Juni
8

Tochter führt die Apotheke weiter

Geschäftsübergabe

Tochter führt die Apotheke weiter

Alexander Krauß möchte kürzer treten

Seinen 80. Geburtstag feiert Apotheker Dr. Alexander Krauß. Noch immer steht er täglich in seiner Alexander-Apotheke, die seit 1966 als fester Bestandteil zu Sindlingen gehört. Doch jetzt möchte er kürzertreten. „Die Sindlinger vertrauen seit vielen Jahrzehnten auf „ihre“ Stadtteilapotheke.Und so soll es auch bleiben“, erklärt er. Daher übergibt Alexander Krauß seine Apotheke nun vertrauensvoll in die Hände seiner Tochter Miriam Oster, die selbst seit einigen Jahren erfolgreich eine Apotheke in Oberursel betreibt.
„Selbstverständlich werden die Sindlinger Bürger auch in Zukunft vom gewohnt sehr guten und vertrauten Team unter der zukünftigen Leitung der erfahrenen und langjährigen Mitarbeiterin Frau Daniela Schubert betreut“, erklärt die neue Inhaberin. Alexander Krauß wird sich in Zukunft auf beratende Tätigkeiten zurück ziehen.
Er möchte sich zusammen mit seinem Team mit einer fröhlichen Feier in der Apotheke unter dem Motto „Wer hat an der Uhr gedreht“ bei allen Sindlingern für fast ein halbes Jahrhundert Kundentreue bedanken. Die Feier findet während der üblichen Geschäftszeit am Samstag, 22. Juni, von 9 bis 13 Uhr in der Alexander- Apotheke statt. simobla


Juni
8

Stadtteilsonntag

Stadtteilsonntag

Der Gewerbeverein, kurz fhh+g, organisiert auch in diesem Jahr den Stadtteilsonntag in Sindlingen. Vorsitzende Elke Erd erinnert alle Mitglieder an den Termin 15. September und bittet um Anmeldungen. „Einige liegen schon vor. Umso mehr Betriebe sich beteiligen, um so attraktiver ist es für die Besucher. Unser Programm nimmt auch Formen an“, erklärt sie. Da das Werbekonzept zentral über die Wirtschaftsförderung der Stadt Frankfurt organisiert wird, bittet sie bis spätestens 10. Juni um die Anmeldungen. „Sollte es Fragen zum Standort geben, rufen Sie mich bitte an“: Telefon 37 56 07 01, Fax 37 56 07 02, E-Mail: elkeerd-schreibwaren@onlinehome. simobla


Juni
8

Pfarrfest für die ganze Familie

Kath. Kirchengemeinden

Pfarrfest für die ganze Familie

Förmlich überrannt wurden die Organisatoren und Helfer des Pfarrfestes von St. Dionysius. Am Ende waren die Würstchen und die Getränke ausverkauft. Die drei Kindergärten des pastoralen Raums, St. Dionysius, St. Kilian und St. Stephan beteiligten sich intensiv an dem Fest und so kamen neben den Kindern ihre Eltern und Großeltern alle in und um das Gemeindehaus in der Huthmacherstraße zusammen. Der Frauenkreis sorgte für das Mittagessen, der Familienkreis grillte am Abend und die Gemeinden aus Zeilsheim und Höchst, die mit zum pastoralen Raum gehören organisierten die Kaffeetafel.
Zahlreich war auch die Beteiligung an der Fronleichnamsprozession (unser Foto) durch die Sindlinger Straßen.
Eine rundherum gelungene Veranstaltung, deren Gewinner auch die Straßenkinder in St. Paulo sein werden. Ein Teil des Erlöses der Veranstaltung geht nach Brasilien. Pfarrer Wolfgang Steinmetz, der eifrig für die Aktion warb, war sichtlich gut gelaunt – auch wegen der Sonnenstrahlen.
Sg/Foto: Sittig

