Category: Juli-August

Wie ein großes Sommerfest

Wie ein großes Sommerfest

Turnverein Nach dem Kinderstadtlauf gibt es Spaß und Spiele

„Wir wussten, was auf uns zukommt“, sagen Romy und Linda Ströer und Janina Wolter. Die drei fünfzehnjährigen Mitglieder der Turnabteilung des TVS Sindlingen haben zum zweiten Mal den Kinderstadtlauf organisiert.

Vergangenes Jahr wurden sie dabei noch von der deutschen Sportjugend unterstützt, diesmal ging es auch so. Allerdings hatten die Mädchen in Thorsten Faulstich und Michael Sittig erfahrene und zuverlässige Helfer.

Die jungen Turnerinnen fingen am Tag des Laufs früh an. Sie stellten Tische und Bänke auf sowie verschiedene Spielstationen, an denen sich die Kinder nach dem sportlichen Start vergnügen konnten: Wasserrutsche, Eierlaufen, Gummistiefel-Weitwurf, Bauerngolf und Reifenwerfern erinnerten ein wenig an die früheren „volkstümlichen Wettkämpfe“ des Vereins. Die Organisatorinnen markierten zudem die Laufstrecken. Sie wiesen eine kürzere Runde für Kinder bis sieben Jahre und eine etwas längere für die Acht- bis Fünfzehnjährigen aus. Kurz vor dem Start nahmen sie Anmeldungen an und gaben Aufkleber aus.

Kurz vor dem Start baten sie alle jungen Läufer zum Aufwärmen. Zumba-Trainerin Giusy Rizzo ließ die Kinder zu flotter Musik auf der Stelle hüpfen, Arme kreisen, Knie heben und vieles mehr. Anschließend zog eine kleine Karawane zum Start auf die Farbenstraße. Nachdem der Bus vorbei war, sperrten Helfer die Fahrbahn. Andere hielten ein rot-weißes Flatterband quer vor die Kinder, die schon mit den Hufen scharrten. Drei, Zwei, Eins: Das Band wird hoch gehoben, die Mädchen und Buben flitzen los.

Alle Kinder werden angefeuert, als sie mehr oder weniger stark schnaufend die letzten Meter bewältigen. Insgesamt beteiligen sich 60 Kinder an dem sportlichen Ereignis.

Beim anschließenden Spielefest ist die Anstrengung schon wieder vergessen. „Ein schönes Event“, findet Familie Wollnik. Ihre Kinder besuchen die Kinderturngruppen des Vereins, die Eltern sind in der Gymnastik aktiv. „Wenn es passt, sind wir immer dabei“, sagen sie: „Das ist wie ein großes Sommerfest. Und alles ist gut organisiert.“

Das dürfte Romy, Linda und Janina freuen.

Für die Drei endet das Fest allerdings schon früh, denn sie sind alle seit vergangenem September im Frauenchor Germania aktiv, und der feiert just an diesem Abend sein 40-jähriges Bestehen. Vereinsmitglieder und Eltern übernehmen dann am Turnerheim. „Morgen früh kommen wir aber wieder zum Abbau“, versichern die Turnerinnen. hn

Lars Simon war der Schnellste.

Lars Simon war der Schnellste.

Und schon geht‘s los! Start des Kinderstadtlaufs in der Farbenstraße.

Und schon geht‘s los! Start des Kinderstadtlaufs in der Farbenstraße.

Medaillen und Urkunden erhielten die jungen Läufer bei der Siegerehrung.

Medaillen und Urkunden erhielten die jungen Läufer bei der Siegerehrung.

Auf der Suche nach dem Glück

Auf der Suche nach dem Glück

Theater Fantasie ersetzt die Requisiten

Ein Schwein, eine Kuh, ein Klumpen Gold: Das Märchen vom „Hans im Glück“ spielten Andrea Post und Tim Schreiber von der Theatergruppe „Schreiber & Post“ mit nichts. Die Akteure zogen ihre kleinen Zuschauer auf dem Abenteuerspielplatz allein mit ihrem Spiel in den Bann. Es gab keine Gegenstände oder sonstigen Hilfsmittel. Als Kulisse diente eine graue Wand. „Wer nichts hat, erfindet sich seine Welt“, lautet das Motto, denn die Fantasie lässt alles zu. Ohne Worte erzählte das Duo eine witzige, abenteuerliche Suche nach dem Glück: So fällt Hans ein schwerer Klumpen Gold in den Schoß, die Kuh „Else“ will sich nicht vorwärts bewegen, die Sau „Rosa“ sitzt dick und fett in der Schubkarre und die Gans „Suse“ legt ein Ei.

