Okt.
9

Ohne Felder fällt das Überleben schwer

Ohne Felder fällt das Überleben schwer
Interview Landwirt Patrick Stappert über ein mögliches Baugebiet und seine Folgen

Patrick Stappert ist Sindlingens einziger Vollerwerbslandwirt. Eine erste urkundliche Erwähnung der Familie in Sindlingen reicht bis ins Jahr 1651 zurück. Der 31-Jährige betreibt den elterlichen Hof in fünfter Generation. „Wir waren immer Landwirte und Zimmerleute“, sagt er. Patrick Stappert lernte zunächst Zimmermann und betrieb die Landwirtschaft im Nebenerwerb. Doch trotz der Unterstützung durch die Eltern ließen sich die beiden körperlich anstrengenden Arbeiten auf Dauer nicht gleichzeitig durchhalten. 2010 entschied sich Stappert, den Ackerbau im Vollerwerb zu betreiben. Parallel zur täglichen Arbeit auf den Feldern absolvierte er an einer Winterschule eine landwirtschaftliche Ausbildung und ist nun staatlich geprüfter Landwirt. Ob er als solcher eine Zukunft hat, hängt nicht nur vom Wetter, EU-Richtlinien, Preisen und dem eigenen Geschick ab, sondern auch davon, ob ihm genügend Felder bleiben. Das vom Frankfurter Stadtparlament ins Auge gefasste Baugebiet am Sindlinger Ortsrand würde die für die Landwirtschaft verfügbare Fläche massiv verringern. Stappert wäre einer der Hauptbetroffenen. Heide Noll hat mit ihm über das Thema gesprochen.

Monatsblatt: Herr Stappert, die Stadt will wachsen. Was haben Sie gegen 2000 neue Wohnungen am Ortsrand?

Patrick Stappert: Mehreres. Zum Beispiel entfällt eine wichtige Frischluftschneise für Sindlingen. Eine zweite Hermann-Brill-Straße kann niemand wollen. Und wo Ackerland in Bauland umgewandelt wird, ist es unwiederbringlich verloren. Gerade die Felder zwischen den Bahngleisen haben eine Bodenqualität wie in der Wetterau. Dort wächst alles. Kartoffeln, Luzerne, Zuckerrüben. Einerseits wollen die Menschen regionale Produkte kaufen, andererseits verliert die Landwirtschaft Jahr um Jahr Flächen; es gibt sogar Kommunalpolitiker, die meinen, dass Frankfurt keine Landwirtschaft brauche! Die 30 Hektar, die da entfallen würden, hätten für mich einen fünfzehn- bis zwanzigprozentigen Einkommensverlust zur Folge. Das wäre ein herber Einschnitt.

Monatsblatt: Würden Sie denn nicht vom Verkauf der Flächen an die Stadt profitieren?

Patrick Stappert: Nein, das ist alles gepachtet. Ein Ersatz wäre kaum zu bekommen und wahrscheinlich auch viel zu teuer.

Monatsblatt: Sie stehen mit ihrer Ablehnung des Baugebiets ziemlich allein. Im Stadtparlament wurde mit großer Mehrheit beschlossen, einen Bebauungsplan aufstellen zu lassen. Lediglich die Junge Union West, der Sie angehören, hat sich dagegen ausgesprochen. Glauben Sie, dass Sie eine Chance haben, das Vorhaben zu verhindern?

Patrick Stappert: Nein, ich zähle nicht, das ist mir bewusst. Aber es gibt Anderes, das nicht so leicht vom Tisch zu wischen ist. Der Feldhamster zum Beispiel, der unter Artenschutz steht und hier vorkommt. Er ist nicht einfach umzusiedeln. Oder die Seveso-Richtlinie, die bislang eine Bebauung in dieser Distanz zu einem Chemiewerk untersagte. Eigentlich sollte sie neu gefasst und der Radius verringert werden; nur dann könnte Wohnungsbau an dieser Stelle genehmigt werden. Aber da hört man bislang nichts. Drittens unterschätzen die Frankfurter die Schwierigkeiten mit der Anbindung. Ein großes, neues Wohngebiet durch die engen Wohnstraßen der bestehenden Siedlung anzubinden, das geht gar nicht! Die Zufahrt müsste von Süden her erfolgen, über die Bahngleise. Der Bau einer Unterführung wäre mit extrem hohem Aufwand verbunden. Dort verlaufen Strom-, Gas- und Wasserleitungen und nicht zuletzt der große Kanal, auch als Abfangsammler West bekannt. Ob Unter- oder Überführung: Dadurch würden sich die Kosten für die Anlage eines Baugebiets enorm erhöhen.

