Category: August

Sie singen und sie helfen gern

Goldene Hochzeit

Sie singen und sie helfen gern

Christa und Karl Josef Neuser sind seit 50 Jahren verheiratet

„Der sieht aber gut aus!“, dachte Christa Moos. Ihr fiel ein schwarzhaariger junger Mann auf, der seine Schwester Rosemarie zum Tanz im katholischen Gemeindehaus in Höchst begleitete. Da die Schwester eine Kollegin aus dem Hutgeschaft am Andreasplatz war, in dem Christa Moos Modistin lernte, kamen die jungen Leute rasch miteinander ins Gespräch.
Sie verbrachten einen vergnügten Abend. Beim „Babyball“ in Höchst sahen sie sich bald darauf wieder. Und zur Sindlinger Kerb im Oktober 1959 sprach Karl Josef Neuser beim Vater der 17-Jährigen in Sossenheim vor. „Darf sie beide Kerbetage in Sindlingen verbringen? Sie kann bei uns übernachten“, schlug er vor. Der Vater erlaubte es.
So nahm eine Beziehung ihren Anfang, die 1962 zur Verlobung, am 24. Juli 1963 zur standesamtlichen und am 11. August zur kirchlichen Heirat in St. Dionysius führte. 50 Jahre danach wollten Christa (70 Jahre) und Karl Josef Neuser (74) ihr goldenes Ehejubiläum eigenlich nicht groß feiern. „Wir wollten lieber wegfahren“, sagen sie. Aber damit waren Nachbarn, Freunde, Kollegen und Vereinskameraden gar nicht einverstanden. Sie wollten gratulieren kommen, denn beide sind ehrenamtlich überaus engagiert.
Karl Josef Neuser wurde 1954 von Alfons Ehry für den „Schulreigen“ angeworben. Das sind einfache Übungen mit dem Kunstfahrrad. Neuser trat in den Radfahrerverein ein und landete schließlich in der Mannschaft, die den anspruchsvollen Sechser-Kunstreigen beherrschte. Außerdem ist er seit vielen Jahren zweiter Vorsitzender des Vereins, der lange Jahre auch das Sindlinger Volksradfahren ausrichtete. 1958 nahmen ihn Vater und Onkel mit zum Singen in die Germania. Auch diesem Verein hält Neuser bis heute als aktiver Sänger die Treue. Daneben singt er gerne zur Gitarre. Das führte dazu, dass er 1971 mit zwei Freunden das Schlagertrio „Die Rondos“ gründete. „25Jahre lang haben wir Musik gemacht, zum Beispiel am Fastnachtsmontag im katholischen Gemeindehaus“, sagt er. Nachdem ein Mitglied verstorben war, lösten die Verbliebenen die Gruppe aber auf.
Christa Neuser teilt die Liebe ihres Mannes zum Gesang. Als der Gesangverein Germania 1977 einen Frauenchor aufmachen wollte, gehörte sie zu den ersten, die dabei waren: „Ich bin eine der Gründerinnen“, sagt sie. Rund 20 Jahre lang sammelte sie als Kassiererin die Beiträge ein. Sie besuchte Gymnastikstunden im Turnverein und arbeitet seit etwa 30 Jahren als ehrenamtliche Sozialpflegerin in Sindlingen im Team von Gisela Lünzer mit. Durch ihr ehrenamtliches Engagement kennt sie viele Familien und Verwandtschaftsverhältnisse – manchmal besser als „Alteingesessene“, die sich dann wundern, dass Christa Neuser ursprünglich aus einem anderen Stadtteil stammt.
Nach der Heirat bezog das Paar eine Wohnung im Grimoldweg. Karl Josef Neuser war in Frankfurt bei der Firma Eisenacher (Schreibwaren, Leihbücherei, Bürobedarf und Buchhandlung in einem) zum Einzelhandelskaufmann ausgebildet worden. Damit blieb er gewissermaßen in den Fußstapfen seines Vaters Willi, der im Haus in der Bahnstraße, gegenüber der evangelischen Kirche, bis Mitte der 70-er Jahre ein Schreibwarengeschäft betrieb. Danach diente der ehemalige Laden als Wohnzimmer der Familie. Neuser arbeitete zunächst im Lehrbetrieb und später, von 1967 bis zum Ruhestand 2004, beim pharmazeutischen Verlag des Apothekerverbands. Seine Frau gab ihre Anstellung als Modistin auf, als 1972 Tochter Kerstin zur Welt kam. Danach arbeitete sie bei verschiedenen Betrieben in Teilzeit als Verkäuferin. „Ich war immer tätig“, sagt sie.
Im Jahr 2000 zogen Neusers ins Elternhaus an der Bahnstraße. Dort feierten sie nun auch zur Freude ihrer Freunde die Goldene Hochzeit. Der stellvertretende Stadtbezirksvorsteher Claus Lünzer gratulierte im Namen der Stadt. Die katholische Gemeinde überbrachte Glückwünsche, Christa Neusers zwei Schwestern und zwei Brüder, Karl Josef Neusers Schwester und Bruder, Tochter Kerstin und die zwei Enkelinnen gratulierten, und natürlich die Sänger, Radfahrer und Sozialhelferinnen. „Es war ein richtig schönes Fest“, freuen sich die Jubilare. hn