Der Gauner rafft und schafft, um so viel wie möglich zu bekommen. Am Ende stehen beide glücklich da: der Gauner und der strahlende Hans. Willi Schellen, Theaterpädagoge im Kinderhaus, war davon ganz angetan: Der Verzicht auf Requisiten „lenkt die Konzentration ganz auf die Schauspieler“, sagte er.

Was macht der denn da? Den Kindern gefiel das Theaterstück. Foto: Michael Sittig

Was macht der denn da? Den Kindern gefiel das Theaterstück. Foto: Michael Sittig

Kleiner, feiner Verein

Kleiner, feiner Verein

Buchstütze Erfolgreiche Förderung

Bücherflohmärkte, Mitgliedsbeiträge, Spenden: Unermüdlich sammelt der Förderverein Buchstütze Geld, um die Stadtteilbibliothek Sindlingen/Zeilsheim zu unterstützen. Gerade wurde wieder 1000 Euro überwiesen, sagte Vorsitzender Mario Gesiarz in der Jahreshauptversammlung. Seit der Gründung des Vereins 2013 sind nun schon 6000 Euro für Angebote bereit gestellt worden, die es sonst nicht gäbe. „Darauf sind wir stolz“, sagte Mario Gesiarz.

Büchereileiterin Annette Moschner dankte den 32 Mitgliedern und berichtete, dass die Mittel vor allem in die Kinder- und Jugendarbeit fließen. Kinder und Jugendliche aus Sindlingen, Zeilsheim und verstärkt auch aus Hattersheim nutzten die Bücherei rege. Dank der Förderung kommen sie in den Genuss von Workshops und Lesungen, die sonst nicht drin wären.

Für erwachsene Bücherfreunde organisierte die „Buchstütze“ im vergangenen Jahr vier Bücher-Essen. Diese gesellige, literarische Runde ist ein Dauerbrenner und nach wie vor sehr beliebt. Weniger zufrieden war der Verein mit den Lesungen, die er anbot. Sie waren alle nur schwach besucht. Umso erfreulicher sei die gute Kassenlage, die es ermöglicht, die Bücherei auch weiterhin zu fördern, sagt der Vorstand. Auch der Bücherschrank, den die „Buchstütze“ seit einem Jahr als Pate betreibt, wird gut angenommen. Vielleicht zu gut: Es werden mehr Bücher entnommen als eingestellt. Schon mehrmals hat der Verein die Fächer aus seinem Fundus wieder aufgefüllt. Unterm Strich fällt das Resümee positiv aus: „Wir sind ein kleiner, feiner Verein“, sagte Mario Gesiarz zufrieden. In den Vorstandswahlen wurden er als Vorsitzender und Renate Donges-Kaveh als Kassiererin einstimmig wiedergewählt. Die bisherige zweite Vorsitzende Eva-Maria Callender schied aus persönlichen Gründen aus, wird den Verein aber weiterhin tatkräftig unterstützen. Neue zweite Vorsitzende ist Inge Gesiarz.

Nachdem die Formalien erfüllt waren, widmeten sich die 12 Mitglieder, die zur Hauptversammlung just am Tag der Sommersonnenwende gekommen waren, dem Sommer. „Ich schwitze“, sagte Gesiarz, meinte damit aber nicht sich selbst, sondern Friedrich Stoltze und trug dessen gleichnamiges Gedicht vor. Auch die übrigen Mitglieder hatten kurze Texte und Gedichte zum Sommer mitgebracht, die sie sich nun gegenseitig vorlasen. hn

Konfirmation in Sindlingen

Konfirmation in Sindlingen  Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an. (1. Samuel 16, 7) Unter diesem Motto stand der Festgottesdienst zur Konfirmation in der evangelischen Kirche. Konfirmanden sind (vorne, von links): Franziska Ilg, Nicole Rühmkorf, Leonie Seidel, Victoria Salmen, (hinten, von links) Pfarrer Ulrich Vorländer, Julian Brunnhöfer, Paul Döring, Arthur Hoppe und Felix Schultheiß. Foto: Hans-Joachim Schulz