Fronleichnamsprozession

Fronleichnamsprozession


Juni
8

Der Abschied fällt nicht leicht

Stadtteilbibliothek

Der Abschied fällt nicht leicht

Büchereileiterin Vera Dopichaj wechselt den Arbeitsplatz

Der Anfang war hart. Die Sindlinger Stadtteilbücherei hatte zwei, drei Jahre lang keinen Leiter mehr gehabt. Und Vera Dopichaj war nicht aufs öffentliche und Kinder-Bibliothekswesen spezialisiert. Im Gegenteil: „Ich habe wissenschaftliches Buchwesen studiert“, berichtet sie. Dennoch bewarb sie sich auf die vakante Stelle und bekam sie auch.
Das war vor acht Jahren. „Ich habe mich erst mal fit gemacht, viel in anderen Stadtteilbüchereien hospitiert und mir gesagt: Es kann ja nur bergauf gehen“, erinnert sie sich an die ersten Gehversuche Mitte der 90-er Jahre. Um die Bücherei wieder ins Bewußtsein der Sindlinger und Zeilsheimer zu rufen, versuchte sie zunächst, die Grundschulen für eine Zusammenarbeit zu gewinnen. Doch das scheiterte. „Sie waren daran gewöhnt, dass es nichts gab“, vermutet die Leiterin. Also versuchte sie es mit den Kindergärten: „Das schlug ein wie eine Bombe“. Bilderbuchkino und andere Angebote wurden bald gerne genutzt. Mittlerweile gibt es eine rege Kinder- und Jugendarbeit, mit Klassenführungen, Gruppenveranstaltungen, Vorlese- und Bastelstunden. Neue Medien hielten Einzug, nach der Renovierung vor einigen Jahren auch neue Technik wie die Selbstausleihe. Unermüdlich knüpfte Vera Dopichaj weiter Kontakte, war bei Schul- und Stadtteilfesten dabei und arbeitet seit seiner Einrichtung mit dem Quartiersmanagement der Hermann-Brill-Straße zusammen. Dessen Sprachcafé ist gerne zu Gast in der Bücherei. Sprachbücher, Zeitschriften, Kinderbücher, Romane, Wissensbücher und Spiele, sogar für Nintendo und Wii, locken immer mehr Publikum in die Räume in der Bahnstraße 124. Der Lohn: Die Ausleihzahlen stiegen, liegen derzeit bei über 35000. Und gerade eben hat sich der Verein „Buchstütze“ gegründet, der die Bücherei weiter stärken und fördern möchte.
„Es hat Spaß gemacht zu sehen, wie es langsam besser wird“, sagt Vera Dopichaj, 43 Jahre alt. Trotzdem hat sie sich nun nach langem Überlegen auf eine intern ausgeschriebene Stelle in der schulbibliothekarischen Arbeitsstelle beworben und sie bekommen – wohl auch aufgrund ihrer Leistungen in Sindlingen. „Ich sehe das als Chance, mich nochmal zu verändern“, sagt sie. Als Leiterin des Sachgebiets Geschäftstelle wird sie sich ab Juni mit acht Mitarbeitern um die Verwaltung und Organisation der mehr als 90 Schulbüchereien in Frankfurt kümmern. Vermissen wird sie den Kontakt zu den Menschen und die Vielfalt der Aufgaben. Von daher „gehe ich mit vielen weinenden Augen“, sagt sie. Vera Dopichaj tritt ihre neue Stelle zum 1. Juni an. Am Freitag, 7. Juni, 19 Uhr, wird sie sich beim nächsten „Bücher-Essen“ von ihren treusten Lesern verabschieden.
Die Stelle in Sindlingen soll wieder besetzt werden. Bis das geschehen ist, werden die Mitarbeiterinnen Nele Faber und Walburga Sigmundt die gewohnten Öffnungszeiten gewährleisten. Auch Gruppentermine an den Vormittagen sollen nach Absprache weiterhin möglich sein. hn

