Category: 2016

Serie 1225 Jahre Sindlingen: Kriege und Feuer zerstören das Dorf

Serie 1225 Jahre Sindlingen

Kriege und Feuer zerstören das Dorf

Im Jahr 791 nach Christus taucht eine frühe Form des Namens „Sindlingen“ in einer Urkunde auf. Deshalb feiern wir nun das mindestens 1225-jährige Bestehen unseres Dorfes. Interessante Details dieser langen Geschichte lesen Sie in dieser Serie des Heimat- und Geschichtsvereins.

Heute: Teil 3, 17. Jahrhundert

Das 17. Jahrhundert war gekennzeichnet durch den 30-jährigen Krieg (1618–48), der die deutschen Lande arg in Mitleidenschaft zog. Auch unsere Region stand mehrmals im Mittelpunkt des Geschehens, insbesondere die Schlacht bei Höchst (1622) und der Beutezug der Schweden (1631–34) hinterließen verheerende Spuren. Sindlingen zählte wenige Jahre nach Kriegsende nur noch 25 Haushaltungen. Mehr als die Hälfte der Ortsbewohner hatte entweder den Tod gefunden oder die Flucht ergriffen. Damit hatten die Kriegsschrecken aber noch kein Ende gefunden. In den folgenden Jahren suchten die Auswirkungen von 13 weiteren Kriegen unsere Gegend heim. Das Jahrhundert endete für die Sindlinger mit einer dramatischen Feuersbrunst. Ein Soldat, der sich im „Gasthaus zum Adler“ aufhielt, löste mit einer Rakete, die auf das Strohdach des Gasthauses fiel, einen Brand aus, dem 25 Wohnhäuser zum Opfer fielen. Auch das Rathaus wurde ein Raub der Flammen.

Neben Zuschüssen aus Mitteln des Kurfürsten zum Wiederaufbau der Häuser verkaufte die Gemeinde Teile des Haingrabens, der jahrhundertelang die Außengrenze Sindlingens darstellte. Dort durfte jetzt gebaut werden. So entstand eine neue Straße, die wir heute als „Alt Sindlingen“ kennen. DF

Nachrichten und Termine der FC Viktoria

FC Viktoria

Der Fußballclub Viktoria weist auf verschiedene Veranstaltungen hin. So richten die Fußballer am Samstag,
25. Juni, das Süwag-Jugendturnier auf der Sportanlage am Kreisel aus.

Mitglieder der Sindlinger Ortsvereine sind am Samstag,
24. September, eingeladen, sich am „Viktoriatag“ als Fußballer zu versuchen. Wie im Vorjahr organisieren die Kicker ein Turnier für Sänger und Fastnachter, Tischtennisspieler und alle weiteren Frauen und Männer, die in ihrer Freizeit anderes tun als Fußball spielen.

Außerdem beteiligt sich die Viktoria wie in jedemJahr mit einem Stand an Ranzenbrunnenfest (3. September) und am Weihnachtsmarkt (27. November).

Ihre Jahreshauptversammlung ist auf Freitag, 18. November, terminiert.

100 Prozent klare Klänge

100 Prozent klare Klänge

Konzert „Vocalis“ beherrscht Gospel genauso wie Heavy Metal

Mit „100 Prozent Vocal Pop“ hat das Ensemble „Vocalis“ von Michael H. Kuhn (ebenfalls Dirigent vom Germania Frauenchor) auf seinem Plakat für ein Konzert in Sindlingen geworben und das ganz zu Recht.

Die evangelische Kirche war gut gefüllt und gleich beim ersten Vortrag mit dem Titel „Gøta“ von Peder Karlsson, konnten die Zuhörer 100 Prozent Freude, 100 Prozent klare Klänge und hundertprozentig auch eine Stecknadel fallen hören, so still und aufmerksam zeigte sich das Publikum.

