Category: 2017

„Dem Volk aufs Maul schauen“ 

„Dem Volk aufs Maul schauen“ 

500 Jahre Luther … in diesem unserem Land…

Von Hans-Joachim Schulz

Reformationstag – 31. Oktober 2017 – Feiertag – das erste Mal, seit ich denken kann. Mit diesem Tag fand das Lutherjahr seinen Abschluss.

Vor 500 Jahren schlug Martin Luther seine religiösen Grundsätze und die Kritik am Ablasswesen an der Schlosskirche zu Wittenberg an. Dieses Datum markiert eine Zeitenwende. Sie galt nicht nur für die römisch-katholische Kirche, sondern auch für das Heilige Römische Reich Deutscher Nation.

Ein so herausragendes Jubiläum trifft natürlich auch in der evangelischen Gemeinde Sindlingen auf reges Interesse. Ein paar Aktive der Gemeinde bereiteten dafür einen Abend mit Erinnerungen an Luther vor. Zunächst gab es einen Festgottesdienst mit Pfarrer Ulrich Vorländer in der Kirche. Danach folgte ein Abend im Kreis der Gemeindeglieder bei Brot und Wein mit Aphorismen, Weisheiten, Einsichten und Aussichten aus Luthers Tischreden im Gemeindehaus.

Von den Mitgliedern der Vorbereitungsgruppe wählte jeder ein Thema, das ihm am Herzen lag und zu dem Luther etwas gesagt hat. „Für die Toten Wein – Wasser für die Lebenden – das ist eine Vorschrift für Fische“, ist so ein Beispiel; oder „Der Wein ist gesegnet und hat ein Zeugnis in der Schrift, das Bier aber gehört zur menschlichen Überlieferung“. Zwischen jedem der Minivorträge blieb etwas Zeit fürs Nachdenken und zum Austausch mit den Tischnachbarn. Die kleinen Lutherweisheiten endeten mit einer Stehgreif-Motette. Im Wechsel wurden von Luther populär gemachte Wörter und Redewendungen in den Saal gerufen. Schandfleck, Lückenbüßer, Lästermaul, Gewissensbisse, Judaslohn und Machtwort sind Beispiele dafür. Viele Ausdrücke wurden zu stehenden Begriffen und sind noch in Gebrauch, wie etwa „auf eigene Faust“, „ein Herz und eine Seele“, „ein Buch mit sieben Siegeln“, „auf Sand bauen“, „den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf“, „in diesem unserem Land“ oder „deutsch miteinander reden“. Besucher bereicherten den Abend mit eigenen Sprüchen, welche ebenfalls Luther nachgesagt werden. So beging die Gemeinde den Feiertag zum Reformationsjubiläum mit einer schönen Mischung aus geistreichen und deftigen Kommentaren, ernsthaft und mit Gelächter. Ganz nach dem Geschmack Luthers.

Bunt, lebendig, zuviel

Bunt, lebendig, zuviel

ponyzwerge Verein beschließt Änderungen – Neuer Vorsitzender

Neu sortiert haben sich die „Ponyzwerge“. Der „Reiter und Lernbauernhof“ hat in den vergangenen Monaten so viel Zuspruch erfahren, dass die anfallende Arbeit in den bestehenden Strukturen nicht mehr zu leisten war. In einer außerordentlichen Versammlung beschlossen die Mitglieder nun Änderungen.

So soll die Zahl der Ponys von sieben auf drei reduziert werden. Die Freireitergruppe wurde bereits aufgelöst. Die Zahl der Reitschüler sinkt von 120 auf 105. Gleichzeitig erhöhen sich die Jahresbeiträge pauschal um fünf Euro (35 Euro für Kinder, 55 für Erwachsene, 105 für Familien), die Reitstunden werden teurer, dauern aber auch länger. Außerdem fällt ab 2018 eine Aufnahmegebühr von 15 Euro an.