Vera Dopichaj

Vera Dopichaj


Juni
8

Ein Leben in Sindlingen

Jubiläum

Ein Leben in Sindlingen

Ellen Schreiber feierte 90. Geburtstag

Was anderswo mit öffentlichen Mitteln als Projekt gefördert wird, ist in der Pfingstbornstraße Alltag: das Zusammenleben mehrerer Generationen. Die älteste Generation vertritt Eleonore Schreiber, genannt Ellen. Sie feierte im Mai ihren 90. Geburtstag, zusammen mit Tochter und Schwiegersohn, zwei Enkeln und zwei Urenkeln.
Enkel Ralf Rößler, seine Frau Stephanie und die beiden Söhne leben im Erdgeschoss, die Eltern Traute und Ferdi Rößler im ersten Stock und Oma Ellen noch eine Etage höher. Die Treppen machen ihr nichts aus. „Das hält mich beweglich“, sagt die 90-Jährige.
Dank der Familie wird ihr nie langweilig. „Bei uns ist immer Action“, lächelt Traute Rößler. Alle sind eingebunden, auch Ellen Schreiber. „Morgens komme ich zum Kaffeetrinken in den ersten Stock runter“, sagt sie, ebenso mittags zum Essen. Danach spült sie, was nicht in die Spülmaschine geräumt wird, und Traute Rößler trocknet ab – ein eingespieltes Team seit Jahrzehnten.
Gebaut haben das Haus in der Pfingstbornstraße Ellen Schreibers Großeltern Wagner. Bezogen wurde es 1906. Deren Tochter Therese heiratete den Schlosser Christian Ottermann, und 1923 kam Ellen zur Welt. Es war eine Hausgeburt, wie auch später ihre eigene Tochter Traute im Elternhaus entbunden wurde. Die kleine Ellen besuchte die Meisterschule, danach die Handelsschule in Frankfurt. Anschließend ging sie bei Juwelier Buchwald in Höchst in die kaufmännische Lehre und arbeitete als Verkäuferin. „Dann kam der Krieg“, sagt Ellen Schreiber. Sie wurde für einen Arbeitseinsatz in Eckernförde dienstverpflichtet. „Ich wollte nicht in den Arbeitsdienst“, sagt sie. Tatsächlich gelang es ihr, sich zu entziehen: „Am 1. April sollte ich dorthin, am 29. März habe ich geheiratet, obwohl ich eigentlich mit 18 noch ein bisschen jung dafür war“. Aber „wir hätten sowieso geheiratet“, sagt sie über ihren Mann Franz Schreiber. Der Bauernsohn aus der Huthmacherstraße war damals 26 und in der Armee; er bekam extra zwei Wochen Heiratsurlaub.
Ende 1945 kehrte er unversehrt aus französischer Kriegsgefangenschaft zurück. Er fand Arbeit als Kraftfahrer, anfangs bei den US-Amerikanern, später in den Farbwerken. Gemeinsam überstanden sie die schwierige Nachkriegszeit. „Das war schlimmer als der Krieg, denn es gab nichts“, findet Ellen Schreiber. Mit Lebensmittelkarten und mit Hilfe der bäuerlichen Verwandtschaft überstanden sie die mageren Jahre. Dann ging es aufwärts. 1949 kam Tochter Traute zur Welt. „Ich habe für sie immer frische Milch beim Bauern geholt“, erinnert sich die Jubilarin. In den 50-er Jahren half Ellen Schreiber bei ihrem Onkel, einem Orthopädiemechanikermeister, im Laden an der Farbenstraße aus. 1956 freute sich die Familie über ihr erstes Auto, einen blauen VW-Käfer. Mit dem fuhren Schreibers bis 1971 auch in den Urlaub, immer gen Süden, aber nie über die Landesgrenze hinaus. 1971 aber heiratete Tochter Traute einen Österreicher, der in den Farbwerken Arbeit gefunden hatte. Von da an hieß das Urlaubsziel in den Ferien stets Kärnten.
Auch nachdem ihr Mann 1979 verstorben war, begleitete Ellen Schreiber ihre Kinder und Enkel regelmäßig dorthin. Heute allerdings ist ihr die lange Fahrt zu beschwerlich. Lieber erledigt sie gleich nach dem Frühstück ihre Einkäufe oder geht spazieren. „Am liebsten bin ich so früh wie möglich unterwegs, dann ist alles noch so schön still“, sagt sie. Im Vergleich zu früher ist Sindlingen vor allem „größer geworden“, findet sie. In ihren Jugendjahren gab es noch keinen Kreisel, keine Farbwerksmauer, keine geteerten Straßen. Jenseits der alten Mainzer Landstraße stand nur ein Haus, der Rest war Feld. In der Villenkolonie am Ende der Gustavsallee wohnten „die Doktoren von den Farbwerken“. Ihr Vater sang bei der „Meenzer Hofgesellschaft“, den Sängern, die sich im Mainzer Hof am Dalles trafen. „Jeder kannte jeden“, sagt sie.
Längst sind Freunde und Jahrgangskameraden verstorben. Doch Ellen Schreiber beschwert sich nicht. „Ich bin sehr zufrieden. Ich habe einen wunderschönen Lebensabend“, findet sie, „einen solchen wünsche ich jedem“. hn