Monatsblatt: Alles richtig. Aber gibt es überhaupt Alternativen zu einem Neubaugebiet?

Patrick Stappert: Ja, es gibt sogar einfachere Wege, Wohnraum zu schaffen. In den Ortskernen stehen viele Häuser leer. Aber die extremen Auflagen schrecken potentielle Interessenten ab. Ein praxisorientiertes Baurecht könnte da viel ausrichten und wäre wünschenswert – auch im Sinn der Belebung des Altbaubestands.

Monatsblatt: Herr Stappert, vielen Dank für das Gespräch.

Patrick Stappert.Fotos: M.Sittig

Patrick Stappert.Fotos: M.Sittig

Wo ist der Feldhamster

Wo ist der Feldhamster


Okt.
9

Bald 40 neue Kita Plätze

Bald 40 neueKita-Plätze
Das städtische Kinderzentrum Pfingstbornstraße bekommt einen neuen Nachbarn. Das bisherige Wohn- und Geschäftshaus Pfingstbornstraße 53 wird zur Zeit umgebaut, um ab dem 1. November 40 Kindern Platz zu bieten. Neben einer Kindergartengruppe für 20 Drei- bis Sechsjährige soll es zwei Gruppen für jeweils zehn unter Dreijährige geben, die hier täglich von 7.30 bis 17 Uhr betreut werden. Träger ist die Gesellschaft für Jugendarbeit und Bildungsplanung e.V.
Einen Namen hat die neue Kita noch nicht, mit Christine Strauß aber schon eine Leiterin. Sie sucht noch pädagogische Fachkräfte sowie eine Hauswirtschafterin. „Wer Interesse hat, am Aufbau einer neuen Einrichtung beteiligt zu sein, der kann sich unter Telefon 0159 04 31 29 30 und der E-Mail-Adresse pfingstbornstrasse@bvz-frankfurt.de bei mir melden“, erklärt sie. Anmeldungen für die Kita-Plätze sind bereits möglich. Das pädagogische Konzept soll humanistische Schwerpunkte setzen.hn

Aktuelles Update zur Kita nach Druck der Zeitung:

Auf „Bald 40 neue Kita-Plätze“ müssen Sindlinger Eltern noch warten: Die Meldung auf Seite 3 der Oktober-Ausgabe des Sindlinger Monatsblatts ist nicht mehr aktuell. Der der Umbau des Wohn- und Geschäftshauses Pfingstbornstraße 53 verzögert sich, eine Eröffnung am 1. November (Wie in der gedruckten Ausgabe angekündigt) nicht möglich. Die mit dem Innenausbau beauftragte Baufirma komme einfach nicht voran, klagt Leiterin Christine Strauß. Derzeit sei kein Bezugsdatum abzusehen. In diesem Jahr werde es sicher nicht mehr klappen. Das sei umso ärgerlicher, als bereits Personal eingestellt und Kinder angemeldet wurden. Die neue Kita soll 20 Kindergartenplätze und 20 Krippenplätze (zwei Zehnergruppen für Kinder unter drei Jahren) haben, Träger ist die Gesellschaft für Jugendarbeit und Bildungsplanung. Es sind noch einige Plätze frei. Eltern, die ihre Kinder trotz des unsicheren Eröffnungsdatums anmelden wollen, erreichen Christine Strauß unter der Telefonnummer 0159 04 31 29 30 und der E-Mail-Adresse pfingstbornstrasse@bvz-frankfurt.de. hn


Okt.
9

Vom Aussterben bedroht

Vom Aussterben bedroht
Feldhamster Zählung soll Aufschluss geben über den Bestand

