Verkehr
Krater im Kreisel
Straße wird immer schlechter – Stadt ist am Zug
Es wird immer schlimmer. Regelrechte Krater im Fahrbahnbelag zwingen Autofahrer im Sindlinger Kreisel zum Slalom. Radfahrer versuchen, mit wilden Schlenkern die Löcher einerseits, hochstehende Asphaltnasen andererseits zu umfahren. Es scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis der erbärmliche Zustand der Straße zu einem Unfall führen wird.
Die Lokalpolitiker beklagen es seit langem. Der für die westlichen Stadtteile zuständige Frankfurter CDU-Landtagsabgeordnete Alfons Gerling und der Sindlinger CDU-Ortsbeirat Albrecht Fribolin fordern den Frankfurter Verkehrsdezernenten Stefan Majer (Grüne) einmal mehr eindringlich auf, im Sinne der Verkehrssicherheit den zügigen Umbau des Sindlinger Kreisels zu gewährleisten. „Die Fahrbahnoberfläche des Sindlinger Kreisels befindet sich bereits seit Jahren in einem sehr schlechten Zustand. Der Straßenbelag hat zahlreiche Schlaglöcher und auch die Fahrbahnmarkierungen sind nicht mehr vollständig zu erkennen – dies ist eine Gefahr für alle Autofahrer, aber insbesondere auch für die Radfahrer, die diese Straße nutzen“, schreiben Gerling und Fribolin in einer Pressemitteilung. Beide haben sich in den vergangenen Jahren bereits mehrfach um eine Neugestaltung des Kreisels bemüht. Doch es gab immer wieder Verzögerungen. Zuletzt hatte Stadtrat Majer den Beginn der Bauplanung für 2012 in Aussicht gestellt, aber auch dies war nicht zustande gekommen, erklären Gerling und Fribolin.
Zu einer erneuten Anfrage Gerlings nach dem Stand der Planung beim hessischen Wirtschaftsminister Florian Rentsch teilte das Ministerium mit, dass nach wie vor beabsichtigt sei, dass die Stadt Frankfurt den Kreisel vom Land übernehmen und dann komplett umbauen werde, wobei sich das Land Hessen an den Kosten beteiligen wolle. Eine ursprünglich vom Land für 2012 vorgesehene Erhaltungsmaßnahme wurde daher nicht mehr durchgeführt. Die Beseitigung von Straßenschäden würde aber bis zum Umbau weiterhin durch das Land Hessen in Auftrag gegeben, um die Fahrbahn in verkehrssicherem Zustand zu halten. Aufgrund des schlechten Fahrbahnzustandes im Kreisel habe die zuständige Landesbehörde Hessen Mobil die Stadt Frankfurt gebeten, die Planungen zu forcieren. Sollte sich der städtische Umbau allerdings weiter verzögern, müsste das Land Hessen 2014 aus Gründen der Verkehrssicherheit doch eine Erhaltungsmaßnahme durchführen.
„Es liegt nun an der Stadt Frankfurt, dass zügig die planerischen und baurechtlichen Voraussetzungen geschaffen werden und der Umbau des Sindlinger Kreisels schnellst möglich verwirklicht wird – es darf hier keine weiteren Verzögerungen mehr geben. Die CDU wird dieses Thema weiterhin mit Nachdruck verfolgen“, betonen Gerling und Fribolin.
Genug Zeit dafür haben sie. Das Höchster Kreisblatt zitiert einen Sachstandsbericht des Frankfurter Amts für Straßenbau, nach dem vor 2015 nicht mit Mitteln für einen Umbau zu rechnen ist. Auch die Planung scheint nicht recht voran zu kommen. Vorgesehen ist, aus dem Halbkreisel einen richtigen Kreisverkehr zu machen. Stadt und Land haben sich insoweit geeinigt, dass die Stadt Planung und Baurecht besorgt und die Arbeiten durchführen lässt. Das Land soll Mittel „in Höhe einer grundhaften Erneuerung“ beisteuern, höchstens jedoch so viel, wie die Komplettsanierung des Kreisels in seiner derzeitigen Form kosten würde. Solange die Stadt nicht weiß, was der Umbau kostet, will sie die Baulast nicht übernehmen. Simobla

Risse, Löcher, Spurrillen und Asphaltnasen lassen die Passage des Sindlinger Kreisels zu einer Prüfung für Stossdämpfer werden. Zweiradfahrer müssen besonders aufpassen nicht zu stürzen. Foto: Michael Sittig
Nachbarschaft
Sonderpreis für Sindlinger Modell
Erreichtes sichern und weiterführen
Das „Sindlinger Modell“ passt in keine Schublade; deshalb vergab die Jury, die im Auftrag der Stadt über die Vergabe von Nachbarschaftspreisen entscheidet, kurz entschlossen einen Sonderpreis dafür. Als „wegweisendes Projekt mit Initialzündung“ zeichnete Sozialdezernentin Daniela Birkenfeld das generationsübergreifende „Sindlinger Modell“ aus.