Sänger Wolfgang Törnig, der durch den Abend führte, versprach ein gemischtes Programm von Gospel und Moderne, einen Abstecher in die Musik der 70er Jahre und sogar Heavy Metal sollte dabei sein. Das Vocalis- Ensemble, zu Hause in Wolfsheim, bestehend aus 18 Sängerinnen und Sängern, bot über 90 Minuten beste Unterhaltung, teils begleitet von E-Piano und/oder Percussion.

Ob zum Beispiel der eingängige Song „Fields of gold“ von Sting oder „Wovon sollen wir träumen“ von Frida Gold, alle Texte wurden mit Gefühl und Leidenschaft vorgetragen, die die Lieder lebendig werden ließen. „Fix you“ von Coldplay brachte mit dem Solisten Maximilian M. Kuhn romantische Stimmung in die Kirche, bevor im Anschluss mit „The Islander“ von der Band „Nightwish“ der Bogen zum Heavy Metal perfekt gespannt wurde.

Das Spiritual „Didn‘t my Lord deliver Daniel” von Kirby Shaw war das letzte Lied aus dem Konzertprogramm. Maximilian M. Kuhn erwies sich dabei als Solist, der den Blues in der Stimme hat. Gemeinsam mit dem Chor ließ er die Zuhörer mit Swing und Rhythmus in der Melodie den Geist dieses Liedes spüren.

Sie dankten es mit stehendem Applaus und erklatschten sich eine Zugabe. Mit „You raise me up“, Tenor Ernst Veser und Martina Lener-Kuhn als Solisten, verabschiedete sich Vocalis stimmungsvoll und gut gelaunt von einem begeisterten Publikum. Mehr Informationen über Vocalis auf www.vocalis-online.de. as

Das Ensemble „Vocalis“, geleitet von Michael H. Kuhn, gastierte in der evangelischen Kirche. Foto: Heide Noll

Das Ensemble „Vocalis“, geleitet von Michael H. Kuhn, gastierte in der evangelischen Kirche. Foto: Heide Noll

Vocalis

Vocalis

Landleben zum Anfassen

Landleben zum Anfassen

Ponyzwerge Im „Bauernhof als Klassenzimmer“ lernen Stadtkinder, wo Nahrung herkommt

Eier und Milch gibt’s im Supermarkt. Aber wo kommen die Nahrungsmittel her? Das lernen Kinder seit neustem bei den „Ponyzwergen“. Für ihr Gelände und das Konzept dazu haben sie die Lizenz „Bauernhof als Klassenzimmer“ des hessischen Landwirtschaftsministeriums erhalten.

Betreiberin Sonja Heinisch und Erfahrungsfeldbegleiterin Melanie Völkel entwickelten dazu verschiedene Angebote in Bauernhofpädagogik. Schwerpunkte sind bislang Huhn, Pferd, Ziege und Kartoffel. „Die Angebote richten sich vor allem an Kindergarten- und Grundschulkinder“, erklärt Sonja Heinisch: „Wir wollen ihnen Tiere und Nahrung näher bringen.“ Und zwar ganz praktisch, mit allem, was dazu gehört: Füttern, Tränken, Misten und was sonst noch nötig ist.

Natürlich dürfen Besucher die Tiere auch streicheln. Heute sind Schüler der Höchster Kasinoschule zu Gast. Viele der Sechs- bis Zwölfjährigen, die die Grundstufe der Förderschule besuchen, kamen Huhn und Ziege noch nie so nah. „Es sind Stadtkinder“, erklärt Lehrerin und Grundstufenleiterin Esther Bender. Fasziniert schauen sie zu, wie die prächtigen Hühner eins nach dem anderen ihr Gehege verlassen. Sie scharren hier, picken da und ganz zum Schluss stolziert der Hahn heraus. „Ich dachte, dass alle Hühner Mädchen wären“, staunt Leon (acht Jahre). Einen Hahn hat er nie zuvor gesehen.

