Category: 2017

Einatmen im Zehn-Sekunden-Takt

Einatmen im Zehn-Sekunden-Takt

Infraserv Mit dem Geruchsmesser auf Tour durch Sindlingen

„Und jetzt?“ – „Hier riecht‘s nicht“, sagt Mohamed Amhamdi. Bei einer echten Messung würde er nun die entsprechende Eingabe in seiner Geruchs-App machen.

Der Geruchstester steht mit einem guten Dutzend Interessierter an der Ecke Pfingstbornstraße/Lachgraben. Es weht ein frischer Nordwestwind. Von den üblen Gerüchen, die den Anwohnern der werksnahen Straßen (und manchmal auch weiter entfernt gelegener Gebiete) so häufig zusetzen, ist heute nichts zu riechen. Alle zehn Sekunden piepst Amhamdis Handy. Er atmet bewusst ein und notiert: kein Geruch. Ist das zehn Minuten lang alle zehn Sekunden so, gilt die ganze Stunde als unbelastet.

Erkennt er jedoch einen Geruch, gibt er das ein und ordnet ihn nach Möglichkeit zu. Manchmal riecht es nach Hausbrand, manchmal nach Chemie, Müllabfuhr oder Fahrzeugabgasen. „An der Bahnstraße riecht man es immer, wenn Busse vorbeifahren oder an der Haltestelle stehen“, sagt er.

Aber Hauptgrund für die Geruchsmessungen, die die Firma Olfasense jeden Tag zu verschiedensten Zeiten im Auftrag des Industrieparkbetreibers Infraserv von Testern wie Amhamdi vornehmen lässt, sind die Gerüche aus den Entsorgungsanlagen des Werks. Abwasserreinigung, Klärschlammverbrennung und Fermentationsanlagen liegen direkt hinter der westlichen Werksmauer, keine 300 Meter Luftlinie von den Wohnhäusern entfernt. Sie lassen Anwohner regelmäßig zum Telefon greifen, um sich zu beschweren. „Bei Ostwind fällt die Party aus“, formulierte es Anwohner Claus Lünzer einmal treffend. Wehen die sachte Sommerbrise oder das stabile winterliche Hoch von Ost nach West, stinkt es in Sindlingen.

2007 führte Infraserv daher die Geruchsmessungen ein, die seit einigen Jahren auch in Kelsterbach erfolgen. Anfang Mai lud der Industrieparkbetreiber interessierte Bürger dazu ein, einen der ingesamt 25 bis 30 Geruchsmesser bei der Arbeit zu begleiten.

Geruchstyp Klärschlamm

Zuvor gab es einen Vortrag im Werk, direkt zwischen den Kläranlagen. „Hier riecht es“, stellten die Sindlinger, Kelsterbacher und Krifteler sowie Mitglieder des Gesprächskreises der Nachbarn des Industrieparks fest, die sich zu dem Termin angemeldet hatten. Ganz klar: Geruchstyp Bioanlagen und Klärschlamm.

Immerhin driftete der Geruch an diesem Tag nicht in Richtung Sindlingen. Guido Schmitt, Leiter der Abteilung Umweltschutz und Immissionsschutzbeauftragter, betonte, dass sich Infraserv alle Mühe gebe, die Belästigungen zu verringern. Fünf Millionen Euro seien seit 2007 in Verbesserungen investiert worden. Vor allem die Änderung der Abluftführung im vergangenen Jahr habe sich positiv bemerkbar gemacht. Das sei auch daran zu erkennen, dass sich die Zahl der Beschwerden häuft, sowie die Anlage für Wartungsarbeiten abgeschaltet werden muss.

Bettina Mannebeck, Geschäftsführerin der Olfasense GmbH, erläuterte Messmethoden und rechtliche Grundlagen. Das Bundesimmissionsschutzgesetz solle Menschen vor „erheblichen Belästigungen“ zu schützen. Es greife, wenn eine Belastung zehn Prozent der Jahresstunden übersteige. „Das heißt, dass es jeden Tag zweieinhalb Stunden stinken darf“, warf ein Zuhörer ein.