Konfirmation in Sindlingen
Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an. (1. Samuel 16, 7) Unter diesem Motto stand der Festgottesdienst zur Konfirmation in der evangelischen Kirche. Konfirmanden sind (vorne, von links): Franziska Ilg, Nicole Rühmkorf, Leonie Seidel, Victoria Salmen, (hinten, von links) Pfarrer Ulrich Vorländer, Julian Brunnhöfer, Paul Döring, Arthur Hoppe und Felix Schultheiß. Foto: Hans-Joachim Schulz

Flohmarkt mit Flair

Flohmarkt mit Flair

Siedlung Schöne Nachbarschaftspflege

So hat der große Höfe-Flohmarkt in der Zeilsheimer Colonie vielleicht auch mal angefangen: klein, gemütlich, familiär. Beteiligten sich an der ersten Auflage des Vorgarten-Flohmarkts in der Bauvereinssiedlung im vergangenen Jahr etwa 25 Anwohner, verwandelten diesmal schon 55 Anwohner aus Edenkobener-, Neuland-, Ferdinand-Hofmann- und Sindlinger Bahnstraße ihre Vorgärten in kleine Marktplätze. Auffällige Pfeile und Schilder wiesen auf den Flohmarkt in den Nebenstraßen hin. Den Richard-Weidlich-Platz hätte das Organisationsteam um Ilona Klein und Elke Erd gerne einbezogen, aber dafür wären zu hohe Kosten für die Genehmigung angefallen. So spielte sich alles auf privatem Bauvereinsgelände ab. Ob hohe Umsätze erzielt wurden, ist nicht bekannt. Zufrieden sind die Teilnehmer aber allemal. „Ein richtig schönes Familienfest des Bauvereins“, sagt Anwohner Hans-Joachim Schulz. „Der Spaß steht im Vordergrund und das sich hier mal etwas tut“, sagt Ilona Klein. Nachbarn, die sich schon länger nicht gesehen hatten, trafen sich auf einen Plausch. Die Bauvereinsmieter freuten sich über den guten Kontakt untereinander. „Die Nachbarschaftspflege ist das Beste daran“, findet Schulz. Deshalb steht für die Organisatoren außer Frage: „Wir wollen es wieder machen“, sagt Ilona Klein. hn

Vorgarten-“Shopping“ in der Edenkobener Straße (oben) und der Bahnstraße (unten). Fotos: Hans-Joachim Schulz

Vorgarten-“Shopping“ in der Edenkobener Straße (oben) und der Bahnstraße (unten). Fotos: Hans-Joachim Schulz

Wie Phönix aus der Asche: Tiefpunkt überwunden

Wie Phönix aus der Asche: Tiefpunkt überwunden

Jubiläum 125 Jahre Freiwillige Feuerwehr Sindlingen

Die Freiwillige Feuerwehr Sindlingen feiert ihr 125-jähriges Bestehen. In einer kleinen Serie blicken wir zurück auf Höhen und Tiefen. In der Juni-Ausgabe ging es um die Gründung und die Kriegsjahre. Ende der 50-er Jahre begann es zu brückeln. Wie die Wehr überlebte, lesen Sie in Teil Zwei: Aufschwung und Modernisierung

1892 gegründet, überstand die Freiwillige Feuerwehr Sindlingen zwei Kriege und viele Höhen und manche Tiefen. Auf dem absoluten Tiefpunkt befand sie sich, als Alfons Ehry 1966 den Wehrführerposten übernahm. Das Gerätehaus in der Allesinastraße war zu eng und marode, es gab kaum Ausrüstung. Ohne Ausrüstung keine Mitglieder, ohne Mitglieder kein Anspruch auf Ausrüstung: Die Wehr schien zu resignieren und auszusterben. Frankfurt kümmerte es nicht, es gab ja die Berufsfeuerwehr. Erst in den 70-er Jahren änderte sich diese Ansicht. In den alten Ortskernen der historisch gewachsenen Stadtteile könne man auf die freiwilligen Feuerwehren nicht verzichten, fand zum Beispiel Oberbranddirektor Ernst Achilles. Mit durchschnittlichen Ausrückzeiten von drei Minuten, die die Helfer vor Ort brauchten, konnte die Berufsfeuerwehr nicht konkurrieren. Um Sindlingen wieder zu beleben, musste ein ordentliches Feuerwehrhaus her. Doch erst 1977 versprach der Magistrat, Sindlingen in den Bedarfsplan aufzunehmen – wenn es wieder eine leistungsfähige Einsatzabteilung besäße.