Socken strickt Ellen Schreiber am liebsten, hier mit Enkel Ben. Am 13. Mai feierte sie ihren 90. Geburtstag. Foto: Michael Sittig

Socken strickt Ellen Schreiber am liebsten, hier mit Enkel Ben. Am 13. Mai feierte sie ihren 90. Geburtstag. Foto: Michael Sittig


Juni
8

Das „Füchschen“ soll bleiben

Reiterverein Sindlingen

Das „Füchschen“ soll bleiben

Tag der offenen Tür – Reiter sammeln für ein neues Pferd

Arbeitstitel „Füchschen“: Eine Fuchsstute steht zur Zeit auf Probe im Stall des Sindlinger Reitervereins. Die jungen Reiterinnen haben sie bereits ins Herz geschlossen. „Sie ist sehr lieb und soll fürs Voltigieren eingesetzt werden“, sagt Desiree Appadurai vom Vorstand. Doch der Verein hat kein Geld, das Tier zu kaufen. Deshalb bat er am Tag der offenen Tür um Spenden. Und mehr noch: Der Reiternachwuchs ermöglichte allen Besuchern, gegen kleine Beträge bei der Namensgebung der Stute mitzuwirken.
Ein Todesfall ist der Grund dafür, dass die Reiterinnen so dringend auf ein neues Pferd angewiesen sind. Erst vergangenes Jahr hatten sie unter großen finanziellen Mühen den zehnjährigen braunen Wallach Lago erworben. Vor kurzem ist er völlig unerwartet gestorben. Nun fehlt der Voltigiergruppe ein Tier. Das wirkte sich auch auf die Vorführungen am Tag der offenen Tür aus. Um die verbliebenen Pferde nicht überzustrapazieren, zeigten die Voltigierkinder ihre Künste zunächst an einem stationären „Bock“, einem Übungsgerät, das in der Mitte der Reithalle aufgebaut wurde. Die Zuschauer waren dennoch beeindruckt vom Können der Mädchen. „Das ist ja fast wie im Zirkus“, staunte einer. Später erlebten die Besucher dann auch noch akrobatische Übungen auf und am Pferd. Ebenfalls schön anzusehen war die Quadrille, die vier jugendliche Reiterinnen vorführten. Synchron zur Musik und zueinander durchlief die Vierer-Formation alle Gangarten. Eigentlich hätten die Reiterinnen das gerne auf dem etwas größeren Reitplatz im Freien getan, aber das Wetter ließ es nicht zu. Aus dem gleichen Grund fand das Ponyreiten in der denkmalgeschützten Reithalle des ehemaligen Meisterschen Anwesens statt. Den Grill warfen die Helfer trotzdem an. Im Pferde-Unterstand waren sie zumindest vor dem Regen geschützt. Kaffee und Kuchen, Waffeln und Samba-Bowle gab’s in der Heukammer, und auch im „Reiterstübchen“ war Gelegenheit, sich aufzuwärmen. Viele Besucher nutzten auch die Gelegenheit, einen Blick in den Stall zu werfen. Dort schauten Wallach Sambo, Warmblut Alisha und der Hannoverander Purple genauso neugierig zurück. hn

Ihr Turn“gerät“ ist das Pferd: die Voltigiergruppe des Reitervereins. Foto: Michael Sittig

Ihr Turn“gerät“ ist das Pferd: die Voltigiergruppe des Reitervereins. Foto: Michael Sittig


