehen Konzerte in Kronberg am 2. September (Zehntscheune, Beginn 19:30 Uhr) sowie gleich zwei am Sonntag, 4. September, frühmorgens in Frankfurt-Sindlingen (Folk-Musik Matinée, Beginn 10:30 Uhr) und am Abend in Taunusstein-Bleidenstadt (Salon-Theater, Beginn 19:30 Uhr).

Calon Lân, das reine Herz

Drei Musiker haben sich eher zufällig zusammengefunden, um gemeinsamen Vorlieben für Balladen der anderen, der alten Art zu frönen.

Nicht Gassenhauer wie „Whiskey in the jar“, sondern selten oder nie gespielte, fast vergessene schottische, irische und englische Stücke aus drei Jahrhunderten tragen Klaus Boll, Louie Hölzinger und Anthony „ich bin Schotte“ Manners vor, mit filigranem Gitarrenspiel, virtuoser Mandoline und – als Gegensatz zu herkömmlichen Folkbands – einem ausgefeilten, dreistimmig gesetzten Gesang.

Rovin‘ Folk

Seit 1974 in Sachen Folksongs unterwegs bietet der Ur-Schlendrian Ali Schmidt ein Programm mit seiner Frau Claudia, die seine musikalischen Vorlieben uneingeschränkt teilt.

Die beiden singen Lieder, die schön und wichtig sind – egal, ob amerikanischen, keltischen, oder deutschen Ursprungs – hessische oder plattdütsch rutscht auch mal rein – egal, ob Gitarre, diatonisches Akkordeon, Flöre, Harp, Cajon oder Mandoline die Stimmen begleiten.

Frankurt Scottish Country Dance Club

Der Frankfurt Scottish Country Dance Club ist an die Royal Scottish Country Dance Society angeschlossen und feierte 2013 sein 50jähriges Bestehen.

Die rund 40 Tänzerinnen und Tänzer kommen aus dem ganzen Rhein-Main-Gebiet, einer davon (David Callender) aus Sindlingen. Neben Auftritten und Tanzanleitung bietet der Club einen wöchentlichen Tanzabend und gelegentliche Sonderveranstaltungen, zum Beispiel jeden April einen schottischen Ball.

Ali und Claudia Schmidt tragen ihre Musik im Namen: „Rovin‘ Folk“.

Ali und Claudia Schmidt tragen ihre Musik im Namen: „Rovin‘ Folk“.

Alle tragen Rock: Der „Scottish Country Dance Club“ begeisterte schon bei „Musik uff de Gass“ und will die Zuschauer auch diesmal wieder zum Mitmachen animieren. Fotos: Michael Sittig

Alle tragen Rock: Der „Scottish Country Dance Club“ begeisterte schon bei „Musik uff de Gass“ und will die Zuschauer auch diesmal wieder zum Mitmachen animieren. Fotos: Michael Sittig

Der Gestank hat ein Ende – INFRASERV: Abluft aus der Klärschlammanlage wird jetzt verbrannt

Der Gestank hat ein Ende

INFRASERV: Abluft aus der Klärschlammanlage wird jetzt verbrannt

Früher stank die Chemie, in den vergangenen Jahren die Biologie: Die Klärschlammverbrennungsanlage des Industrieparks direkt an der westlichen Werksmauer sonderte bei Ostwindlagen regelmäßig derart üble Gerüche ab, dass die Bewohner der benachbarten Sindlinger Straßen regelmäßig protestierten. „Bei Ostwind fällt die Party aus“, klagte beispielsweise der frühere SPD-Ortsbeirat Claus Lünzer, der im Lachgraben wohnt und damit in der am stärksten betroffenen Straße.

Das soll nun vorbei sein. Der Betreiber des Industrieparks, Infraserv Höchst, hat die Klärschlammverbrennungsanlage für rund 750 000 Euro umgebaut. Bislang wurde die Abluft aus der Anlieferhalle gefiltert und über einen 60 Meter hohen Kamin ins Freie abgeleitet.

„Bei bestimmten Wetterlagen waren in Bodennähe Gerüche wahrnehmbar“, schreibt Infraserv in einer Mitteilung. Jetzt aber wird die Abluft direkt in die Öfen der Klärschlammverbrennungsanlage geleitet und gelangt nicht mehr ins Freie. Nur noch in Ausnahmefällen soll Luft über den Kamin abgeleitet werden. „Die Phase der Inbetriebnahme war vielversprechend“, erklärt Harald Werner, verantwortlich für die Klär- und Rückstandsverbrennungsanlagen.