In diesem haben sich 22 Akteure unterschiedlichen Alters zusammengetan, um den Fortbestand von Projekten zu ermöglichen, die während des „Frankfurter Programms – Aktive Nachbarschaft“ entstanden waren. Begonnen hat alles 2008, als Quartiersmanagerin Marja Glage nach Sindlingen kam, um den sozialen Brennpunkt Hermann-Brill-Straße zu entschärfen. In Trägerschaft der Caritas und Zusammenarbeit mit der Stadt sowie in Kooperation mit Sindlinger Vereinen und Einrichtungen ist es gelungen, verschiedene Projekte zu etablieren und sich dem Ziel einer „Aktiven Nachbarschaft“ zu nähern. Nach fünf Jahren endete das Projekt. Deshalb fingen Bewohner und „Stadtteilakteure“, das sind Menschen, die sich in einem Verein oder einer Institution für Sindlingen engagieren, an, darüber nachzudenken, wie es auch ohne Quartiersmanagement weitergehen kann. Ergebnis war eine Vereinbarung zur Fortführung der „Aktiven Nachbarschaft“. „Die Quartiersmanagerin hat mit Erfolg vieles angestoßen. Wir möchten das weiter entwickeln, wie das Hilfenetz für alle Generationen, Sport für Ausländer oder die Sozialpflege“, erläutert Akteur Albrecht Fribolin. Bürgerschaftliche Aktionen und Projekte sollen möglichst zu Selbstläufern werden und Kooperationen mit Partnern aus dem Stadtteil auch nach Ende der Förderung weitergehen. Die Jury war beeindruckt davon, wie viele Menschen sich im „Sindlinger Modell“ zusammenfanden, um für ein besseres Miteinander zu arbeiten. Sie hofft, dass der Sonderpreis Anregung für andere ist, ebenfalls Netzwerke zur Förderung nachbarschaftlichen Engagements zu bilden. hn

Sonderpreis für das „Sindlinger Modell“: Die Stadt zeichnete die Stadtteilakteure aus, die sich um die Nachbarschaft verdient machen. Foto: Rolf Oeser

Stimmen von der Basis
Zur Lage vor der Bundestagswahl äußerten sich CDU-Landtagskandidat Uwe Serke (links) und Sindlingens CDU-Vorsitzender Albrecht Fribolin (Mitte) vor laufender Kamera. Zum Stammtisch des Ortsverbands in der Gaststätte „Mainlust“ Mitte Juli tauchte überraschend ein Fernsehteam des Senders RTL auf. Der Privatsender zitierte in seinem Nachtjournal am 18. Juli das Ergebnis einer Umfrage unter Mittelständlern und Unternehmen. Um den Beitrag mit ein paar Kommentaren von der Basis anzureichern, kamen die RTL-Leute nach Sindlingen. „ Leider wurde nur – wie üblich – ein winziger Bruchteil der Interviews gesendet“, erklärt Fribolin. Die Lage vor den Wahlen in Bund und Land war ohnehin nur eins von mehreren Themen beim Stammtisch. Mehr Raum räumten die Christdemokraten der Kommunalpolitik ein. hn
Kinder- und Jugendforum
Zum Abschied ein Rückblick
Eine Institution löst sich auf – Größter Erfolg: Erhalt der Bücherei
„Nach fast 25-jähriger Tätigkeit haben wir beschlossen, unsere Arbeit zu beenden und unser verbleibendes Geld dem neugegründeten Verein „Buchstütze“, den wir mit gegründet haben, zur Verfügung zu stellen“, erklärt Ute Acker-Wild vom Kinder- und Jugendforum: „Da der Erhalt der Stadtteilbücherei der größte Erfolg des Forums war, halten wir dies für folgerichtig“, sagt die 64-Jährige.
Mit einem kleinen feierlichen Akt soll das Ende der Einrichtung beim Ranzenbrunnenfest am 7. September begangen werden. Dabei sollen an einem „Erinnerungsparcours“ die einzelnen Stationen des Forums nachgezeichnet werden.