Die letzten Fünf bäumten sich auf

Die letzten fünf Aktiven fingen an, die Werbetrommel zu rühren. Das hatte Erfolg. Neue stießen hinzu, wurden ausgebildet. Durch Altpapiersammlungen versuchten die Aktiven, ihr Konto zu füllen. Aus dem Erlös und mit Spenden von Hoechst AG, Else von Meister und Sindlinger Geschäftsleuten konnten sie 1984 einen VW-Bus für den Mannschaftstransport anschaffen. 1986 erhielten sie ein zweites Löschfahrzeug. Blieb das Problem der Unterkunft. Durch die Anmietung einer kleinen Wohnung konnten zumindest Sanitärräume und eine kleine Küche geschaffen werden. Das Provisorium wurde erweitert, das Problem aber nicht gelöst.

Trotzdem gründete die Wehr im August 1987 eine Jugendfeuerwehr. Im gleichen Jahr erhielt sie ein modernes, großes Löschfahrzeug. Endlich begannen auch ernsthafte Vorbereitungen zum Bau eines neuen Feuerwehrhauses. An der Farbenstraße, am Kreisel, entstand auf 430 Quadratmetern Nutzfläche ein verkehrstechnisch günstig gelegenes Gerätehaus mit Unterrichtsraum, Wehrführerbüro, Teeküche und sanitären Anlagen.

Die Fahrzeughalle bietet genug Platz für alle Löschfahrzeuge. 1991 wurde das Haus eingeweiht. Seither läuft es rund. „In den vergangenen 25 Jahren waren wir immer einsatzbereit“, sagt Sascha Fölsing, Vorsitzender des Fördervereins der Feuerwehr. „Technisch sind wir auf gutem Stand“, ergänzt Wehrführer Sven Sommerschuh. Trotzdem sei es schwer, neue Aktive zu gewinnen. Diesmal liegt es nicht an Unterkunft oder Ausrüstung. Vielmehr sei der „Faktor Zeit ein massives Problem“, sagt Sommerschuh: „Wir sind hier eine relativ junge Wehr, mit einem Altersdurchschnitt von rund 30 Jahren“. Für die Familie sei es nicht immer einfach, wenn der Feuerwehrmann oder die Feuerwehrfrau scheinbar mehr Zeit im Gerätehaus und bei Einsätzen verbringt als zuhause.

Die Freiwilligen rücken nachts und an den Wochenenden aus. Sie haben an einem Abend pro Woche Schulung, unterrichten die Jugendfeuerwehr und leisten Brandwachen bei Veranstaltungen. Arbeiten gehen müssen sie auch.

Technische Hilfe ist gefragt

Die Art der Einsätze habe sich in den vergangenen 25 Jahren geändert. „Feuer waren immer heiß, aber früher waren sie nicht so schnell“, spielt Fölsing auf neue, schnell brennbare Materialien an. Zunehmend sind die Wehrleute als Fachkräfte für technische Hilfeleistung gefragt. „In den vergangenen zehn Jahren hatten wir viele Sturmschäden und die Hochwasser-Einsätze an Oder und Elbe“, sagt Sommerschuh. Zuletzt waren die Feuerwehrleute stark in der Flüchtlingshilfe eingebunden.

Ja, es ist ein anspruchsvolles Hobby. „Wir müssen mit einer Masse an Anforderungen klar kommen“, nennt Sommerschuh Beispiele für überbordende Bürokratie: „Das reicht vom Wissen um die Arbeitsstättenverordnung bis hin zu Blaulichteinsätzen.“ Gleichzeitig ist die Feuerwehr „Mädchen für alles“: „Wenn etwas passiert, ruft man die 112. Wir kommen überall hin“, sagt Sommerschuh.

„Was auffällt, ist die steigende Erwartungshaltung an die Feuerwehr“, sagt der stellvertretende Wehrführer Jens Sommer. Früher halfen sich die Menschen selbst bei Wasser im Keller. Heute rufen sie die Wehr.