Der Rücken ist braun-gelblich, der Bauch eher dunkel, und charakteristische weiße Flecken zieren das Fell. Die Pfötchen laufen spitz zu, ebenfalls das Schnäuzchen. Mit den langen Barthaaren, die seitlich wegstehen, den dunklen Knopfaugen und den runden Ohren ist der Feldhamster ein hübsches Kerlchen; er gäbe eine gute Vorlage für putzige Plüschtiere ab.
In freier Wildbahn lässt er sich selten sehen. Jetzt schon gar nicht mehr. Die Tiere, die am Sindlinger Ortsrand im Feld zwischen den Bahngleisen leben, liegen nun im Winterschlaf und träumen womöglich von besseren Zeiten. Sie haben ein hartes Jahr hinter sich. Wärme und Trockenheit führten dazu, dass Getreidefelder noch früher abgeerntet wurden als in anderen Jahren. Damit fehlten Futter und Deckung, um den zweiten Wurf durchzubringen, fürchtet Melanie Albert. Die Fachreferentin für Feldhamsterschutz untersuchte in den wenigen Wochen zwischen Ernte und Neusaat die Flächen, auf denen der Hamster lebt.
Sie und fünf weitere Mitarbeiter der Arbeitsgemeinschaft Feldhamsterschutz bekamen dabei kaum einmal einen zu Gesicht. Die scheuen Tiere flüchten bei Anzeichen von Gefahr unter die Erde. Die Zugänge zu ihren Bauten dienen den Biologen als Anhaltspunkte für die Zählung. „Mauselöcher sind viel kleiner und kürzer“, erklärt Biologe Bertan Türemis. Bei dem mehr als faustgroßen Loch, das leicht schräg im Ackerboden verschwindet, handelt es sich um eine Schlupfröhre. 70 Zentimeter weit reicht ein Zollstock hinein, bevor er auf Widerstand trifft. „Die Hamster machen ihre Bauten zu“, erklärt Melanie Albert, damit keine Wiesel, Marder oder andere Räuber hineinschlüpfen können.
Weiter vorn markieren Lisa Eichler, Julia Bäuml und Mathis Rink weitere Löcher mit Stöckchen, Fallröhren diesmal. Das sind senkrecht abfallende Schächte, in die sich die Hamster bei Gefahr hineinplumpsen lassen können. Melanie Albert folgt dem Trio mit GPS-Gerät und Notizbuch, misst die Positionen der Bauten ein und notiert die Koordinaten sicherheitshalber auch von Hand.
Die Kartierung ist Teil des Frankfurter Schutzkonzepts von 2012. Der Feldhamster ist eine bedrohte Art. Vor zehn Jahren gab es in Frankfurt 15 Populationen. Heute sind es nur noch drei. Bei Sindlingen/Zeilsheim, Bergen-Enkheim und auf dem Riedberg haben Melanie Albert und Kollegen Tiere und Bauten gefunden. Dort helfen Landwirte in Kooperation mit der Stadt und der AG dem Feldhamster durch einfache Maßnahmen zu überleben. Sie ernten das Getreide nicht komplett ab, sondern lassen Streifen oder quadratische Flächen stehen, die den Hamstern Schutz und Nahrung bieten.
Die intensive Landwirtschaft nämlich ist der Hauptgrund für das Aussterben der Feldhamster. Je früher die Bauern das Getreide ernten, desto schwieriger wird es für die meerschweinchenähnlichen Tiere, Nahrung und Deckung zu finden. Dreimal pro Jahr können sie bei guten Bedingungen Nachwuchs bekommen. Zweimal im Jahr müssen sie es tun, um den Bestand zu sichern. Kommen nur einmal Junge zur Welt, ist abzusehen, dass die Population erlischt. In diesem Jahr, in dem die Ernte besonders früh eingeholt wurde, ist das Futter schon aus, bevor der zweite Wurf aus dem Bau krabbelt. „Umso wichtiger sind die Schutzmaßnahmen“, betont Melanie Albert. Zumal die Nager auch noch Futter sammeln mussten, um über den Winter zu kommen. Denn auch wenn sie jetzt schlafen – ab und zu erwachen sie und brauchen dann Nahrung. Die Ergebnisse der Zählung werden über den Winter ausgewertet und mit dem Vorjahreswert (rund 200 Tiere) verglichen. Spätestens im Frühjahr wird sich zeigen, ob die kleine Gemeinschaft bei Sindlingen auf Dauer überleben kann.hn

Feldhamster

Feldhamster


Okt.
9

Bange Stunden im Bunker

Bange Stunden im Bunker
ERster Weltkrieg Ein Kind wird geboren, ein Betttuch gehisst – Erinnerungen

Der „Bunker“ ist ein Relikt, in dem heute glücklicherweise niemand mehr Schutz zu suchen braucht. Vor 70 Jahren war das anders. Lieselotte „Lilo“ Heim (83 Jahre), geborene Merz, folgte dem Drängen ihrer Kinder und Enkel und hat ihre Erinnerungen aufgeschrieben.
Von Lieselotte Heim