Juni
8

Die Liebe zu den Rosen, der Zauber einer Frau

Die Liebe zu den Rosen,
der Zauber einer Frau

Rosenzauber mal zwei verheißt der Nachmittag des 24. Juni. Die Fachklinik Villa unter den Linden und der Verlag weissbooks.w laden zu einer Autorenlesung in den Park der Villa Meister ein. Wenn es das Wetter erlaubt, wird Daniel Zahno ab 16 Uhr vor dem historischen Duftrosenbeet aus seinem neuen Roman „Manhattan Rose“ lesen. Darin geht es um den Rosenzüchter Luca aus Europa, der sich bei einem Besuch in New York in die Schönheit des „Rockefeller Rose Garden“ und die Anmut einer jungen Frau verliebt. Bis die Leidenschaft zu den tausend und einer Rose im Herzen der Stadt ihre Erfüllung findet, muss Luca immer wieder neue Hürden nehmen. Aber er wagt das Unmögliche und beginnt, verliebt in das Gelingen, ein neues Leben zwischen der alten und der neuen Welt.
Dem Erzähler und Romancier Daniel Zahno, geboren 1963 in Basel, gelang 2009 mit „Die Geliebte des Gelatiere“, einer bittersüßen Lebens- und Liebesgeschichte, ein überraschend großer Erfolg, dessen Verfilmung für 2014 geplant ist. Zahno lebt in New York und Basel. Der Roman „Manhattan Rose“ soll im August 2013 erscheinen. Sollte es regnen, wird übrigens auch gelesen – dann eben in der Orangerie. simobla


Juni
8

Kamin läuft den Rosen den Rang ab

Villa unter den Linden

Kamin läuft den Rosen den Rang ab

Das Rosenfest fand diesmal vor allem drinnen statt

An Rosendüfte war nicht zu denken. Auch nicht ans Flanieren im Freien. Hatten im vergangenen Jahr beim Rosenfest der Fachklinik Villa unter den Linden Kinder im Sonnenschein Abkühlung unterm Rasensprenger gesucht, suchten Besucher in diesem Jahr die Nähe zum Kamin.
Den hatten die heutigen Bewohner der ehemaligen Villa von Meister vorsorglich mit Holz bestückt und es entzündet. So war es in der schönen Halle des Hauses mollig warm. Während draußen bei weniger als zehn Grad Celsius und Regen Sitzgarnituren einsam und verlassen auf dem Rasen standen, ließ es sich im ehemaligen Damenzimmer, dem Spiegelsaal, gut aushalten. Dort las Heide-Carmen Schultz das Märchen vom Dornröschen vor. Im Durchgang zum benachbarten Gartenzimmer bauten Karl-Heinz Edelmann (90 Jahre) und Karl Hohmann (92) mit Hilfe der Bewohner ihre Instrumente auf. Als Edel- und Hohmann-Band spielten sie zum Tanztee auf. Gut möglich, dass auch zu Zeiten der von Meisters in dem hellen Raum mit Blick zum Main getanzt wurde, sagt Klinik-Psychologe Dieter David Seuthe. Insofern stimmte das Motto: „Wie es früher war“. Auch Gesangsvorträge dürften damals in der Villa zu hören gewesen sein. Diesmal erfreute Opernsängerin Irina Bauer die Besucher.
Wie früher hatten sie auch die Möglichkeit, Kaffee oder Tee in der Orangerie zu genießen. Das dort angesiedelte drogenfreie Café und Bistro bot Kuchen und Waffeln an und wärmende Speisen. An den Wänden der Orangerie hängen als Dauerausstellung viele Fotos und Erinnerungsstücke an die Familie des Farbwerksgründers von Meister. Zwei alte Freundinnen und ein junger Mann betrachteten sie besonders interessiert: Lieselotte Heim und Nadine Baronin Redwitz, Enkelin Else von Meisters, trafen sich nach fast 70 Jahren wieder an dem Ort, an dem sie als kleine Mädchen miteinander gespielt hatten. Johann von Mallinckrodt, Freifrau von Redwitz‘ Neffe, begleitete seine Tante.
Als Kind besuchte sie mit ihrer Familie, die in Bayern lebt, regelmäßig ihre Großmutter Else von Meister in Sindlingen: „Weihnachten und im Sommer waren wir immer da“, erinnert sich Nadine von Redwitz. Die etwa gleichaltrige Lilo Heim wurde dann ebenfalls zum Spielen im Park eingeladen; Else von Meister kannte das Mädchen aus der evangelischen Gemeinde, in der beide aktiv waren. Die beiden Damen, damals elf und 13 Jahre alt, erinnerten sich an viele Details. Etwa an das Puppenhaus, das noch bis 2012 am Hügel stand. „Darin war sogar ein Herd, wir haben richtig Mamis gespielt“, lächeln die beiden. „Einmal sind wir bei Fliegeralarm in den Eiskeller gelaufen“, wissen sie noch. Nach dem Krieg verloren sie sich aus den Augen. Die US-Amerikaner beschlagnahmten die Villa und machten daraus ein bizonales Hotel.
Aus der Zeit, 1949, stammt eine Aufnahme, die Meister-Urenkel Johann von Mallinckrodt gleich ins Auge fiel. Sie zeigt seinen Vater, den Meister-Enkel Dr. Goswin von Mallinckrodt, als fröhlichen Lausbub „Gossi“ mit viel zu großen, aber mit Stolz getragenen amerikanischen Jeans vor der Villa der Großeltern. Else von Meister zog damals in die Wohnung über dem Reitstall. Dort lebten sie und ihre Tochter Elisabeth bis zu ihrem Tod. Als letzte Erbin des Anwesens vermachte es Elisabeth von Meister dem Deutschen Orden, der darin die Fachklinik für ehemalige Drogenabhängige einrichtete. Bedingung war, dass der Park weiterhin der Öffentlichkeit zugänglich sein sollte. Standen die Sindlinger den neuen Nachbarn anfangs skeptisch gegenüber, hat sich das längst gelegt. „Wir sind fester Bestandteil des Ortes“, erklärte Dieter David Seuthe zum Ende der Führung durch die Anlage, die er wie stets bei Rosen- und Lichterfest anbot. Sie fand auch dieses Mal wieder viele interessierte Zuhörer. hn