Während manche Kinder ängstlich zurückweichen und fürchten, dass sie von den Hühnern attackiert werden, nimmt Sarannya vorsichtig ein Huhn in den Arm – eine ganz neue Erfahrung für die Elfjährige. Das gilt auch für das Eiersuchen im Gehege. Gegenüber halten derweil andere Kinder den Ziegen zögernd ein paar Halme Stroh hin. Ermutigt durch den Erfolg, trauen sie sich, die Tiere zu streicheln. Dass Ziegen Milch geben, wissen nur wenige; dass aus Milch Joghurt und Käse werden können, ist besser bekannt. An die Ziege als Wurst oder Braten denkt angesichts der lebendigen Tiere kaum ein Kind. Die Ziegen sind auch Teil des stadtteilbezogenen Programms „Ziegen im Wandel der Zeit“. „Noch in den 50-er Jahren gab es 600 Ziegen in Sindlingen“, hat Sonja Heinisch recherchiert: „Jeder hatte Ziegenmilch im Haus. Im Zehnthof gab es eine Vatertierhaltung und die Schulkinder halfen nach dem Unterricht bei der Versorgung.“

Das tun jetzt auch die Kinder aus Höchst. Ein anderer Teil der Gruppe darf Pferdeäpfel zusammen rechen und mit Hilfe von „Mistboy“ und Schubkarre in den Container vor die Tür bringen. Der Geruch ist vielen fremd, sie rümpfen die Nasen. Andere helfen beim Saubermachen im Hühnergehege. Wenn es das Wetter zulässt, sollen Kartoffeln auf alte Art gesetzt werden, und auf einer Bank haben Sonja Heinisch und ihre Helferinnen Anschauungsobjekte und kleine Experimente aufgebaut und vorbereitet.

Demnächst kommt auch noch ein Schwerpunkt Schwein hinzu. „Wir bekommen zwei bunte Bentheimer Schweine. Das ist eine alte, vom Aussterben bedrohte Rasse“, erklärt die Sonja Heinisch. Neben der Bauernhofpädagogik bieten die Ponyzwerge Ponyführerscheinkurs, pädagogisches Reiten, Lehrgänge, Kindergeburtstage und Ferienbetreuung an. Um Besuchern den Aufenthalt auch bei schlechtem Wetter angenehmer zu gestalten, sucht Sonja Heinisch zur Zeit einen alten Bauwagen, der als Aufenthaltsraum genutzt werden kann. Wer helfen kann, wird gebeten, sie unter der Nummer 0176–95674759 anzurufen. hn

Zutraulich lässt sich das Huhn von Melanie Völkel (rechts) und Sarannya streicheln.

Zutraulich lässt sich das Huhn von Melanie Völkel (rechts) und Sarannya streicheln.

Nachdem die erste Scheu überwunden ist, kommen Kinder und Ziegen gut miteinander aus. Fotos: Michael Sittig

Nachdem die erste Scheu überwunden ist, kommen Kinder und Ziegen gut miteinander aus. Fotos: Michael Sittig

Im Winter auf die Schneekoppe

Im Winter auf die Schneekoppe

Sindlinger Läufer Sie wandern auf wenig bekannten Wegen und trotzen Eis, Schnee und Wind

Eine bizarre Landschaft durchliefen die „Sindlinger Läufer“ in Tschechien. Hohe Felsnadeln, Terrassen und Schluchten bilden die „Adersbach-Weckelsdorfer Felsenstadt“. Kreuz und quer, hinauf und hinunter über steile Treppen erkundeten die sieben Wanderer die ungewöhnliche, 17,7 Quadratkilomter große Sandsteinformation.

Die „Sindlinger Läufer“ sind ein Freundeskreis, der sich jeden Montag zum gemeinsamen Dauerlauf trifft. Seine Gründer begannen damit in den späten 70-er Jahren zur Vorbereitung auf das Sportabitur. Ab 1980 kamen Winter- und Hochgebirgstouren hinzu. Vergangenes Jahr zum Beispiel wanderten sie von Kamm zu Kamm durch die Karpaten (wir haben berichtet). Ende Februar 2016 machten sie sich wieder auf nach Osten. Das Riesengebirge mit der 1602 Meter hohen Schneekoppe kennen sie schon, bestiegen den höchsten Punkt 1992 von Norden, von Polen, aus. Diesmal wollten sie es von Osten nach Westen durchlaufen. „Das sind aber nur 30 Kilometer. Das reicht nicht für fünf Tage“, sagte Edwin Reinhardt und suchte nach Sehenswürdigkeiten in der Umgebung. So stieß er auf die südöstlich gelegene Felsenstadt.

