Category: Januar

Kochduell im Jugendkeller

Jugendclub Sindlingen-Süd

Kochduell im Jugendkeller

Sindlinger punkten mit Bruschetti, Risotto und Apfelstrudel

Tomatenwürfel, apart gewürzt, auf knusprigem Weißbrot: Mit der Vorspeise punkten die Jungen und Mädchen aus dem Jugendclub Sindlingen-Süd mit Sicherheit. Auch das Ambiente ist ansprechend. Adam, Ricardo, Nadine und Deborah haben den Tisch im Jugendkeller hübsch gedeckt, und bevor es losgeht, begrüßt Adam die Gäste aus Unterliederbach. Er schreibt an die Tafel, was es gibt, und serviert anschließend die Vorspeise.
Mehrere Jugendliche, die regelmäßig den Jugendclub an der evangelischen Kirche besuchen, beteiligten sich am „Kochduell“ des Vereins für Kultur und Bildung (Kubi) Frankfurt. Der engagiert sich neben anderem in der Jugendsozialarbeit. Unterstützt von der Siegburger HIT-Stiftung richtet er derzeit zum zweiten Mal das „Kochduell“ aus: Jugendliche aus verschiedenen Stadtteilen laden sich gegenseitig zum Essen ein, das sie selbst zubereiten und servieren. Zehn Kochgruppen können mitmachen, acht sind es bislang. Jugendliche aus Sindlingen, Unterliederbach, Bonames, Goldstein, Praunheim, dem Nordend, aus dem Gallus und vom deutsch-türkischen Verein Cosmos laden fünfmal ein, fünfmal gehen sie essen. Der Verein unterstützt bei der Organisation und stellt die Juroren. „Wir beurteilen, wie sie es gemacht haben, nicht nur die Speisen, sondern auch alles andere“, erklärt Projektbeauftragte Mike Wozny. Das umfasst den Umgang miteinander, die Tischdecke, das Aufräumen, die Deko, die soziale Kompetenz – kurzum, „was aus den Möglichkeiten gemacht wird“, sagt Wozny: „Wir achten sogar darauf, ob die Teller sauber sind.“
Ziel ist, die Jugendlichen dazu zu gewinnen, mal über den Tellerrand zu schauen. Was machen andere Jugendhäuser? Womit beschäftigen sich Gleichaltrige in anderen Stadtteilen? Vielleicht treffen sie sich auch mal außerhalb der Kochabende und tauschen sich aus, hoffen die Organisatoren.
Am Anfang freilich sitzen die Sindlinger am einen, die Unterliederbacher am andern Ende des Tischs. Die Gäste haben schon Erfahrung mit dem Ablauf. Vergangenes Jahr beteiligten sie sich bereits an der ersten Staffel des Frankfurter Kochduells und belegten den dritten Platz. Jetzt warten sie nach der Vorstellungsrunde, was ihnen die Gastgeber bieten werden.
Die räumen nach dem ersten Gang ab und rühren nochmal kräftig um. Auf dem Herd zieht ein gewürztes Risotto. Es bildet den Hauptgang. Bevor er serviert wird, schieben der Leiter des Jugendclubs Sindlingen-Süd, Michael Stöckl, und seine Mannschaft den Apfelstrudel in den Backofen der kleinen Küche. Er soll, zusammen mit Vanilleeis und Granatapfeltopping, das Drei-Gang-Menü als süßer Abschluss krönen. Zwischendurch wird ein kleines Spiel für Auflockerung sorgen.
„In den offenen Treffs wird häufig etwas gekocht. Als die Rundmail von Kubi mit den Informationen zum Kochduell kam, haben wir gesagt: Das machen wir“, berichtet Stöckl. Es sei zwar relativ schwierig, in offenen Gruppen feste Teilnehmer zu finden, „aber es funktioniert“, freut sich der Leiter. Sechs Wochen lang haben die zwei Mädchen und zwei Jungen zwischen 12 und 16 Jahren ausprobiert und geübt. Zuhause kochen sie zwar kaum, aber „unter Jugendlichen ist das etwas Anderes als mit der Mutter“, sagt eins der Mädchen. „Wenn meine Eltern nicht da sind, mache ich mir einfache Gerichte wie Spiegeleier oder Fertigpizza“, berichtet Adam. Da ist die Speisenfolge an diesem Abend durchaus anspruchsvoller.
Am 27. Januar werden die Sindlinger nach Unterliederbach fahren und sich dort bewirten lassen. Noch bis zum Sommer werden sich die monatlichen Kochabende hinziehen, ehe die Sieger feststehen. Die Preise sind attraktiv: Die Sieger des vergangenen Jahres durften mit einer Stretch-Limousine in eine Kochschule fahren und mit einem Sternekoch kochen. Die Unterliederbacher freuten sich als Dritte über Eintrittskarten für den Tigerpalast. hn