 

Verheiratet seit 50 Jahren: Christa und Karl Josef Neuser. Claus Lünzer (links) gratulierte im Namen der Stadt. Foto: Michael Sittig

Verheiratet seit 50 Jahren: Christa und Karl Josef Neuser. Claus Lünzer (links) gratulierte im Namen der Stadt. Foto: Michael Sittig

Geselligkeit wird großgeschrieben

Diamantene Hochzeit

Geselligkeit wird großgeschrieben

Magda und Günter Emsermann feiern 60 Ehejahre

„Fünf Jahre sind wir miteinander gelaufen, dann haben wir geheiratet“, berichtet Günter Emsermann. Das war am 2. Juli 1953. 60 Jahre später feierten er und seine Magda Diamantene Hochzeit.
Die beiden leben seit der Hochzeit im Emsermann’schen Haus an der Sindlinger Bahnstraße. Kennengelernt haben sie sich allerdings ein wenig hügelaufwärts. Auf der Bremthaler Kerb kamen sich das Mädchen aus dem Taunusdorf und der junge Mann, der erst wenige Jahre zuvor mit seiner Mutter aus Zeilsheim dorthin gezogen war, näher.
Am Hochzeitstag war er 22, seine Verlobte Magdalene, geborene Ernst, 20 Jahre alt. Die junge Frau, Älteste von sechs Geschwistern, hatte zu der Zeit schon die Haushaltungsschule in Wiesbaden besucht und bei der Eppsteiner Stanniolfabrik gearbeitet. Eigentlich sollte sie Hebamme werden, wie alle Frauen aus der Familie ihres Vaters. Aber das Geld reichte nicht für die Ausbildung. Als es dann doch gegangen wäre, „bin ich dazwischen gekommen“, sagt Günter Emsermann augenzwinkernd. Er hatte bis 1945 die Schule in Zeilsheim besucht und danach eine Schuhmacherlehre in Höchst absolviert. Anschließend arbeitete er in der großen Ada-Ada-Schuhfabrik. „Da habe ich gut verdient“, erinnert er sich. Dennoch wechselte er zunächst zur Stadt und anschließend, auf Anraten seines Schwiegervaters, zur deutschen Bahn. Als Rangierer arbeitete er in Frankfurt im Schichtdienst, kuppelte Loks an und ab. „Immer, wenn etwas besonderes war, musste ich arbeiten“, bedauert er. Seine Frau nahm es hin. „Ich wusste es nicht anders“, sagt sie.
Die erste gemeinsame Wohnung in Sindlingen war klein. „Damals herrschte Wohnungsnot. Wir wohnten bei meinen Schwiegereltern im zweiten Stock, teilten uns Küche und Wohnzimmer“, berichtet Magda Emsermann. Das hatte auch Vorteile. Als 1954 das erste Kind, ein Junge, auf die Welt kam, konnte sie weiter bei der Sarotti in Hattersheim arbeiten, denn die Schwiegereltern passten auf das Baby auf. Erst als 1959 das zweite Kind, eine Tochter, folgte, hörte sie vorläufig auf zu arbeiten. Ein drittes Kind, wiederum ein Bub, kam 1963 hinzu. Da hatte die junge Familie bereits ihre eigene Wohnung im ersten Stock des Dreifamilienhauses bezogen.
Da Geld war stets knapp. Magda Emsermann verdiente hinzu, erst als Verkäuferin in der wenige Schritte entfernten Bäckerei Ilg, dann viele Jahre als Tupperware-Beraterin. Geselligkeit haben Emsermanns dennoch immer geschätzt und genossen. Sie gehörten dem Kegelclub „Gut Holz“ an und dem Touristenclub. Der richtete jeden Monat eine Wanderung aus, meistens im Taunus, und zu Fastnacht eine Kappensitzung. Magda Emsermann war als Angehörige der katholischen Frauengemeinschaft einer der Aktivposten dort, wie sie auch „Motor der Familie“ war, sagt Tochter Petra Menger. Günter Emsermann ist außerdem seit 64 Jahren Mitglied im Gesangverein Germania. Durch die Schichtarbeit musste er zwar mit dem Singen aufhören, dem Verein aber hält er die Treue – wie auch er und seine Frau einander innig verbunden sind. Sie ist seit einiger Zeit stark gehbehindert. „Das tut mir sehr leid“, sagt Günter Emsermann: „Andere gehen spazieren, wir können es nicht“. Froh ist das Paar darüber, dass mittlerweile wieder alle drei erwachsenen Kinder mit ihnen im gleichen Haus, im Elternhaus, wohnen. Mit ihnen, Schwiegersohn Wolfgang, einem Enkel und den wenigen Freunden, die den hoch betagten Jubilaren geblieben sind, haben sie die diamantene Hochzeit angemessen gefeiert. hn