Seinen Anfang nahm der Zusammenschluss im Januar 1990. Frauke Schneider (Leiterin der Meister-Schule), Elisabeth Schmitt, Ute Flegel und Ute Acker-Wild waren besorgt über den hohen Anteil an Stimmen für rechtsextreme Parteien im Frankfurter Westen bei der Kommunalwahl 1989 sowie Probleme mit Jugendlichen im Stadtteil. „Wir haben uns gefragt: Was können wir machen?“, erinnert sich Ute Acker-Wild. Zunächst einmal sollte versucht werden, alle, die im Stadtteil mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben, an einen Tisch zu bekommen. Unparteiisch, effektiv und kontinuierlich sollten Lösungen gesucht und gefunden werden. Das Forum gründete beispielsweise eine Eltern-Hortinitiative, die dazu führte, dass an der Ludwig-Weber-Schule ein Hort mit 20 Plätzen eingerichtet wurde. Es formulierte Eingaben für die Verkehrsplanung am Sindlinger Kreisel (an dem sich bis heute allerdings nichts getan hat) und wirkte bei der Neugestaltung des Spielplatzes in der Hermann-Brill-Straße mit. In der Zusammenarbeit mit Kindern, Anwohnern und verschiedenen Sindlinger Gruppierungen nahm das Forum in ehrenamtlicher Arbeit vorweg, was seit 2008 das Quartiersmanagement auf professioneller Basis unter dem Begriff der „Aktiven Nachbarschaft“ leistet.
Für ihre Aktionen suchten die Mitglieder stets Partner aus Parteien, Vereinen oder Institutionen. Zur Anlage eines Streetballplatzes zum Beispiel holten sie neben den Jugendlichen den örtlichen Bauverein, Jugendeinrichtungen, den TV Sindlingen und das Sport- und Badeamt ins Boot. „Auch die Skateboardbahn am Sportplatz ist unser Kind“, sagt Ute Acker- Wild. Als größten Erfolg betrachten die Mitglieder jedoch den Erhalt der Stadtteilbücherei.
Sie stand 2002 auf der Kippe. Die Stadt wollte Stadtteilbibliotheken schließen, um zu sparen. Die Sindlinger befürchteten, dass es auch ihre Einrichtung treffen könnte. Der Leiter der Bücherei hatte gekündigt, lediglich zwei Teilzeitkräfte hielten den Betrieb aufrecht. Dabei lägen die Ausleihzahlen dauerhaft an der Spitze aller städtischen Büchereien, werde die Zweigstelle intensiv von Sindlingern und Zeilsheimer genutzt, argumentierten die Forumsmitglieder. Sie schalteten den Ortsbeirat ein, schrieben an die Stadt, sprachen bei der Oberbürgermeisterin und in der Stadtverordnetenversammlung vor und organisierten einen Aktionstag vor der Bücherei und eine Demo. Sie wiesen utner anderem darauf hin, dass gerade Sindlingen etliche Probleme habe: Der Jugendtreff „Arche“ sollte verkauft werden, die Mädchenmedienarbeit war gefährdet, Vereine bekamen weniger Geld, soziale Unruhen durch männliche Jugendliche nahmen zu. „Wir fürchten um den sozialen Frieden, da auf der anderen Seite die Internationale Schule exzellente Bildungschancen für Kinder aus gut situierten Elternhäusern ermöglicht, während etablierte und sehr effiziente Angebote wie die Stadtteilbücherei gefährdet sind“, erklärten sie. Der Einsatz hatte Erfolg. Die Bücherei blieb.
Auch als es darum ging, die dioxinbelastete Sportanlage am Kreisel zu sanieren, engagierte sich das Forum. Weitsprunganlage und Laufbahn waren schon fünf Jahre gesperrt, die Sanierung sollte 20000 Mark kosten. Sindlingen stand aber erst auf Platz Zwölf der Prioritätenliste. „Wir haben beim Ranzenbrunnenfest ein Gewinnspiel organisiert und damit einen Grundstock gelegt“, sagt Ute Acker-Wild. Die Aktion führte dazu, dass der Sindlinger Sportplatz vorgezogen und noch im gleichen Jahr saniert wurde.