 

Michael Stöckel (rechts) vom ev. Jugendclub serviert gemeinsam mit Ricardo Nadine die Vorspeise

Michael Stöckel (rechts) vom ev. Jugendclub serviert gemeinsam mit Ricardo Nadine die Vorspeise

Mit Bruschetti punktete der ev. Jugendclub. Fotos: Michael Sittig

Mit Bruschetti punktete der ev. Jugendclub. Fotos: Michael Sittig

Folgen der Gesundheitsreform

Folgen der Gesundheitsreform

Im monatlichen Rundschreiben des VdK an seine Mitglieder berichtet der stellvertretende Vorsitzende Helmut Dörnbach: „In den letzten Tagen bekam ich einen Anruf eines VdK-Mitgliedes, in dem man mir folgendes mitteilte: Von seinem Arzt bekam er eine Einweisung ins Krankenhaus, um dort ein Szintigramm am Knie durchführen zu lassen. Bei der Anmeldung im Krankenhaus teilte man ihm mit, dass er nach dem Szintigramm viel trinken muss. Er möchte sich eine Flasche Wasser mitbringen, da er vom Krankenhaus kein Wasser bekommen kann, denn die Krankenkasse dürfe infolge der Gesundheitsreform das Wasser nicht mehr bezahlen. Ich war mir nicht klar darüber, ob ich einen Lach- oder Wutanfall bekommen sollte. Eine solche Folge einer Reform in einem der reichsten Länder der Welt und einem Land, das sich für das Sozialsystem lobt, ist schlicht unmöglich und nicht einmal einer Bananenrepublik würdig“.

VdK – 430 Mitglieder suchen einen Vorsitzenden

VdK

430 Mitglieder suchen einen Vorsitzenden

Helmut Dörnbach möchte die Leitung lieber heute als morgen abgeben

Walter Ofer fehlt dem VdK. Er führte den Ortsverband Sindlingen viele Jahre lang, schied dann aber krankheitsbedingt aus. Ein Nachfolger fand sich nicht. Sein Stellvertreter Helmut Dörnbach erklärte sich deshalb bei der Mitgliederversammlung 2012 bereit, die Leitung der Ortsvereinigung mit rund 430 Mitgliedern für eine gewisse Zeit zu übernehmen.
Eine Dauerlösung ist das nicht, betont Dörnbach. Zum einen fehlt ihm selbst ein Vertreter. Obwohl er die „gute Unterstützung durch die Vorstandskollegen“ lobt, können sie ihm vieles nicht abnehmen. Bankgeschäfte beispielsweise muss er zusammen mit dem Kassierer erledigen. Der ist berufstätig. Da ist es oft schwer, einen Termin zu finden. Auch die Raumsituation sei „wenig erfreulich“, sagt Dörnbach. Besonders schmerzt den VdK der Umzug des Weihnachtsmarkts von St. Kilian nach St. Dionysius. In der katholischen Gemeinde Sindlingen-Nord, auf deren Gelände der Weihnachtsmarkt bis 2010 stattfand, richtete der Ortsverband die Cafeteria aus. In Sindlingen-Süd macht das der katholische Familienkreis. „Man hat uns das Weihnachtsmarkt-Café in St. Dionysius entzogen“, ärgert sich Dörnbach: „Erst hieß es Familienkreis, dann sollten wir es doch machen und dann doch wieder nicht. Daraufhin sind wir aus der Arbeitsgemeinschaft Sindlinger Ortsvereine ausgetreten“. Abgesehen davon sei der Saal im Gemeindehaus von St. Dionysius für den VdK nicht gut geeignet. Er liegt im ersten Stock, es gibt keine Aufzug. „Wir haben viele Rollstuhlfahrer und Gehbehinderte, das ist schlecht“, sagt Dörnbach. Dennoch bedauert er, dass der VdK nun nicht mehr dabei ist. „Das war unsere einzige Möglichkeit, etwas Geld zu verdienen“, erklärt der stellvertretende Vorsitzende: „Wir machen viel für die Mitglieder, das kostet eben“. Vom Mitgliedsbeitrag bleiben pro Kopf nur zehn Euro im Ortsverband, der Rest fließt an den Dachverband. Wenn dann Kaffee und Kuchen bei der Weihnachtsfeier umsonst sein, Geburtstagskarten geschrieben, Jubilare mit Wein beschenkt und das monatliche Rundschreiben gedruckt werden sollen, ist das Geld schnell weg.
Der VdK bietet regelmäßig Sozialsprechstunden an, organisiert Treffen und Ausflüge für die Mitglieder sowie einen Fahrdienst zur Gymnastikstunde „Aktiv bis 100“. In den Räumen des Seniorenverbands in der Edenkobener Straße und des Turnvereins im Turnerheim fühlen sich die Mitglieder bei kleineren Zusammenkünften wie dem Adventsbasar und größeren wie der Weihnachtsfeier wohl; beide sind auch für Gehbehinderte gut erreichbar. In seinem Jahresrückblick findet Helmut Dörnbach dennoch, „dass ich leider die mir selbst auferlegten Ansprüche nicht erfüllen konnte und die mir selbst auferlegten Ziele auch nicht erreicht habe.“ Deshalb möchte er die Führung baldmöglichst in andere Hände übergeben. Eigentlich stehen erst 2014 wieder Wahlen zum Gesamtvorstand an. Dennoch wird er die Wahl eines ersten Vorsitzenden bei der Mitgliederversammlung im März 2013 auf die Tagesordnung setzen. Sollte sich jemand schon in diesem Jahr bereit erklären, die Aufgabe zu übernehmen, „haben beide Teile – der neue Vorsitzende und der Altvorstand – die Möglichkeit zu testen, ob die Chemie stimmt und ob man zu einer weiteren Zusammenarbeit bereit ist“, erklärt Dörnbach. Sollte sich niemand finden, wird er den Ortsverband wohl oder übel kommissarisch bis zur turnusgemäßen Wahl 2014 führen, dann aber nicht mehr: „Ich selbst werde nach acht Jahren als stellvertretender Vorsitzender nicht mehr für den geschäftsführenden Vorstand zur Verfügung stehen“, betont er.
Hn