Die Anwohner werden es dem Industriepark danken. Seit vielen Jahren litten sie unter mitunter massivem Gestank. Seit 2007 ist das auch dokumentiert. Infraserv ließ von da an Geruchsmessungen durchführen.

Trotz eines Rückgangs habe es immer wieder Geruchswahrnehmungen gegeben, räumt der Betreiber ein. Daran änderten auch verschiedene Umbauten nichts, für die Infraserv seit 2007 rund 3,6 Millionen Euro ausgab. Von der jüngsten Investition erhofft sich das Unternehmen viel: „Die geänderte Abluftführung wird voraussichtlich zu einer deutlichen Reduzierung der Geruchswahrnehmungen in Sindlingen führen“, erklärt Harald Werner.

Trotz allem kann es ab und zu riechen

Dennoch gelte: Einen vollkommen geruchsfreien Betrieb der Entsorgungsanlagen kann und wird es im Industriepark nicht geben. Insbesondere bei Reparatur und Wartung von Anlagen kann es je nach Wetterlage zu Geruchsbelastungen für die Anwohner kommen. „Wir versuchen, bei der Terminierung solcher Arbeiten auch auf die Wetterprognose Rücksicht zu nehmen, aber das gelingt leider nicht immer“, erläutert Werner.

Auch die kurzzeitige Zwischenlagerung von Klärschlämmen oder Notentsorgungsarbeiten für kommunale Abwasserbetriebe, zu denen Infraserv verpflichtet ist, können Geruchsemissionen zur Folge haben. hn

In der Klärschlammverbrennungsanlage im Industriepark Höchst werden Klärschlämme entsorgt, die bei der Verbrennung entstehende Wärme wird in die Versorgungsnetze des Standortes eingespeist. Infraserv Höchst ist Betreiber der Anlage. Foto: Infraserv Höchst

In der Klärschlammverbrennungsanlage im Industriepark Höchst werden Klärschlämme entsorgt, die bei der Verbrennung entstehende Wärme wird in die Versorgungsnetze des Standortes eingespeist. Infraserv Höchst ist Betreiber der Anlage. Foto: Infraserv Höchst

Alle wollen „Pünktchen“helfen – Glückswiese: Erlös des Sommerfests ist für die Behandlung des Pferdes bestimmt

Alle wollen „Pünktchen“helfen

Glückswiese: Erlös des Sommerfests ist für die Behandlung des Pferdes bestimmt

„Pünktchen“ ist wieder auf der heimischen Koppel. Aber der Schimmel lahmt. Nach dem Zusammenstoß mit einem Auto geht er „wie ein alter Mann“, sagt Norbert Müller. Viele Menschen nehmen Anteil am Schicksal des Pferdes und seiner Besitzer. Und so kamen weit mehr Gäste zum Benefiz-Sommerfest auf die „Glückswiese“, als Isabell Müller-Germann erwartet hatte.

„Ich bin überwältigt“, strahlte die Biologin, die den Gnadenhof an der Okrifteler Straße betreibt. „Ich hatte mit vielleicht 100 Besuchern gerechnet. Aber es sind mehr als doppelt so viele“, freute sie sich.

„Pünktchen“ stand naturgemäß im Mittelpunkt des Interesses. Wie berichtet trieben Unbekannte im Mai Pferde von der Weide hinter der „Glückswiese“ in Richtung Okrifteler Straße. Dort rannte „Pünktchen“ in ein Auto und erlitt schwere Verletzungen. Das Auto und ein weiterer Wagen wurden beschädigt, mehrere Pferde flohen in Richtung B40 und Sindlingen-Ortsmitte. Bekannte und Anwohner halfen dabei, die Tiere wieder einzufangen und zurück zur Weide zu bringen.

Familie Müller hat eine Belohnung von 5000 Euro ausgesetzt für Hinweise, die zur Ergreifung des Täters führen. Bislang ohne Erfolg. Die Polizei ermittle nach wie vor, sagt Isabell Müller-Germann. Die Versicherung zahle nicht, weil die Koppel nicht verschlossen gewesen sei, erklärt ihr Mann Norbert. Wäre das umgebende Band zerschnitten gewesen, läge ein Versicherungsfall vor. Doch es war ausgehängt und die Koppel dadurch geöffnet worden. Solange nicht erwiesen ist, dass das vorsätzlich geschah und ein Schuldiger gefunden ist, bleiben Müllers auf den Kosten sitzen.