Damit bestätigen sie eindrucksvoll, was der frühere Feuerwehrleiter Michael Kämpfer vor 25 Jahren formulierte: „Die Freiwilligen Feuerwehren sind durch nichts zu ersetzen.“ Und er lieferte auch gleich die Begründung mit, warum sich immer wieder Menschen dafür entscheiden, sich „Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr“ zu engagieren: Sie schätzten „Tugenden wie Gemeinschaftsgeist, Uneigennützigkeit, Kameradschaft, Einsatzbereitschaft und Mut“. Kurzum: die Freiwillige Feuerwehr. hn

In eigener Sache: Bei Sindlinger Festen wie hier dem Nachbarschaftsfest in der Brill-Straße werben Wehrführer Sven Sommerschuh und seine Feuerwehrleute für die Jugendfeuerwehr. Foto: Heide Noll

In eigener Sache: Bei Sindlinger Festen wie hier dem Nachbarschaftsfest in der Brill-Straße werben Wehrführer Sven Sommerschuh und seine Feuerwehrleute für die Jugendfeuerwehr. Foto: Heide Noll

Die Einsatzabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Sindlingen. Foto: Michael Sittig

Die Einsatzabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Sindlingen. Foto: Michael Sittig

„Wir vermitteln Werte“

„Wir vermitteln Werte“

Jugendfeuerwehr Seit 30 Jahren rekrutiert sich die Wehr aus dem eigenen Nachwuchs

Um zu verhindern, dass ihr im Lauf der Zeit die Einsatzkräfte ausgehen, gründete die Sindlinger Freiwillige Feuerwehr 1987 eine Jugendfeuerwehr. Aus ihren Reihen stammen viele der heute rund 25 Aktiven in der Einsatzabteilung. Wehrführer Sven Sommerschuh, Stellvertreter Jens Sommer und der Vorsitzende des Feuerwehr-Fördervereins, Sascha Fölsing, zum Beispiel starteten ihre Feuerwehrkarrieren in der Nachwuchstruppe.

Heute bemühen sie sich selbst um Nachwuchs. Zwölf Jugendliche zählt die Jugendfeuerwehr. Da ist noch Luft nach oben. Denn die Faszination Feuerwehr sei gerade bei Kindern ungebrochen. „Unsere größte Motivation steht in der Fahrzeughalle“, sagt Sven Sommerschuh. Wann immer die Wehr mit ihrem Löschfahrzeug auf Festen auftaucht, ist sie gleich dicht umlagert von Kindern, die mal im Fahrerhaus sitzen oder mit einem Schlauch spritzen wollen. „Leider dürfen wir Kinder erst ab zehn Jahren in die Jugendfeuerwehr aufnehmen“, bedauert Jens Sommer: „Dann sind die meisten schon in anderen Vereinen gebunden.“ „Und was machen wir mit denen, die zu uns kommen? Wir geben ihnen Lernstoff nach der Feuerwehr-Dienstvorschrift und lassen sie Knoten üben“ weist Sascha Fölsing darauf hin, dass das auf den ersten Blick nicht nach Abenteuer und Spaß aussieht. „Es gibt bequemere Möglichkeiten, seine Freizeit zu gestalten, als sich einer harten Feuerwehrausbildung zu unterziehen“, wusste schon Michael Kämpfer, vor 25 Jahren Leiter der Sindlinger Wehr.

Auf der anderen Seite erfahren Kinder und Jugendliche bei der Feuerwehr ein ausgeprägtes Gemeinschaftsleben. Natürlich wird nicht nur gelernt. Es gibt Ausflüge und Freizeiten. „Wir bieten Spaß und Kameradschaft und wir arbeiten nicht mit Spielzeug, sondern mit Einsatzmitteln. Das heißt wir vermitteln den Umgang mit aufwendiger, komplizierter Technik“, sagt Jens Sommer. Dazu gehört übrigens auch, eine Krawatte zu binden, merkt Jugendwart Dirk Mettin augenzwinkernd an.

Nicht zuletzt lernt die Nachwuchstruppe Verantwortung zu übernehmen. „Wir vermitteln Werte“, betonen die Feuerwehrleute: „Feuerwehr ist nichts für Einzelkämpfer. Hier ist jeder Teil der Gemeinschaft und trägt dazu bei, dass anderen geholfen werden kann.“ „Hilfsbereitschaft und Gemeinsinn: das sind die Wurzeln der freiwilligen Feuerwehren“, bestätigte Justus Mische, Vorstandsmitglied der Hoechst AG und Schirmherr 1992. Wer dabei bleibt, rückt mit 17 Jahren in die Einsatzabteilung auf. „Wir haben nur noch wenige Neuzugänge, die nicht in der Jugendfeuerwehr waren“, unterstreicht Sascha Fölsing die hohe Bedeutung der Gruppe. hn