 

Paul Kirchhof – Ein Sohn des Volkes

Paul Kirchhof

Ein Sohn des Volkes

Erst im Widerstand, dann im Wiederaufbau aktiv

Von Bernd-Axel Lindenlaub

Am 21. Oktober jährte sich der 110. Geburtstag von Paul Kirchhof, dem Frankfurter oder, besser gesagt, Sindlinger Kommunalpolitiker. Sein Enkel Bernd-Axel Lindenlaub, der 1945 im Sindlinger Bunker geboren wurde und heute in Berlin lebt, erinnert an den bedeutenden Mann.

Für seine Lebensleistung wurde er mit der Benennung des Paul-Kirchhof-Platzes in der Siedlung des Bauvereins geehrt. Der Weg dahin war jedoch schwer für ihn und seine Familie. Nach dem Schulbesuch in Okriftel erlernte er das Kraftfahrzeughandwerk bei der Adam-Opel-AG in Rüsselsheim. Schon früh wurde er Gewerkschaftsmitglied und trat in die SPD ein. Nach längerer Gesellentätigkeit fand er den Weg als Omnibusfahrer zur Frankfurter Straßenbahn, die ihn auf dem Omnibusbetriebshof Höchst beschäftigte. Als politisch aktiver Sozialdemokrat wurde er, verheiratet und damals Vater von zwei Kindern, 1933 aus dem Dienst entfernt.
Er bildete mit Paul Apel und weiteren Genossen des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold und der SPD eine Widerstandsgruppe gegen den Nationalsozialismus, die unter anderem die illegale Zeitschrift „Sozialistische Aktion“ der SPD in Sindlingen und dem Main-Taunus-Bereich verteilte. 1935 wurden er und viele weitere Sozialdemokraten verhaftet. Paul Kirchhof, der auch Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Main-Taunus im Untergrund war, wurde wegen Vorbereitung zum Hochverrat vom Oberlandesgericht Kassel zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt. In der Haft hat er erhebliche gesundheitliche Beeinträchtigungen erlitten. Später wurde er zum Strafbataillon 999 gepresst. Seine Frau mit inzwischen drei Töchtern war im Alltag einschneidenden Repressalien, Hunger und Anfeindungen durch Nationalsozialisten ausgesetzt. Unterstützung kam meist geheim von Freunden und Gesinnungsgenossen.
Nach dem Krieg wurde Kirchhof bei der Straßenbahn wieder als Omnibusfahrer eingestellt. Er stieg rasch zum Fahrmeister und Bahnhofsvorsteher des Omnibusbetriebshofes Höchst und schließlich zum Betriebsdirektor der Frankfurter Straßenbahn auf. Unterbrochen wurden diese Tätigkeiten durch seine zeitweilige Berufung zum hauptamtlichen Vorsitzenden einer Entnazifizierungskammer.
Nach dem Krieg stellte er sich sofort wieder für den Aufbau eines demokratischen Gemeinwesens zur Verfügung. Bereits 1946 wurde er zum Stadtverordneten der SPD gewählt. Er gehörte zahlreichen Ausschüssen an. Von 1948 bis 1953 war er Vorsitzender der SPD-Fraktion im Frankfurter Römer. Aus dieser Position heraus war er an vielen Projekten des Wiederaufbaues in Frankfurt beteiligt. Sein besonderes Augenmerk galt aber seiner Wahlheimat, dem Frankfurter Vorort Sindlingen, in dem er mit seiner Frau und inzwischen fünf Kindern wohnte. Unvergessen ist die 50-Jahr-Feier des Sindlinger Jahrgangs 1902, die unter großer Anteilnahme der Bevölkerung stattfand, aber auch die zahlreichen Unterstützungen, die er als Kommunalpolitiker für Bürgerinnen und Bürger in Not organisierte.
Paul Kirchhof verunglückte am 28. Februar 1953 im einundfünfzigsten Lebensjahr allzu früh tödlich auf der Autobahn bei Darmstadt-Eberstadt. Er war auf der Heimfahrt von einer Vorstandssitzung der Vereinigung der Straßenbahnergesangsvereine Deutschlands (heute Sängerbund Dienstleistungsbetriebe), deren Gründer und Bundesvorsitzender er war.
Die große Wertschätzung, die Paul Kirchhof genoss, drückte sich in der Teilnahme Tausender Menschen und Vertreter zahlreicher Organisationen an der Trauerfeier auf dem Hauptfriedhof in Frankfurt aus. An der Urnenbeisetzung auf dem Sindlinger Friedhof nahmen zahlreiche Bürgerinnen und Bürger, aber auch viel politische Prominenz aus Frankfurt und Hessen teil. Sein Grabmahl trägt die Inschrift „Ein Sohn des Volkes“.