Vor 60 Jahren haben sie sich das Jawort gegeben: Magda und Günter Emsermann. Foto: Michael Sittig

Vor 60 Jahren haben sie sich das Jawort gegeben: Magda und Günter Emsermann. Foto: Michael Sittig

VdK – Termine August 2013

Sozialberatung
In den Räumen des Seniorenverbands, Edenkobener Straße 20a, bietet der VdK-Sindlingen am Freitag, 16. August, eine sozialrechtliche Sprechstunde an. Wer Fragen zum Schwerbehindertenrecht hat oder Hilfe bei Kur- und Wohngeldanträgen braucht, kann dort zwischen 16 und 18 Uhr ohne Anmeldung vorsprechen.

Wanderung
Zur Mathildenhöhe in Darmstadt führt die Monatswanderung von Touristenclub und VdK Sindlingen am Sonntag, 11. August. Abfahrt ist um 9.15 Uhr an der Haltestelle Westernberger Straße (Rewe), beziehungsweise um 9.34 Uhr am Sindlinger Bahnhof. Die Fahrtkosten betragen sechs Euro. Anmeldungen nimmt Bruno Ohlwein unter der Nummer 37 32 67 an.

Sommerfest
Zum Stammtisch trifft sich der VdK-Ortsverband am Donnerstag, 8. August, ab 18 Uhr in der Gaststätte „Zur Mainlust“ (Loch). Wer dabei sein möchte, wird gebeten, sich unter der Nummer 37 12 93 bei Renate Fröhlich anzumelden. Sie sammelt auch die Anmeldungen zum Sommerfest am Samstag, 10. August, auf dem Turnerheim-Gelände (Farbenstraße 85a). Das Sommerfest beginnt um 15 Uhr.

TVS – Kursreihe beginnt wieder nach den Ferien

TV Sindlingen

Kursreihe beginnt wieder nach den Ferien

Nach den Schulferien beginnt beim TV Sindlingen wieder eine neue Reihe von Kursen. Angefangen beim Babyturnen für Babys von 3-12 Monate über Zumba für Kinder (6-12 Jahre), KungFu-Kids (ab 5 Jahre), Fit Boxen, Bauch-Beine-Po, Pilates, Yoga, Zumba, WingTjuen, Keulengymnastik, Turnen für Jederfrau, Seniorinnen-Gymnastik, Fit bis 100 bis zur Bewegungsgruppe für Menschen mit Demenz ist für jede Altersgruppe ein umfangreiches Angebot vorhanden. Die genauen Termine und Trainingsorte sind zu finden im Internet unter www.tv-sindlingen.de, im Schaukasten am Dalles und an der Info-Tafel der TVS-Sporthalle in der Mockstädterstr. 12. Sg