Mit dem Geld unterstützte das Forum daraufhin andere Projekte. Was davon noch übrig ist, soll dem neuen Förderverein der Stadtteilbücherei übergeben werden. Die derzeitigen Mitglieder Ute Flegel, Alexandra Olah (Leiterin der Kita 31), Kinderbeauftragte Claudia Ilg, Karin Ebert und Ute Acker-Wild wollen sich „richtig öffentlich verabschieden“, sagt Ute Acker-Wild: „Wir sind in die Jahre gekommen. Heute hat man andere Lebensinhalte, andere Anliegen“. Sie sei stolz auf das Erreichte, aber nun sei es gut. Es werde heute eine gute, professionelle Kinder- und Jugendarbeit im Stadtteil geleistet, mit guten Kooperationen, und der Regionalrat wirke sich positiv aus. Und deshalb löst sich das rein ehrenamtliche Kinder- und Jugendforum nun auf. hn
Stellwände gesucht
Mit Hilfe alter Plakate möchte das Kinder- und Jugendforum beim Ranzenbrunnenfest an seine Arbeit erinnern. „Dafür suchen wir Stellwände“, sagt Sprecherin Ute Acker-Wild. Wer dem Forum welche leihen kann, wird gebeten, sich mit ihr unter der Nummer 0151 212 55 249 in Verbindung zu setzen.
Förderverein
„Buchstütze“ jetzt mit Logo und Konto
Freunde der Bücherei hoffen auf weitere Mitglieder
Einen weiteren wichtigen Schritt der Vereinswerdung haben die Freunde der Stadtteilbücherei getan: Der im März gegründete Förderverein „Buchstütze“ verfügt jetzt über ein Konto und ein Logo, teilt Vorsitzender Mario Gesiarz mit.
Beim Logo erhielten die Sindlinger Unterstützung aus Höchst. Der Graphiker und Karikaturist Peter H. Schäfer, vielen als Schlossfest-Zeichner ein Begriff, war gerne bereit, dem neuen Verein zwei goldige Buchstützer/innen zu entwerfen und zur Verfügung zu stellen. Das Logo wird von nun alle Veröffentlichungen zieren und sicher auch beim Ranzenbrunnenfest am 7. September zu sehen sein, an dem sich die Freunde der Bücherei mit einem Bücherflohmarkt beteiligen. Zugleich werben sie jetzt, da es ein Vereinkonto gibt, um weitere Mitglieder. Der Jahresbeitrag von 24 Euro soll vor allem dazu dienen, Veranstaltungen in der Stadtteilbücherei zu organisieren.
Mit einem Autoren aus der Nachbarschaft steht die „Buchstütze“ schon in Kontakt: Dieter David Seuthe, Klinik-Psychologe in der Fachklinik Villa unter den Linden, stellt am 26. September seinen Roman „Verbotenes Frankfurt“ im Hoch’schen Konservatorium vor. Der Förderverein hofft, ihn danach auch für eine Lesung in der Stadtteilbücherei zu gewinnen.
Kostenfrei sind eigene Veranstaltungen wie die beliebten „Bücher-Essen“. Auch das vierte war mit rund 20 Teilnehmern wieder ein voller Erfolg, freut sich Gesiarz. Am Anfang bedankten sich alle Anwesenden bei der langjährigen Leiterin der Sindlinger Stadtteilbibliothek, Vera Dopichaj, für ihr großes Engagement. Nicht zuletzt ihr sei es zu verdanken, dass nun der Förderverein besteht. Vera Dopichaj hat innerhalb der Frankfurter Bibliotheken eine neue Herausforderung gefunden. Der Förderverein wünschte ihr alles Gute und dankte nicht nur mit einer Flasche Wein, sondern auch mit einem Gutschein für zwei Karten für das „Neue Theater“ in Höchst. Danach wurde dann aus den Büchern gelesen. Es war wieder eine gelungene und spannende Mischung aus ganz unterschiedlichen Literaturgattungen: Vom Kinderbuch über persische Märchen bis zu Eugen-Roth-Gedichten und witzigen und unterhaltsamen Romanen war alles dabei.
Das nächste Bücheressen findet am Freitag, 16. August, um 19 Uhr in der Stadtteilbibliothek statt. simobla
Freiwillige Feuerwehr Sindlingen
Echter Alarm, falsches Feuer
Wehrführer lässt die Einsatzabteilung am eigenen Haus üben
Rauch quillt aus dem Fenster des Altbaus. Auf der Straße versammeln sich die Nachbarn. Der Hausherr greift zum Handy und meldet um 20.02 Uhr den Wohnungsbrand. Unmittelbar darauf alarmiert die Leitstelle die Feuerwehr in Sindlingen. „Alarm, 38 – 43“ knistert es aus dem Funkhörer, den Sven Sommerschuh bei sich trägt. Dem gerade neu gewählten Wehrführer der Sindlinger Brandschützer gehört das Haus, und nun kann er den Fortgang auf allen Ebenen verfolgen. „38 steht für Sindlingen, 43 heißt, dass die Kameraden mit dem Löschfahrzeug 10/6 ausrücken sollen“, erklärt er gelassen – Der Brand ist keiner, den Rauch erzeugt eine Nebelmaschine. Sommerschuh hat sein Haus, das er gerade umfangreich umbaut, für eine Übung zur Verfügung gestellt. Außer ihm und Vorgänger Sascha Fölsing weiß das aber keiner.