„Nachdem der Luftschutzbunker gebaut worden war, eilten meine Mutter, meine Großmutter, Heinz, mein vier Jahre jüngerer Bruder, und ich bei Ertönen der Sirene dorthin; unser so genannter Luftschutzkeller im Haus war wegen häufigen Hochwassers ungeeignet. Nachdem aber die Alarme immer häufiger und die Alarmzeiten immer länger wurden, mietete meine Mutter eine so genannte Schlafkabine, und wir begaben uns am frühen Abend in den Bunker und blieben dort bis zum Morgen. Als dann im März 1945 die Amerikaner immer näher kamen, gingen wir ganz in den Bunker.
Wie aufgeregt waren wir alle, als wir hörten, dass im Bunker ein Kind geboren werden sollte. Am 29. März 1945 erblickte Gisela Probst das Licht der Welt, nicht in einer Herberge, sondern im Sindlinger Luftschutzbunker. Ihre Mutter war Gretel (Margarete) Probst, geborene Weber, Tochter von Pfarrer Hans Weber und Enkelin des ersten evangelischen Pfarrers von Sindlingen, Ludwig Weber. Gott sei Dank verlief die Geburt problemlos, denn es war „nur“ eine Hebamme da. Der Arzt, der ihr eigentlich beistehen sollte, ihr Onkel Paul Weber, war mit dem letzten Aufgebot des Volkssturms unterwegs zum Kreiswehrersatzamt in Bad Homburg. Mit wie vielen Männern er in Bad Homburg ankam, weiß ich leider nicht. Es hielten sich Gerüchte, dass er allein dort angekommen sei. Tatsache ist, dass er auf dem Weg dorthin in Abständen immer wieder Männer mit Krankschreibungen nach Hause entließ, darunter auch meinen Vater, und dadurch viele Frauen und Kinder ihm unendlich dankbar waren.
Ein für mich traumatisches Erlebnis ereignete sich am 31. März 1945. Wir lebten, wie gesagt, schon im Bunker, als die Nachricht verbreitet wurde, es gäbe nochmals eine Zuteilung auf Lebensmittelkarten. Leider glaubten wir dieser Meldung und meine Mutter und ich eilten zu unserem Lebensmittelgeschäft in die Gustavsallee, wo wir feststellen mussten, dass es sich um enie Falschmeldung gehandelt hatte. Nachdem wir noch schnell etwas aus unserem Haus geholt hatten, eilten wir den „Kirchberg“ hinauf. Aus einem Fenster des ersten Stocks des Gemeindehauses schaute Schwester Karoline heraus und rief: „Was machen Sie denn noch auf der Straße? Das ist doch viel zu gefährlich! Eilen Sie sich, alles Gute und Gottes Segen!“

Ein Mädchen stirbt
im Kugelhagel

Gegenüber befand sich die Wäscherei Betz. Aus dem Fenster im ersten Stock rief Herr Betz meine Mutter an: „Frau Merz, können Sie nicht Ottilie (eine Klassen- und Spielkameradin von mir) mit in den Bunker nehmen? Sie hat so furchtbare Angst und will nicht in unseren Keller!“ – Darauf meine Mutter: „Gern, sie müssen sich aber eilen!“ – Dann Ottilie: „Lauft schon vor, ich bringe nur noch einen schweren Koffer für meine Eltern in den Keller, ich komme sofort nach!“ –
Aber als meine Mutter und ich gerade an der Tür des Glockenturms waren, ging der Artilleriebeschuss los, und Ottilie wurde beim Verlassen des Hoftores tödlich getroffen. Wir hörten nur Entsetzensschreie. Ich war wie versteinert, doch meine Mutter zog mich weiter. Wir sind dann wie „Karnickel“ die Bahnstraße entlang Richtung Bunker gehastet, immer beim Pfeifen einer Granate auf den Boden geworfen, dann wieder aufgestanden … Als wir endlich zum Bunker kamen, war dieser wegen der Gefahrensituation bereits geschlossen. Wir schrieen verzweifelt. Wie wir später erfuhren, standen jenseits der Tür meine Großmutter und mein Bruder und fehlten den Bunkerwart an, die Türe nochmals zu öffnen und uns hereinzulassen. Wie meine Großmutter es fertigbrachte, weiß ich nicht, aber er ließ uns tatsächlich ein und sagte zu ihr: „Ich habe etwas gut bei Ihnen!“ – (Was ich vorher nie gesehen hatte und auch später nie mehr sah: Meine Großmutter hatte in der Zeit unserer Abwesenheit einen breiten weißen Streifen Haar bekommen).
Den Gefallen forderte der Bunkerwart schon bald ein. Er tuschelte einige Zeit mit meiner Großmutter und zog anschließend mit einem weißen Betttuch zu unserer Verwunderung ab, legte aber den Zeigefinger zum Zeichen des Schweigens auf den Mund. „Ich bekommt später eine Aufklärung“, meinte Großmutter. Des Rätsels Lösung: Der Bunkerwart wollte den von Hattersheim her ausrückenden Amerikanern signalisieren, dass sich der Bunker kampflos ergibt und hisste dazu das Betttuch auf dem Dach. Da sich aber im Bunker noch deutsche Soldaten befanden und er nicht wusste, wie diese sich verhalten würden, musste es heimlich geschehen.
Soviel ich weiß, konnten oder mussten wie einen Tag später, also am 1. April, den Bunker verlassen und bewunderten als erstes unser wehendes Betttuch auf dem Bunker.
Sehr schmerzlich war der Heimweg und das Heimkommen. Jetzt erfuhren wir, dass auch Schwester Karoline von einer Granate getötet worden war und der „Besuch“ bei Ottilie, die in ihrem Kommunionkleid aufgebahrt war, war nur schwer zu verkraften. Vergessen kann man solche Erlebnisse sowieso nicht.