Kommissar Rauscher ermittelt

Stadtteilbücherei

Kommissar Rauscher ermittelt

Gerd Fischer liest aus seinem neusten Bockenheim-Krimi

Fiktion und Wirklichkeit vermischen sich in Gerd Fischers Krimi „Paukersterben“: Die Bockenheimer Schule, die er schildert, ist erfunden, die erste Szene, die er beschreibt, nicht: Eine Schülerin wird in der Toilette vergewaltigt.
Der Frankfurter Autor las kürzlich in der Sindlinger Stadtteilbücherei aus seinem fünften Frankfurt-, oder besser: Bockenheim-Krimi. Dort wohnt er selbst seit 1991, und dort lässt er seinen „Kommissar Rauscher“ ermitteln. „Eigentlich hatte ich ursprünglich gar nichts mit dem Schreiben vor“, erzählt er. Während des Studiums der Germanistik belegte der gebürtige Hanauer, der in der Wetterau aufwuchs, allerdings Kurse und Seminare zum kreativen Schreiben. Daraus gingen kürzere Geschichten und Erzählungen hervor. Sein Geld verdiente Fischer nach dem Studium als Werbetexter.
Zum Schreiben ganzer Romane kam er im Urlaub. Auf Bali am Strand verschlang er 2003 Andreas Franz‘ Krimi „Der Jäger“. „Das war faszinierend. Da dachte ich, ich könnte es auch mal mit einem Krimi versuchen“, berichtet der 42-Jährige. Noch im Urlaub dachte er sich die Geschichte aus und erfand den Apfelweinliebhaber und Kommissar mit dem prägnanten Namen, der gleichwohl nichts mit „Frau Rauscher aus der Klappergass’“ zu tun hat. Er ließ ihn Urlaub auf Bali machen und seinen ersten Fall lösen. „Zwei, drei Jahre später fragten Verlage an, ob ich nicht noch Manuskripte zu Krimis, die in Frankfurt spielen, in der Schublade hätte“, erzählt Fischer. Die Nachfrage nach regionalen Geschichten führte dazu, dass er Herrn Rauscher weitere Fälle lösen ließ. Der „Lauf in den Tod“ spielt im Läufermilieu und vor allem in Bockenheim und im Niddapark. „Der Mann mit den zarten Händen“ geht in Richtung Psycho-Thriller, in „Robin Tod“ findet die Finanzkrise einen Niederschlag. „Ich fragte mich, was wäre, wenn ein moderner Robin Hood in der Finanzmetropole zuschlagen würde“, sagte der Autor. All diese Geschichten waren rein fiktiv. Im „Paukersterben“ aber ist die erste und härteste Szene einer wahren Begebenheit nachempfunden. „Eine befreundete Lehrerin hat mir davon erzählt“, sagte Fischer. Natürlich habe er alles verfremdet, damit keine Rückschlüsse auf reale Personen und Orte gezogen werden können. Kommissar Rauscher wird übrigens nicht wegen der Vergewaltigung an seine alte Schule gerufen, sondern wegen einer Leiche. Der beliebte Vertrauenslehrer liegt tot im Gebüsch. Nach und nach enthüllt sich dem Kommissar hinter der nur scheinbar heilen Schul-Fassade ein Horror-Szenario. Schüler mobben, Eltern betrügen, eine Lehrerin ist verliebt, die Schulleiterin steht kurz vorm Herinfarkt. Und dann kursiert auch noch ein fieses Schülervideo im Internet… hn