„Diese Entscheidungen sind uns nicht leicht gefallen“, sagt Sara Kolata, bis August Jugendwartin. Doch durch die Änderungen sei es möglich, kostendeckend zu arbeiten. Mindestens genauso wichtig war die Wahl eines neuen Vorsitzenden. Bislang übte die Gründerin der Ponyzwerge, Sonja Heinisch, das Amt aus. Da sie als Übungsleiterin aber auch eine Honorartätigkeit übernahm, kam es zu einer Kollision der Interessen. Bei Jugendwartin Sara Kolata war es ähnlich. Deshalb traten die beiden im August von den Vorstandsämtern zurück.

Außerdem zeigte sich, dass die beiden alleine die vielen Arbeiten auf dem Grundstück am Ortsrand, unterhalb der B40, auf Dauer nicht stemmen können. Die Ponys, Hühner, Ziegen und weiteren Tiere müssen versorgt, Kinder betreut, Konzepte entwickelt und umgesetzt werden. Auch die Anlage selbst wird permanent ausgebaut und verbessert. Hinzu kommt die umfangreiche Verwaltungsarbeit. Das wurde zuviel für Sonja Heinisch und Sara Kolata, die den Lernbauernhof und die pädagogische Reitschule größtenteils ehrenamtlich betrieben. Zwar halfen Eltern von Reitkindern und Freunde des Vereins, doch das reichte nicht. „Es ist uns nicht gelungen, einen stabilen und zuverlässigen Kreis von Ehrenamtlichen zu gewinnen“, bilanzierte Sara Kolata.

Obwohl das erste Vereinsjahr bunt und lebendig, lehr- und arbeitsreich verlief, war klar, dass es so nicht weitergehen kann. „Ehrenamt muss Spaß machen und so dosiert sein, dass es zehn Jahre hält und nicht nach zwei Jahren Schluss ist“, sagte Willi Juch, Leiter des Arbeitskreises Kinder- und Jugendfarm Dreieichhörnchen in Dreieich, der die Arbeit der „Ponyzwerge“ ausdrücklich lobte. „Es darf keine Bürde werden“, sagte auch Beisitzerin Anke Schnell und fuhr fort: „Wir suchen einen Vorsitzenden, der den beiden die Verwaltungslast abnimmt und den Verein nach außen präsentiert. Außerdem suchen wir einen Tierpfleger.“ Im ersten Anlauf fand sich niemand. Drei SOS-Sitzungen und eine außerordentliche Versammlung später richtet sich der Verein nun neu aus. „Wir schrumpfen uns gesund“, sagt Sara Kolata.

Der neue Vorstand besteht aus Christian Mante (Vorsitzender), Alexander Kern (zweiter Vorsitzender), Nina Vogt (Kassiererin), Zoe Rothmann (Jugendwartin) und den Beisitzerinnen Nicole Masuzzo und Anke Schnell.

Sonja Heinisch als Leiterin der Reitschule und Sara Kolata als Leiterin des Lernbauernhofs gehören dem Vorstand als beratende Mitglieder an. hn

Konzert der Germania-Chöre

Konzert der Germania-Chöre

„Freuet Euch“ ist das vorweihnachtliche Konzert der Germania-Chöre überschrieben.

Das lässt sich doppelt interpretieren: Vorfreude auf Weihnachten wie auch darauf, dass Männer- und Frauenchor erstmals seit mehreren Jahren wieder ein gemeinsames Weihnachtskonzert gestalten. Sie singen am Sonntag, 17. Dezember, ab 17 Uhr in der katholischen Kirche St. Dionysius in der Huthmacherstraße. Bei den Damen schwingt Michael H. Kuhn den Dirigentenstab und begleitet die Sängerinnen auch teilweise an der elektronischen Orgel. Die Männer treten erstmals mit ihrem neuen Leiter Dominik Pörtner in größerem Stil auf. Einlass ist ab 16.30 Uhr, der Eintritt kostet zehn Euro. Karten gibt es im Vorverkauf bei Samen-Schlereth, Farbenstraße 41, Schuhmacherei Moos, Huthmacherstraße 16, und Blumen-Neder, Sindlinger Bahnstraße 115.