Lieselotte Heim (rechts) suchte als Kind häufig Schutz im Sindlinger Bunker, wenn die Sirenen Fliegeralarm gaben.Fotos: Michael Sittig

Lieselotte Heim (rechts) suchte als Kind häufig Schutz im Sindlinger Bunker, wenn die Sirenen Fliegeralarm gaben.Fotos: Michael Sittig

Zur Person
Lieselotte Merz wurde 1932 im Wöchnerinnenheim der Farbwerke geboren. Ihre Familie lebte zunächst in Hattersheim und zog 1937 in das Haus der Großeltern in Sindlingen, das zur Villenkolonie der Farbwerke gehörte. Der Bachgraben trennte die „Villa Daheim“ in der Gustavsallee 15 vom damaligen evangelischen Gemeindehaus. Gegenüber befand sich das Haus von „Rektor Nickel“, dessen Enkeltochter Lieselotte „Lotte“ Guckes häufig zu Besuch kam. Lilo Merz machte Abitur an der Königsteiner Ursulinenschule, heiratete 1952 Hans Heim und musste Sindlingen 1955 verlassen, als die Villenkolonie abgerissen wurde. Nach einer kurzen Zeit in Unterliederbach zog das Paar nach Dreieich. Dort erzog Lilo Heim die Kinder und absolvierte eine Ausbildung zur Apotheken-Assistentin, um ihrem Mann in dessen Apotheke helfen zu können. An den Geschehnissen in Sindlingen ist sie nach wie vor interessiert. Die Freundschaft mit Lotte Guckes, „die im Sandkasten begann (sie war sechs Jahre alt, ich fünf) hat bis heute angehalten. Sie versorgt mich mit Sindlinger Neuigkeiten, unter anderem mit Zeitung und Kalender“, sagt Lieselotte Heim und freut sich schon auf nächstes Jahr, wenn in der evangelischen Gemeinde Konfirmationsjubilare zur gemeinsamen Feier eingeladen werden. Dann liegt ihre eigene Konfirmation in Sindlingen genau 70 Jahre zurück.

In diesem schmucken Häuschen der „Villenkolonie“ lebte Familie Heim, bis die Farbwerke die Gebäude abreißen ließen.

In diesem schmucken Häuschen der „Villenkolonie“ lebte Familie Heim, bis die Farbwerke die Gebäude abreißen ließen.

 

Wiedersehen mit Karin Ebert
Der Sindlinger Heimat- und Geschichtsverein hat für Montag, 12. Oktober, eine ganz besondere Zeitzeugin eingeladen: Karin Ebert, über viele Jahre Leiterin der Kita 31 (Pfingstbornstraße).
Unter anderem das 50-jährige Bestehen dieser Einrichtung ist für den Geschichtsverein Anlass, das Thema aus Sicht einer Fachfrau zu beleuchten, die aus erster Hand über die Entwicklung und Veränderung von Kindern und Kindheit in Sindlingen erzählen kann. Gerade die aktuelle Diskussion zur frühkindlichen Betreuung, die Kindern bereits ab dem ersten Lebensjahr einen Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz zusichert, zeigt die Aktualität der öffentlichen Kinderbetreuung wie auch die Brisanz, die mit fehlenden Betreuungsplätzen einhergeht. Von daher freut sich der Sindlinger Geschichtsverein, mit Karin Ebert eine erfahreren Expertin begrüßen zu dürfen.
Der Geschichtsverein lädt zu dieser Veranstaltung, die um 19.30 Uhr im evangelischen Gemeindehaus in der Gustavsallee stattfindet, insbesondere alle „Ehemaligen“ von Karin Ebert ein.DF