Per Nachtzug nach Prag und weiter mit Schnellzug und schließlich Bummelbahn nach Teplice erreichten Reinhardt, Bernd Krämer, Markus Werner, Markus Neu, Ralf Kronz, Hubert Huthmacher und Keven Jäger die östliche Grenze des Naturschutzgebiets in 14 Stunden. Nach einer ersten, 16 Kilometer langen Wanderung übernachteten sie und verbrachten den gesamten nächsten Tag in dem felsigen Labyrinth. „Es gibt dort richtige Wege, Stufen und Treppen. An manchen Stellen ragen die senkrechten Wände 20 Meter hinauf und es ist eng wie in einem Kamin“, schildert Markus Neu seine Eindrücke. Im Sommer überlaufen, trafen die Wanderer in dieser unwirtlichen Jahreszeit nur wenige andere Menschen. Und sie waren froh über ihre gute Ausrüstung mit Schneeschuhen und Harsch-Eisen: „So konnten wir auch vereiste Stellen passieren, an denen andere umkehren mussten“, sagt Neu. „Das war alles so beeindruckend, dass wir nicht so weit gekommen sind wie gedacht“, berichtet Edwin Reinhard. Erst am Abend verließen die Sindlinger die Felsenstadt und übernachteten in Adersbach. Um die verlorene Zeit wettzumachen, stiegen sie anderntags in einen Bus und fuhren näher heran ans Riesengebirge.

Dort begann die echte Herausforderung. „In einem Rutsch sind wir 800 Höhenmeter hoch, zum Teil über sehr steile Stücke“, erzählt Hubert Huthmacher. Schnee, Eis und Wind erschwerten den Aufstieg zur Schneekoppe. „Je höher wir kamen, desto windiger und stürmischer wurde es“, sagt Neu und ist dankbar über die Funktionskleidung, die die Wanderer vor dem Ärgsten schützte. „Mit 70 bis 80 Kilometern pfiff der Wind immer von einer Seite, das ist kurz vorm Umfallen“, erklären die Bergwanderer: „Diese Körperseite war mit einer millimeterdicken Eisschicht bedeckt“. Ohne die Schneeschuhe mit den Eisen unten dran wären sie nicht bis zum Gipfel gekommen. „So starken Wind und so extreme Kälte haben wir bislang selten gehabt“, bilanziert Bernd Krämer.

Die Wanderer übernachteten in bewirtschafteten Berghütten, „Bauten“ genannt. In der größten, der Wiesenbaute, gibt es sogar eine eigene Brauerei. „Dort habe ich warmes Bier bekommen“, berichtet Edwin Reinhard. Ein Aussprachefehler war schuld daran, dass er statt schwarzem gewärmten Gerstensaft erhielt.

Am nächsten Tag tappten die Wanderer im Nebel. „Es gab keinen Horizont mehr. Manchmal konnte man nicht mehr als drei, vier Meter weit sehen. Gut, dass wir GPS und Kompass dabei hatten. Man verliert unheimlich die Orientierung“, beschreibt Hubert Huthmacher das Laufen im weißen Nichts. Die Winterläufer passierten die Elbquelle, die aber unter Schnee und Eis unsichtbar blieb. Auch am folgenden Tag liefen sie in der weißen Glocke weiter. Am vierten Tag wechselten sie auf die polnische Seite des Riesengebirges. In einem Hochtal hob sich der Nebel, und zum ersten Mal gab es wieder ein wenig Sicht. Am fünften Tag ging es schon wieder zurück. „Der Aufstieg auf die Schneekoppe und die Felsenstadt waren die Highlights“, fasst Hubert Huthmacher zusammen. „Das waren imposante Eindrücke“, findet auch Markus Neu. Wer sich selbst ein Bild machen will, findet Fotos auf der Heimseite unter www.laeufer-sindlingen.de. hn