Klamauk und Können auf der Alm

Klamauk und Können auf der Alm

Sindlinger Karnevalverein Fröhlicher Start in die „Fünfte Jahreszeit“

Am 11.11. um 11.11 Uhr begrüßte der 1. Sindlinger Karnevalverein die fünfte Jahreszeit mit einem Gläschen Sekt beim Tischdecken in St. Dionysius. Dort nahm Elferpräsident Peter Thalau den Fastnachtern am Abend den närrischen Eid ab, bevor sie mit einem bunten Programm die Kampagne 2017/2018 eröffneten.

Tanzmariechen Jana Schröder bewies, dass Fastnacht im Verein eine Mischung aus Klamauk und Können ist, wobei sie für die Sparte „Können“ steht. Im neuen Tanzkleid zeigte sie zur Musik von Beethovens 9. Symphonie den neuen Solotanz, den sie mit Trainerin Bianca Seelmann erarbeitet hat.

Die Garde „Purzel“ eroberte die Herzen der Zuschauer passend zum Kampagnenmotto „Auf der Alm“ mit dem Schautanz „Heidi“. Der herzliche Applaus galt auch den Trainerinnen Lisa Wehner und Dagmar Hruschka sowie Sonja Reif. Einen Kontrapunkt setzte das Männerballett „Schoppedales“ mit dem „Gangnam Style“, den die Trainer Michael Nienaber und Claus Hoß mit den Herren einstudiert hatten. Die Nachwuchsgarde „Giants“ ist auf fünf Mitglieder geschrumpft. Deshalb beschlossen die Trainerinnen Andrea Schröder und Saskia Eichhorn, einen gemeinsamen Marsch von Giants und der jungen Garde „Tanzkäfer“ einzuüben, der mit seiner tollen Musik Gänsehaut beim Publikum erzeugte und mit einem dreimaligen „Das war Spitze“ von Peter Thalau verabschiedet wurde. Betreut werden die beiden Gruppen von Nadine Winkler, Ilona Hoß, Kirsten Haschke und Lydia Rühmkorf.

Zum Finale begeisterte die Garde „Firestars“ mit ihrem Showtanz „Tarzan“ noch einmal das Publikum. Trainierin ist Andrea Schröder.

Für ihre besonderen Verdienste um den Verein und das fastnachtliche Brauchtum ehrten in diesem Rahmen Vorstandsvorsitzender Michael Streubel und Ordenskanzlerin Heidi Derstroff Firestar-Tänzerin Saskia Eichhorn mit der höchsten Auszeichnung des SKV, dem Goldenen Vlies.

Michael Streubel verlieh des Weiteren närrische Jubiläumsurkunden und bedankte sich für langjährige Mitgliedschaft bei Christa Hauff (44 Jahre), Roswitha Adler (33), Alena Best (22) und sowie Virginia Maria Kümmeth und Bianca Seelmann (11).

Die Jubilare Marina Erbes (44), Bernhard und Doris Roth (33) und Oliver Frischkorn (22) erhalten die Auszeichnung bei nächster Gelegenheit.

Zwischen den Ehrungen und Tänzen traten Roswitha Adler, Präsidentin der Weiberfastnacht, und Michael Streubel in die Bütt. Während der Vorsitzende über ein neues Handy klagte, sprach die Präsidentin von „Ihrer besseren Hälfte“, sehr zum Vergnügen der weiblichen Zuschauer und zum Verdruss der männlichen.

Am Ende rief Peter Thalau alle Aktiven noch einmal auf die Bühne. Sie verabschiedeten sich mit einer Polonäse durch den Saal zur Musik von DJ Oli, der bis Mitternacht zum Tanz aufspielte.

Nach Programmende hatten die Besucher noch Gelegenheit, Karten für die Prunksitzung am 20. Januar und die Weibersitzung am 3. Februar 2018 zu erwerben. dh

„Giants“ (hinten) und „Käfer“ tanzen gemeinsam einen Marsch.