Krater im Kreisel

Verkehr

Krater im Kreisel

Straße wird immer schlechter – Stadt ist am Zug

Es wird immer schlimmer. Regelrechte Krater im Fahrbahnbelag zwingen Autofahrer im Sindlinger Kreisel zum Slalom. Radfahrer versuchen, mit wilden Schlenkern die Löcher einerseits, hochstehende Asphaltnasen andererseits zu umfahren. Es scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis der erbärmliche Zustand der Straße zu einem Unfall führen wird.
Die Lokalpolitiker beklagen es seit langem. Der für die westlichen Stadtteile zuständige Frankfurter CDU-Landtagsabgeordnete Alfons Gerling und der Sindlinger CDU-Ortsbeirat Albrecht Fribolin fordern den Frankfurter Verkehrsdezernenten Stefan Majer (Grüne) einmal mehr eindringlich auf, im Sinne der Verkehrssicherheit den zügigen Umbau des Sindlinger Kreisels zu gewährleisten. „Die Fahrbahnoberfläche des Sindlinger Kreisels befindet sich bereits seit Jahren in einem sehr schlechten Zustand. Der Straßenbelag hat zahlreiche Schlaglöcher und auch die Fahrbahnmarkierungen sind nicht mehr vollständig zu erkennen – dies ist eine Gefahr für alle Autofahrer, aber insbesondere auch für die Radfahrer, die diese Straße nutzen“, schreiben Gerling und Fribolin in einer Pressemitteilung. Beide haben sich in den vergangenen Jahren bereits mehrfach um eine Neugestaltung des Kreisels bemüht. Doch es gab immer wieder Verzögerungen. Zuletzt hatte Stadtrat Majer den Beginn der Bauplanung für 2012 in Aussicht gestellt, aber auch dies war nicht zustande gekommen, erklären Gerling und Fribolin.
Zu einer erneuten Anfrage Gerlings nach dem Stand der Planung beim hessischen Wirtschaftsminister Florian Rentsch teilte das Ministerium mit, dass nach wie vor beabsichtigt sei, dass die Stadt Frankfurt den Kreisel vom Land übernehmen und dann komplett umbauen werde, wobei sich das Land Hessen an den Kosten beteiligen wolle. Eine ursprünglich vom Land für 2012 vorgesehene Erhaltungsmaßnahme wurde daher nicht mehr durchgeführt. Die Beseitigung von Straßenschäden würde aber bis zum Umbau weiterhin durch das Land Hessen in Auftrag gegeben, um die Fahrbahn in verkehrssicherem Zustand zu halten. Aufgrund des schlechten Fahrbahnzustandes im Kreisel habe die zuständige Landesbehörde Hessen Mobil die Stadt Frankfurt gebeten, die Planungen zu forcieren. Sollte sich der städtische Umbau allerdings weiter verzögern, müsste das Land Hessen 2014 aus Gründen der Verkehrssicherheit doch eine Erhaltungsmaßnahme durchführen.
„Es liegt nun an der Stadt Frankfurt, dass zügig die planerischen und baurechtlichen Voraussetzungen geschaffen werden und der Umbau des Sindlinger Kreisels schnellst möglich verwirklicht wird – es darf hier keine weiteren Verzögerungen mehr geben. Die CDU wird dieses Thema weiterhin mit Nachdruck verfolgen“, betonen Gerling und Fribolin.
Genug Zeit dafür haben sie. Das Höchster Kreisblatt zitiert einen Sachstandsbericht des Frankfurter Amts für Straßenbau, nach dem vor 2015 nicht mit Mitteln für einen Umbau zu rechnen ist. Auch die Planung scheint nicht recht voran zu kommen. Vorgesehen ist, aus dem Halbkreisel einen richtigen Kreisverkehr zu machen. Stadt und Land haben sich insoweit geeinigt, dass die Stadt Planung und Baurecht besorgt und die Arbeiten durchführen lässt. Das Land soll Mittel „in Höhe einer grundhaften Erneuerung“ beisteuern, höchstens jedoch so viel, wie die Komplettsanierung des Kreisels in seiner derzeitigen Form kosten würde. Solange die Stadt nicht weiß, was der Umbau kostet, will sie die Baulast nicht übernehmen. Simobla

Risse, Löcher, Spurrillen und Asphaltnasen lassen die Passage des Sindlinger Kreisels zu einer Prüfung für Stossdämpfer werden. Zweiradfahrer müssen besonders aufpassen nicht zu stürzen. Foto: Michael Sittig

Risse, Löcher, Spurrillen und Asphaltnasen lassen die Passage des Sindlinger Kreisels zu einer Prüfung für Stossdämpfer werden. Zweiradfahrer müssen besonders aufpassen nicht zu stürzen. Foto: Michael Sittig