 

VdK-Termine Juni

VdK

Sprechstunde

Eine sozialrechtliche Sprechstunde bietet der VdK Ortsverband am Freitag, 17. Juni, an. Von 16 bis 18 Uhr erhalten Ratsuchende Hilfe in den Räumen des Frankfurter Verbands, Edenkobener Straße 20a. Die VdK-Berater sind speziell darauf geschult, Fragen zum Schwerbehindertenrecht zu beantworten und bei Kur- und Wohngeldanträgen zu helfen.

 

Stammtisch

Der monatliche Stammtisch im „Loch“ ist dieses Mal am Donnerstag. 23. Juni. Ab 18 Uhr treffen sich alle VdK-Mitglieder, die Lust auf einen geselligen Abend in lockerer Runde haben, in der Gaststätte „Zur Mainlust“. Jeder ist willkommen.

 

Monatswanderung

Der botanische Garten ist Ziel der gemeinsamen Monatswanderung von VdK und Touristenclub Sindlingen. Am Sonntag, 19. Juni, fahren die Teilnehmer mit der S-Bahn um 9.34 Uhr vom Sindlinger Bahnhof in Richtung Innenstadt. Teilnehmer aus Sindlingen-Süd können mit dem 54-er Bus, Abfahrt 9.15 Uhr am Rewe, zum Bahnhof fahren. Bruno Ohlwein bittet um Anmeldung bis 13 Juni unter der Nummer 37 32 67.

 

Sommerfest

Unterhaltung, gute Laune und nette Menschen verspricht der VdK Sindlingen bei seinem Sommerfest am Samstag, 4. Juni, ab 14.30 Uhr auf dem Gelände des Turnerheims, Farbenstraße 85 a. Für Kaffee und Kuchen sowie Wurst und Brötchen ist gesorgt.

Glückliche Kühe, Pferde, Hühner und Schafe

Glückliche Kühe, Pferde, Hühner und Schafe

Glückswiese Lebenshof für Tiere, die sonst beim Abdecker oder im Kochtopf landen würden

Sindlingen hat seinen Einwohnern einiges an Geschäften und Dienstleistungen zu bieten. In einer Serie stellen wir die Mitgliedsbetriebe der Fördergemeinschaft Handel, Handwerk und Gewerbe vor. Heute: die Glückswiese

Im Stall schlafen Schweine, auf dem kleinen Reitplatz traben ein paar Ponys, Pferde stehen um die Heuraufe herum und futtern. Zwei Kühe liegen im Stroh und käuen wieder. Eine Gans verteidigt ihr Gelege mit scharfem Zischen gegen zwei gutmütige Hunde. Es riecht leicht nach Dung.

Die Bauernhof-Idylle wie aus dem Bilderbuch liegt an der Okrifteler Straße außerhalb, hinter der Unterführung auf der linken Seite, und ist für Familien mit Kindern ein beliebter Anlaufpunkt Das Tierparadies heißt „Glückswiese“ und gehört Isabell Müller-Germann und Norbert Müller.

Familie Müller betreibt seit Generationen einen Bauernhof in Sindlingen. In den Wingerten am südlichen Ortsrand hat Isabell Müller-Germann (33 Jahre), die aus einer Kelsterbacher Landwirtschaftsfamilie stammt, zunächst eine Koppel und einen Unterstand für ihren Schimmel „Maus“ angelegt.