Okt.
9

Arche wird Sternschnuppe

Arche wird Sternschnuppe
Umbau Private Kinderkrippe am „Fluggi-Land“
Es war seinerzeit hochmodern – und ähnlich umstritten wie das Bürgerhaus. Kein Wunder, stammten die Baupläne für das evangelische Gemeindehaus „Arche“ in Sindlingen-Nord doch vom gleichen Architekten. Günter Bock entwarf es in Form vier verschachtelter und verwinkelter Blöcke rund um ein sakrales Zentrum. Heute ist darin die private Kinderbeteuungseinrichtung Fluggi-Land untergebracht. Demnächst sollen außerdem Kinder unter drei Jahren hier eine Krippe vorfinden. Doch der Umbau ist heikel.
Dass er überhaupt erfolgt, sei Bürgermeister Olaf Cunitz zu verdanken, sagt Udo Sicker, Geschäftsführer der Medical Airport Service GmbH. Die Gesellschaft betreibt die Kindernotbetreuung „Fluggi-Land“ im ehemaligen Kirchenraum. Außerdem gehört ihr der Neubau nebenan mit dem „Terminal for Kids“, einem zu drei Vierteln privaten, zu einem Viertel öffentlichen Kindergarten.
Ums Haar wäre das Vorhaben gescheitert, rund ums Fluggi-Land in dem denkmalgeschützten Betonbau 40 Krippenplätze einzurichten. Denkmalschutz, Brandschutz und Auflagen des Stadtschulamts ließen sich kaum miteinander vereinbaren. Da war Kreativität gefragt.
„Es geht darum, die Bausubstanz unter den Vorschriften des Denkmalschutzes zu revitalisieren“, führt Architekt P. Agather aus. Er entwickelte Vorschläge, wie das Gebäude mit seinen ungedämmten Wänden, Stahlfenstern und der zu tief sitzenden Fußbodenheizung trotz allem den heutigen Bedürfnissen angepasst werden könnte. Er nahm die teils zähen Verhandlungen mit den Behörden auf. Aber „irgendwie hat sich das alles verhakt“, sagt Sicker. Deshalb sei er Bürgermeister Olaf Cunitz dankbar dafür, wieder Bewegung in die Sache gebracht zu haben: „Sonst wäre das Projekt gescheitert“. „Der Umgang mit den denkmalgeschützten Gebäuden der 60-er Jahre ist immer etwas problematisch“, sagte Olaf Cunitz dazu. Sie seien aber trotz der Baumängel Zeugnisse einer spannenden Epoche der Architektur. Deshalb sei er froh über das Engagement privater Träger, wie es in Sindlingen erfolgt.
Im Februar 2015 begannen die Arbeiten. Moderne Materialien für Lichtbänder und Fenster machen die Räume heller und wärmer. Die originalen, einfach verglasten Stahlfenster dagegen müssen bleiben, schreibt der Denkmalschutz vor. Damit sich an den Scheiben im Winter kein Tauwasser mehr bildet, bläst eine untergebaute Heizung warme Luft dagegen. Die Fußbodenheizung wird komplett erneuert, der Unterboden gedämmt. Für fast alle Probleme hat der Architekt Lösungen gefunden. Die Kosten von rund 1,2 Millionen Euro trägt die Medical Airport Service GmbH.

Umbau nach Plan: Das frühere evangelische Gemeindezentrum Arche soll eine Kinderkrippe werden.Fotos: Michael Sittig

Umbau nach Plan: Das frühere evangelische Gemeindezentrum Arche soll eine Kinderkrippe werden.Fotos: Michael Sittig

Olaf Cunitz (links) und P. Agather bringen den Umbau der Arche voran.

Olaf Cunitz (links) und P. Agather bringen den Umbau der Arche voran.

Zur Geschichte der Arche
1969 bis 1972 wurde das evangelische Gemeindezentrum „Arche“ in Sindlingen-Nord nach den Plänen von Günter Bock gebaut. Ende des Jahrtausends trennte sich die evangelische Gemeinde davon. Die Firma Medical Airport Service, eine Tochtergesellschaft des Flughafenbetreibers Fraport und der Firma BAD GmbH (Arbeitsmedizin und Arbeitssicherheit), kaufte es und richtete hier ab 2002 die private Kinderbetreuungseinrichtung „Fluggi-Land“ ein. Dort können Beschäftigte von Fraport und weiteren Kooperationsfirmen wie Sanofi, TU Darmstadt oder Lufthansa ihre Kinder betreuen lassen, wenn die übliche Betreuung ausfällt. Für die 30 Plätze ist keine Anmeldung nötig.
2006 erweiterte Medical das Angebot um einen Regelkindergarten mit Krippe. Träger ist die „Terminal for Kids-GmbH“. Deren 118 Plätze stehen zu 75 Prozent den Beschäftigten der beteiligten Firmen zur Verfügung, die restlichen 25 Prozent sind für jedermann zu normalen Konditionen städtischer Kindergärten zu buchen.
Im Oktober 2013 zog der Kindergarten „Terminal for Kids“ in einen nebenan für rund 3,5 Millionen Euro errichteten Neubau um. Das „Fluggi-Land“ blieb in der alten Arche. Der Betrieb dort läuft weiter, während rundum das denkmalgeschützte Gebäude saniert und modernisiert wird, um eine Kinderkrippe einzurichten. Sie wird „Sternschnuppe“ heißen und 40 Plätze für Kinder bis drei Jahre anbieten, von denen drei Viertel für Mitarbeiter des Chemiebetriebs Sanofi reserviert sind. Am 1. Oktober 2015 sollte sie den Betrieb aufnehmen.hn