Gerd Fischer, Paukersterben, erschienen im Eigenverlag des Autors „mainbook“ (www.mainbook.de), Preis: 10 Euro.

Kreativ im Kindergarten

Kreativ im Kindergarten

„Form und Farbe“ hieß eine kleine Ausstellung im evangelischen Kindergarten in der Gustavsallee. Die Vorschulkinder der Känguru-Gruppe hatten die Werke geschaffen, die eine Woche lang an Stellwänden zu sehen waren. Zugegeben – die Porträts und Selbstporträts verlangten den Betrachtern viel Fantasie ab, um Ähnlichkeiten mit den kleinen Künstlern zu entdecken. Weniger abstrakt wirkten bunte Stilleben und herbstliche Impressionen. Die Fünfjährigen waren zu Recht stolz darauf. Anlass der Kunstaktion war die Beobachtung der Erzieherinnen, dass manche der Jungen, die im nächsten Jahr in die Schule kommen werden, bislang recht wenig Gebrauch vom Kreativ-Angebot gemacht hatten. „Wir betreiben hier offene Gruppenarbeit“, erklärt Leiterin Ute Apolke, „die Kinder entscheiden selbst, was sie machen möchten“. Neben kreativen Arbeiten gibt es einen Bauraum, einen Bewegungsraum, Rollenspiele und das Außengelände. Damit die Kinder, die sich bislang nicht fürs Malen und Basteln interessierten, es doch einmal tun, wurde die Kunst-Aktion gestartet. Motive, Themen und Material gaben die Erzieherinnen vor; dabei heraus kamen die kleine Ausstellung und bei den meisten Teilnehmern die Erkenntnis, dass ihnen das kreative Arbeiten durchaus Freude bereitet. hn

Für Bücher- und Lesefreunde – Förderverein für die Stadtteilbücherei

Stadtteilbücherei

Für Bücher- und Lesefreunde

Bürger wollen Förderverein gründen

Vielfältig ist das Angebot in der Stadtteilbücherei. Kinder wie Erwachsene finden dort nicht nur Lektüre, sondern auch Hilfe bei der Nutzung neuer Medien und Extra-Angebote wie Lesungen und Mitmach-Aktionen. Damit das auch so bleibt und vielleicht sogar noch vielfältiger wird, wollen Freunde der Bücherei nun einen Förderverein gründen.
Bislang ist es nur eine kleine Gruppe von Sindlinger und Zeilsheimer Bürgern, die sich bereits jetzt in der einen oder anderen Form engagieren. Sie kommen zum Bücher-Essen, lesen Kindern vor oder organisieren Kreativ-Angebote. Diese Männer und Frauen hoffen auf weitere Bücher- und Lesebegeisterte sowie alle, die ein solches Projekt unterstützen möchten. Ziel soll es sein, die Stadtteilbibliothek mit unterschiedlichsten Aktivitäten zu unterstützen und weiter zu entwickeln. „Ein eingetragener Verein kann hier vielfältige Hilfe leisten“, erklärt Mario Gesiarz, einer der Freunde der Bücherei. Natürlich sei solch ein Förderverein eng mit der Stadtteilbibliothek und ihrer Leiterin verbunden, betont er.
Alle Interessierten sind zu einem ersten gemeinsamen Treffen am Mittwoch, 30. Januar, um 18 Uhr in die Bücherei in der Bahnstraße 124 eingeladen. Wenn genügend zusammen kommen, sollen die weiteren Schritte besprochen werden. Angedacht ist, den Verein bis spätestens 23. April – dem „Tag des Buches“ – auf den Weg zu bringen. „Dazu suchen wir noch Menschen aus Sindlingen und Zeilsheim, die bereit sind, den Verein mit zu gründen, Mitglied zu werden, aktiv mitzuarbeiten oder den Förderverein auf vielfältige Art zu unterstützen“, hoffen Gesiarz und die Freunde der Bücherei auf weitere Mitstreiter.
Er erklärt: „Für die Gründung eines Vereins sind zunächst mindestens sieben Mitglieder notwendig, für einen ersten Vereinsvorstand drei, für eine gute Vereinsarbeit so viel wie möglich! Ein Satzungsentwurf ist inzwischen vorhanden, er stützt sich im wesentlichen auf die Satzung des Fördervereins Sossenheim“. Gesucht wird auch noch ein pfiffiger Name. „Wir freuen uns auf jede/n, der kommt, oder seine Unterstützung signalisiert“, sagt Mario Gesiarz. hn

