Als Kinder Freunde, später ein Paar – Eiserne Hochzeit Regina und Artur Gehrig sind seit 65 Jahren verheiratet
Als Kinder Freunde, später ein Paar
Eiserne Hochzeit Regina und Artur Gehrig sind seit 65 Jahren verheiratet
„Wir sind beide Sachsenhäuser Kinder, so richtig aus dem alten Sachsenhausen“. Mit diesen Worten zeigen Artur und Regina Gehrig, wo sie sich zunächst als Kinder wohl und heimisch fühlten. Artur Gehrig war damals eigentlich mit dem Bruder seiner späteren Frau befreundet und nahm sie nur so am Rande wahr. Sicher, sie kannten sich, „aber eine Liebelei war das am Anfang nicht“, berichten sie.
Der 1927 geborene Maler hatte auch nicht die Möglichkeit, das Mädchen näher kennenzulernen, denn der Krieg verhinderte eine geradlinige Weiterentwicklung der Bekanntschaft. Artur Gehrig musste zunächst seinen Arbeitsdienst in Westpreußen ableisten, bevor er zur Kriegsmarine in Wilhelmshaven einberufen wurde. Nach einer Zwischenstation in der Tschechoslowakei geriet er 1945 in russische Kriegsgefangenschaft, vier Jahre im Kaukasus, dann noch ein Jahr in der Ukraine. „Das war eine fürchterliche Zeit! Ich durfte ja zwei Jahre lang niemandem schreiben, weder meine Eltern noch meine Freunde wussten, ob ich überhaupt noch lebe! Erst danach durfte man pro Monat eine Karte mit maximal 25 Worten nach Hause schicken. So kam aber wenigstens ein Lebenszeichen zu Hause an“, erzählt er.
Aber das Zuhause der Vorkriegszeit gab es nicht mehr. Der Bombenkrieg hatte viele Häuser zerstört, jedoch nicht alle waren unbewohnbar. So kehrte der ehemalige Kriegsgefangene wieder nach Sachsenhausen zurück. Auf der Suche nach Freunden und Bekannten trafen sich auch die ehemaligen Kinder wieder. Und jetzt funkte es! Kinobesuche schmiedeten die beiden immer enger zusammen, so dass sie sich am 18. August 1951 auf dem Standesamt im Wiesenhüttenweg das Ja-Wort gaben.
Im Jahr 1954 kam eine Tochter zur Welt, die heute in Mecklenburg-Vorpommern lebt. Deren Sohn aber ist in Höchst zuhause und erster Ansprechpartner für das Jubelpaar. Und das war auch schon notwendig. Vor zwei Jahren ereilte Artur Gehrig ein Herzinfarkt und dazu noch ein Magendurchbruch. Drei Wochen Klinikaufenthalt auf der Intensivstation war die Folge. Da war es gut, dass der Enkel immer erreichbar war.
Nachdem das Ehepaar mit seiner Tochter die 10,4 Quadratmeter große „Wohnung“ in Sachsenhausen verlassen hatte, bezog es eine neue, moderne Wohnung in der Hermann-Brill-Straße, in der es bis zum heutigen Tage lebt. Dabei lag Artur Gehrigs Arbeitsstätte in der Hanauer Landstraße. Da er erst mit 55 Jahren seinen Führerschein machte, legte er diese Strecke jeweils mit der Straßenbahn zurück. 37 Jahre lang arbeitete er in der gleichen Firma bei Kjellberg-Eberle GmbH Spezialfabrik, zuletzt als technischer Zeichner. Dabei zählte es zum gemeinsamen Lebensmotto, sich nur das zu kaufen, was man sich auch leisten konnte. „Wir haben alles bar bezahlt, auch das Auto. Auf Raten haben wir nur den ersten Herd gekauft. Der musste auch wegen unserer Tochter einfach schnell angeschafft werden!“
Seine Ehefrau Regina, 1929 geboren, war während der Ehe für den Haushalt und die Kindererziehung zuständig. „Das hat sie toll gemacht“, lobt ihr Mann. Darüber hinaus arbeitete sie 27 Jahre lang als Reinigungskraft bei der Firma Bender im Lachgraben. „Da habe ich die vielen Schicksalsschläge dieser Familie hautnah miterlebt!“, sagt sie.
Das Ehepaar übt sich in Bescheidenheit: „Wir sind zufrieden mit dem, was wir hatten und haben“. Während Artur Gehrig seinem großen Hobby, dem Fahrradfahren, nachging – eine Fahrt führte von der Schweiz aus über den Lago Maggiore und Genua bis nach Marseille -, fand Regina Gehrig im Turnverein Schwanheim ihren Ausgleichssport. Selbstverständlich reisten sie auch zusammen. Norderney und Dänemark waren die bevorzugten Ziele. Jetzt leben sie eher häuslich. Gemeinsame Fernsehprogramme liefern dabei genügend Gesprächsstoff. Allerdings: „Sie bestimmt, ich gucke mit!“, schmunzelt der Ehemann.
In den letzten Jahren hat Artur Gehrig auch den Spaß am Malen wiedergefunden. Fünf große Katzenbilder schmücken die eine Wand, drei Schiffsbilder die andere. Daneben zeigt er auch mit gewissem Stolz die vielen kleinen Bilder, die er im Laufe der Jahre hergestellt hat. Sie verdeutlichen noch einmal das Lebensprinzip dieses Ehepaares: „Zufriedenheit ist das Wichtigste in einer gemeinsamen Beziehung!“ df