Bald gesellte sich die Schimmelstute „Lovely“ dazu. „Schon am zweiten Tag war sie stocklahm“, sagt sie. Zurückgeben wollte sie sie aber nicht. „Dann kamen immer mehr Pferde dazu“, berichtet sie: ein halb verhungerter Schecke, Fuchsstute „Una“, die nach der Geburt von 14 Fohlen zum Metzger gekommen wäre, Ponys. Müllers richteten weitere Parzellen für die Tiere her, und bald auch weitere Unterkünfte. Drei Quessant-Schafe, die der Vorbesitzer hatte verwahrlosen lassen fanden hier ein neues Heim und bekamen bald Nachwuchs. „Wir waren alle zwei Stunden hier, um die Lämmer mit der Flasche zu füttern“, erzählt die Tierschützerin. Mit dem Nuckel aufgezogen hat sie auch Benny und Helene. Die Kälber wären sonst in der Diätmast gelandet.

Heute bevölkern rund 50 Tiere den Gnadenhof, die andernfalls beim Abdecker, in Versuchsanstalten oder der Lebensmittelverarbeitung gestorben wären. Potentielle Weihnachtsgänse und Suppenhühner, die nach ihrem Jahr in der Legebatterie von der Vereinigung „Rettet das Huhn“ freigekauft und nach Sindlingen gebracht worden sind. Die „Glückswiese“ brachte ihnen allerdings kein Glück. „Die ersten hat der Fuchs geholt“, sagt die Landwirtin und Biologin. Jetzt lebt das Federvieh auf dem Bauernhof innerorts, zusammen mit dem ehemaligen Weilbacher Kerwegickel. Am südlichen Ortsrand ist auch der ehemalige Kerwehammel Kai-Uwe heimisch geworden. Wie die anderen Tiere verbringt er dort seinen Lebensabend. „Lebenshof“ nennt daher Isabell Müller-Germann die „Glückswiese“: „Die Tiere dürfen hier einfach sein.“

Das gilt auch für Menschen. In der „Pferdezeit“ können Kinder und Erwachsene „Zeit mit Pferden verbringen. Sie streicheln, kennenlernen, reiten“, sagt sie. Das hat so viele Anhänger gefunden, dass mittlerweile jeden Tag Betrieb herrscht.

Corinna Groh und Charleen Rothkugel kümmern sich um das Reiten mit den Kindern. Schülerpraktikanten und Eltern von Reitkindern helfen bei der Versorgung der Tiere und dem „Abäppeln“, der Beseitigung des Pferdedungs. Der Mist landet als Dünger auf den Feldern und andere Abfälle als Futter für die Schweine. Ehemann Norbert, Landwirt im Nebenerwerb, baut selbst Heu und Getreide fürs Futter an. „Mittlerweile bringen uns auch viele Menschen Körner und Grünzeug“, ist Isabell Müller dankbar für die Unterstützung.Besonders beliebt ist das Gelände für Kindergeburtstage.

Einnahmen und Ausgaben halten sich in etwa die Waage. Ihre Arbeitszeit rechnet die Besitzerin dabei nicht ein. „Es ist eine Sieben-Tage-Woche, und ich darf nie krank werden“, sagt Isabell Müller-Germann, die aus Überzeugung vegan lebt.

Ihren Job am Max-Planck-Institut hat sie an den Nagel gehängt. „Mein Herz hängt hier dran“, sagt Isabell Müller-Germann. Die Biologin geht voll und ganz in der Arbeit auf der „Glückswiese“ auf. Nur früh morgens nimmt sie sich zwei Stunden Zeit für ihre Doktorarbeit über Bio-Aerosole. Sobald es hell ist, fährt sie aufs Farmgelände zum Füttern, Säubern, Misten, Wasser pumpen. An Urlaub ist nicht zu denken. „Aber hier draußen ist es ja manchmal wie Urlaub“, findet sie: „Das alles macht mir einen Riesenspaß, ich möchte nichts anderes machen“. hn

Abendsonne auf der Glückswiese

Abendsonne auf der Glückswiese

Isabell Müller-Germann und Sohn Julian verbringen viel Zeit mit den Tieren. Fotos: Michael Sittig