Linien betonen Parkverbot

Verkehr

Linien betonen Parkverbot

Schilder allein reichen nicht

Seit wenigen Wochen betont eine weiße Zickzack-Linie in der Okrifteler Straße das Parktverbot gegenüber der Einmündung der Hakengasse. Anwohner hatten CDU-Ortsbeirat Albrecht Fribolin darauf hingewiesen, dass die Verbotsschilder alleine nichts nützen; allzu oft parkten dort Autos mit der Folge, dass die Müllabfuhr ihre großen Wagen nicht in die schmale Gasse hineinmanövrieren konnte und die Bürger „auf ihren vollen Mülltonnen sitzen blieben“, erklärt Fribolin. „Bei einem Ortstermin mit dem Straßenverkehrsamt wurde vereinbart, einen Abschnitt der Okrifteler Straße mit einer Schraffierung abzumarkieren und die Autofahrer auf das vorhandene Parkverbot zusätzlich aufmerksam zu machen“, berichtet er. Das ist geschehen. Der Ortsbeirat hofft nun, dass die Maßnahme den gewünschten Effekt haben wird.
Gleiches gilt für die Allesinastraße. Dort wird der Fußgängerüberweg immer wieder mit den Wagen rücksichtsloser Autofahrern zugestellt. Das erschwert ein sicheres Überqueren der Straße sehr, stellt Fribolin fest. Deshalb habe das Straßenverkehrsamt jetzt einen Bereich von drei Metern vor dem Zebrastreifen abmarkiert. simobla

Kochen und Schlemmen wie in Frankreich

Familienkreis

Kochen und Schlemmen wie in Frankreich

Kochkurs mit Dominque Cunrath

Die Speisenfolge liest sich wie das Menü in einem Feinschmeckerrestaurant. Lauch-Quiche mit rohem Schinken und Ziegenfrischkäse, danach Miesmuschelsuppe mit gebackenen Muscheln, als Hauptgang Wildschweinragout mit Feigen und Gnocchi mit Petersilie und zum Dessert eine weiße Mousse de chocolat au nougat. Aufgetischt wurde es im katholischen Gemeindezentrum St. Dionysius. Ggekocht haben es diejenigen, die es bestellt hatten: Der katholische Familienkreis gönnte sich einen Kochkurs mit Dominique Cunrath.
Der Koch, der ursprünglich aus dem Elsaß stammt, liebt seinen Beruf. Deshalb gibt der 54-Jährige neben seiner Tätigkeit in der Küche eines Unternehmens seit 1989 Kochkurse in der Volkshochschule Main-Taunus (damals noch VHS Flörsheim). Anlass war eine Feier zur Deutsch-Französischen Freundschaft. „Weil ich Franzose bin, wurde ich gefragt, ob ich mal sowas machen könnte“, berichtet Cunrath, während er ein wachsames Auge auf das Quartett hat, das der Suppe in der Küche des Gemeindezentrums den letzten Schliff gibt. „Eier und Creme fraiche verrühren, in die heiße Brühe geben, das ist die Liaison“, zeigt er, wie’s geht. „Einfach nur nochmal aufknuspern“, fordert er die Männer am Herd auf: Die Miesmuscheln waren schon paniert und frittiert worden, während die Quiche im Ofen garte. Sie brauchen jetzt nur noch ein kurzes Bad im heißen Fett, ehe sie, jeweils zu dritt, von einem der Kochschüler auf die Suppenteller verteilt werden.
14 Männer und Frauen kochen und genießen an diesem Abend. Aufgeteilt in Teams, sind jeweils drei bis vier für einen Gang zuständig. Das Menu wurde vorher besprochen und geplant. Dominique Cunrath brachte mit, was dazu nötig ist, und verteilte die Rezepte. „Sie sind extra zum Nachkochen geschrieben“, sagt er, und viele im Saal nicken: Das eine oder andere gehört schon zu ihrem Standard-Repertoire. Denn der Koch und der Familienkreis kennen sich schon länger, sie verbringen zum dritten Mal einen Abend zusammen. Michael Hedtler vom Familienkreis nahm an einem der VHS-Kurse teil und fragte ihn vor drei Jahren, ob er einen solchen Kochkurs auch mal für eine Gruppe anbieten könnte. Weil das so gut ankam und alle Beteiligten ihren Spaß daran hatten, folgten weitere. „In der Küche zeige ich Kniffe und erkläre, wie man gut vorbereiten kann“, erläutert Cunrath, der in Harxheim bei Mainz wohnt. Der Teig für die Quiche beispielsweise kann schon am Vortag bereitet werden und ebenso wie die geschnittenen Zutaten für den Belag im Kühlschrank auf seinen Einsatz warten. „Das sind dann nur noch zehn Minuten Arbeit, bis sie im Ofen steht“, sagt er.
Nachdem die Suppenteller abgeräumt sind, ist die Gruppe Hauptgericht an der Reihe. Die Männer und Frauen scharen sich um den Küchenchef und gucken ihm im Wortsinn über die Schulter. Cunrath holt die Fleischstücke aus dem Bräter. Hektik bricht aus. Den Bratensatz und das zerkochte Gemüse pürieren, passieren, gleichzeitig die Gnocchi kochen, in Petersilien-Knoblauch-Butter schwenken, die in Rot- und Portwein getränkten Feigen zum Fleisch geben, alles gleichzeitig fertig haben, auf den Tellern anrichten und möglichst warm zu den wartenden Freunden an der schön gedeckten Tafel bringen – gar nicht so einfach. Doch das Ergebnis lohnt die Mühe. Und am Ende, mit dem süßen Nachgeschmack der Schoko-Mousse im Mund, sind sich alle einig: Das machen wir nächstes Jahr wieder. hn