Für die Mitglieder der Einsatzabteilung sieht alles echt aus. Sie befassen sich an ihrem Übungsabend im Gerätehaus gerade mit dem Heben und Ziehen von Lasten, als die Leitstelle in Absprache mit dem Wehrführer Alarm gibt. Gleichzeitig läuft ein Fax mit Details zum Einsatzort ein. Die sechs Männer lassen alles stehen und liegen, rennen in die Fahrzeughalle, streifen die Einsatzausrüstung über und fahren los. Sie brauchen nur Minuten, aber für die Leute, die auf die Feuerwehr warten, zieht sich die Zeit – ein normales Phänomen. Um 20.09 Uhr hören die Nachbarn im Lachgraben die Martinshörner. Gleich darauf sehen sie, wie sich das Löschfahrzeug um eine Ecke müht – parkende Autos erschweren das Manövrieren. Auch unmittelbar vor der Einsatzstelle ist es eng, denn auf der einen Seite steht ein Container mit Bauschutt, auf der anderen ein Auto. Millimeterarbeit. Dann ist es geschafft, und schon springt Fahrzeugführer Jens Sommer auf die Straße und erkundet die Lage.
„Rauch im ersten Stock, Vater, Sohn und Frau im Haus und ich kann nicht rein, weil von innen der Schlüssel steckt“, schildert Sommerschuh das Szenario. Sommer blickt ins Innere, sieht, dass das Erdgeschoss rauchfrei ist. Im Hof lehnt eine Leiter an der Hochterrasse. Der Einsatzleiter kehrt zurück auf die Straße und weist seine sechs Männer ein. Die haben schon Aufstellung genommen, zwei tragen Atemschutzgerät. Aber das Adrenalin sinkt: Sie haben Sommerschuh und Fölsing erkannt, die keine Anstalten machen, einzugreifen, und wissen nun, dass es sich um eine Übung handelt.
Gleichwohl nehmen sie die Sache ernst. Schließlich kommt es nicht oft vor, dass jemand ein Haus zur Verfügung stellt. Die Atemschutzgeräteträger erklimmen die Leiter. Ihre Kameraden legen vom Fahrzeug aus eine Versorgungsleitung in den Hof. Daran wird das Strahlrohr angeschlossen, das der Angriffstrupp nach oben zieht. Die Feuerwehrleute dringen in den nur wenig verqualmten Nebenraum ein und nähern sich dann dem vermeintlichen Brandherd. Maschinist Frank Praml überwacht sie dabei mit Hilfe moderner Technik vom Fahrzeug aus. Die Atemschutzgeräteträger suchen alle Räume ab, finden auch die 80 Kilo schwere Puppe, die einen Bewußtlosen darstellt, und bringen sie ins Freie. Gleichzeitig bläst ein Ventilator den Rauch weg.
Nicht lange danach ist alles vorbei. Die Feuerwehr kehrt zurück ins Gerätehaus und bespricht die Einsatzübung. Sie dient nicht nur dazu, das Gelernte in der Praxis anzuwenden, sondern auch, den Leistungsstand der Leute zu prüfen. Der Wehrführer ist damit rundum zufrieden. „Das war ein voller Erfolg“, strahlt Sven Sommerschuh. Die Erkundung durch den Fahrzeugführer, seine Entscheidung, wie vorzugehen ist und die Arbeitsweise der Truppe – „Sie haben alles vorbildlich gemacht, wie es in den Schulungen gelehrt wird“, freut sich Sommerschuh. Lediglich einige kleinere Mängel kamen zur Sprache. Etwa, dass es Rückfragen gab – eigentlich hat jeder Zwei-Mann-Trupp feste Aufgaben, die selbständig vollzogen werden sollen. Größtes Manko waren die parkenden Fahrzeuge, die die Anfahrt verzögert haben. „Laut Straßenverkehrsordnung müssen drei Meter Durchfahrtsbreite gegeben sein“, sagt der Wehrführer. In der Praxis sieht das leider oft anders aus. hn

Hier sitzt jeder Handgriff: Die Freiwillige Feuerwehr hat die Übung auf der Baustelle gut gemeistert. Foto: Glenn Anderson
Die Ausgabe Juli 2013 des Sindlinger Monatsblatt steht hier zum Download bereit:
Sindlinger Monatsblatt Juli 2013
Kurz gemeldet
Kamishibai
Zu einer Erzählstunde mit dem „Kamishibai“ lädt Lesefreundin Renate Donges-Kaveh am Mittwoch, 3., und Mittwoch, 10. Juli, in die Stadtteilbücherei ein. Es handelt sich dabei um ein Papiertheater aus Japan, das Kinder ab vier Jahren in aufregende, lustige und fantasievolle Welten entführt. Beginn ist um 15.30 Uhr in der Sindlinger Bahnstraße 124.