Die Geruchsmesser folgen einem ausgeklügelten Plan mit Messpunkten innerhalb eines Rasters. Messinstrument ist die eigene Nase, die bislang von keinem Automaten ersetzt werden kann. Die Tester gehen vor wie beschrieben. Riecht es und notieren sie das innerhalb der zehn Minuten mehr als sechs Mal, wird die ganze Stunde als „Geruchsstunde“ gewertet. Die Geruchsstunden wiederum werden in Relation gesetzt zu den Jahresstunden und gemittelt. Die Werte lägen weit unterhalb der kritischen Zehn-Prozent-Marke.

Auch wenn es weniger geworden ist – störend bleibt der Gestank dennoch. „Wir bemühen uns darum, das in den Griff zu kriegen“, versicherte Michael Müller, Kommunikationsleiter von Infraserv. „Ganz wird es aber nie gelingen“, bedauerte Guido Schmitt. Er versicherte, dass stets allen Beschwerden nachgegangen werde.

Thomas Schlimme vom Gesprächskreis regte an, das Thema beim nächsten Treffen am Donnerstag, 23. November, 18 Uhr, in den Räumen der evangelischen freikirchlichen Gemeinde Höchst, Bolongarostraße 110, noch einmal zu behandeln. Informationen zu den Messungen stehen unter www.ihr-nachbar.de hn

Am Messpunkt im Lachgraben demonstrierte Mohamed Amhamdi Bürgern, wie eine Geruchsmessung vor sich geht. Foto: Heide Noll

Am Messpunkt im Lachgraben demonstrierte Mohamed Amhamdi Bürgern, wie eine Geruchsmessung vor sich geht. Foto: Heide Noll

Der Weg ist in Planung

Der Weg ist in Planung

Verkehr Zu Fuß vom Krümmling zur TVS-Sporthalle

Häufig ziehen Kindergruppen die stark befahrene Okrifteler Straße entlang. Sie sind auf dem Weg zur oder von der Sporthalle des Turnvereins, in der die Grundschulen Teile ihres Sportunterrichts abhalten. Auch die vielen Kinder, die die Sportangebote des Turnvereins nutzen, nehmen diesen Weg, denn es gibt keinen anderen. Allerdings sind die Bürgersteige nicht übermäßig breit. Und schon lange hat es sich eingebürgert, dass Autofahrer, die dem Gegenverkehr eigentlich Vorfahrt gewähren müssten, in die Engstelle einfahren, der Gegenverkehr dann im Gegenzug über den Bürgersteig brettert.

Diese unbefriedigende und gefährliche Situation könnte man entschärfen, wenn man einen Rad- und Gehweg parallel zur Okrifteler anlegen würde, hat Ortsbeirat Albrecht Fribolin (CDU) schon vor Jahren beantragt. Die Kinder und Jugendlichen könnten zum Beispiel durch den ruhigen Krümmling gehen. Es müsste lediglich ein Durchstich in den Imkerweg geschaffen werden.

Nun tut sich etwas in der Sache. „Die Planung wird jetzt aufgenommen“, berichtet Fribolin. Sie könne dem Ortsbeirat spätestens im vierten Quartal 2017 vorgestellt werden, hat er erfahren. Die Maßnahme selbst sei im Arbeitsprogramm ab 2018 enthalten. Für die Planung steht das Geld zur Verfügung, für den Bau aber nicht.

Die Baumittel seien noch gar nicht beantragt, berichtet der Magistrat. Es würden jedoch für eine Umsetzung ab 2018 Möglichkeiten der Querdeckung oder Finanzierung aus projektübergreifenden Haushaltsmitteln, zum Beispiel Förderung der Nahmobilität, geprüft. Die Freigabe dieser Baumittel werd im Rahmen der noch zu erstellenden Bau- und Finanzierungsvorlage, die einen Magistratsbeschluss erfordert, beantragt.