Ein Prosit auf die Köche! Angeleitet von Dominique Cunrath (vorne rechts) bereiteten und genossen Mitglieder des Familienkreises ein Vier-Gänge-Menue. Fotos: Michael Sittig

Ein Prosit auf die Köche! Angeleitet von Dominique Cunrath (vorne rechts) bereiteten und genossen Mitglieder des Familienkreises ein Vier-Gänge-Menue. Fotos: Michael Sittig

Konzentration am Herd: Lothar Kleber  und Manuela Teske bei der Zubereitung des Hauptgerichts.

Konzentration am Herd: Lothar Kleber und Manuela Teske bei der Zubereitung des Hauptgerichts.

Da brennt nichts an: Dominique Cunrath (rechts) zeigt Peter Teske wie die gerösteten Mandeln weiter verarbeitet werden.

Da brennt nichts an: Dominique Cunrath (rechts) zeigt Peter Teske wie die gerösteten Mandeln weiter verarbeitet werden.

 

 

Katholische Gemeinde – Neue Wege gehen – hier wie dort

Katholische Gemeinde

Neue Wege gehen – hier wie dort

Pastoralreferentin Beate Buballa verlässt Sindlingen

Den Sindlingern sagt man gerne nach, dass sie es Fremden schwer machen, heimisch zu werden. Das kann Beate Buballa ganz und gar nicht bestätigen. „Als ich 2003 mit meiner Familie hier im Pfarrhaus einzog, bin ich sehr freundlich aufgenommen worden. Ich habe viel Offenheit erlebt und fühle mich als Teil der Gemeinde“, sagt sie. Trotzdem kehrt die 51-jährige Pastoralreferentin Sindlingen Ende Januar den Rücken. Sie übernimmt eine Stelle in Sachsenhausen.
Der Abschied fällt ihr nicht leicht. Dennoch geht der Wunsch nach Veränderung von ihr aus. „Mein Mann ist 60 geworden. Ich selbst bin 51. Wenn ich nochmal etwas Neues anfangen will, dann jetzt“, sagt sie. Das Vertraute zu verlassen und neue Menschen kennenzulernen sei reizvoll, „eine Herausforderung“. Aber eben auch ein Verzicht, ein Verlust von Vertrautheit. „Abschied nehmen“ hat sie einen Text im Gemeindeblatt „Die Brieftaube“ überschrieben – Abschied von vielen Menschen, die sie in den fast zehn Jahren kennen und schätzen gelernt hat.
Beate Buballa stammt ursprünglich aus Bockenheim. In der katholischen Gemeinde, in der sie sich als Ehrenamtliche engagierte, hat sie auch Gerhard Buballa kennengelernt und geheiratet. Während sie nach einem Magisterstudium der Philosophie verschiedene Honorartätigkeiten ausübte, unter anderem beim evangelischen Pressedienst, arbeitete ihr Mann als Pastoralreferent in Griesheim. Als das zweite Kind auf die Welt gekommen war, entschied sich Beate Buballa während der Elternzeit, Theologie zu studieren und ebenfalls Pastoralreferentin zu werden. Nach drei Jahren Ausbildung (2000 bis 2003) trat sie unmittelbar danach ihre erste Stelle in dieser Funktion an – in Sindlingen. Die Familie zog vom Griesheimer ins Sindlinger Pfarrhaus. Gerhard Buballa wechselte ins bischöfliche Ordinariat nach Limburg. „Zwei Pastoralreferenten in einer Familie, aber in verschiedenen Gemeinden – das ist ein Ding der Unmöglichkeit“, erklärt Beate Buballa. Immerhin haben die Referenten fast die gleichen Aufgaben wie Pfarrer; nur Sakramente spenden dürfen sie nicht. Doch für die Menschen da sein, sie geistlich begleiten, an Freude wie Trauer Anteil zu nehmen, das geht nicht nach der Uhr. Entsprechend hoch ist die Belastung, auch für die Familie.
