Nach dem Handball gibt’s Handkäs mit Musik

Nach dem Handball gibt’s Handkäs mit Musik

JUGENDSPORTAUSTAUSCH – Sportler aus Lyon zu Gast am Stadtrand
Apfelwein und Handkäs statt Schnecken und Champagner: Kulinarisch war der Sportleraustausch zwischen Frankfurt und Lyon für manchen eine Herausforderung. In Sindlingen machten die Besucher Bekanntschaft mit den Spezialitäten der Region.
Jedes Jahr organisieren die Städtepartner Frankfurt und Lyon einen Jugendsportaustausch. Diesmal kamen 206 Jugendliche aus Frankreich an den Main. 17 hiesige Vereine empfingen die Delegation, die in drei großen Bussen anreiste. Um die Handballer kümmerte sich die Handballspielgemeinschaft Sindlingen/Zeilsheim.
Mitglieder der HSG holten 12 Handballer zwischen elf und 13 Jahren (D- und C-Jugend) und drei Betreuer am Treffpunkt ab. Sie brachten sie zur TVS-Sporthalle zum gemeinsamen Abendessen, ehe die Buben auf die Familien aufgeteilt wurden.
An den folgenden Tagen erlebten sie ein munteres Programm mit Schwerpunkt Sport. Deutsche und französische Jungen spielten Handball, Fußball, unternahmen einen Tagesausflug zu einem Wasserskizentrum und versuchten sich bei einem gemeinsamen Sporttag aller Austauschpartner im Brentanobad an verschiedensten Sport-Spielen. Sie wurden im Römer von Stadtrat Markus Frank sowie dem Lyoner Sportbürgermeister und viermaligen Olympia-Teilnehmer Yann Cucherat empfangen und gingen zusammen in die Schulen. Die Abende verbrachten Kinder und Erwachsene teils in den Familien, teils gemeinsam. Zusätzlich richtete die HSG den Betreuerabend nicht nur für die Handballer, sondern für alle Begleiter der Jugendlichen aus.
Ziel des Austauschs ist es, „das Leben und die Kultur im anderen Land kennenzulernen. Der Sport hilft dabei, Sprachbarrieren zu überwinden und einen schnellen Kontakt zueinander zu finden. Klischees und Vorurteile werden dadurch abgebaut – neue Freundschaften werden geknüpft“, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt dazu.

Verständigung mit Händen und Füßen

In der Praxis behalfen sich die Sportler mit Händen, Füßen, Englisch und modernen Kommunikationsgeräten mit Wörterbuch-Applikation. Nur wenige Franzosen sprachen Deutsch, kaum ein Deutscher Französisch. Trotzdem gelang es ihnen, sich auszutauschen. So machte Alain Martinez, Trainer und Betreuer der französischen Handballgruppe, unterschiedliche Trainingsarten aus. Die deutschen Jungen agierten schematischer, strukturierter, die französischen spielerischer, beobachtete er. Große Unterschiede gebe es bei den Sportstätten. Sein Verein „Lyon Handball“ habe keine eigene Halle wie die HSG (die als Teil des Turnvereins die TVS-Halle nutzt). Andererseits müssen Lyoner Vereine keine Gebühren für die Nutzung der kommunalen Sporthallen zahlen, ergänzte Betreuer Abdou Moumini. Die HSG dagegen zahlt für ihre Trainingseinheiten in der Stadthalle Zeilsheim. Beiden Städten gemein scheint zu sein, dass die Hallenkapazitäten nie ausreichen für den Bedarf.
Die Infrastruktur in Frankfurt sei besser als die in Lyon, findet Martinez. Er lobte die gute Organisation und die Gastfreundlichkeit der Frankfurter. „Ich bin überrascht, wie ländlich es hier ist. Ganz anders als bei uns“, sagte Sylvie Guillot. Die Mutter eines Handballjungen begleitete den Austausch als Betreuerin und staunte über das viele Grün. Erst beim Ausflug zum Römer erlebte sie Frankfurt als „richtige“ Stadt mit beeindruckender Hochhaus-Kulisse.
Den Aspekt, die Kultur des Gastlandes kennenzulernen, nahm die HSG sehr ernst. „Wir wollten für unsere Region typische Gerichte vorstellen und haben den Betreuern Apfelwein und Handkäs mit Musik angeboten“, sagt TVS-Vorsitzender Michael Sittig. „Das kann man nicht trinken!“, rief Sylvie Guillot nach dem ersten Schluck, „das geht allenfalls als Essig für den Salat!“ Auch ihre männlichen Kollegen beließen es beim Nippen. Noch misstrauischer musterten die Franzosen den Handkäs, der ihnen als „Fromage de main avec de la musique“ versucht wurde schmackhaft zu machen. Alain Martinez probierte anstandshalber ein winziges Stückchen und winkte ab – nein, danke. Abdou Moumini dagegen verputzte das hessische Leibgericht mit gutem Appetit. Ihm hat’s geschmeckt. hn

Geschmackssache: Alain Martinez (unten) konnte Handkäs’ mit Musik nichts abgewinnen, Abdou Moumini dagegen fand ihn ganz lecker.

Geschmackssache: Alain Martinez (unten) konnte Handkäs’ mit Musik nichts abgewinnen, Abdou Moumini dagegen fand ihn ganz lecker.

Handball verbindet: Diese Jungen machten mit beim Jugendsportaustausch Frankfurt/Lyon. Fotos: Michael Sittig

Handball verbindet: Diese Jungen machten mit beim Jugendsportaustausch Frankfurt/Lyon. Fotos: Michael Sittig