Sonderpreis für Sindlinger Modell

Nachbarschaft

Sonderpreis für Sindlinger Modell

Erreichtes sichern und weiterführen

Das „Sindlinger Modell“ passt in keine Schublade; deshalb vergab die Jury, die im Auftrag der Stadt über die Vergabe von Nachbarschaftspreisen entscheidet, kurz entschlossen einen Sonderpreis dafür. Als „wegweisendes Projekt mit Initialzündung“ zeichnete Sozialdezernentin Daniela Birkenfeld das generationsübergreifende „Sindlinger Modell“ aus.
In diesem haben sich 22 Akteure unterschiedlichen Alters zusammengetan, um den Fortbestand von Projekten zu ermöglichen, die während des „Frankfurter Programms – Aktive Nachbarschaft“ entstanden waren. Begonnen hat alles 2008, als Quartiersmanagerin Marja Glage nach Sindlingen kam, um den sozialen Brennpunkt Hermann-Brill-Straße zu entschärfen. In Trägerschaft der Caritas und Zusammenarbeit mit der Stadt sowie in Kooperation mit Sindlinger Vereinen und Einrichtungen ist es gelungen, verschiedene Projekte zu etablieren und sich dem Ziel einer „Aktiven Nachbarschaft“ zu nähern. Nach fünf Jahren endete das Projekt. Deshalb fingen Bewohner und „Stadtteilakteure“, das sind Menschen, die sich in einem Verein oder einer Institution für Sindlingen engagieren, an, darüber nachzudenken, wie es auch ohne Quartiersmanagement weitergehen kann. Ergebnis war eine Vereinbarung zur Fortführung der „Aktiven Nachbarschaft“. „Die Quartiersmanagerin hat mit Erfolg vieles angestoßen. Wir möchten das weiter entwickeln, wie das Hilfenetz für alle Generationen, Sport für Ausländer oder die Sozialpflege“, erläutert Akteur Albrecht Fribolin. Bürgerschaftliche Aktionen und Projekte sollen möglichst zu Selbstläufern werden und Kooperationen mit Partnern aus dem Stadtteil auch nach Ende der Förderung weitergehen. Die Jury war beeindruckt davon, wie viele Menschen sich im „Sindlinger Modell“ zusammenfanden, um für ein besseres Miteinander zu arbeiten. Sie hofft, dass der Sonderpreis Anregung für andere ist, ebenfalls Netzwerke zur Förderung nachbarschaftlichen Engagements zu bilden. hn

Sonderpreis für das „Sindlinger Modell“: Die Stadt zeichnete die Stadtteilakteure aus, die sich um die Nachbarschaft verdient machen. Foto: Rolf Oeser

Sonderpreis für das „Sindlinger Modell“: Die Stadt zeichnete die Stadtteilakteure aus, die sich um die Nachbarschaft verdient machen. Foto: Rolf Oeser

Stimmen von der Basis

Stimmen von der Basis   Zur Lage vor der Bundestagswahl äußerten sich CDU-Landtagskandidat Uwe Serke (links) und Sindlingens CDU-Vorsitzender Albrecht Fribolin (Mitte) vor laufender Kamera. Zum Stammtisch des Ortsverbands in der Gaststätte „Mainlust“ Mitte Juli tauchte überraschend ein Fernsehteam des Senders RTL auf. Der Privatsender zitierte in seinem Nachtjournal am 18. Juli das Ergebnis einer Umfrage unter Mittelständlern und Unternehmen. Um den Beitrag mit ein paar Kommentaren von der Basis anzureichern, kamen die RTL-Leute nach Sindlingen. „ Leider wurde nur – wie üblich – ein winziger Bruchteil der Interviews gesendet“, erklärt Fribolin. Die Lage vor den Wahlen in Bund und Land war ohnehin nur eins von mehreren Themen beim Stammtisch. Mehr Raum räumten die Christdemokraten der Kommunalpolitik ein. hn

Stimmen von der Basis
Zur Lage vor der Bundestagswahl äußerten sich CDU-Landtagskandidat Uwe Serke (links) und Sindlingens CDU-Vorsitzender Albrecht Fribolin (Mitte) vor laufender Kamera. Zum Stammtisch des Ortsverbands in der Gaststätte „Mainlust“ Mitte Juli tauchte überraschend ein Fernsehteam des Senders RTL auf. Der Privatsender zitierte in seinem Nachtjournal am 18. Juli das Ergebnis einer Umfrage unter Mittelständlern und Unternehmen. Um den Beitrag mit ein paar Kommentaren von der Basis anzureichern, kamen die RTL-Leute nach Sindlingen. „ Leider wurde nur – wie üblich – ein winziger Bruchteil der Interviews gesendet“, erklärt Fribolin. Die Lage vor den Wahlen in Bund und Land war ohnehin nur eins von mehreren Themen beim Stammtisch. Mehr Raum räumten die Christdemokraten der Kommunalpolitik ein. hn