Die Sindlinger Jugendfeuerwehr im Jubiläumsjahr 2017. Foto: Michael Sittig

Die Sindlinger Jugendfeuerwehr im Jubiläumsjahr 2017. Foto: Michael Sittig

Ferienprogramm

Tiererlebniswochen

Ein Ferienprogramm bietet der Verein Reiter- und Lernbauernhof Ponyzwerge Sindlingen an. In der zweiten (10. bis 14. Juli) und sechsten (7. bis 11. August) Woche der Sommerferien gibt es eine Tiererlebniswoche auf dem Gelände am südlichen Ortsausgang Richtung Okriftel. Kinder von sechs bis 13 Jahren können täglich von 8 bis 16 Uhr direkte Erfahrungen mit den Hoftieren machen. Sie beschäftigen sich nacheinander mit Ziege, Huhn, Hund und Pferd und kümmern sich um Pflegetiere. Die Tiererlebniswoche soll dazu anregen, sich aktiv mit der Erzeugung von Lebensmitteln auseinander zu setzen und sich für das Tier dahinter zu sensibilisieren. Neben der inhaltlichen Auseinandersetzung steht die Selbsterfahrung im Mittelpunkt. Das Angebot findet wetterunabhängig statt.

Eine Nacht im Zelt

In der zweiten Ferienwoche bieten die Ponyzwerge Kindern eine Nacht im Zelt an. Nach dem Kennenlernen erkunden die Teilnehmer mit einer Hofrallye den Lernbauernhof. Danach stärken sie sich am Grill mit Stockbrot, Würstchen und Salaten für eine Nachtwanderung. Anschließend übernachten alle im Zelt, das im Bauerngarten steht. Am nächsten Morgen versorgen alle zusammen die Tiere und genießen dann ihr eigenes Frühstück. Das Zeltabenteuer beginnt am Samstag, 15. Juli, um 15 Uhr und endet am Sonntag, 16. Juli, um 12 Uhr. Mitglieder zahlen zehn, Nichtmitglieder 30 Euro. Eine Anmeldung ist erforderlich. Außerdem werden die Eltern gebeten, eine Kleinigkeit für das Buffet mitzugeben.

Badetag mit Ponys

Wasserspiele mit den Ponys gibt es am Dienstag, 18. Juli, von 13.30 bis 15.30 Uhr: Dann ist Badetag bei den Ponyzwergen. Denn auch Ponys freuen sich auf eine erfrischende Abkühlung. Es gibt verschiedene Wasserspiele für Tiere und Menschen. Hier bleibt vermutlich kein Haar trocken. Daher sollten Kinder, die dabei sein wollen, am besten Badesachen und Wechselklamotten mitbringen. Festes Schuhwerk sowie ein passender Helm sind trotzdem Pflicht. Die Kosten betragen 20 Euro für Vereinsmitglieder, 30 Euro für Nicht-Mitglieder.

Indianertag

Am Mittwoch, 19. Juli, von 13 bis 16.30 Uhr ist Indianertag bei den Ponyzwergen. Die Ponys werden von ihren kleinen Indianern zurechtgeschmückt. Danach üben die Kinder die akrobatische Indianerreitweise auf dem Pferderücken. Auch Pfeil und Bogen werden ausgepackt. Kosten: 35 Euro für Vereinsmitglieder, 45 Euro für Nicht-Mitglieder.

Hühnertag

„Rund ums Huhn – Hühner erleben und erfühlen“ heißt es am Donnerstag, 20. Juli, von 14 bis 16 Uhr. Die Teilnahme kostet 15 Euro pro Person.

Anmeldungen für alle Veranstaltungen sind im Internet unter www.ponyzwerge-sindlingen.de möglich. Dort finden sich auch Hinweise zur Anfahrt und weitere Details.

Angriffstrupp, Atemschutz und ab ins Feuer

Angriffstrupp, Atemschutz und ab ins Feuer

Interview Gespräch mit zwei Mitgliedern der Einsatzabteilung

Obwohl Frankfurt eine Berufsfeuerwehr hat, sind die freiwilligen Stadtteilwehren unverzichtbar. Sie leisten den Brandschutz und weitere Hilfe nachts und an Wochenenden. Für die Aktiven der Einsatzabteilung heißt das, immer auf dem Sprung zu sein, sich so manche Nacht um die Ohren zu schlagen und ihr Wissen und Können in Schulungen ständig zu erweitern. Über ihr anspruchsvolles Hobby haben wir mit Melanie Schmidt, 19 Jahre, und Markus Körner, 45 Jahre, gesprochen. Sie gehören der Freiwilligen Feuerwehr Sindlingen an, die in diesem Jahr ihr 125-jähriges Bestehen feiert.