„Pünktchen“ wurde in einer Tierklinik operiert. Eine Sehne war gerissen, Hautabschürfungen und Wunden an der Brust mussten versorgt werden. Es ist ungewiss, ob der Schimmel jemals wieder richtig galoppieren kann.

Die Familie organisierte nun ein Sommerfest, dessen Erlös in die Behandlungskosten einfließen soll. Unterstützt wurde sie dabei von der Familie, Freunden und Freundinnen. „Meine Tochter reitet und hilft hier viel und mein Mann half in der Nacht bei der Suche nach den Pferden“, sagt beispielsweise Lydia Cayenz aus Sindlingen. Bartender Fabio Billante, der in der Nähe der „Glückswiese“ wohnt, baute eine Bar auf und mixte leckere Cocktails für die Gäste. Daniela Ruppert aus Hofheim und weitere Eltern organisierten sogar einen Flohmarkt nicht nur für Reitbedarf. „Wir schätzen die Arbeit, die Isabell hier leistet, und es tut uns sehr leid, was passiert ist“, erklärte sie: „Wir hoffen, dass heute viel zusammen kommt.“ Heike Klampferer vom privaten Vorkindergarten Südring-Kids in Hattersheim legte Malblätter, Bücher und sonstige Kleinigkeiten aus, die einen Bezug zu Pferden haben und gegen eine Spende mitgenommen werden durften. Eltern weiterer Reitkinder spendeten reichlich Kuchen und Salate. Eine „Pünktchen-Tombola“ versprach als Hauptgewinn einen Halbtagesausritt in den Stadtwald. Die Initiative „Lebenskühe“ informierte über ihre Arbeit und bot pflanzliche Milchalternativen an. Eine Fahrt auf dem riesigen Traktor der Müllers war bei den Kindern fast genauso beliebt wie das Ponyreiten oder ein Spaziergang über das weitläufige Gelände, um die anderen Tiere zu betrachten, die abseits des Trubels grasten: 14 Pferde / Ponys, vier Gänse, vier Ziegen, 14 Schafe, fünf Schweinchen und zwei Kühe. hn

Schimmel „Pünktchen“ wurde schwer verletzt.

Schimmel „Pünktchen“ wurde schwer verletzt.

Wald, Fluss, Berge, Wiesen, Burgen – Sindlinger Wandergruppe: Belebendes Auf und Ab durch die Natur, fernab vom Alltagstrott

Wald, Fluss, Berge, Wiesen, Burgen

Sindlinger Wandergruppe: Belebendes Auf und Ab durch die Natur, fernab vom Alltagstrott

Jedes Jahr machen sich Sindlinger Wanderfreunde auf eine mehrtägige Tour. Diesmal nahmen sie den 136 Kilometer langen Neckarsteig in Angriff.

Von Werner von Swietochowski

Sechs Tage, über 3000 Höhenmeter und eine zurückgelegte Strecke von 136 Kilometern sind schon eine gewisse Herausforderung für uns Flachlandtiroler. Die Gruppe war diesmal klein, vielleicht, weil es dem ein oder anderen etwas zu anstrengend vorkam. Ingrid, Michael, Annegret, Thomas, Doris und Werner trafen sich in der Stadt mit der alten Kaiserpfalz, Bad Wimpfen, um dort bei leichtem Nieselregen und begleitet von Bärlauch, der in unglaublicher Dichte und Menge neben dem Weg wuchs, nach Heidelberg aufzubrechen.

Die Tagesbesinnung, die Werner am zweiten Tag aus der Sammlung, die Ingrid mitgebracht hatte, vorlas, trifft das Erleben des Neckarsteiges ganz gut: „Möge es Momente in deinem Leben geben, wo keine Vergangenheit das Jetzige trübt und keine sorgenvolle Zukunft dir das Erleben dieses Augenblicks verwehrt. Auf dass du einfach da sein kannst, ohne zu wollen, ohne zu müssen, nur dich spüren in diesem Moment.“ Fernab vom Alltagstrott schaltet das Denken weitgehend ab, man spürt sich, und vor allem die Knie melden sich bei steilen Abstiegen. Ansonsten wird man wieder Teil der Natur.