Zum Abschied ein Rückblick

Kinder- und Jugendforum

Zum Abschied ein Rückblick

Eine Institution löst sich auf – Größter Erfolg: Erhalt der Bücherei

„Nach fast 25-jähriger Tätigkeit haben wir beschlossen, unsere Arbeit zu beenden und unser verbleibendes Geld dem neugegründeten Verein „Buchstütze“, den wir mit gegründet haben, zur Verfügung zu stellen“, erklärt Ute Acker-Wild vom Kinder- und Jugendforum: „Da der Erhalt der Stadtteilbücherei der größte Erfolg des Forums war, halten wir dies für folgerichtig“, sagt die 64-Jährige.
Mit einem kleinen feierlichen Akt soll das Ende der Einrichtung beim Ranzenbrunnenfest am 7. September begangen werden. Dabei sollen an einem „Erinnerungsparcours“ die einzelnen Stationen des Forums nachgezeichnet werden.
Seinen Anfang nahm der Zusammenschluss im Januar 1990. Frauke Schneider (Leiterin der Meister-Schule), Elisabeth Schmitt, Ute Flegel und Ute Acker-Wild waren besorgt über den hohen Anteil an Stimmen für rechtsextreme Parteien im Frankfurter Westen bei der Kommunalwahl 1989 sowie Probleme mit Jugendlichen im Stadtteil. „Wir haben uns gefragt: Was können wir machen?“, erinnert sich Ute Acker-Wild. Zunächst einmal sollte versucht werden, alle, die im Stadtteil mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben, an einen Tisch zu bekommen. Unparteiisch, effektiv und kontinuierlich sollten Lösungen gesucht und gefunden werden. Das Forum gründete beispielsweise eine Eltern-Hortinitiative, die dazu führte, dass an der Ludwig-Weber-Schule ein Hort mit 20 Plätzen eingerichtet wurde. Es formulierte Eingaben für die Verkehrsplanung am Sindlinger Kreisel (an dem sich bis heute allerdings nichts getan hat) und wirkte bei der Neugestaltung des Spielplatzes in der Hermann-Brill-Straße mit. In der Zusammenarbeit mit Kindern, Anwohnern und verschiedenen Sindlinger Gruppierungen nahm das Forum in ehrenamtlicher Arbeit vorweg, was seit 2008 das Quartiersmanagement auf professioneller Basis unter dem Begriff der „Aktiven Nachbarschaft“ leistet.
Für ihre Aktionen suchten die Mitglieder stets Partner aus Parteien, Vereinen oder Institutionen. Zur Anlage eines Streetballplatzes zum Beispiel holten sie neben den Jugendlichen den örtlichen Bauverein, Jugendeinrichtungen, den TV Sindlingen und das Sport- und Badeamt ins Boot. „Auch die Skateboardbahn am Sportplatz ist unser Kind“, sagt Ute Acker- Wild. Als größten Erfolg betrachten die Mitglieder jedoch den Erhalt der Stadtteilbücherei.
Sie stand 2002 auf der Kippe. Die Stadt wollte Stadtteilbibliotheken schließen, um zu sparen. Die Sindlinger befürchteten, dass es auch ihre Einrichtung treffen könnte. Der Leiter der Bücherei hatte gekündigt, lediglich zwei Teilzeitkräfte hielten den Betrieb aufrecht. Dabei lägen die Ausleihzahlen dauerhaft an der Spitze aller städtischen Büchereien, werde die Zweigstelle intensiv von Sindlingern und Zeilsheimer genutzt, argumentierten die Forumsmitglieder. Sie schalteten den Ortsbeirat ein, schrieben an die Stadt, sprachen bei der Oberbürgermeisterin und in der Stadtverordnetenversammlung vor und organisierten einen Aktionstag vor der Bücherei und eine Demo. Sie wiesen utner anderem darauf hin, dass gerade Sindlingen etliche Probleme habe: Der Jugendtreff „Arche“ sollte verkauft werden, die Mädchenmedienarbeit war gefährdet, Vereine bekamen weniger Geld, soziale Unruhen durch männliche Jugendliche nahmen zu. „Wir fürchten um den sozialen Frieden, da auf der anderen Seite die Internationale Schule exzellente Bildungschancen für Kinder aus gut situierten Elternhäusern ermöglicht, während etablierte und sehr effiziente Angebote wie die Stadtteilbücherei gefährdet sind“, erklärten sie. Der Einsatz hatte Erfolg. Die Bücherei blieb.
Auch als es darum ging, die dioxinbelastete Sportanlage am Kreisel zu sanieren, engagierte sich das Forum. Weitsprunganlage und Laufbahn waren schon fünf Jahre gesperrt, die Sanierung sollte 20000 Mark kosten. Sindlingen stand aber erst auf Platz Zwölf der Prioritätenliste. „Wir haben beim Ranzenbrunnenfest ein Gewinnspiel organisiert und damit einen Grundstock gelegt“, sagt Ute Acker-Wild. Die Aktion führte dazu, dass der Sindlinger Sportplatz vorgezogen und noch im gleichen Jahr saniert wurde.
Mit dem Geld unterstützte das Forum daraufhin andere Projekte. Was davon noch übrig ist, soll dem neuen Förderverein der Stadtteilbücherei übergeben werden. Die derzeitigen Mitglieder Ute Flegel, Alexandra Olah (Leiterin der Kita 31), Kinderbeauftragte Claudia Ilg, Karin Ebert und Ute Acker-Wild wollen sich „richtig öffentlich verabschieden“, sagt Ute Acker-Wild: „Wir sind in die Jahre gekommen. Heute hat man andere Lebensinhalte, andere Anliegen“. Sie sei stolz auf das Erreichte, aber nun sei es gut. Es werde heute eine gute, professionelle Kinder- und Jugendarbeit im Stadtteil geleistet, mit guten Kooperationen, und der Regionalrat wirke sich positiv aus. Und deshalb löst sich das rein ehrenamtliche Kinder- und Jugendforum nun auf. hn