Ponyreiten
Bei Sonnenschein im Park, bei Regen in der Reithalle dürfen Kinder beim Reiterverein Sindlingen Ponyreiten. Im Juli bietet der Verein am Sonntag, 14., und Sonntag, 28. Juli, die Möglichkeit dazu. Jeweils von 14 bis 15 Uhr stehen Ponys und Führerinnen bereit. Weitere Informationen befinden sich auf der Homepage des Reitervereins Sindlingen: www.reiterverein-sindlingen.de oder können telefonisch unter 069 – 37 32 52 erfragt werden.
Sprechstunde
Der VdK-Ortsverband Sindlingen bietet eine offene sozialrechtliche Sprechstunde zum Schwerbehindertenrecht an. Die Berater helfen auch beim Ausfüllen von Kur- und Wohngeldanträgen. Die nächsten Sprechstunden sind am Freitag, 5., und Freitag, 19. Juli, jeweils von 16 bis 18 Uhr in den Räumen des Seniorenverbands, Edenkobener Straße 20a.
Monatswanderung
Nach Sachsenhausen führt die nächste Monatswanderung von VdK und Touristenclub. Wer sich anschließen möchte, kommt einfach am Sonntag, 14. Juli, um 9.15 Uhr an die Bushaltestelle am Rewe-Markt (Station Westenberger Straße) oder an den Sindlinger Bahnhof; die Wanderer fahren mit der S-Bahn um 9.34 Uhr Richtung Frankfurt.
Gesellige Stunden
In geselliger Runde schöne Stunden verbringen, dazu gibt es im Juli zweimal Gelegenheit für Mitglieder des VdK-Ortsverbands. Am Donnerstag, 11. Juli, richtet der Vorstand ab 19 Uhr einen Stammtisch im „Loch“ aus (Gaststätte Zur Mainlust) und am Sonntag, 14. Juli, ab 15 Uhr einen Kaffeeklatsch im Schützenhaus (Hattersheim, Südring). Für beide Treffen bittet der Vorstand bis 9. Juli um Anmeldung bei Renate Fröhlich, Telefon 37 12 93.
Evangelische Gemeinde
Gemeinschaft leben wollen
Beim Gemeindefest fragt keiner nach dem Woher
Von Konstantin Sacher
„Was? Eine Ausländerin heiratet Boas? Aber er ist doch ein feiner und angesehener Mann!“ hallte es durch die evangelische Kirche. Und die Antwort kam prompt: „Na klar! Warum denn auch nicht?! Sie ist eine tolle und fleißige und fromme Frau. So eine kannst du hier lange suchen!“
Menschen ziehen von Land zu Land. Dadurch werden sie zu Ausländern. Das ist heute so und das war vor 2500 Jahren auch nicht anders. In dieser biblischen Zeit spielt nämlich die Geschichte von Rut. Sie stand im Zentrum des Gottesdienstes zum Gemeindefest der evangelischen Gemeinde Sindlingen. Dass jeder Mensch zum Ausländer wird, sobald er seine Heimat verlässt, das ist klar. Aber was ist das richtige Verhalten, wenn Menschen aus unterschiedlichen Ländern und Kulturen auf einmal zusammen leben? Na, dann finden sie am besten heraus, was sie alles gemeinsam haben. Und sie merken, es ist viel mehr als das, was sie voneinander trennt. Das weiß jeder, der Freunde aus einem anderen Land hat.
Und das wusste auch schon Rut. Ungefähr 200 Gottesdienstbesucher lauschten, als der berühmteste Satz Ruts gesagt wurde: „Wo du hingehst, da will auch ich hingehen, und wo du bleibst, da bleibe auch ich. Denn dein Volk ist mein Volk und dein Gott ist mein Gott.“ Das soll Rut einst zu ihrer Schwiegermutter gesagt haben. Beide waren aus unterschiedlichen Völkern. Sie wollten und mussten aber zusammenhalten. Die Nationalität oder gar die Religion des anderen spielte dabei keine Rolle.