Komm, lauf mit

Komm, lauf mit

„Wir laufen zum Spaß“ ist das Motto des Kinderstadtlaufs des TV Sindlingen. Deshalb fällt bei dem sportlichen Spaß am Samstag, 10. Juni, auch keine Startgebühr an.

Für Kinder bis sieben Jahre ist eine Laufstrecke von 1,4 Kilometern ausgewiesen, die sie alleine oder an der Hand ihrer Eltern zurücklegen können. Kinder zwischen acht und 15 Jahren werden auf eine 1,7 Kilometer lange Runde geschickt. Start und Ziel ist das Turnerheim an der Farbenstraße 85a. Dort werden hinterher die Sieger geehrt.

Bei Spielen, Kaffee und Kuchen können Kinder wie Erwachsene einen schönen Samstag Nachmittag verbringen.

Nur strahlende Gesichter – trotz Regen

Nur strahlende Gesichter – trotz Regen

Reiterverein Großer Andrang beim Tag der offenen Tür – Reitschüler und Voltigierkinder zeigen verschiedene Figuren in der Reithalle

Mehr als 300 begeisterte Besucher – das ist eine stolze Bilanz vom diesjährigen Tag der offenen Tür, zu dem der Reiterverein Sindlingen in die Allesinastraße 1 einlud. „Wir sind überrannt worden, es gab zum Schluss keinen Krümel Kuchen mehr, alle Würstchen wurden gegessen und nur strahlende Gesichter – trotz Regen“, freut sich Beate Kemfert vom Vorstand.. Vor allem Kinder, begleitet von ihren Eltern und Großeltern, folgten der Einladung, einmal Stallluft zu schnuppern und die vielfältigen Angebote des Vereins kennen zu lernen. Neugierig und begeistert beobachteten die Gäste die Nachmittagsvorführungen, die für Groß und Klein verschiedene Attraktionen boten.

Mit dem beliebten Ponyreiten im Meister-Park ging es los. Zunächst wurden die Ponys Julchen und Floppy geführt. Später kamen die Reitponys Daisy, Davina und Ferrari dazu. Größtenteils saßen die jungen Reiter zum ersten Mal auf einem Pferd und fragten begeistert nach weiteren Parkrunden. Dabei wünschten die Kinder sowohl die kleinen als auch die größeren Vierbeiner zu reiten, so dass der Strom an Wartenden nicht abreißen wollte. Die Erwachsenen hatten parallel die Möglichkeit, sich in der Halle auf den Rücken vom Großpferd Summer zu schwingen. Der Andrang bei den Ponys im Park war dennoch weit aus größer als in der Halle.

Anschließend starteten die Voltigierkinder, angeleitet von Fabiana Schwind und Ramona Werke, mit einer lang einstudierten Aufführung, die auch Grundlagen der Sportart vorstellte. Beim Voltigieren werden turnerische und akrobatische Übungen auf einem an einer Longe gehendem Pferd ausgeführt. Im ersten Durchlauf wurde das Vereinspferd Chris in den Gangarten Schritt und Trab auf dem Voltigierzirkel longiert und ein Voltigier-Kind turnte auf und an ihm. Im zweiten Durchlauf turnten gleichzeitig bis zu drei Voltigierkinder auf dem Rücken des Wallachs. Teil der Paarübungen waren auch Hebefiguren, die wirkungsvoll die Zuschauer im Bann hielten. Die Nachwuchsvoltigierer zeigten nicht nur ihr vielseitiges Können, sondern präsentierten auch eine einfühlsame Choreographie.

Der nächste Programmpunkt war eine Reitvorführung, die junge Reitschüler einstudiert haben, die noch am Anfang ihrer Reitausbildung stehen. Ihren Leistungsstand erläuterte Reitlehrerin Simone Reich (Trainer C). Die vier Nachwuchsreiter zeigten im Formationsritt mit den Pferden Summer, Daisy, Floppy und Wendo verschiedenen Bahnfiguren.