 

Stellwände gesucht

Mit Hilfe alter Plakate möchte das Kinder- und Jugendforum beim Ranzenbrunnenfest an seine Arbeit erinnern. „Dafür suchen wir Stellwände“, sagt Sprecherin Ute Acker-Wild. Wer dem Forum welche leihen kann, wird gebeten, sich mit ihr unter der Nummer 0151 212 55 249 in Verbindung zu setzen.

„Buchstütze“ jetzt mit Logo und Konto

Förderverein

„Buchstütze“ jetzt mit Logo und Konto

Freunde der Bücherei hoffen auf weitere Mitglieder

Einen weiteren wichtigen Schritt der Vereinswerdung haben die Freunde der Stadtteilbücherei getan: Der im März gegründete Förderverein „Buchstütze“ verfügt jetzt über ein Konto und ein Logo, teilt Vorsitzender Mario Gesiarz mit.
Beim Logo erhielten die Sindlinger Unterstützung aus Höchst. Der Graphiker und Karikaturist Peter H. Schäfer, vielen als Schlossfest-Zeichner ein Begriff, war gerne bereit, dem neuen Verein zwei goldige Buchstützer/innen zu entwerfen und zur Verfügung zu stellen. Das Logo wird von nun alle Veröffentlichungen zieren und sicher auch beim Ranzenbrunnenfest am 7. September zu sehen sein, an dem sich die Freunde der Bücherei mit einem Bücherflohmarkt beteiligen. Zugleich werben sie jetzt, da es ein Vereinkonto gibt, um weitere Mitglieder. Der Jahresbeitrag von 24 Euro soll vor allem dazu dienen, Veranstaltungen in der Stadtteilbücherei zu organisieren.
Mit einem Autoren aus der Nachbarschaft steht die „Buchstütze“ schon in Kontakt: Dieter David Seuthe, Klinik-Psychologe in der Fachklinik Villa unter den Linden, stellt am 26. September seinen Roman „Verbotenes Frankfurt“ im Hoch’schen Konservatorium vor. Der Förderverein hofft, ihn danach auch für eine Lesung in der Stadtteilbücherei zu gewinnen.
Kostenfrei sind eigene Veranstaltungen wie die beliebten „Bücher-Essen“. Auch das vierte war mit rund 20 Teilnehmern wieder ein voller Erfolg, freut sich Gesiarz. Am Anfang bedankten sich alle Anwesenden bei der langjährigen Leiterin der Sindlinger Stadtteilbibliothek, Vera Dopichaj, für ihr großes Engagement. Nicht zuletzt ihr sei es zu verdanken, dass nun der Förderverein besteht. Vera Dopichaj hat innerhalb der Frankfurter Bibliotheken eine neue Herausforderung gefunden. Der Förderverein wünschte ihr alles Gute und dankte nicht nur mit einer Flasche Wein, sondern auch mit einem Gutschein für zwei Karten für das „Neue Theater“ in Höchst. Danach wurde dann aus den Büchern gelesen. Es war wieder eine gelungene und spannende Mischung aus ganz unterschiedlichen Literaturgattungen: Vom Kinderbuch über persische Märchen bis zu Eugen-Roth-Gedichten und witzigen und unterhaltsamen Romanen war alles dabei.
Das nächste Bücheressen findet am Freitag, 16. August, um 19 Uhr in der Stadtteilbibliothek statt. simobla