Egal, was wir Menschen uns alles einreden, was uns trennt und voneinander fernhält: Am Ende war es doch der gleiche Gott, der uns geschaffen hat. Das war die Essenz des Gottesdienstes und das war auch das Motto, unter dem das ganze Fest stand. So hatte es auch Pfarrer Ulrich Vorländer am Ende des Gottesdienstes zu allem Besuchern gesagt: „Gehen sie aufeinander zu und sprechen sie miteinander. Auch wenn sie sich noch nicht kennen.“ Offen sein für alle Menschen, auch und besonders für die fremden, das bedeutet Gemeinschaft leben zu wollen. Und ein Gemeindefest ist ja auch nichts anderes als der Ort, an dem die Gemeinschaft im Stadtteil mal so richtig ausgelebt werden kann.
So waren das ganze Fest und seine Besucher bunt gemischt. Gemeindemitglieder der evangelischen, der katholischen sowie solche, die zu keiner der Gemeinden gehören, feierten fröhlich zusammen. Und auch die Kinder haben erlebt, was für eine tolle Erfahrung es ist, gemeinsam etwas vorzuführen. Die Kinder de Kindergartens haben zusammen in der Kirche auf herzzerreißend süße Weise das Kindermutmachlied gesungen. „Wenn einer sagt: „Ich mag dich, du, ich find‘ dich ehrlich gut! Dann krieg‘ ich eine Gänsehaut und auch ein bisschen Mut.“, heißt es darin. Und Gänsehaut haben die Kinder bestimmt alle bekommen bei so einem lauten und kräftigen Applaus in der Kirche.
Nach dem Gottesdienst wurde vor dem Gemeindehaus in der Gustavsallee weitergefeiert. Und wem das Aufeinanderzugehen noch ein bisschen schwerfiel, dem wurde es ab 15 Uhr leichter gemacht. Denn wie kommt man besser ins Gespräch als bei einer Tasse heißem Kaffee und einem Stück Kuchen? Außer vielleicht noch bei einem Glas Wein oder Bier und guter Musik? Für alles war gesorgt. Es gab eine große Auswahl an Kuchen und später dann auch Handkäs, Salate und Gegrilltes. Alles selbstgemacht und richtig lecker. Und, wie gesagt, zu trinken gab es auch genug. Der Getränkestand war bei den sommerlich heißen Temperaturen natürlich besonders beliebt. Und während die Eltern alte Bekanntschaften pflegten oder neue Bekanntschaften schlossen, waren die vielen Kinder vor dem Kindergarten zu Gange. Das Team des Gemeindekindergartens versorgte die Kleinen prächtig. Sie konnten es sich bei meditativer Musik im Wohlfühlzelt gutgehen lassen, Freundschaftsbändchen knüpfen oder einen Vertrauenspfad laufen. Oder einfach nur auf dem schönen Außengelände des Kindergartens spielen.
Und später, als es schön dämmerte und die letzten Gäste gegangen waren, da versammelten sich die fleißigen Helfer aus der Gemeinde, um alles aufzuräumen. Aber irgendwie fiel es niemandem schwer, denn für so ein schönes Fest arbeitet man doch gerne.

Eine Bibelgeschichte spielten Kinder beim evangelischen Gemeindefest in der Kirche.

Ein Platz im Schatten war hoch willkommen beim evangelischen Gemeindefest hinter der Kirche.

Zauberer Glenn Gareau verblüffte sein junges Publikum ein ums andere Mal. Fotos: Achim Schulz
Meister-Schule
Ein Garten fürs Herz und für die Sinne
1. Platz beim Wettbewerb Schule und Natur der Sparkassenstiftung
Ein Kleinod ist gegenüber dem Wohnheim in der Schreinerstraße entstanden. Wo bis 2011 eine verwilderte Wiese wucherte, erfreut jetzt ein gepflegter Garten das Auge. Im „Meister-Gärtchen“ wachsen Kartoffeln, Erdbeeren, Blumen und Kräuter. An der Westseite reihen sich säuberlich Beerensträucher aneinander. Im kleinen Teich tummeln sich Wasserläufer, und jeden Morgen kommt ein Entenpärchen zum Baden, hat ein Nachbar beobachtet.