„Wir freuen uns über den großen Zuspruch“, berichtet die im Vorstand tätige Katharina Klug, die mit ihren Vereinskollegen unermüdlich Fragen zum Einstieg in die Reitausbildung beantwortete. Viele neue Pferdeliebhaber konnten gewonnen werden, was sich auch am Interesse für die angebotenen Reitartikel zeigte. Jugendwartin Sarah Hoffmann hatte sich um Schlüsselanhänger mit Fotos der Vereinspferde und Spiele für die Gäste gekümmert. Auch das kulinarische Angebot mit selbstgebackenen Kuchen, frischen Waffeln und herzhaft Gegrilltem erfreute sich großer Beliebtheit. „Die Einnahmen kommen unseren Pferden und Ponys zugute,“ erläutert Kassenwartin Meike Hildebrandt. Der Dank des Vorstandsteams gilt besonders den ehrenamtlichen Helfern, die diesen Erfolg ermöglichten. simobla

Die Voltigierkinder des Reitervereins demonstrierten ihren Sport in der Reithalle.

Die Voltigierkinder des Reitervereins demonstrierten ihren Sport in der Reithalle.

Einer der stärksten A-Schüler

Einer der stärksten A-Schüler

TVS-Tischtennis Abteilung zieht Bilanz – Mitspieler willkommen

Die Tischtennisabteilung des Turnvereins Sindlingen nahm mit vier Mannschaften an der Punktrunde des Hessischen Tischtennisverbandes teil. Die Erste Herrenmannschaft erreichte in der Kreisliga Frankfurt einen guten fünften Platz. Nach der Vorrunde noch auf dem achten Platz, „hatten wir in der Rückrunde einen Lauf und spielten uns Platz um Platz nach vorne“, bilanziert Jugendwart Edwin Reinhard. Er trug mit Doppelpartner Rudolf Friedrich maßgeblich zu der guten Bilanz bei, denn die beiden sicherten sich neun Siege bei nur einer Niederlage.

Die zweite Mannschaft erreichte in der zweiten Kreisklasse den neunten Platz und konnte damit den Abstieg vermeiden. Diese Mannschaft ist eine Mixed-Mannschaft, in der auch Damen zum Erfolg beitragen. Die stärksten Resultate zeigten Thomas Sittig mit 8:3 Siegen und Andreas Pöcker mit 10:4 Siegen.

Die Jugendmannschaft startete ebenfalls in der Kreisliga und belegte den vorletzten Platz. Es hätte auch anders kommen können. Wäre am letzten Spieltag statt eines Unentschieden ein Sieg gelungen, wären die Sindlinger Neunter statt Elfter geworden. Bester Spieler in der Mannschaft war Csaba Varga mit 19:11 Siegen. Zur Mannschaft gehörten weiterhin Franziska Beck und Maximilian Reinhardt. Die Schülermannschaft erreichte in der Schüler-Kreisliga A den achten von zwölf Plätzen. Überragender Spieler war Lio Masuzzo mit 26:5 Siegen in der Rückrunde. Auf die gesamte Wertungsrunde bezogen, erzielte er sogar 51:6 Siege und ist damit einer der stärksten A-Schüler in Frankfurt. Zum Team gehörten weiterhin Noah Kakavouris und Nicolai Czich.

Wer gerne einmal selbst Tischtennis spielen möchte, kann in der Turnhalle der Meisterschule vorbeischauen und mittrainieren. Trainingszeiten sind für Kinder und Jugend Mittwoch und Freitag von 17 bis 19 Uhr, für Erwachsene Dienstag und Freitag 19 bis 22 Uhr.

Tischtennisjugend, von links: Csaba Varga, Franziska Beck, Maximilian Reinhardt.

Tischtennisjugend, von links: Csaba Varga, Franziska Beck, Maximilian Reinhardt.