Isabell Müller-Germann und Sohn Julian verbringen viel Zeit mit den Tieren. Fotos: Michael Sittig

Unbekannte jagen Pferde auf die Straße

Unbekannte jagen Pferde auf die Straße

Glückswiesen-Unfall war kein Zufall

Die „Glückswiese“ hat nicht nur Freunde. Kurz vor Pfingsten jagten Unbekannte Pferde von der Koppel auf die Okrifteler Straße. Sie rannten in zwei Autos. Den Fahrern ist nichts passiert, aber der eine Wagen ist ein Totalschaden, der andere beschädigt und eins der Pferde wurde schwer verletzt.

Für Isabell Müller ist klar, dass es sich um eine vorsätzliche Tat handelt. Vor dem Tor zur Koppel haben der oder die Täter einen Treibgang mit Hilfe weißen Elektrobands angelegt, wie es zum Einzäunen von Weiden verwandt wird. Die Pferde wurden regelrecht zur Straße getrieben. Die Polizei suchte mit großem Aufgebot und sogar einem Hubschrauber zu verhindern, dass die Tiere auf die B40 gelangten. Am Ende kamen fünf Pferde wieder auf die Koppel, Pony „Pünktchen“ wurde in der Tierklinik operiert. Es war direkt in ein Cabrio gelaufen.

Der Vorfall ist der vorläufige Höhepunkt verschiedener Vorkommnisse rund um die „Glückswiese“. Immer wieder werden Zäune zerschnitten oder Tore geöffnet, gelangen Tiere ins Freie. „Alle paar Monate brechen die Pferde aus“, klagt Isabell Müller: „So heftig wie diesmal hatten wir es aber noch nie. Hier waren Mensch- und Tierleben in Gefahr.“ Deshalb setzen sie und ihr Mann nun eine Belohnung von 5000 Euro aus, um den Schuldigen zu überführen. „Wir könnten nicht mehr ruhig schlafen, wenn jemandem etwas passieren würde“, sagt Isabell Müller-Germann. Sie hat Anzeige erstattet und hofft, dass die Polizei mit Hilfe von Hinweisen oder Spuren den oder die Täter ausfindig machen kann. hn

Mit der„Sternschnuppe“ schließt sich der Kreis

Mit der„Sternschnuppe“ schließt sich der Kreis

Einweihung 40 Krippenplätze in der ehemaligen „Arche“ komplettieren die private Betreuung von Firmen und Fraport

„Der Kreis schließt sich“, sagte Michael Müller bei der Einweihung der Kinderkrippe „Sternschnuppe“. Der Arbeitsdirektor des Flughafenbetreibers Fraport und Emmanuel Siregar, Personalgeschäftsführer und Arbeitsdirektor von Sanofi Deutschland, gehören zu zwei der Unternehmen, die an der mittlerweile recht umfangreichen privaten Kinderbetreuung in der Hugo-Kallenbach-Straße beteiligt sind.

Sie begann in der ehemaligen Arche und ist dort mit der nunmehr zehnten firmengeförderten Betreuungseinrichtung für Kinder im Umfeld von Flughafen und Industriepark wieder angekommen.

Seit 2002 betreibt die Firma Medical Airport Service, eine Tochtergesellschaft von Fraport und der Firma BAD GmbH, das private „Fluggi-Land“ im Hauptsaal des früheren evangelischen Gemeindezentrums „Arche“. 2006 kam ein Regelkindergarten mit Krippe hinzu, die „Kinder-Arche“. Träger ist die „Terminal for Kids GmbH“. Im Oktober 2013 zog der Kindergarten in einen nebenan errichteten Neubau.

Für die frei gewordenen Räume im Altbau meldete das Pharmaunternehmen Sanofi Bedarf an Krippenplätzen an. Daraufhin ließ die Medical Airport Service GmbH das denkmalgeschützte Gebäude sanieren.