Da werden Erinnerungen wach: Lilo Heim (links) und Nadine Freifrau von Redwitz spielten als Kinder gemeinsam im Park. Von Redwitz' Neffe Johann von Mallinckrodt entdeckte seinen Vater und weitere Verwandte aus der Meister-Linie in der Fotoausstellung.

Da werden Erinnerungen wach: Lilo Heim (links) und Nadine Freifrau von Redwitz spielten als Kinder gemeinsam im Park. Von Redwitz‘ Neffe Johann von Mallinckrodt entdeckte seinen Vater und weitere Verwandte aus der Meister-Linie in der Fotoausstellung.

In der Villa erzählte Dieter David Seuthe (Mitte links) vom Leben der Familie von Meister. Fotos: Michael Sittig

In der Villa erzählte Dieter David Seuthe (Mitte links) vom Leben der Familie von Meister. Fotos: Michael Sittig

 


Juni
8

Spielerisch Reiten lernen

Spielerisch Reiten lernen

In den Sommerferien ermöglicht der Sindlinger Reiterverein Kindern ab sieben Jahren, spielerisch Reiten zu lernen. In der ersten Ferienwoche, vom 8. bis 12. Juli, und in der letzten vom 12. bis 16. August bringen Reitlehrer den Schülern täglich von 9 bis 14 Uhr die Grundlagen des Pferdesports näher. Es sind keine Reitkenntnisse erforderlich. In kleinen Gruppen wird die Pflege des Pferdes erläutert. Selbstständig lernen die Nachwuchsreiter das Putzen eines Vierbeiners. Daneben erhalten die Kinder Longen- und Voltigierunterricht. Auch Spaziergänge mit den Ponys werden durchgeführt. Die Betreuung der Kinder ist bis zum Nachmittag durch die Übungsleiterinnen des Reitervereins gewährleistet. Verpflegung sollte mitgebracht werden. Die Kosten betragen pro Woche 130 Euro für Mitglieder und 150 Euro für Nichtmitglieder. Anmeldungen sind möglich per E-Mail an: mail@reiterverein-sindlingen.de
Weitere Informationen finden sich unter www.reiterverein-sindlingen.de oder können telefonisch unter (069) 37 32 52 erfragt werden.