 

Zum Nachteil der Anwohner

Kommentar

Zum Nachteil der Anwohner

Von Heide Noll

Radfahren ist gesund. Es zu fördern, ist gut. Wenn aber Ideologie zuschlägt, verkehrt sich die gute Absicht ins Gegenteil. Das ist seit Monaten zu sehen am Sindlinger Dalles mit der unsäglichen Querungshilfe für Radfahrer.

Die Radler werden gemeingefährlich gegen die Fahrtrichtung der Westenberger Straße, quer über den Bürgersteig und anschließend durch besagte „Hilfe“ direkt hinter der Kurve der Farbenstraße/Bahnstraße geführt. Die mobilen Betoninseln werden dauernd von Kraftfahrzeugen gerammt und verschoben. Kaum hat sie der Betriebshof gerichtet und die heraus stehenden Nägel eingeschraubt, brettert schon der Nächste dagegen. Den Nägeln kann man übrigens beim „Wachsen“ zusehen. Die Erschütterungen durch Busse und Lastwagen lassen sie im Verlauf weniger Tage wieder nach oben wandern, bis sie weit aus ihren Löchern ragen.

Und jetzt die Baustraße. Natürlich ist es nicht schön, wenn dem Radler ein schwerer Laster entgegen kommt. Aber noch viel weniger schön ist der tägliche Verkehr auf der Okrifteler Straße.

Wenn schon ein Betrieb von sich aus anbietet, die Belastung für die Bürger zu verringern, sollte ihm das auch erlaubt werden. Die derzeitige Regelung ist ein Schlag ins Gesicht für alle, die an Bahnstraße und Okrifteler Straße wohnen. Damit Radfahrer während der wenigen Minuten, die sie für die Baustraße brauchen, freie Fahrt genießen können, müssen die Anwohner den ganzen Tag das Dröhnen schwerer Lastwagen, Gehwegraser, die Staus und das damit verbundene Gehupe ertragen. Das ist einfach nur ätzend und stützt das verbreitete Gefühl, dass die Politik – sei aus Gründen der Ideologie oder der Bürokratie – gegen den gesunden Menschenverstand agiert.

Prüfen, planen, weglegen

Prüfen, planen, weglegen

Baustrasse Unendliche Geschichte

1991 schon regte CDU-Ortsbeirat Albrecht Fribolin an, die innerörtlichen Straßen vom Schwerverkehr zu entlasten, indem die Baustraße für ihn frei gegeben wird. Seither wurde geprüft, geplant, verhandelt, ad acta gelegt.

1992 schien es, als stünden Bauarbeiten unmittelbar bevor, um den Wirtschaftsweg aufzuwerten und einen vernünftigen Anschluss an den Knoten der B40 zu schaffen. „Die Planung wird gegenwärtig zwecks Ausräumung letzter Dissenspunkte überarbeitet“ und müsse dann nochmals mit Hattersheim abgestimmt werden, hieß es.

2005 wollte Fribolin wissen, ob dieses Abstimmungsverfahren zwischenzeitlich beendet worden sei und es konkrete Pläne für den Ausbau der Baustraße gebe. 2006 betonte der Magistrat, dass er „seit Jahren“ bestrebt sei, die verkehrlichen Probleme an der Anschlussstelle Sindlingen zu lösen. Über die Zeit hätten sich die Randbedingungen geändert. Maßnahmen zur Entlastung der Ortslage vom Durchgangsverkehr und Verbesserung der Erschließung des Klärwerks würden aber weiterhin verfolgt. Gleichzeitig sollte die Radverkehrsführung entlang der B40 verbessert werden.

Danach herrschte wieder Funkstille. „Irgendwann muss doch einmal etwas passieren“, überschrieb Fribolin einen weiteren „Antrag zur Verkehrsberuhigung der Okrifteler Straße in Sindlingen durch Ausbau der so genannten Baustraße Richtung Hattersheim“ 2010. Seit 25 Jahren, resümierte er, befinde sich ihr Ausbau angeblich in Planung. Die Dezernenten Küppers, Protzmann, Wentz und Schwarz kamen und gingen, aber nichts geschah. Der Magistrat kündigte einen Bericht an. Er kam nicht.