„Giants“ (hinten) und „Käfer“ tanzen gemeinsam einen Marsch.

Treue und verdiente Mitglieder zeichnete der Vorstand des SKV aus; das Männerballett (hinten) bildete den Rahmen dazu. Fotos: Marcus Schröder

Treue und verdiente Mitglieder zeichnete der Vorstand des SKV aus; das Männerballett (hinten) bildete den Rahmen dazu. Fotos: Marcus Schröder

Weihnachtsfeier beim Turnverein

Weihnachtsfeier beim Turnverein

Seine älteren Mitglieder lädt der Turnverein Sindlingen am Freitag, 15. Dezember, zur Seniorenweihnachtsfeier in den Mehrzweckraum der vereinseigenen Sporthalle ein. Ab 15 Uhr gibt es Kaffee und Kuchen, später Abendessen; dazwischen tritt Heinz Marosch auf und unterhält die Gäste mit Gesang und Geschichten.

23. Dezember: Turnerheimparty

23. Dezember: Turnerheimparty

Wie früher geht es am Tag vor Heiligabend im Turnerheim hoch her: Die Handballer der Spielgemeinschaft Sindlingen/Zeilsheim laden am Samstag, 23. Dezember, ab 21 Uhr zur Turnerheim-Party ein. „Das Beste von gestern und heute“, Musik, Getränke, Tanzen und Spaß haben gibt es für zwei Euro Eintritt.

Harmonika-Orchester Streifzug durchs Frankfurter Musikleben

Sehnsuchtsvoll und strahlend

Harmonika-Orchester Streifzug durchs Frankfurter Musikleben

Allegro, largo, vivace: drei Sätze, drei Charaktere. Feurig-fröhlich, getragen-harmonisch und lebendig mit frohem, hohem Schlussakkord spielte das Sindlinger Harmonika-Orchester in seinem Jahreskonzert die Sonata in D-Dur von Georg Philipp Telemann. Sie eignet sich vorzüglich, um die ganze Bandbreite des Instruments zu nutzen.

Das galt auch für die Suite „Transylvania“ von Helmut Quakernack. Sie enthält vier Tänze vom Balkan, deren temperamentvolle, variable Rhythmik den Spielern bis zum lauten, kraftvollen, virtuosen Finale einiges abverlangt.

Mit einem Sonderapplaus dankten es mehr als 90 Besucher in der evangelischen Kirche den Akkordeonspielern, der Schlagzeugerin, der Rhythmustruppe, Tamara Ohlenmacher am Keyboard und Orchesterleiter Manfred Klepper. Er hatte verschiedene Stimmen eigens so geschrieben, dass auch die Nachwuchsspieler im Ensemble mitwirken konnten.

Zusammen mit Moderatorin Simone Polata gab er zudem die „Fantasia et Fuga g-Moll“ von Johann Sebastian Bach. „Orgelwerke waren wohl seine Leidenschaft“, sagte Simone Polata über Bach; speziell die Fantasie setzt sich aus drei leidenschaftlichen rezitativischen Hauptteilen und zwei elegisch-expressiven Zwischensätzen zusammen.

Ein völlig anderes Klangbild entstand beim Stück „Festive Trumpet Tune“ von David German. Es handelt sich dabei um ein Orgelstück. Obwohl Orgel und Akkordeon viele Gemeinsamkeiten aufweisen – beide erzeugen Klang durch Luft, werden über Tasten gespielt, verfügen über Register für unterschiedliche Klänge und die Möglichkeit, die Lautstärke zu verändern -, werden Orgelwerke üblicherweise fürs Akkordeon umgeschrieben. Hier und heute aber verzichtete das Orchester darauf, um den originalen Orgelklang zu Gehör zu bringen.