Was reizt Sie an der Feuerwehr?

Melanie Schmidt: „Das Lernen von Dingen, die man gebrauchen kann, die Einsätze und die Hilfe für andere.“

Markus Körner: „Die Kameradschaft, die Technik – das ganze Paket.“

Wie sind Sie dazu gekommen?

Markus Körner: „Ein Freund hat mich mitgenommen in die Jugendfeuerwehr. Das war im Dezember 1987, drei Monate nach der Gründung. Ich war 15 und es hat mir gleich gefallen.“

Melanie Schmidt: „Ich kam 2010, mit 12 Jahren, ebenfalls über einen Freund zur Jugendwehr und traf hier mehrere Gleichaltrige. Die vielen praktischen Übungen, verbunden mit Spielen, haben mir viel Spaß gemacht. Ich wurde zweite Jugendsprecherin und habe als stellvertretende Stadtsprecherin der Jugendfeuerwehren an hessenweiten Foren teilgenommen. Ich fand es interessant zu sehen, wie es anderswo zugeht.“

Mit 17 Jahren sind Sie beide in die Einsatzabteilung gewechselt, haben den obligatorischen Grundlehrgang besucht und dürfen seither als Feuerwehrmann/-frau in den Einsatz gehen. Frau Schmidt, wie ist es Ihnen als jüngstem Mitglied dabei ergangen?

Melanie Schmidt: „Angriffstrupp, Atemschutz und ab ins Feuer – Dazu ist es für mich noch nicht gekommen. Bis jetzt gab es erst ein Feuer. Das war in der Silvesternacht 2016/17. Ich wollte gerade ins Bett gehen, als der Alarm kam. Natürlich zuckt man erst einmal zusammen, Dann sucht man schnell die nötigen Sachen zusammen und fährt zum Feuerwehrhaus. Ein Müllcontainer brannte. Ich bin mit ausgerückt, aber gelöscht haben andere. Sonst war ich bisher vor allem an Einsätzen in der Flüchtlingshilfe beteiligt. Wir haben in der Koordinierungsstelle im Hauptbahnhof gearbeitet und Notunterkünfte in Turnhallen aufgebaut. Das hat mich noch lange gedanklich beschäftigt.“

Herr Körner, wie war das bei Ihnen?

Markus Körner: „Ich habe schon viele Einsätze mitgemacht, aber wenn der Meldeempfänger anschlägt, elektrisiert das noch immer. Im Lauf der Jahre habe ich viele Lehrgänge und Weiterbildungen besucht, wurde Gruppenführer, Zugführer und schließlich Brandmeister. Außerdem war ich Jugendwart, stellvertretender Wehrführer und kümmere mich jetzt als Gerätewart mit zwei Helfern darum, dass die zwei Löschwagen, der Mannschaftstransporter und die Ausrüstung immer einsatzbereit sind. Die Feuerwehr hat mir auch beruflich viel gebracht. Nach einer Ausbildung zum Metzger suchte ich eine andere Arbeit. Ich bewarb mich auf eine Stelle als Berufskraftfahrer im Industriepark und bekam sie, weil ich bei der Feuerwehr schon den Führerschein für die schweren Lastwagen gemacht hatte.“

Hat die Freiwillige Feuerwehr eine Zukunft?

Markus Körner: „Auf jeden Fall. Die Berufsfeuerwehr ist froh, dass wir da sind.“

Melanie Schmidt: „Das größte Problem bei der Nachwuchswerbung ist die Vielfältigkeit der Hobbies heutzutage. Auch wenn bei manchem das Interesse da wäre, erfordert die Feuerwehr einen hohen Zeitaufwand, dazu ist nicht jeder bereit. Aber ich glaube, dass es immer Menschen geben wird, die sich für die Feuerwehr entscheiden.“ hn

Melanie Schmidt und Markus Körner gehören der Einsatzabteilung an. Foto: Heide Noll

Melanie Schmidt und Markus Körner gehören der Einsatzabteilung an. Foto: Heide Noll

 