Im Juni 2011 fragte Fribolin wieder nach. Die magistratsinterne Abstimmung der Planung aufgrund der Eingriffe in das Landschaftsschutzgebiet Grüngürtel und Grünzüge sei noch nicht abgeschlossen, lautete die Antwort. 2012 kam das Thema im Zusammenhang mit Radfahrern wieder hoch. 2013 verabschiedete der Ortsbeirat Sechs einen interfraktionellen Antrag, in dem der Magistrat gebeten wird, die Planungen zu Sanierung und Ausbau der Baustraße vorzustellen. Derzeit sei noch nicht absehbar, wann die „umfassende Planungsbearbeitung des externen Planungsbüros abgeschlossen und die magistratsinterne Abstimmung hierzu“ erfolgt sein wird, hieß es im Frühjahr 2014.

Also wieder nichts.

2016 kündigte der Magistrat immerhin an, dass die Baustraße im Sommer 2017 saniert werden solle. Damit ist allerdings keine Änderung ihres Status verbunden. „Eine Öffnung der Straße für anliegerfremden Verkehr ist nicht geplant“, teilt der Magistrat im Januar 2017 mit und ergänzte: „Die Straße bleibt für den Radverkehr auch zukünftig als attraktive Verbindnung erhalten.“

Kurios: Die, die dort nicht nur fahren dürfen, sondern es auch sollen, tun es häufig nicht. Vor kurzem mühte sich wieder ein Laster auf dem Weg zur Kläranlage durch die Okrifteler Straße. Von dem Weg über die Baustraße wisse er nichts, erklärte er auf Nachfrage. hn

Mit 34 Tonnen durch den Ort

Mit 34 Tonnen durch den Ort

Verkehr Die Fahrer des Betriebs Krämer würden gerne außen herum fahren, dürfen es aber nicht

Vier Achsen. 34 Tonnen. Knapp 18 Meter lang und 2,50 Meter breit. Mit diesem wuchtigen Gefährt muss Lastwagenfahrer René Bruder vier- bis fünfmal am Tag das Betriebsgelände der Firma Gebrüder Krämer am südlichen Ende der Okrifteler Straße ansteuern. Er bringt gehäckseltes Material von den Arbeitseinsätzen der Spezialisten für Baumpflege zum Lagerplatz direkt unterhalb der Brücke der B40a. Die Ortsdurchfahrt ist zwar für Lastwagen über 7,5 Tonnen gesperrt, aber Anlieger dürfen passieren. Sie müssen es sogar.

„Wir dürfen die Baustraße nicht nutzen“, bedauert Inhaber Markus Krämer. Wenn es die Fahrer des Baumpflegebetriebs doch tun, riskieren sie happige Strafen. Krämer zeigt einen Strafzettel vom Februar vor: 103 Euro, weil einer seiner Fahrer Autofahrer, Anwohner und die eigenen Nerven schonen wollte und die Umfahrung nutzte. Der Wirtschaftsweg ist jedoch ausschließlich für den Schwerverkehr zur und von der städtischen Kläranlage am Roten Weg frei gegeben. Ansonsten dürfen nur Landwirte, Anlieger, Fußgänger und Radfahrer die parallel zur Zu- und Abfahrt der B40a verlaufende Straße vom Hofheimer Grund zur Okrifteler Straße (L3006) benutzen.

Seit 25 Jahren vergebliches Bemühen

Das ist schwer verständlich. Die großen Fahrzeuge behindern den Verkehr im Ort hochgradig und belasten die Anwohner. Deshalb bemüht sich Ortsbeirat Albrecht Fribolin (CDU) seit 1991 darum, die Baustraße für Lastwagen freizugeben und damit eine Verkehrsberuhigung in der Okrifteler Straße zu bewirken. Regelmäßig stellt er Anträge, hakt nach (Siehe Bericht rechts). Oberbürgermeisterin Petra Roth, den Zeilsheimer Landtagsabgeordneten Alfons Gerling, Stadtrat Markus Frank, kurz: Gott und die Welt hat er schon angeschrieben und um Hilfe gebeten.