Okt.
9

Fußball am Kreisel

Fußball am Kreisel
Ihr Heimrecht in Punkte verwandeln wollen die Fußballer des FC Viktoria Sindlingen. Die nächste Gelegenheit dazu haben sie am Sonntag, 11. Oktober. Um 13 Uhr spielt die zweite Mannschaft auf der Bezirkssportanlage am Kreisel gegen TV Wallau II, um 15 Uhr die Erste gegen SV Hofheim.
Weitere Heimspieltage:
Sonntag, 1. November, 13 Uhr, Viktoria II gegen TuS Niederjosbach II
15 Uhr, Viktoria I gegen FC Schwalbach II
Sonntag, 15. November, 13 Uhr, Viktoria II – SV 09 Flörsheim II
15 Uhr, Viktoria I – SG Bremthal II.


Okt.
9

Schön war’s

Schön war’s
Mit seiner Teilnahme am Ranzenbrunnenfest war der Fußballclub sehr zufrieden. Der Stand war gut besucht, bilanziert die Viktoria. Bei Bratwurst und Kaltschale wurde viel diskutiert, gelacht und gefeiert. Zahlreiche Spieler der ersten und zweiten Mannschaft halfen und feierten mit. „Nicht vergessen möchten wir die vielen freiwilligen Helfer, insbesondere Arhan Dar, Marcus Butorac und Thomas Krock, die dafür sorgten, dass der Verkauf und der An- und Abbau reibungslos verliefen“, erklärt der Verein und freut sich schon aufs nächste Mal.


Okt.
9

Badminton

Badminton
Die Badminton-Abteilung des Turnvereins trägt am Sonntag, 8. November, mehrere Punktspiele in der Vereinshalle am Mockstädter Weg aus. Um 9.30 Uhr treten die Sindlingen Senioren I gegen SG Bremthal I und die Senioren II gegen TG Friedberg III an. Diese Spiele sollten bis 12 Uhr beendet sein, denn dann sind die Senioren III gegen TSG Nordwest I und gleichzeitig die Jugend I gegen diejenige der SG TGU/TG Höchst an der Reihe.


Okt.
9

Keine Angst vorm Ball

Keine Angst vorm Ball
Viktoriatag Vereine liefern sich ein fröhliches Gekicke beim Jux-Turnier

