Arche wird Sternschnuppe

Arche wird Sternschnuppe
Umbau Private Kinderkrippe am „Fluggi-Land“
Es war seinerzeit hochmodern – und ähnlich umstritten wie das Bürgerhaus. Kein Wunder, stammten die Baupläne für das evangelische Gemeindehaus „Arche“ in Sindlingen-Nord doch vom gleichen Architekten. Günter Bock entwarf es in Form vier verschachtelter und verwinkelter Blöcke rund um ein sakrales Zentrum. Heute ist darin die private Kinderbeteuungseinrichtung Fluggi-Land untergebracht. Demnächst sollen außerdem Kinder unter drei Jahren hier eine Krippe vorfinden. Doch der Umbau ist heikel.
Dass er überhaupt erfolgt, sei Bürgermeister Olaf Cunitz zu verdanken, sagt Udo Sicker, Geschäftsführer der Medical Airport Service GmbH. Die Gesellschaft betreibt die Kindernotbetreuung „Fluggi-Land“ im ehemaligen Kirchenraum. Außerdem gehört ihr der Neubau nebenan mit dem „Terminal for Kids“, einem zu drei Vierteln privaten, zu einem Viertel öffentlichen Kindergarten.
Ums Haar wäre das Vorhaben gescheitert, rund ums Fluggi-Land in dem denkmalgeschützten Betonbau 40 Krippenplätze einzurichten. Denkmalschutz, Brandschutz und Auflagen des Stadtschulamts ließen sich kaum miteinander vereinbaren. Da war Kreativität gefragt.
„Es geht darum, die Bausubstanz unter den Vorschriften des Denkmalschutzes zu revitalisieren“, führt Architekt P. Agather aus. Er entwickelte Vorschläge, wie das Gebäude mit seinen ungedämmten Wänden, Stahlfenstern und der zu tief sitzenden Fußbodenheizung trotz allem den heutigen Bedürfnissen angepasst werden könnte. Er nahm die teils zähen Verhandlungen mit den Behörden auf. Aber „irgendwie hat sich das alles verhakt“, sagt Sicker. Deshalb sei er Bürgermeister Olaf Cunitz dankbar dafür, wieder Bewegung in die Sache gebracht zu haben: „Sonst wäre das Projekt gescheitert“. „Der Umgang mit den denkmalgeschützten Gebäuden der 60-er Jahre ist immer etwas problematisch“, sagte Olaf Cunitz dazu. Sie seien aber trotz der Baumängel Zeugnisse einer spannenden Epoche der Architektur. Deshalb sei er froh über das Engagement privater Träger, wie es in Sindlingen erfolgt.
Im Februar 2015 begannen die Arbeiten. Moderne Materialien für Lichtbänder und Fenster machen die Räume heller und wärmer. Die originalen, einfach verglasten Stahlfenster dagegen müssen bleiben, schreibt der Denkmalschutz vor. Damit sich an den Scheiben im Winter kein Tauwasser mehr bildet, bläst eine untergebaute Heizung warme Luft dagegen. Die Fußbodenheizung wird komplett erneuert, der Unterboden gedämmt. Für fast alle Probleme hat der Architekt Lösungen gefunden. Die Kosten von rund 1,2 Millionen Euro trägt die Medical Airport Service GmbH.

Umbau nach Plan: Das frühere evangelische Gemeindezentrum Arche soll eine Kinderkrippe werden.Fotos: Michael Sittig

Umbau nach Plan: Das frühere evangelische Gemeindezentrum Arche soll eine Kinderkrippe werden.Fotos: Michael Sittig

Olaf Cunitz (links) und P. Agather bringen den Umbau der Arche voran.

Olaf Cunitz (links) und P. Agather bringen den Umbau der Arche voran.

Zur Geschichte der Arche
1969 bis 1972 wurde das evangelische Gemeindezentrum „Arche“ in Sindlingen-Nord nach den Plänen von Günter Bock gebaut. Ende des Jahrtausends trennte sich die evangelische Gemeinde davon. Die Firma Medical Airport Service, eine Tochtergesellschaft des Flughafenbetreibers Fraport und der Firma BAD GmbH (Arbeitsmedizin und Arbeitssicherheit), kaufte es und richtete hier ab 2002 die private Kinderbetreuungseinrichtung „Fluggi-Land“ ein. Dort können Beschäftigte von Fraport und weiteren Kooperationsfirmen wie Sanofi, TU Darmstadt oder Lufthansa ihre Kinder betreuen lassen, wenn die übliche Betreuung ausfällt. Für die 30 Plätze ist keine Anmeldung nötig.
2006 erweiterte Medical das Angebot um einen Regelkindergarten mit Krippe. Träger ist die „Terminal for Kids-GmbH“. Deren 118 Plätze stehen zu 75 Prozent den Beschäftigten der beteiligten Firmen zur Verfügung, die restlichen 25 Prozent sind für jedermann zu normalen Konditionen städtischer Kindergärten zu buchen.
Im Oktober 2013 zog der Kindergarten „Terminal for Kids“ in einen nebenan für rund 3,5 Millionen Euro errichteten Neubau um. Das „Fluggi-Land“ blieb in der alten Arche. Der Betrieb dort läuft weiter, während rundum das denkmalgeschützte Gebäude saniert und modernisiert wird, um eine Kinderkrippe einzurichten. Sie wird „Sternschnuppe“ heißen und 40 Plätze für Kinder bis drei Jahre anbieten, von denen drei Viertel für Mitarbeiter des Chemiebetriebs Sanofi reserviert sind. Am 1. Oktober 2015 sollte sie den Betrieb aufnehmen.hn