Im Lauf der Zeit hat die Pastoralreferentin gelernt, mit den vielen Ansprüchen, die an sie gestellt werden, zurecht zu kommen. Sie entschied, sich für die Dinge, die sie tut, Zeit zu nehmen, nicht zu hetzen. Dafür nahm sie in Kauf, nicht überall dabei sein zu können. „Die pastorale Begleitung hat aber immer Vorrang“, betont sie, „das verstehen die Leute auch“. Beate Buballa mag es, mit Menschen zu tun zu haben. Deshalb bedauert sie, dass es immer schwieriger wird, Hausbesuche zu machen. „Man muss aufpassen, dass man den Kontakt zu den Leuten nicht verliert und nur noch in Sitzungen sitzt“, sagt sie. Die vielen Umstrukturierungen der vergangenen Jahre, die Bildung des pastoralen Raums Sindlingen-Zeilsheim und jetzt die Erweiterung auf Sindlingen-Zeilsheim-Höchst-Unterliederbach-Sossenheim kosteten viel Zeit. Mit einer halben Stelle in Sindlingen (anfangs nur Sindlingen-Süd, nach dem Wegzug Ralph Albensoeders aus St. Kilian ganz Sindlingen) und seit 2007 einer halben Stelle in Zeilsheims St. Bartholomäus-Gemeinde war Beate Buballa entsprechend ausgelastet. „Es ist schwierig, alles unter einen Hut zu bringen“, bedauert die 51-Jährige. Die Kontaktpflege leide unter den vielen neuen Aufgaben.
Aber sie ist keine, die den Kopf in den Sand steckt. „Man kann auch so arbeiten, man muss sich eben darauf einstellen“, sagt sie. Angesichts der vielen Aufgaben, der großen pastoralen Räume und des Personalmangels „muss man umdenken“, findet sie. Hauptamtliche wie Gemeinden müssten neue Wege finden, mit der Situation umzugehen. Ein Problem sei allerdings die Altersstruktur. Wie auch in Vereinen sinke die Zahl der Berufstätigen, die ein ehrenamtliches Engagement leisten könnten. „Aber es ist halt so. Man muss gucken, wie man damit umgeht“, findet Beate Buballa.
Für sie waren die Jahre in Sindlingen und Zeilsheim gute Jahre. Den Wechsel sieht sie als Chance, noch einmal etwas Neues anzufangen. Lag ihr Schwerpunkt in Sindlingen vor allem am Anfang auf der Kinder- und Jugendarbeit, hat sie vor kurzem eine Fortbildung zur seelsorgerischen Beleitung von Demenzkranken und ihren Angehörigen besucht – ein naheliegender Schritt angesichts der demographischen Entwicklung. hn

Verabschiedung

Die katholische Gemeinde verabschiedet Beate Buballa am Sonntag, 20. Januar, um 11 Uhr im Gottesdienst in der katholischen Pfarrkirche St. Dionysius. Anschließend gibt es beim Empfang im Pfarrsaal des Gemeindehauses die Gelegenheit, noch einmal ein paar persönliche Worte mit ihr zu wechseln.

 

Kindergottesdienste und Jugendfreizeiten gehörten ebenso zum Alltag von Pastoralreferentin Beate Buballa wie Familien- und Seniorenarbeit. Foto: Michael Sittig

Kindergottesdienste und Jugendfreizeiten gehörten ebenso zum Alltag von Pastoralreferentin Beate Buballa wie Familien- und Seniorenarbeit. Foto: Michael Sittig