Der Kaiserwalzer erfordert alle Register

Bei Johann Strauss‘ „Kaiserwalzer“ dagegen zogen die Spieler alle Register ihres Instruments. Simone Polata beschrieb das folgendermaßen: „Der Walzer beginnt mit einer leisen Fanfare im Marschrhythmus. Nach einigen musikalischen Verzierungen und Ausschmückungen wird es nach einem Crescendo noch einmal strahlend wiedergegeben. Nun erklingt der erste Walzer; eingeleitet durch eine leise, wunderschöne Hauptmelodie, die bald von einem kraft- und schwungvollen Forte abgelöst wird. Nach einem Widerklingen des ersten Themas erklingt es noch einmal zuerst leise, dann aber wieder strahlend und hell. Der zweite Walzer beginnt mit einer sehnsuchtsvollen Melodie, bevor kräftige Rhythmen den dritten Walzer einleiten. Dieser ist mit seinen herrlichen Melodien eine der schönsten Erfindungen von Strauss. Im vierten Walzer erklingt zuerst ein sehr breites, dann wiederum ein sehnsuchtsvolles Thema, das am Schluss wieder vom ersten Thema abgeschlossen wird.“

Das Konzert stand übrigens unter dem Motto „Streifzug durch das Frankfurter Musikleben“. Wolfgang Amadeus Mozart (Gastspiel in Frankfurt 1763), Georg Philipp Telemann (städtischer Musikdirektor und Kapellmeister der Katharinenkirche ab 1712), Edvard Grieg (Debüt als Pianist in Frankfurt 1883), Helmut Quakernack (erarbeitete Transylvania mit rund 30 Akkordeonspielern aus der Region in Frankfurt) und Ernst Fischer (Schüler Hoch’sches Konservatorium 1916 bis 1922) hielten sich tatsächlich für einige Auftritte oder viele Arbeitsjahre in Frankfurt auf.

Von Johann Sebastian Bach ist zwar kein Besuch am Main belegt, jedoch liegen Notenmanuskripte des Meisters in der Musikabteilung der Stadt- und Universitätsbibliothek.

Die jährliche Wiener Johann-Strauss-Konzert-Gala in Frankfurt schließlich diente als Anlass, seinen „Kaiserwalzer“ ans Ende des abwechslungsreichen Abends zu setzen. hn

 

Freunde der Musik

Jubilare Dank für 50 und 60 Jahre

„Wir haben einige Nachwuchsspieler“, freute sich Ursula Sinschek, Vorsitzende des Sindlinger Harmonika-Orchesters, über Verstärkung. Genauso wichtig sind treue Mitglieder, die dem Verein jahrzehntelang angehören.

Zwei davon ehrte die Vorsitzende während des Konzerts. Albert Füller trat vor 60 Jahren als junger Mann und aktiver Akkordeonspieler ein. Nach einigen Jahren fehlte ihm, beruflich bedingt, die Zeit fürs intensive Musizieren. Seither begleitet er seinen Verein als passives Mitglied, das gerne unterstützend tätig wird. Sei es als Kassenrevisor oder als Gastgeber beim Austausch mit dem „Sounds Active Orchestra“ aus Tiverton, den das Harmonika-Orchester bis 2005 pflegte: Stets half er, wenn Hilfe nötig war. Er besucht zudem regelmäßig die Konzerte und Versammlungen. „Es ist toll, solche Mitglieder zu haben, die nicht nur ihren Beitrag zahlen, sondern uns auch unterstützen“; dankte ihm Ursula Sinschek und überreichte Urkunde und Geschenk. Albert Füller überreichte seinerseits einen Umschlag: „Ich bin der Meinung, dass das aktive Musizieren viel zu wenig gefördert wird“, sagte er: „Musik ist eine wichtige Sache“, das wolle er weiterhin unterstützen.

Für 50 Jahre aktive Mitgliedschaft erhielt Martina Jakobi eine Auszeichnung. Sie fand über das Melodicaspiel zum Akkordeon und in den Verein, dessen wöchentliche Probestunden sie trotz mehrfacher Umzüge in umliegende Orte regelmäßig besucht. Sie war lange als Jugendwartin engagiert und gehört dem Vorstand als Kassiererin an.