Chronik der Feuerwehr

1892: 36 Bürger gründen die Freiwillige Feuerwehr Sindlingen

1917: Die Feier des 25-jährigen Bestehens entfällt wegen Krieg

1932: Zum 40-jährigen schenken die Frauen der Wehr ein handbesticktes, großes Banner. Es wird noch heute in Ehren gehalten

1942: Die Feier zum 50-jährigen Bestehen entfällt wegen Krieg

1945: Bald nach Kriegsende nimmt die Wehr ihre Arbeit mit 28 Aktiven wieder auf

1951: 23 Aktive, kaum Ausrüstung

1966: Nur noch sieben Aktive, keine Ausrüstung, das Feuerwehrhaus ist marode

1977: Nur noch fünf Aktive. Sie nehmen die Wiederbelebung in Angriff.

1983-1986: Drei Fahrzeuge werden angeschafft

1987: Gründung der Jugendfeuerwehr

1991: Einweihung des neuen Feuerwehrhauses am Sindlinger Kreisel

1997: Einsatz beim Oder-Hochwasser

2000: Wegen des „2000“-er Problems mit den Computern feiert die Wehr Silvester im Gerätehaus

2003: Einsatz beim Elbe-Hochwasser

2013: Einsatz beim Hochwasser in Norddeutschland

2017: Feier zum 125-jährigen Bestehen der Feuerwehr
und 30-jährigen Bestehen der Jugendfeuerwehr (August)

Ein Tag für Kinderrechte

Ein Tag für Kinderrechte

Ponyzwerge Sindlinger Verein beteiligt sich an stadtweiter Aktion

Kinderrechte standen im Mittelpunkt eines Aktionstags „Stadt der Kinder“. In 33 Stadtteilen gab es mehr als 60 Aktionen, an denen sich rund 7000 Kinder beteiligten. Knapp 250 davon besuchten in Sindlingen den Reiter- und Lernbauernhof Ponyzwerge. „Wir feiern die Kinderrechte, sorgen für ihre Verbreitung und Bekanntmachung und versuchen, sie für die Kinder erlebbar zu machen“, sagen die Leiterinnen Sonja Heinisch und Sarah Kolata. Das geschieht auf spielerische Weise an verschiedenen Stationen. Im Bauerngarten zum Beispiel können Kinder mit großen Strohballen spielen und dabei erfahren, dass sie ein Recht auf freie Zeit haben. Das Recht auf Förderung und Teilhabe für Menschen mit Behinderungen lernen sie auf dem „Sinnesparcours“ kennen, den sie blind, gehörlos oder hinkend absolvieren. „So erleben sie, wie es ist, wenn man besondere Hilfen braucht“, erklärt Sarah Kolata. Wenige Schritte weiter schwingen Kinder ein Schwungtuch, andere sehen zu. Sie wurden ausgeschlossen. Anschließend dürfen sie wieder mitspielen und nun andere ausschließen. Beim Gespräch hinterher wird gefragt, ob das gerecht war und wie sich der Ausschluss anfühlt. Bei den Ponyzwergen spielen naturgemäß auch die Bedürfnisse von Tieren eine Rolle. Wie Kinder sind sie vor Gewalt zu schützen. Im direkten Kontakt mit Pferden, Ziegen und Hühnern lernen die jungen Besucher einen achtsamen Umgang mit der Kreatur. Das ist auch ein Beitrag zum Recht auf Bildung und Erfahrung. „Behandle Deinen Nächsten, wie Du selbst behandelt werden willst“, diese Grundlage menschlichen Zusammenlebens ist Credo einer Religionsrallye mit dem Schwerpunkt „Wo sind wir uns gleich – wo unterscheiden wir uns?“ Kinder aus verschiedenen Kitas, der Ludwig-Weber-Schule und aus dem Jugendclub nutzten den Tag der Kinderrechte bei den Ponyzwergen. Bei der Kinderbeauftragten Claudia Ilg konnten sie zudem Wünsche zum Stadtteil äußern. Grundsätzlich lebten sie gerne hier am Stadtrand, hat Sonja Heinisch beobachtet: „Alle Kinder finden es toll in Sindlingen.“ hn

Spaß im Stroh hatten diese Besucher der Ponyzwerge. Fotos: Sittig

Spaß im Stroh hatten diese Besucher der Ponyzwerge. Fotos: Sittig

Ziegen zum Anfassen.

Ziegen zum Anfassen.