Juni
8

„Reden und Dinge erlebbar machen“

Katholische Gemeinde

„Reden und Dinge erlebbar machen“

Gespräch mit der neuen Gemeindereferentin Claudia Lamargese

Am Fenster steht ein Olivenbaum, an der Wand lehnt eine Gitarre. „Ich möchte gerne lernen, darauf zu spielen“, sagt Claudia Lamargese. Als Kind übte sie Klavier, aber das „kann man so schlecht mitnehmen“, schmunzelt die neue Gemeindereferentin im pastoralen Raum Sindlingen, Zeilsheim, Höchst, Unterliederbach und Sossenheim.
Die Gitarre dagegen kann sie überall einsetzen. Ihr Arbeitsschwerpunkt wird die pädagogische und Team-Begleitung der sieben katholischen Kindergärten sowie die Familienarbeit im pastoralen Raum sein. Daneben tut sie, was auch die Pastoralreferenten tun: Gottesdienste halten, Beerdigungen leiten, Kommunionkinder unterrichten und was eben so anfällt in einer Kirchengemeinde. „Ich bin eine Seelsorgerin, die die Menschen gerne von der Taufe bis zur Beerdigung begleitet und umeinander weiß“, sagt sie. Im Moment ist Claudia Lamargese, 36 Jahre alt, vor allem damit beschäftigt, die Menschen kennenzulernen und ein Gefühl dafür zu bekommen, „was hier los ist“.
Als Nachfolgerin von Beate Buballa ist sie Teil des pastoralen Teams, das den großen Kirchenraum unter Leitung von Pfarrer Sauer betreut. Die Arbeit ist ihr neu und vertraut zugleich. Sie stammt aus dem tief katholischen Ransbach-Baumbach im Westerwald. Als jüngstes von drei Kindern einer deutschen Mutter und eines italienischen Vaters entschied sie sich nach dem Abitur für das Fachhochschulstudium der praktischen Theologie in Mainz. „Ich bin ein praktisch veranlagter Typ“, sagt sie. Ihre Gemeindepraktika absolvierte sie in Wetzlar am Dom und in Wiesbaden in der St. Andreas-Gemeinde. In Rahmen des Religionsunterrichts kam die junge Frau vom Land dort zum ersten Mal mit Grund- und Hauptschülern einer weniger stark katholisch geprägten Umgebung in Kontakt. „Das war sehr spannend. Mir ist bewusst geworden, wie Religionsunterricht wahrgenommen wird und ich habe ein Gefühl dafür bekommen, wie und wo der Glaube weitergegeben wird“, sagt sie. Sie stellte fest, dass die Kinder kaum Wissen über ihre Religion mitbringen: „Der Islam war mehr Gesprächsthema in der Klasse“. In zwei Stunden Unterricht pro Woche etwas über die christlichen Wurzeln zu vermitteln ist zweifellos eine Herausforderung. Claudia Lamargese hat sie beherzt angenommen und versucht, auch außerhalb der Schule niedrigschwellige Angebote zu etablieren. „Jugendliche sind da oft unsicher. Ich will Mut machen zu fragen und über den Glauben zu reden“, sagt sie. Sei es bei Veranstaltungen, Freizeiten oder Firmkursen: „Reden, reden, reden“, ist ihr Rezept, und „die Dinge erlebbar machen“.
Nachdem sie ihr Diplom in Religionspädagogik bestanden hatte, verbrachte sie die Assistenzjahre in der Diaspora. In Breitscheid in der Nähe von Herborn betreute sie die wenigen, weiträumig verstreuten Katholiken. Nach Ende der Ausbildung nahm sie aber nicht den Dienst in einer Gemeinde auf, sondern ging nach Italien. „Ich fühlte stets eine große Affinität zu meinen italienischen Wurzeln“, sagt sie. In Rom arbeitete sie in einer Gemeinschaft, die behinderte Menschen betreut: „Ich hatte eine Sehnsucht danach, mit behinderten Menschen zu arbeiten. Das hat mich schon immer fasziniert“. Sie lernte, die Dinge zu hinterfragen: „Ich habe einen anderen Blick auf die Welt bekommen. Das Leben dort hat mir Sensibilität beigebracht“. Nach zwei Jahren fragte das Bistum Limburg an, ob sie sich vorstellen könne, nach Deutschland zurückzukommen und in der italienischen Gemeinde Höchst zu arbeiten. Nach einigem Überlegen sagte sie zu. Acht Jahre lang begleitete sie die italienischen Katholiken des Großraums, dann wechselte sie nach Ginnheim, wo alle Nationen vertreten waren, und nach zweieinhalb Jahren nach Sindlingen – wo sie sich fast wieder wie zuhause fühlt, angesichts der dörflichen Strukturen. „Ich habe früher schon mit Pfarrer Sauer gearbeitet, und den Westen kenne ich ohnehin“, sagt sie. „Hier kann ich vielleicht auch eine gute Brücke sein für die italienischen Christen“. hn

Zu erreichen ist Claudia Lamargese über das kahtolische Pfarrbüro, Telefon 37 34 39, oder via E-Mail: C.Lamargese@bistum-limburg.de. Sprechzeiten nach Vereinbarung.
hn