Vergebens. Arbeitsbühnen, Großhacker, Wurzelfräsen, Rückwärtskipper, Häcksler und Hubsteiger, insgesamt 13 Lastwagen zwischen 6,5 und 36 Tonnen, pendeln täglich teils mehrfach zwischen dem Krämerschen Betriebsgelände und den Einsatzstellen überall in der Stadt. Außerdem werden regelmäßig Hackschnitzel für das Biomassekraftwerk der Stadt von großen Sattelschleppern abgeholt. Außerdem sind weitere Handwerksbetriebe mit ihrem Fuhrpark in dem kleinen Gewerbegebiet Mochstädter Straße ansässig. Sie alle müssen durch den Ort.

Etwa 20 Jahre lang nutzten die Krämer-Laster die Baustraße, die teils auf Frankfurter, teils auf Hattersheimer Gemarkung verläuft. Doch 2012 beschwerten sich Radfahrer beim Hattersheimer Ordnungsamt über den Schwerverkehr. Sie fühlten sich „bedrängt, genötigt, beschimpft“, schimpften sie. Daraufhin forderte das Ordnungsamt der Stadt Hattersheim Krämers auf, die Straße nicht mehr zu nutzen. „Dabei hatte uns das doch die Stadt Frankfurt erlaubt“, wunderte sich Markus Krämer. Das funktioniere gut. Die Bürger seien froh über jeden Laster, der nicht durch den Ort rolle. Die Nutzung der Baustraße sei „die Variante, die Lärm und Abgase4 aus Sindlingen Ortskern heraushält“, erklärte Fribolin.

Krämer bemühte sich um eine Ausnahmegenehmigung. Sie wurde von Seiten der Stadt Hattersheim abgelehnt, die keine Notwendigkeit dafür sah. Das Frankfurter Straßenverkehrsamt tröstete: Als Anlieger dürfe Krämer ja ohne Tonnagebeschränkung passieren, und weil die Okrifteler Straße eine sechs Meter breite Fahrbahn habe, könnten „LKW trotz einseitiger Beparkung ohne weiteres“ dort fahren. „Da Sie Ihr Lager über die Okrifteler Straße uneingeschränkt auf zumutbarem Weg erreichen können“, wurde der Antrag dann auch von Frankfurt abgelehnt.

Die Grünen im Ortsbeirat Sechs machten sich für die Radler stark und schlugen vor, intensiver zu kontrollieren. Das geschieht nun, und zwar von Seiten der Hattersheimer. „Ich bin zuletzt verstärkt angesprochen worden, warum unsere schweren LKW durch den Ort fahren. Aber was soll ich machen?“, fragt Markus Krämer: „Wir würden gerne die Baustraße nehmen, aber es ist nicht rechtens.“

Nichts für schwache Nerven

Die Fahrt durch Okrifteler und Bahnstraße ist nichts für schwache Nerven. Durch das versetzte Parken ist die Straße maximal 4,20 Meter breit. 2,50 Meter braucht der Lastwagen. „Das passt einfach nicht“, sagt Markus Krämer. Noch nicht einmal ein Kleinwagen passt an dem Brummi vorbei. „Es geht nur, wenn einer auf den Bürgersteig ausweicht“, sagen René Bruder und sein Chef. Normale Menschen wie die Autofahrerin, die dem Berufskraftfahrer gerade entgegen kommt, machen das, indem sie vorsichtig auf den Gehweg auffahren und stehen bleiben, bis sich der riesige blaue Laster vorsichtig zentimeterdicht an ihnen vorbei geschoben hat. Aber es gibt auch andere. Sie heizen mit Karacho über den Bürgersteig – was übrigens täglich im Begegnungsverkehr auch ohne Beteiligung eines Lastwagens zu sehen ist. „Es kommt auch öfter vor, dass jemand auf seinem „Recht“ besteht“, weiß Bruder. Selbst wenn der Lastwagen schon in der Engstelle steckt, macht er keinen Platz. „Der Klügere gibt nach, also setze ich mit meinen 34 Tonnen zurück“, schildert er die täglichen Schwierigkeiten. hn