Normalerweise stehen sie an der Platte oder am Netz, im Chor oder auf der Bühne. Am letzten Samstag im September standen sie alle auf dem Fußballplatz: Badminton- und Tischtennisspieler vom Turnverein, Männer- und Frauenchor Germania und der Erste Sindlinger Karnevalverein beteiligten sich am ersten Sindlinger Supercup des FC Viktoria.
Der Fußballclub hatte alle nicht-fußballspielenden Ortsvereine eingeladen, den „Viktoriatag“ am Kreisel zu verbringen und selbst am Ball aktiv zu werden. Das taten sie in Sechser-Teams auf verkleinertem Feld und mit verkleinertem Tor. Auf dem teppichähnlichen Kunstrasen, bei idealem Wetter, entspannen sich so höchst unterhaltsame Partien. „Papa, Papa, lauf“, feuerten kleine Karnevalisten ihren Vater an. Der Alleingang endete aber weit vorm Tor aufgrund akuter Erschöpfung. Trotzdem: „SKV, SKV“, skandierten Fastnachterinnen vom Spielfeldrand, um ihre Recken anzufeuern. „Die anderen haben alle den Bayern-Bonus – alles manipuliert“, behaupteten Fans der Germania-Sängerinnen, die ihre Chorschwestern im Stil von Cheerleadern mit farbigen Pompoms unterstützten. Denn trotz des Vorbereitungstrainings am Mainufer und läuferisch starker Leistungen taten sich die Damen schwer in der Ballbehandlung und noch schwerer im Toreschießen. Ganz im Gegensatz zum männlichen Pendant.
„Das ist kein Männer-, sondern ein Knabenchor“, brummelte ein Karnevalist angesichts der jungen Truppe, die die Sänger stellten. Ausreichend Auswechselspieler hatten sie auch.
Die Tischtennisspielerinnen und -spieler um Abteilungsleiter Edwin Reinhard dagegen waren lediglich zu sechst. „Wir sind Konditionsbolzen“, behaupteten sie augenzwinkernd. Die TVS-Badmintonspielerinnen und -spieler fanden ihn ihrem Abteilungsleiter Alexander Stollberg einen starken Rückhalt. Als Tormann hielt er sogar mehrere Strafstöße.
Das mitunter lustige Gerangel auf dem Feld entlockte dem Vorsitzenden der Viktoria, Bertold Alleweldt, und seinen Helfern ein ums andere Mal ein Schmunzeln. „Wir sind hoch zufrieden. Das Wetter spielt mit, Spieler und Zuschauer haben ihren Spaß, und das steht schließlich im Vordergrund“, sagte er. Die Ergebnisse: 1. Germania-Männer, 2. Tischtennisspieler, 3. Karnevalverein, 4. Badmintonspieler. Die Germania-Damen erhielten den Ehrenpreis für die beste Frauenmannschaft. „Einen Extrapreis hätten sich auch deren Fans verdient, die eine großartige Stimmung verbreiteten. Sieger waren dann auch im eigentlichen Sinne alle Spielerinnen, Spieler und Zuschauer. Denn das Ziel des Viktoriatages waren die Freude am gemeinsamen Spielen und Feiern und dies wurde ausgiebig auch gemacht. Bereits bei der Siegerehrung haben wir uns entschlossen, den Viktoriatag im nächsten Jahr wieder stattfinden zu lassen“, erklärt Alleweldt
Am Vormittag des Viktoria-Tages hatten zwei Jugendmannschaften gespielt. Das anschließende Schautraining mit Ex-Profi (und Ex-Sindlinger) Leonard Caic entfiel; Caic sagte aufgrund eines Trauerfalls kurzfristig ab, berichtet Alleweldt. Helmuth Jakob, Trainer der ersten Mannschaft, sprang für ihn ein. Nach dem Ende des Jux-Turniers trug die erste Mannschaft ein Punktspiel aus. Sie verlor mit Pech gegen den SV Zeilsheim 2.

„Hab ich!“ Torwart Sebastian Schlereth hielt den Tischtennisspielern den Kasten gegen die Kollegen vom Badminton sauber.Fotos: H. Noll

„Hab ich!“ Torwart Sebastian Schlereth hielt den Tischtennisspielern den Kasten gegen die Kollegen vom Badminton sauber.Fotos: H. Noll


Okt.
9

Handball mit Heimvorteil

Handball mit Heimvorteil
Fast wie beim Handballtag, nur dass es diesmal zählt: Am Sonntag, 11. Oktober, tragen fünf Teams der Handballspielgemeinschaft Sindlingen/Zeilsheim Punktspiele in der TVS-Sporthalle am Mockstädter Weg aus. Im Schnitt alle zwei Wochen folgen dort weitere Heimspiele. Die nächsten Termine:

Sonntag, 11. Oktober:
10.45 Uhr männl. D-Jugend:
HSG Sindlingen/Zeilsh. – MJSG Schwalb./Niederhöchstadt II a.K.
12.15 Uhr
männl. C-Jugend: HSG – SG Sossenheim
14.00 Uhr – Herren II: HSG – ESG N.-Eschb./Dortelweil III
16.00 Uhr – Damen: HSG – TuS Nordenstadt
18.00 Uhr – Herren I: HSG – TV Hattersheim

Sonntag, 25. Oktober:
14.00 Uhr – Herren II:
HSG – MSG Kronberg/Steinbach/Glashütten III
16.00 Uhr – Damen: HSG – TSG Eppstein
18.00 Uhr – Herren I: HSG – TuS Makkabi Frankfurt

Samstag, 7. November:
13.00 Uhr
weibliche E-Jugend: HSG – TG Hattersheim
14.30 Uhr
männliche E-Jugend: HSG – TG Rüdesheim

Sonntag, 8. November:
14.30 Uhr – Herren II: HSG – MSG Schwalb./Niederh. III
16.30 Uhr – Damen: HSG – TSG Oberursel II
18.30 Uhr – Herren I: HSG – SV Seulberg

Sonntag, 15. November:
10.00 Uhr –
weibliche E-Jugend: HSG – TSG Oberursel
11.30 Uhr –
männliche E-Jugend: HSG – PSV Grün-Weiß Wiesbaden II
13.00 Uhr –
männliche D-Jugend: HSG – HSG Seckbach/Eintracht
14.30 Uhr –
männliche C-Jugend: HSG – TuS Schupbach