Man geht und geht, steile Wege hoch, auf abenteuerlichen Stufen (wie nach Hirschhorn) hinunter, auf Saumpfaden hoch an der Bergflanke, über Streuobstwiesen und schaut manches Mal auf den Fluss tief unten. Man taucht ein in den tiefen Wald, der über weite Strecken naturbelassen ist, mit mächtigen kerzengeraden Fichten, 30 Meter hoch, meterdick, und alten Eichen. Das frische Grün der Buchen wirkt wie Balsam für die Augen. Auf den ziemlich einsamen Wegen begegnete der Gruppe während der Tour vom 28. April bis 2. Mai lediglich am Wochenende eine größere Zahl von Wanderern.

Es gibt viel zu sehen entlang der Strecke. Stolz thronen die Burgen hoch über dem Neckartal. Als erste Burg erreichen wir die Guttenberg oberhalb von Gundelsheim, wo ein gemütliches Café mit Kellner im Gewand der Zeit einlädt. Draussen kreisen Geier und Greifvögel und überqueren im Tiefflug die Straße. Ein Schild warnt vor tief fliegenden Vögeln, die während der Flugvorführungen unterwegs sind. Die bewohnte Burg Horneck erhebt sich hoch über Gundelsheim. Bald kommt auch schon die nächste Feste, Schloss Hornberg, an der wir direkt vorbei kommen. Eindrucksvoll auf einer Wiese unweit Neckarzimmern steht das Mahnmal für die deportierten Juden Badens. Die betroffenen Städte und Gemeinden haben dort je einen eigens gestalteten Gedenkstein aufgestellt. Von der ziemlich gut erhaltenen Ruine Minneburg blickt man auf das tief unten liegende Neckargarach. Hoch über Hirschhorn erhebt sich das gleichnamige Schloss, wo auch viele kulturelle Veranstaltungen stattfinden.

Schweißtreibender Aufstieg zur Bergfeste

Wir schlendern durch die malerische Altstadt von Mosbach und lassen uns Eis und eine Hochzeitssuppe schmecken. Fachwerkhäuser und das Renaissance-Rathaus mit 34 Meter hohem Turm sind eine gelungene Kulisse. Historische Gaststätten laden in Eberbach und Hirschhorn ein. Beim Weg aus Eberbach heraus geht es durch den Park unweit des Flusses, wo Skulpturen begleiten, die frühere Eberbacher Handwerke verkörpern. Von Neckarsteinach, wo man sogar vier Burgen auf einmal besichtigen kann, führt der Pfad schweißtreibend in die pittoreske Bergfeste Dilsberg 200 Höhenmeter hinauf.

Gegen Schluss mussten wir doch noch nach sonnigen Tagen im Regen vom Café in Neckargemünd aufbrechen, um den längsten Anstieg zum Königstuhl zu bewältigen. In der Tat ging es die letzten 13 Kilometer auf schmalen Pfaden noch einmal so richtig zur Sache. Da gibt es nur eins: in den Berggang oder anders gesagt, den alpinen Steigschritt mit kleinen, aber regelmäßigen Schritten zu schalten und allmählich an Höhe zu gewinnen.

Findlinge weisen den Weg durch den Wald

Auf dem Königstuhl tauchten wir in den urtümlichen Heidelberger Stadtwald mit mächtigen Fichten und Buchen ein. An den Wegkreuzungen liegen Findlinge mit eingravierten Namen und Pfeilen als Wegweiser.

Auf dem Königstuhl blies ein kalter Wind und das Thermometer kletterte kaum über sieben Grad. Der Blick reichte weit, aber die tief hängenden Wolken ließen kaum Sonne durch. Ernüchternd, dass dort oben nur ein Kiosk steht und ein altes abbruchreifes Gast- und Wohnhaus, das, wie der Kioskwirt erzählte, wohl von einem Investor wieder aufgemöbelt werden soll. Hoffentlich dauert das nicht noch Jahre. Aber das ist am Ende einer solchen abwechslungsreichen Wanderung kein Grund, sich die Stimmung trüben zu lassen. Wald, Fluss, Berge, Wiesen, Blüten, Burgen, Gehen, Auf- und absteigen und das Gemeinschaftserlebnis haben sich längst zu einem unauslöschlichen Bild in der Erinnerung verwoben.

Rast im lichtdurchfluteten Wald: Thomas, Annegret, Ingrid, Doris, Michael und Werner liefen den Neckarsteig von Bad Wimpfen nach Heidelberg.

Rast im lichtdurchfluteten Wald: Thomas, Annegret, Ingrid, Doris, Michael und Werner liefen den Neckarsteig von Bad Wimpfen nach Heidelberg.