Enge Kiste: Wenn der Gegenverkehr nicht auf den Bürgersteig ausweicht, geht nichts mehr in der Okrifteler Straße. Die Fahrer der Firma Krämer dürfen zwar als Anlieger hier fahren, würden aber lieber die Baustraße nehmen. Das ist ihnen jedoch verboten. Fotos: Michael Sittig

Enge Kiste: Wenn der Gegenverkehr nicht auf den Bürgersteig ausweicht, geht nichts mehr in der Okrifteler Straße. Die Fahrer der Firma Krämer dürfen zwar als Anlieger hier fahren, würden aber lieber die Baustraße nehmen. Das ist ihnen jedoch verboten. Fotos: Michael Sittig

Reicht‘s?

Reicht‘s?

Anwohnerin Magdalena Möller, CDU-Ortsbeirat Albrecht Fribolin und Firmenchef Markus Krämer verfolgen die Fahrt des 34-Tonners durch die Okrifteler Straße.

Anwohnerin Magdalena Möller, CDU-Ortsbeirat Albrecht Fribolin und Firmenchef Markus Krämer verfolgen die Fahrt des 34-Tonners durch die Okrifteler Straße.

So schmeckt Mauritius

So schmeckt Mauritius

Ende April starteten mehr als 50 Besucher bei der Kolpingfamilie Sindlingen zu einer besonderen Reise. „Mauritius mit allen Sinnen erleben“ hieß ein Vortrag, bei dem Reiseleiterin Helga Erz die Zuhörer bildlich durch die wunderschöne und vielfältige Flora und Fauna der Insel führte. Vorbei an prächtigen Tempeln, Korallenriffen und traumhaften Sandstränden ging die Reise und hinterließ einen unvergesslichen Eindruck. Die aus Mauritius stammenden Kolpingmitglieder Marie-Michele und Jean-Claude Toulcanon kochten zusammen mit ihrer Crew ein exotisches Menü aus ihrer Heimat. Bei traditioneller Musik und Tänzen konnten die Besucher somit auch den Geschmack und das Lebensgefühl der Insel genießen. Marie-Michele servierte zum Abschluss einen Rum, der aus Rohrzucker von Mauritus gebrannt wurde.

Zur Jahreshauptversammlung kommen die Angehörigen der Kolpingfamilie am Freitag, 9. Juni, um 16 Uhr im katholischen Gemeindehaus St. Dionysius zusammen. Bei der Gelegenheit können sich Interessierte gleich für einen Ausflug mit dem „Rheingau-Express“ am Mittwoch, 28. Juni, anmelden. Mit dem „Rheingau-Express“ geht es nach Rüdesheim, wo der Besuch eines Weinguts auf dem Programm steht. hn

Hilfe bei den Hausaufgaben 

Hilfe bei den Hausaufgaben 

Mit Beginn des neuen Schuljahrs findet im Kinder- und Jugendhaus Sindlingen an der Sindlinger Bahnstraße 124 (neben der Stadtbücherei) ab August wieder die Hausaufgabenbetreuung mit Mittagessen statt.

Von Montag bis Donnerstag, 12 bis 15 Uhr, erhalten die Kinder unter fachlicher Anleitung Hilfe zum selbständigen Erledigen der Hausaufgaben und Unterstützung beim Begreifen des Lernstoffes.

Die angemeldeten Kinder bekommen ein ausgewogenes, vegetarisches Mittagessen angeboten. Anmeldungen sind ab sofort montags bis freitags von 10 bis 15 Uhr möglich. Die Kosten betragen 20 Euro monatlich, ermäßigt mit Frankfurt-Pass 16 Euro.