Frischekur für eine ehrwürdige Orgel

Frischekur für eine ehrwürdige Orgel
St. Dionysius Das denkmalgeschützte Instrument wird komplett restauriert

1937 erhielt die katholische Kirche St. Dionysius eine neue Orgel. Seither wurden gelegentlich die Pfeifen gereinigt, aber die gesamte pneumatische und elektrische Ausrüstung stammt aus der Vorkriegszeit. Sie hat eine Komplettsanierung nötig und bekommt sie nun auch.
70 000 bis 80 000 Euro veranschlagt der stellvertretende Vorsitzende des Verwaltungsrats, Wilhelm Stappert, dafür. Die Kosten für Sanierungsarbeiten an der Orgelempore hinzu gezählt, muss die Gemeinde 108 000 Euro aufbringen. „Dafür sparen wir seit 15 Jahren“, sagt Willi Stappert. Die letzten, noch fehlenden Tausender steuerten die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen und das Landesamt für Denkmalpflege Hessen bei. Bettina Riehl für die Sparkassenstiftung und Bernhard Buchstab für die Denkmalpflege überreichten jeweils 7000 Euro an Pfarrer Martin Sauer, der sie postwendend an Willi Stappert weitergab.
Stappert kümmert sich nämlich um die gesamte Baumaßnahme. Sie begann Ende August damit, dass Teile der Orgel ausgebaut und der Rest gut eingepackt wurde. So ist das schöne Holzgehäuse vor dem Staub und Schmutz geschützt, der bei den Schreiner- und Elektroarbeiten anfällt. Die Schreinerei Schmitt dichtet das Fenster hinter der Orgel ab, Elektrobau Schmitt erneuert die Strom- und Starkstromleitungen. Außerdem wird ein Trockenbauer die feuchte Außenwand trockenlegen, von der immer der Putz bröckelte.
Nach Abschluss dieser Arbeiten wird das Instrument fertig demontiert und, voraussichtlich im Sommer 2016, zu Philipp Klais nach Bonn gebracht. Dessen Großvater Johannes hatte es 1937 gebaut. „Das ist aber nicht der Grund dafür, dass die Firma den Auftrag zur Restaurierung bekam“, betont Achim Seip, Orgelsachverständiger des Bistums Limburg: „Wir haben mehrere Angebote eingeholt und die Firma Klais machte das günstigste“, sagt er.
Die Spezialisten betreten dabei Neuland. Sie sollen nicht nur Pedale und Pfeifen reinigen und instand setzen, sondern auch die altertümlich anmutende Elektrik mit Sicherungen an jeder einzelnen Leitung erhalten. „Das ist wie in einem alten Haus. Nicht nur die Fassade, sondern die Summe aller Teile macht es aus“, sagt Buchstab. Um modernen Sicherheitsanforderungen zu genügen, sollen zusätzlich elektronische Sicherheitselemente eingesetzt werden, ergänzt Seip.
Die Sindlinger Orgel habe „aufgrund des hohen Originalbestandes und der künstlerischen Aussagekraft“ einen hohen Denkmalwert, erklären die Fachleute. Ursprünglich baute die Mainzer Werkstatt Bernhard Dreymann 1831 eine Orgel für den Neubau der Sindlinger Kirche, die 1832 eingeweiht wurde. Zuvor, in der alten Kirche, hatten die Organisten die Gottesdienste auf einem Instrument von 1671 der Frankfurter Firma Johann Christian Köhler begleitet.
In das Gehäuse der Dreymann-Orgel von 1831 setzte Klais 1937 das neue Instrument mit zwei Manualen und 24 Registern ein. „In Klang und Stil ist sie typisch für den Übergang vom romantischen zum neobarocken Ideal“, erläutert Seip. Und sie ist zuverlässig. „Die Orgel ist nie ausgefallen“, sagt Willi Stappert.
Er geht davon aus, dass das Instrument Ende 2016 wieder am angestammten Platz auf der Empore stehen wird. Bis dahin behilft sich die Gemeinde mit einer kleinen Ersatzorgel im Altarraum.hn

Mit diesem verhältnismäßig kleinen Instrument behilft sich die katholische Gemeinde während der Restaurierung ihrer Orgel. Foto: Michael Sittig

Mit diesem verhältnismäßig kleinen Instrument behilft sich die katholische Gemeinde während der Restaurierung ihrer Orgel.
Foto: Michael Sittig

Pfarrer Sauer (links), Willi Stappert (rechts) und Achim Seip (zweiter von rechts) freuen sich über die Zuschüsse zu den Restaurierungskosten, die (von links) Bettina Riehl, Ralf Zgraja und Bernhard Buchstab überbrachten.

Pfarrer Sauer (links), Willi Stappert (rechts) und Achim Seip (zweiter von rechts) freuen sich über die Zuschüsse zu den Restaurierungskosten, die (von links) Bettina Riehl, Ralf Zgraja und Bernhard Buchstab überbrachten.