In ihrem 50. Vereinsjahr spendierte sie dem Orchester den Notensatz für Telemanns Sonata in D-Dur. hn

Wettschießen um Geflügel

Wettschießen um Geflügel

Zum Geflügelschießen lädt der Sindlinger Schützenverein am Sonntag, 10. Dezember, ins Schützenhaus am Südring 1 in Hattersheim ein. Es handelt sich dabei um ein Wettschießen auf Scheiben bei einem vorweihnachtlichen Kaffeenachmittag. Beginn ist um 15 Uhr, die Preise werden ab 18 Uhr ausgegeben.

90. Geburtstag Glückwunsch, Mädi Schmidt 

Ein Gewinn

90. Geburtstag Glückwunsch, Mädi Schmidt

„Das Alter ist auch ein Gewinn, ein Glück, dass ich jetzt 90 bin“, sagt Margarete Schmidt, genannt Mädi. Zum runden Geburtstag am 20. November hat sie sich in Reimform Gedanken über das hohe Alter gemacht und ein langes „Gedicht zum 90. Geburtstag“ verfasst.

Damit folgt sie einer lebenslangen Tradition. Zu verschiedensten Gelegenheiten hat Mädi Schmidt lustige Verse ersonnen. Etliche Weihnachtsfeiern ihrer Gymnastikgruppe im Turnverein, Fastnachtssitzungen oder Treffen in der katholischen Gemeinde hat sie damit unterhalten.

Dabei gehörte ihre Liebe ursprünglich nicht dem Wort, sondern dem Ton. Die Tochter des Sindlinger Dachdeckermeisters Noll spielte Klavier. „Ich wollte Musik studieren“, erzählt sie von ihren Jugendjahren. Ihre Mutter riet ihr dringend, „erst einen anständigen Beruf zu lernen“, schmunzelt sie. Deshalb besuchte sie eine höhere Handelsschule und kehrte als Kaufmann (die weibliche Bezeichnung Kauffrau gab es damals noch nicht) zurück in den elterlichen Betrieb. Sie half dort und im Haushalt und dachte darüber nach, demnächst ein Musikstudium zu beginnen. Doch dann kam die Liebe dazwischen.

Bei einer Tanzveranstaltung kurz nach Kriegsende lernte Mädi Noll Alfons Schmidt kennen, einen Sindlinger, der beim Fußballclub Viktoria spielte. „Studieren oder poussieren“, legte ihr die Mutter ans Herz, sich zu entscheiden. „Ich habe meinen Mann mit 20 kennengelernt, und mit 23 war es aus“, sagt Mädi Schmidt mit dem ihr eigenen Humor: Familie statt Karriere. Im Juli 1950 heiratete sie Alfons Schmidt. 1953 kam Sohn Wolfgang zur Welt, 1961 Matthias.

Neben Familie und Geschäft richtete Mädi Schmidt ihre Energien auf den Sport. Schon als Kind turnte sie im Turnverein Sindlingen. Als junge Frau betrieb sie Leichtathletik und Feldhandball und wechselte schließlich in die Gymnastik. Als Übungsleiterin führte sie eine Gruppe 50 Jahre lang, bis 2009, und sprang auch danach noch ein, wenn es nötig war.

Zusätzlich verwalteten Mädi und Alfons Schmidt von 1975 bis 1994 das Turnerheim. Der Ehrenbrief des Landes Hessen, alle Ehrungen, die der Turnverein zu vergeben hat und schließlich die Ehrenmitgliedschaft des Vereins wurden ihnen dafür im Lauf der Jahre verliehen.