Regelmäßig sind Schüler unter Anleitung von Lehrerin Barbara Frank am Werkeln. Sie hängen Nisthilfen für Insekten auf, die sie in der Schule gebaut haben. Sie stellen Tontäfelchen mit den Namen der Pflanzen in die Beete, die sie im Töpferraum selbst hergestellt haben. Im Frühjahr montierten sie ein selbst gebautes Hochbeet, in dem nun Kräuter üppig wachsen und duften. „Alles, was man trinken kann“ wächst darin: „Pfefferminze, Zitronenmelisse, Salbei. Salbei schmeckt nicht so gut, ist aber gut für die Verdauung“, erklärt Sedef aus der fünften Klasse: „Wir haben Tees daraus gemacht. Wollen Sie mal probieren?“ Ottilie Wenzler nickt. Die Geschäftsführerin der Stiftung der Frankfurter Sparkasse bildet zusammen mit Helmut Mag vom staatlichen Schulamt und Dietmar Breimhorst vom Palmengarten die Jury, die im Auftrag des Stifungsprojekts Schule und Natur Schulgärten besichtigt. Anfang Juni besuchte das Trio das „Meister-Gärtchen“.
Die Stiftung vergibt seit 30 Jahren Preise für die gelungensten Anlagen. „Es ist uns wichtig, dass die Kinder etwas über die Natur lernen und Spaß daran haben, im Garten zu arbeiten“, erklärt Geschäftsführerin Ottilie Wenzler. Deshalb zählt nicht nur, wie ein Schulgarten aussieht, sondern auch, ob sich die Schüler darin auskennen.
Um das herauszufinden, stellen die Besucher Fragen. „Woran erkennt man, ob Wildbienen in der Nisthilfe wohnen?“ – „Wenn das Loch gefüllt ist“, sagt ein Mädchen und verweist gleich noch auf ein anderes Insektenhotel: „Hier, sehen Sie, hier sind Marienkäfer drin“. Arashdeep aus der vierten Klasse erklärt, warum die Schüler rund um die Beete und den Geräteschuppen Rindenmulch verteilt haben. Sascha, Youssef und Omar aus der siebten Klasse gehören zu denen, die sich an der Planung und den ersten Arbeiten am Schulgarten vor anderthalb Jahren beteiligt haben. Jetzt erläutern sie den Besuchern, wie das Wasser in den Teich kam und welche Tiere und Pflanzen dort zu sehen sind.
Die Jury macht sich Notizen und Fotos. Insgesamt beteiligten sich dieses Jahr 27 Schulen an dem Wettbewerb. Die Meister-Schule ist zum zweiten Mal dabei. Vergangenes Jahr errang sie den ersten Platz in der Sparte Kleinprojekte; das sind solche, an denen nur eine Schulgruppe, sei es eine Klasse oder eine Arbeitsgruppe, beteiligt sind. Dieses Jahr bewarb sie sich in der Abteilung Großprojekte, denn mit Ausnahme der Erst- und Zweitklässler sind Schüler aller Jahrgangsstufen an der Gartenarbeit beteiligt. Und wieder gelang es den Sindlingern, die Jury zu überzeugen: Sie wurden mit dem ersten Platz ausgezeichnet, der mit 600 Euro dotiert ist.
Unterstützt werden aber alle, die sich anmelden. Sie erhalten ein „Startgeld“ von 75 Euro für Klein- und 175 Euro für Großprojekte zum Kauf von Samen und Setzlingen. Daneben setzt Barbara Frank auf das, was die Natur selbst zur Verfügung stellt. „Vergangenes Jahr haben wir einen Teil der Bohnenkerne aus den vertrockneten Hülsen genommen und sie dieses Jahr wieder eingepflanzt“, sagt die engagierte Lehrerin. Jetzt, Anfang Juli, dürften sie sich schon munter an den Bohnenstangen emporranken. „Der Schulgarten ist eine gute Gelegenheit, den Kindern, von denen die meisten anfangs nur wenig über die Natur wissen, viel beizubringen“, findet die Lehrerin. Und Spaß macht es offenkundig auch. „Wir mögen es, hier zu arbeiten. Es sieht alles so schön aus“, finden die Fünftklässlerinnen Sarah und Sedef. hn

Aus Minze und Salbei lässt sich wunderbar Tee zubereiten, erklärten die Schüler Ottilie Wenzler von der Stiftung Natur und Umwelt. Ringelblumen sollen Farbe ins Hochbeet bringen. Fotos: Heide Noll

So sah es früher aus: Sascha, Youssef und Omar (von rechts) haben das Meister-Gärtchen von Anfang an mitgestaltet.