Sanierung und Umbau für rund 1,2 Millionen Euro haben dem Haus „ein neues Licht- und Raumempfinden“ verliehen, sagte Siregar. Die Räume sind hell, freundlich und galaktisch dekoriert. In den Gruppen Erde, Mond, Mars und Pluto finden sich Aufbauten mit Weltraum-Motiven. Ein Space-Projektor lässt Sterne kreisen, nach dem Essen schlafen die Kinder in der „Traumstation“ und toben im Turnraum „Milchstraße“. Im Oktober 2015 zogen die ersten beiden Gruppen ein. Zwischenzeitlich sind alle vier Gruppen à zehn Kinder etabliert.

Erste Firmenkrippe von Sanofi

Die Mitarbeiter seien dankbar für die Möglichkeit, ihre Kleinen dort unterzubringen, sagen Müller und Siregar. Für Sanofi ist es die erste firmeneigene Kinderkrippe in direkter Nachbarschaft zum Standort der Deutschlandzentrale im Industriepark Höchst. „Wir fördern damit die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Es ist auch ein Bekenntnis zum Industriestandort Frankfurt“, erklärt der Sanofi-Arbeitsdirektor. Das Modell „Betriebskindergarten“ sei längst etabliert, ergänzt Müller. Gab es vor zehn Jahren noch Vorbehalte, habe sich das „komplett gedreht“. Unternehmen müssten sich heute eher rechtfertigen, wenn sie keine Kinderbetreuung vorhielten.

Das spiegelt sich auch im Wachstum der „Terminal for Kids GmbH“. Der freie Träger fing 2006 in Sindlingen mit 60 Kindern und zwölf Mitarbeitern an. Heute betreibt die Gesellschaft zehn Kinderbetreuungseinrichtungen mit 250 Mitarbeitern, davon 220 Erzieherinnen, mithin einen mittelständischen Betrieb.

Zehn Erzieherinnen und zwei Leiterinnen betreuen die Kinder in der „Sternschnuppe“ in Schichten zwischen 7 und 18 Uhr. Verpflegt werden sie von der benachbarten Kita „Terminal for Kids“. Drei Viertel der Plätze sind für die Kinder von Sanofi-Mitarbeitern reserviert. Für Kinder aus dem Stadtteil sind die übrigen zehn Plätze gedacht. Eltern, die bei Sanofi arbeiten, zahlen für einen Krippenplatz 198 Euro im Monat. Das Unternehmen schießt je 450 Euro zu.

Mit der „Sternschnuppe“, dem Fluggi-Land und der Kinder-Arche teilen sich nun drei von Unternehmen geförderte Kinderbetreuungseinrichtungen das rund 6000 Quadratmeter große Gelände am westlichen Ortsrand, nahe der Straße zur Internationalen Schule. Dem schönen Inneren hinkt allerdings die Fassadengestaltung hinterher. Von außen ist dem schlammgelben, angegrauten Betonklotz nicht anzusehen, welche himmlischen Weltraumwelten sich in seinem Inneren befinden. hn

Das Namensschild der Kinderkrippe enthüllen die Leiterinnen Monice Spratler (links) und Anna Ignor. Foto: Heide Noll

Das Namensschild der Kinderkrippe enthüllen die Leiterinnen Monice Spratler (links) und Anna Ignor. Foto: Heide Noll

Stadtteilfest mit Vereinen

Stadtteilfest mit Vereinen

Sven Callender, Vorsitzender der Fördergemeinschaft Handel, Handwerk und Gewerbe (FHHG), warb bei der Hauptversammlung des Vereinsrings um Teilnahme am Stadtteilsonntag. Dieser Sonntag diene dazu, Geschäfte und Vereinswelt zu beleben, sagte er. Am Sonntag, 11. September, richtet die FHHG deshalb in der Farbenstraße, zwischen Einmündung Bahnstraße und Loch, eine kleine Gewerbeschau aus. „Es wäre schön, wenn sich auch Vereine dort präsentieren könnten“, sagte Callender.

Für Live-Musik sorgen die Rockband Downstairs und das Rockorchester der Heinrich-Böll-Schule.