Ein schwerer Rückschlag war für Mädi Schmidt der Tod ihres Mannes vor zwei Jahren. „Kurz vor der eisernen Hochzeit“, seufzt sie. Auch mit ihrer Gesundheit ist sie nicht glücklich. Ein vermeintlicher Hexenschuss entpuppte sich als Osteoporose. Diese Gebrechlichkeit beeinträchtigt die immer aktive Frau enorm. Trotzdem lässt sie sich nicht hängen. „Ich habe alle naselang etwas anderes“, schmunzelt sie. Mal bastelt sie Nikoläuse für die E-Jugendhandballerinnen der HSG Sindlingen-Zeilsheim, die von ihrer Enkelin Ronja betreut werden. Mal schreibt sie Gedichte. In den Versen zum 90. Geburtstag schildert Mädi Schmidt beredt und mundartlich gereimt, „was das Leben lebenswert macht“. Davon gibt es auch im hohen Alter so viel, dass sie findet: „Schön, dass ich jetzt 90 bin.“

Neben vielen Gästen gratulierten die beiden Söhne, fünf Enkel und drei Urenkel zum runden Geburtstag. Die nächste Rundung hat Mädi Schmidt auch schon im Blick: „So mach ich weiter, bis ich 95 bin. Vielleicht bring ich die auch noch hin. Und des, des wär ein Mordsgewinne, weil ich jetzt erst 90 bin.“ hn

Nikoläuse für die Handballjugend, ein Gedicht zum Geburtstag: Mädi Schmidt ist immer aktiv. Der Ausschnitt oben zeigt sie während ihrer Zeit als Übungsleiterin. Foto: Michael Sittig

Nikoläuse für die Handballjugend, ein Gedicht zum Geburtstag: Mädi Schmidt ist immer aktiv. Der Ausschnitt oben zeigt sie während ihrer Zeit als Übungsleiterin. Foto: Michael Sittig

Viktoria trauert um Heinz Wulf

Viktoria trauert um Heinz Wulf

Heinz Wulf (78) war der erfolgreichste Trainer des Main-Taunus-Kreises. Mit Viktoria Sindlingen, RW Walldorf und SG Croatia Frankfurt stieg er in die Oberliga Hessen auf, die SG Westend führte er in die Landesliga Hessen Süd. Den SV Wehen, FV Bad Vilbel und den SV Raunheim trainierte er in der Oberliga Hessen, den FC Lorsbach und den VfB Unterliederbach betreute er in der Landesliga Hessen Mitte, weitere Stationen waren der SV Hattersheim und die SG Sossenheim.

15 Jahre war er Vorsitzender der Trainervereinigung des Main Taunus Kreises, über zehn Jahre stellvertretender Vorsitzender der Verbandsgruppe Hessen im Bund Deutscher Fußball-Lehrer. Vor seiner Funktion als 2. Vorsitzender der Viktoria, die er von 1997 bis 2014 ausübte, war Heinz Wulf auch schon von 1967 bis 1970 als Geschäftsführer und als Spielausschussmitglied im Vorstand der Viktoria tätig. 2014 wurde er für seine langjährigen Verdienste zum Ehrenmitglied ernannt.

Als Spieler ging der Hattersheimer ab 1961 für Viktoria Sindlingen, die Spvgg Oberrad und als Kapitän der Frankfurter Amateur-Stadtauswahl auf Torejagd. Nachdem seine aktive Laufbahn durch eine Achillessehnenverletzung 1969 gestoppt wurde, stieg er gleich ins Trainergeschäft ein und eilte dort von Erfolg zu Erfolg.

Nachdem er sich dann ein paar Jahre zur Ruhe gesetzt hatte, juckte es ihn doch wieder, auf die Trainerbank zu gehen und so übernahm er 2006 die Betreuung der SG Hoechst Classique; wie zu erwarten mit großem Erfolg. Mehrmals qualifizierte sie sich über die süddeutsche Meisterschaft für die Finalrunde der Deutschen Ü50- Meisterschaft in Berlin, wo sie mehrmals bis ins Finale gelangte.

Aufgrund der Erkrankung seiner Frau Renate entschloss sich das Paar, sein Haus in Okriftel zu verkaufen und nach Weilbach zu ziehen. Leider verstarb Renate Mitte Oktober und nun folgte ihr Heinz am Tag ihrer Beisetzung.

Mit ihm verliert der Main-Taunus-Kreis eine herausragende Fußballer-Persönlichkeit. Viktoria Sindlingen wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

Heinz Wulf. Archivfoto: Sittig

Heinz Wulf. Archivfoto: Sittig