Echter Alarm, falsches Feuer

Freiwillige Feuerwehr Sindlingen

Echter Alarm, falsches Feuer

Wehrführer lässt die Einsatzabteilung am eigenen Haus üben

Rauch quillt aus dem Fenster des Altbaus. Auf der Straße versammeln sich die Nachbarn. Der Hausherr greift zum Handy und meldet um 20.02 Uhr den Wohnungsbrand. Unmittelbar darauf alarmiert die Leitstelle die Feuerwehr in Sindlingen. „Alarm, 38 – 43“ knistert es aus dem Funkhörer, den Sven Sommerschuh bei sich trägt. Dem gerade neu gewählten Wehrführer der Sindlinger Brandschützer gehört das Haus, und nun kann er den Fortgang auf allen Ebenen verfolgen. „38 steht für Sindlingen, 43 heißt, dass die Kameraden mit dem Löschfahrzeug 10/6 ausrücken sollen“, erklärt er gelassen – Der Brand ist keiner, den Rauch erzeugt eine Nebelmaschine. Sommerschuh hat sein Haus, das er gerade umfangreich umbaut, für eine Übung zur Verfügung gestellt. Außer ihm und Vorgänger Sascha Fölsing weiß das aber keiner.
Für die Mitglieder der Einsatzabteilung sieht alles echt aus. Sie befassen sich an ihrem Übungsabend im Gerätehaus gerade mit dem Heben und Ziehen von Lasten, als die Leitstelle in Absprache mit dem Wehrführer Alarm gibt. Gleichzeitig läuft ein Fax mit Details zum Einsatzort ein. Die sechs Männer lassen alles stehen und liegen, rennen in die Fahrzeughalle, streifen die Einsatzausrüstung über und fahren los. Sie brauchen nur Minuten, aber für die Leute, die auf die Feuerwehr warten, zieht sich die Zeit – ein normales Phänomen. Um 20.09 Uhr hören die Nachbarn im Lachgraben die Martinshörner. Gleich darauf sehen sie, wie sich das Löschfahrzeug um eine Ecke müht – parkende Autos erschweren das Manövrieren. Auch unmittelbar vor der Einsatzstelle ist es eng, denn auf der einen Seite steht ein Container mit Bauschutt, auf der anderen ein Auto. Millimeterarbeit. Dann ist es geschafft, und schon springt Fahrzeugführer Jens Sommer auf die Straße und erkundet die Lage.
„Rauch im ersten Stock, Vater, Sohn und Frau im Haus und ich kann nicht rein, weil von innen der Schlüssel steckt“, schildert Sommerschuh das Szenario. Sommer blickt ins Innere, sieht, dass das Erdgeschoss rauchfrei ist. Im Hof lehnt eine Leiter an der Hochterrasse. Der Einsatzleiter kehrt zurück auf die Straße und weist seine sechs Männer ein. Die haben schon Aufstellung genommen, zwei tragen Atemschutzgerät. Aber das Adrenalin sinkt: Sie haben Sommerschuh und Fölsing erkannt, die keine Anstalten machen, einzugreifen, und wissen nun, dass es sich um eine Übung handelt.
Gleichwohl nehmen sie die Sache ernst. Schließlich kommt es nicht oft vor, dass jemand ein Haus zur Verfügung stellt. Die Atemschutzgeräteträger erklimmen die Leiter. Ihre Kameraden legen vom Fahrzeug aus eine Versorgungsleitung in den Hof. Daran wird das Strahlrohr angeschlossen, das der Angriffstrupp nach oben zieht. Die Feuerwehrleute dringen in den nur wenig verqualmten Nebenraum ein und nähern sich dann dem vermeintlichen Brandherd. Maschinist Frank Praml überwacht sie dabei mit Hilfe moderner Technik vom Fahrzeug aus. Die Atemschutzgeräteträger suchen alle Räume ab, finden auch die 80 Kilo schwere Puppe, die einen Bewußtlosen darstellt, und bringen sie ins Freie. Gleichzeitig bläst ein Ventilator den Rauch weg.
Nicht lange danach ist alles vorbei. Die Feuerwehr kehrt zurück ins Gerätehaus und bespricht die Einsatzübung. Sie dient nicht nur dazu, das Gelernte in der Praxis anzuwenden, sondern auch, den Leistungsstand der Leute zu prüfen. Der Wehrführer ist damit rundum zufrieden. „Das war ein voller Erfolg“, strahlt Sven Sommerschuh. Die Erkundung durch den Fahrzeugführer, seine Entscheidung, wie vorzugehen ist und die Arbeitsweise der Truppe – „Sie haben alles vorbildlich gemacht, wie es in den Schulungen gelehrt wird“, freut sich Sommerschuh. Lediglich einige kleinere Mängel kamen zur Sprache. Etwa, dass es Rückfragen gab – eigentlich hat jeder Zwei-Mann-Trupp feste Aufgaben, die selbständig vollzogen werden sollen. Größtes Manko waren die parkenden Fahrzeuge, die die Anfahrt verzögert haben. „Laut Straßenverkehrsordnung müssen drei Meter Durchfahrtsbreite gegeben sein“, sagt der Wehrführer. In der Praxis sieht das leider oft anders aus. hn

Hier sitzt jeder Handgriff: Die Freiwillige Feuerwehr hat die Übung auf der Baustelle gut gemeistert. Foto: Glenn Anderson

Hier sitzt jeder Handgriff: Die Freiwillige Feuerwehr hat die Übung auf der Baustelle gut gemeistert. Foto: Glenn Anderson